Donnerstag, 14. Oktober 2010

Streit in der Kirche hl

A. Losung: Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis. Sprüche 1,7
B. Lehrtext: In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. Kolosser 2,3

Liebe Leserinnnen und Leser,

heute mute ich Ihnen /Euch einen etwas längeren Abschnitt zum Lesen und Mitdenken zu.
Die Kirchenleitung unserer bayerischen Landeskirche (1) möchte die Präambel (2) des Grundartikels unserer Kirchenverfassung durch einen Zusatz verändern, der das Verhältnis unserer Kirche zum Judentum beschreibt. Darüber ist in unserer Kirche ein Streit ausgebrochen. Denn in der Präambel der Kirchenverfassung steht, was die evangelischen Christen in Bayern
glauben und bekennen. So sollen wir alle miteinander künftig bekennen und glauben, was in der Ergänzung steht: "Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern ... bezeugt mit der Heiligen Schrift die bleibende Erwählung des Volkes Israel und weiß sich dem jüdischen Volk geschwisterlich verbunden."
Unstrittig ist, dass wie unser Volk so auch unsere Kirche eine besondere historische Verantwortung und Verpflichtung den Juden gegenüber hat, dass keinerlei antisemitische Tendenzen mehr geduldet werden dürfen. Verständlich ist, dass man dies auch nach außen hin deutlich machen möchte. Ich persönlich hätte auch kein Problem damit, die "bleibende Erwählung des Volkes Israel" zu bezeugen und "dem jüdischen Volk geschwisterlich verbunden" zu sein. Mein künftiger Schwiegersohn Brian ist beispielsweise eine liebenswürdiger und feinsinniger amerikanischer Jude. Aber hier geht es nicht darum, wozu ich persönlich bereit bin oder was mir sympathisch ist, sondern ob das, was in der Ergänzung zur Präambel steht, durch die Bibel (= das Wort Gottes) gedeckt ist. Und das ist es meines Erachtens nicht!
Damit sind wir bei der heutigen Tageslosung. "Die Furcht des Herrn", das ist der Respekt vor seinem Wort und den Menschen in der Bibel, die sein Wort bezeugt haben wie zum Beispiel die Propheten, Evangelisten und Apostel. Wenn man die Bibel im Ganzen liest und nicht nur einzelne Stellen heraus nimmt, kann von einer "bleibenden Erwählung des Volkes Israels" so nicht die Rede sein. Gerade in dem Abschnitt der Bibel, auf den sich die Befürworter der Ergänzung stützen (3), lesen wir, dass der dreieinige Gott selbst die Zweige (das sind die Anhänger des alten jüdischen Glaubens) aus dem heiligen Ölbaum (4) ausgebrochen hat bis auf einige, die zum Glauben an Jesus gekommen sind (5). Stattdessen hat er die Heiden "eingepropft", Nichtjuden, die sich haben taufen lassen und Christen geworden sind. Ihnen sollen es die Juden gleich tun (6). Wenn aber, so Paulus, die Juden nicht im Unglauben bleiben (und nun ebenfalls Jesus Christus als ihren einzigen Herrn und Gott annehmen), kann der dreieinige Gott sie in den Ölbaum wieder einpfropfen (7). Dann sind auch sie wie die anderen Christen bleibend erwählt und werden (!) unsere Geschwister durch den gemeinsamen Glauben an Jesus Christus. Dann werden auch sie Gottes Barmherzigkeit erlangen (8). Anders gesagt, Juden sind
auf Hoffnung hin (in einer zukünftigen Zeit) erwählt und auf Hoffnung hin Geschwister im gemeinsamen Glauben an Jesus Christus. Dann aber ist es unsere Aufgabe, sie als Christen jetzt schon zu diesem Glauben einzuladen.
Mir mag das gefallen oder nicht. Das mag nach unseren heutigen Maßstäben tolerant erscheinen oder nicht, politisch korrekt sein oder nicht. Das alles spielt keine Rolle. Einzig und allein zählt das Zeugnis der Bibel. Von mir wird zu Recht verlangt, in diesem wie in allen anderen Fällen, Gottes Wort zu respektieren aus Ehrfurcht vor dem, der es uns gegeben hat und um zu erkennen, was es besagt (Losung). Diese Einsicht gewinnen wir in Christus selbst, in dem die Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen sind (Lehrtext).


Das glaubt

Ihr / Euer Hans Löhr

PS: Bei Interesse bitte nachlesen Neues Testament, Brief an die Römer Kapitel 9-11, besonders Kapitel 11,1-32
Anmerkungen:
zu (1)
Bestehend aus Landesbischof, Landessynode, Landeskirchenrat und Landessynodalausschuss
zu (2) Eine Präambel (Einleitung) soll der Darstellung von Motiven, Absichten, Zwecken durch ihre Verfasser dienen und darlegen, was in unserer Kirche geglaubt und bekannt wird.
zu (3) Neues Testament, Römerbrief Kapitel 9 bis 11
zu (4) Ein Bild für das Volk Israel, das Gott sich in Abraham erwählt hatte, damit es sein heiliges Volk sei.
zu (5) Siehe Römer Kapitel 11, Verse 17-20
zu (6) Siehe Römer Kapitel 11, Vers 11
zu (7) Siehe Römer Kapitel 11, Vers 23
zu (8) Siehe Römer Kapitel 11, Vers 31

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