Mittwoch, 1. Dezember 2010

Das rechte Wort zur rechten Zeit hl

Losung: An jenem Tage wird dein Mund aufgetan werden, sodass du reden kannst und nicht mehr stumm bist. Hesekiel 24,27

Lehrtext: Wenn sie euch vor Gericht stellen, dann sorgt euch nicht darum, wie oder was ihr reden sollt, denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Matthäus 10,19

Liebe Leserin, lieber Leser,

als Theologiestudent und Vikar war ich mit Karl Steinbauer, einem 43 Jahre älteren Pfarrer befreundet. Während des Nationalsozialismus wurde er ein paar Mal verhaftet und verbrachte einige Zeit im Konzentrationslager Sachsenhausen. Er lebte nach der Devise aus der Bibel (Apostelgeschichte Kapitel 5): »Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen«. Das brachte ihn damals in Schwierigkeiten. Merkwürdig war, dass er immer wieder milde Richter fand. Er erklärte es mir mit dem Bibelwort aus dem heutigen Lehrtext.
Auch als er wegen einer regimekritischen Weihnachtspredigt vor das Kriegsgericht gestellt wurde, vertraute er auf dieses Wort. Er konsultierte keinen gerissenen Rechtsanwalt. Er bereitete sich nicht mithilfe von Gesetzestexten auf die Verhandlung vor. Er trat im festen Glauben vor den Richter, dass er mit Gottes Hilfe schon die richtigen Worte finden würde. Und zur Überraschung aller wurde er in diesem Fall freigesprochen. Seine Erfahrungen hat er in einem kleinen, längst vergriffenen Büchlein mit dem Titel "Weihnachtspredigt vor dem Kriegsgericht" niedergelegt.
Es muss nicht gleich eine Gerichtsverhandlung auf Leben und Tod sein, in der sich dieses Bibelwort bewährt. Es gibt genügend andere Situationen, wo man darauf angewiesen ist, die richtigen Worte zu finden. Man kann sie sich irgendwo zusammenklauben. Man kann aber auch darum bitten und darauf vertrauen, dass Gott sie einem im entscheidenden Augenblick eingeben wird.

Gebet: Herr, ich habe mich schon öfter zu unbedachten Worten hinreißen lassen und damit Menschen verletzt. Damit habe ich auch mir selbst geschadet. Darum bitte ich Dich, dass Du mir hilfst, das zu sagen, womit ich vor Dir und den Menschen bestehen kann. Wenn ich aber den Mund aufmache, will ich freundlich und klar sagen, was hilfreich und wahr ist und was gesagt werden muss. Amen
Herzliche Grüße

Hans Löhr

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