Sonntag, 1. April 2012

Die Tür bleibt offen hl (Konfirmationspredigt 2012)

Bibelwort zur Predigt: Matthäus Kapitel 11 Verse 28 bis 30:
28 Jesus sagt: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und unter Lasten stöhnt! Ich werde euch ausruhen lassen. 29 Geht meinen Weg und lernt von mir! Dann findet euer Leben Erfüllung, denn ich quäle euch nicht und habe ein sanftes Herz. 30 Mein Weg ist nicht beschwerlich und meine Last ist leicht." (nach NEÜ/HL)

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Konfirmandenfamilien,

bei der Vorbereitung dieser Predigt habe ich mir die Frage gestellt, warum wollen denn die Familien hier die Konfirmation ihrer Kinder? Geht es ihnen nicht bloß um ein schönes Familienfest? Und die Konfis, wollen die nicht nur ihre Geschenke? Und was hat das Ganze überhaupt noch mit Gott und dem Glauben zu tun? Ihr hier habt vorhin das Versprechen gegeben, „im Glauben an Jesus  Christus zu wachsen und als evangelische Christen in seiner Gemeinde zu bleiben“. Aber könnt ihr, wollt ihr es auch halten? Und wozu müht sich meine Frau ein Jahr im Konfirmandenunterricht ab zusammen mit vier anderen Frauen, die ihr ehrenamtlich dabei helfen, die ihre Zeit opfern und keinen Cent dafür bezahlt bekommen, die im Gegenteil ihre Benzinkosten noch selbst tragen? Ja, wofür denn?

Die innere Stimme
So saß ich letzten Donnerstagvormittag am Schreibtisch und grübelte vor mich hin. Doch plötzlich meldete sich eine andere Stimme in mir: „Hans“, sagte sie „sei nicht ungerecht. Kritisiere die Menschen nicht, nicht die Konfirmandeneltern und auch nicht die Konfis selbst. Liebe sie! Dazu brauche ich dich. Schau, keiner von denen, die jetzt in den Kirchenbänken sitzen ist feindselig. Keiner ist von vornherein gegen den Glauben eingestellt. Keiner verachtet mich vorsätzlich. Die Menschen tun sich nur schwer, sich in dieser Welt und Zeit zurechtzufinden. Sie werden durch so viele Dinge abgelenkt. Viele wissen nicht mehr, was wirklich wichtig ist und was nicht, was ihnen gut tut und was schadet. Und doch sind da immer auch einige, die ernsthaft nach mir fragen und denen ich wichtig bin.

Glaub mir, jeder hier, ob Konfirmand oder Erwachsener, möchte geliebt werden. Jeder hier möchte glücklich oder wenigstens zufrieden sein können. Jeder möchte bei anderen etwas gelten und nicht ein Außenseiter sein. Geht's dir denn anders? Mancher leidet am Leben, an seinen eigenen Unzulänglichkeiten, an seinen Niederlagen, unter seinen Enttäuschungen. Nicht wenige stöhnen unter dem Druck und dem Stress in der Schule, am Arbeitsplatz und manchmal auch daheim. Und dann sind hier welche, die müssen mit finanziellen oder gesundheitlichen Problemen kämpfen. Da ist keiner, der ein gänzlich sorgenfreies Leben hätte. Schau sie dir an! Jeder wünscht und sucht ein bisschen Lebensglück. Ja, manche suchen an der falschen Stelle, das stimmt, aber deshalb ist doch der Wunsch nicht falsch.

Nicht kritisieren, sondern lieben
Darum kritisiere die Menschen hier nicht, sondern zeige ihnen den menschenfreundlichen Gott. Sprich von ihrem und deinem Vater im Himmel, der sie liebt. Sprich von mir, der ich ihr Hirte bin. Jeden einzelnen hier suche ich, weil ich nicht will, dass er in dieser gierigen Welt verloren geht. Sag ihnen, dass sie mir ihre Sorgen und Ängste bringen können und dass da ein Gott ist, der für sie sorgt. Sage ihnen auch, dass sie nicht länger mit Schuld und Hass leben müssen. So wie für dich, so bin ich auch für sie ans Kreuz gegangen und mit dem Satz gestorben: Vater, vergib.

Richte ihnen aus, dass sie zu mir kommen können, jeder einzelne, der sich abplagt mit seinen Belastungen, der ein schweres Herz hat, den Kummer bedrückt, den eine Sucht quält – jeder einzelne kann zu mir kommen. Ich will es ihm leichter machen. Sag ihnen, dass sie bei mir zur Ruhe kommen können. Ich bedrücke niemand. Ich falle niemand zur Last. Dir und ihnen – euch allen zeige ich den Weg, auf dem ihr leichter durchs Leben kommt, und geh ihn mit bis zum Schluss. Dazu bin ich da, heute und morgen.

Und das sage ihnen auch, das sollen sie zum Schluss noch wissen: Jeder, der jetzt hier ist, ist einzigartig, ist wertvoll und liebenswert. Jeder von ihnen ist gewollt, von Gott gewollt und darum wird keiner aufgegeben, nicht einer.

Ja, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Konfirmandenfamilien und Gäste, diese Stimme hat sich am Donnerstagmorgen in mir zu Wort gemeldet, als ich nicht recht wusste, was ich heute sagen soll. Und nun habe ich euch das weitergegeben, was sie mir gesagt hat. Das schöne ist, ich kann es einfach so weitersagen und muss niemand hier zwingen, das auch zu glauben. Ich muss auf niemand hier Druck ausüben, sein Leben zu ändern. Meine Aufgabe ist lediglich, euch im Namen Jesu eine Einladung auszusprechen und zu sagen: „Die Tür zu Gott ist offen, für jeden von euch. Die Tür zu einem Leben, in dem du nicht mehr allein sein musst weder jetzt noch dann.“

Ob du durch diese Tür gehen wirst und wann, du Erwachsener und du Konfirmandin und Konfirmand, das ist nun deine Sache. Aber das sollst du wissen: Die Tür bleibt offen und du bleibst eingeladen von deinem wunderbaren Gott zu einem wunderbaren Glauben, der dich ein Leben lang trägt. Amen

Hans Löhr
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