Sonntag, 22. April 2012

Fledermäuse Gottes hl (Konfirmationspredigt III)

Bibelwort zur Predigt:  Und Mose fragte Gott: "Wenn ich zu den Israeliten komme und ihnen sage, dass der Gott ihrer Vorfahren mich zu ihnen gesandt hat, werden sie mich nach seinem Namen fragen. Was sage ich dann?" Gott antwortete: "Ich bin euer Gott, der für euch da ist.1 Darum sag den Israeliten: Der 'IchBinDa!', der hat mich zu euch gesandt. 2. Mose 13 und 14

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,liebe Konfirmandenfamilien, liebe Gottesdienstgäste,
Witze, wenn sie wirklich gut sind, kann man zweimal hören. Diesen, den ich gleich erzählen werde, kennen einige von euch schon. Aber weil er so treffend ist, möchte ich ihn noch einmal bringen:
Zwei Pfarrer unterhalten sich. Einer klagt über die Fledermäuse in seiner Kirche. Er weiß nicht, wie er sie los werden kann. Da sagt sein Kollege: Kein Problem, ich hab sie konfirmiert. Seitdem sind sie aus der Kirche verschwunden.
Das ist seit langem ein weit verbreitetes Phänomen: Wer konfirmiert ist, fliegt der Kirche erst einmal davon und lässt sich in der Gemeinde so schnell nicht mehr blicken. Das war zu meiner Generation so, zur Generation eurer Eltern, bei den Konfirmandenjahrgängen vor euch und bei euch wird es wieder so sein. Da brauchen wir uns nichts vor zu machen.
Aber warum ist das so? Nun, da gibt es viele Gründe. Darüber sollte man besser bei anderen Anlässen sprechen als bei der Konfirmation. Und dann ist es ja auch so, dass ein paar von euch doch bleiben, weil sie beim Kindergottesdienst mitarbeiten oder den Teenkreis weiterhin besuchen. Und vielleicht fahren ja auch ein paar von euch wieder mit auf das TMT ins Monbachtal im Schwarzwald.

Wer gibt auf dich acht?
Doch selbst wenn ihr nach der Konfirmation für die Kirche und unsere Gemeinde verschwunden seid,  für Gott ist das nicht so. Er sieht dich, ob Konfirmand oder Erwachsener, trotzdem. Jeden Tag. Auch jetzt. Und das ist gut, dass er weiterhin auf dich achtet wie schon bisher und wie auch jetzt. Denn wenn er es nicht täte, wer sonst würde auf dich achtgeben, dein Leben beschützen und erhalten? Die Lebensversicherung vielleicht? Die Regierung? Der Chef? Der Zufall?
Du kannst dich fragen, warum sollte Gott das tun? Wieso hat er ein Interesse an mir, da doch mein Interesse an ihm so toll nicht ist? Die Antwort des Glaubens ist einfach: Weil du ihm gehörst. Weil er dich gewollt und geschaffen hat und dich darum auch nicht aufgibt.
Einige von euch hier haben zuhause eine Katze. Warum füttert ihr sie täglich? Warum gebt ihr Geld aus für den Tierarzt? Warum leert ihr das Katzenklo aus? Warum all die Mühe? Die Katze tut eigentlich wenig dazu, sich diese Mühe zu verdienen. Ein Hund bellt wenigstens, und wenn es gut geht, gehorcht er und apportiert ab und zu ein Stöckchen.  Eine Katze macht das nicht. Warum also der Aufwand für sie? Ganz einfach, weil sie zu euch gehört. Weil ihr sie liebt. Und wenn sie einmal tot ist, sind alle in der Familie traurig wie die Familie in Sommersdorf, deren Katze neulich ausgerechnet in der Regentonne am Pfarrhaus ertrunken ist.

Du bist mehr als eine Katze
Soviel Einsatz an Arbeit, Geld  und Gefühlen für eine Katze. Und dabei habt ihr sie noch nicht einmal selbst gemacht. Du aber bist für Gott viel mehr als eine Katze. Du bist sein geliebtes Kind. Darum finde ich es gut, wenn auch du die Beziehung zu ihm nicht abreißen lässt. Eine Katze weiß, wo sie hingehört. Weißt du das auch? Und wie ist es, wenn du einmal fort und von daheim ausgezogen bist und wenn deine Eltern einmal nicht mehr da sein werden? Weißt du dann, wo du hingehörst? Wem du gehörst?
Eine Katze kommt immer wieder zurück, wenn sie anständig behandelt wird. Und wenn das ein Tier schon kann, kannst du das schon zweimal. Gott ist für dich nur ein Gebet weit weg. Und wenn du mit ihm sprichst, dann ist er auch für dich da.
Erinnert euch an den Religionsunterricht in der vierten Klasse. Damals erzählte ich euch die geheimnisvolle Geschichte von Mose, der einen brennenden Busch entdeckte, der doch nicht verbrannt ist. Und plötzlich sprach aus dem Feuer Gott selbst zu Mose und nannte ihm seinen Namen »IchBinDa!« [FOLIE]
Wir haben dann diesen Hefteintrag gemacht: [Auge + Ohr + Herz + Hand + Mund = Jahwe / IchBinDa!]

LESEZEICHEN (Vorder- und Rückseite, © Hans Löhr 2012) Zum Vergrößern anklicken:


 Und dann sagte ich zu euch: Alles, was wir im Religionsunterricht gemacht haben, könnt ihr wieder vergessen. Aber das merke dir ein für alle Mal bis an dein Lebensende: Dein Gott heißt »IchBinDa!« Und mit diesem seinem Namen sagt er zu dir:
·      Ich, dein Gott, war da als du geboren wurdest und seitdem erhalte ich dich am Leben.
·      Ich, dein Gott, war da als du krank warst und hab dich wieder gesund gemacht.
·      Ich, dein Gott, war da als du in Gefahr warst und hab dich daraus gerettet.
·      Ich, dein Gott, war da als du niedergeschlagen warst und hab dich wieder aufgerichtet.
·      Ich, dein Gott, war die ganze Zeit für dich da, auch wenn du es meistens gar nicht gemerkt hast.
·      Und ich bin auch jetzt für dich da, hier bei deiner Konfirmation, um dich zu segnen mit meiner Liebe, meiner Kraft und meinem Frieden.
·      Und ich werde auch morgen da sein, jeden Tag, jede Stunde. Darauf kannst du dich verlassen.
Damit du dich auch später daran erinnern kannst, hab ich für dich aus jenem Hefteintrag in der vierten Klasse ein Lesezeichen gemacht. Du bekommst es nachher bei deiner Einsegnung. Heb es gut auf. Lege es ins Gesangbuch oder in deine Bibel oder in dein Nachtkästchen. Und wenn du einmal dringend Hilfe brauchst, die dir Menschen nicht geben können, dann nimm es zur Hand, schau es dir an und sprich ein Gebet.
Du wirst Gottes Nähe und Hilfe spüren, wenn du glaubst und ihm und seinen Worten vertraust. Wenn nicht, bist du wie ein Mensch, der zwar einen Sechser im Lotto gewonnen hat. Aber es nützt ihm nichts, weil er den Schein weggeworfen hat.
Vermutlich werden nach der Konfirmation die meisten von euch aus Kirche und Gemeinde erstmal verschwunden sein. Aber dann nimm aus deiner Konfirmation mit, dass Gott für dich da ist so bald du ihn rufst, sobald du zu ihm betest und mit ihm sprichst. Lass den Kontakt zu ihm nicht abreißen. Such immer wieder seine Nähe und wenn du mehr willst, wenn du willst, dass er dir ein starkes und fröhliches Herz schenkt, wenn du mit ihm glücklich werden willst, dann lade ihn in dein Leben ein und gib ihm da den ersten Platz.

Flieg, Fledermaus, flieg!
Mit diesem Gott an deiner Seite kannst du gefasst durch gute und schlechte Zeiten gehen. Und auch wenn es einmal ganz schwierig für dich werden sollte, denke daran: Er sieht deine Not, er hört dein Gebet, er fühlt mit dir, er hilft dir mit starker Hand, er stärkt dich mit seinem Namen und sagt: „Keine Angst, ich bin doch da – für dich!“
Und nun, ihr Fledermäuse Gottes, fliegt in seinem Namen hinaus in die Welt. Ihr werdet manches Abenteuer erleben. Doch bleibt in guten wie in schlechten Zeiten mit ihm in Kontakt. Ihr wisst jetzt, er ist nur ein Gebet weit weg entfernt.
Und wenn eure Seele sich mal ausruhen will oder eine Heimat braucht: In der Kirche hier wohnen nach wie vor Fledermäuse und hinter den Fensterläden unseres Pfarrhauses auch. Wir wollen sie gar nicht los werden. Wir freuen uns über sie. Und darum halten wir auch für euch einen Platz frei hier in eurer Kirche und in eurer Gemeinde.
Guten Flug ins Leben und behüt‘ euch Gott! Amen 

  Hans Löhr 

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