Montag, 9. Juli 2012

Macht über das Schicksal hl

Losung: Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr, der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der HERR, der dies alles tut. Jesaja 45,6-7

Lehrtext: Wir danken dir, Herr, allmächtiger Gott, der du bist und der du warst, dass du an dich genommen hast deine große Macht und herrschest! Offenbarung 11,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

erst gestern habe ich in der Sonntagspredigt darüber gesprochen, dass „Gott nicht das Gute ist, sondern das Ganze“ (Thomas Mann), dass alles, was geschieht und was wir erleben und erleiden, Glück wie Unglück, mit ihm zu tun hat. Ich kann mir denken, dass das für manchen, der das liest, nur schwer annehmbar ist. Ist denn Gott nicht der liebe und gute Gott? Ist er nicht ausschließlich die Quelle alles Guten in meinem und deinem Leben? Hiob, die große Leidensgestalt aus der Bibel, sieht das anders. Er sagt: „Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?“ (Hiob 2,10)
Martin Luther spricht in diesem Zusammenhang von Gottes dunkler Seite, die wir kaum verstehen. Doch er bleibt dabei nicht stehen, sondern rät dem Glaubenden, den großes Leid getroffen hat, vom „verborgenen Gott“ zu dem zu fliehen, der sich in Jesus Christus als unser liebender Vater zeigt.
Trotzdem fragen viele, warum denn Gott auch das Leid zulässt, ja, warum er es sogar selbst bewirkt. Eine Antwort darauf weiß ich nicht. Aber weil Gott beides schafft, „Licht und Finsternis, Frieden und Unheil” (Losung), darum bleibt er für mich auch zuständig, wenn ich bitte, das Leid wieder zu wenden. Er allein hat dazu die „große Macht“ (Lehrtext). Darum ist jedes aufrichtige Gebet sinnvoll.
Die alten Griechen kannten neben ihren sonstigen Göttern auch drei Schicksalsgöttinnen: Klotho, die den Lebensfaden spinnt. Lachesis, die jedem Menschen sein Los zuteilt und Atropos, die das unabwendbare Lebensende festsetzt. Ihre Macht war so groß, dass selbst Göttervater Zeus am Schicksal nichts ändern konnte. Doch unser Gott hat auch unser Schicksal in der Hand. Er bleibt nicht unerreichbar für uns. Unsre Gebet können sein Herz bewegen. Und selbst wenn er uns im Leid so fern und fremd geworden sein sollte, dass wir nicht mehr zu ihm beten können, dann können wir immer noch Christus bitten, dass er unsere Anliegen vor ihn bringt.

Gebet: Allmächtiger Gott, du hast schon unglaubliche Wunder vollbracht und Menschen geholfen, die für sich keine Hoffnung mehr hatten. Dafür preise ich dich. Aber ich muss es auch erleben, dass du manches Gebet nicht erhörst und sich das Unheil nicht mehr zum Guten wendet. Das tut mir in der Seele weh und erschüttert meinen Glauben. Mach mich trotzdem gewiss, dass du weißt, was du tust und dass es letzten Endes zum Besten dienst. Mir fehlt ja der Überblick über das, was noch werden soll und wie alles zusammenhängt. Aber du weißt es und wirst an mir und allen anderen vollenden, was du hier begonnen hast. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

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