Sonntag, 28. Juli 2013

Nimm Dir Zeit! hl

Predigt am Gemeindefest von Hans Löhr

Predigttext: »Jeden Morgen weckt Gott mir das Ohr, dass ich auf ihn höre wie ein Jünger.« Jesaja 50, 4+5

Liebe Freunde,

(Gießkanne halbvoll gefüllt) in diesen heißen Tagen ist das da für jeden, der einen Garten hat, ein besonders wichtiges Gerät. Wie viel Wasser ist wohl jetzt in dieser Kanne? Sie / Ihr könnt es nicht wissen, höchstens schätzen. Stell Dir vor, Du hast nur eine einzige Gießkanne, um heute den Garten zu gießen. Welchen Pflanzen wirst Du was geben? Den Blumen, dem Gemüse oder wirst Du das Rasenstück vor Deinem Haus gießen? Und jetzt stell Dir vor, das, was in der Gießkanne ist, ist nicht Wasser sondern Zeit, Deine Lebenszeit. Du weißt nicht wie viel die Kanne enthält. Du weißt nur, dass Deine Lebenszeit begrenzt ist und Du sie nicht nachfüllen kannst. Wofür willst Du Deine Zeit verwenden?
Die Älteren unter uns wissen, wie kurz das Leben ist und wie schnell die Zeit verfliegt. Unaufhörlich nimmt sie ab. Auch jetzt, in diesem Augenblick. Und Du weißt: Heute ist der erste Tag vom Rest Deines Lebens. Wenn ich mir das klar mache, wird meine Zeit kostbar und ich frage mich: Was fang ich damit an? Was, um im Bild zu bleiben, begieße ich und was nicht?

Ein Kollege aus einer Freikirche predigte einmal, dass man in seinem Leben Platz für Gott schaffen, ihm Zeit einräumen soll, um auf sein Wort zu hören, seine Gegenwart zu spüren. Nach dem Gottesdienst kam ein Geschäftsmann auf ihn zu und sagte aufgebracht: »In was für einer Welt leben Sie eigentlich? Soll ich Ihnen mal meinen Terminkalender zeigen? Jede Stunde, jede Minute ist durchgeplant. Ich brauche alle meine Zeit für mein Geschäft und was übrig bleibt für meine Familie und mein Haus. Ich habe einfach keine Zeit mehr, um mich auch noch still hinzusetzen und auf Gott zu hören.« Der Kollege antwortete: »Zeit ist doch keine Frage des Habens, sondern des Nehmens. Sie nehmen sich auch Zeit zum Essen, zum Schlafen, Duschen und das, was Ihnen Spaß macht. Wenn Sie sich keine Zeit nehmen wollen, um täglich auf Gott zu hören, ist das Ihre Entscheidung. Aber sagen Sie nicht, Sie hätten keine Zeit.«
Ein paar Wochen später lud der Geschäftsmann den Pfarrer nach Hause ein und zeigte auf einen Sessel. »Da«, sagte er, »da sitze ich nun jeden Tag ein paar Minuten und höre, was Gott mir sagen will.« Der Pfarrer war total verblüfft. Damit hatte er nicht gerechnet. Ein paar Monate später fand wieder ein Gespräch statt. Der Geschäftsmann informierte den Pfarrer, dass er nun seinen Job an den Nagel hängen und bei ihm in der Gemeinde mitarbeiten wolle. Der Pfarrer wehrte ab: »Ja aber das macht man nicht so einfach, besonders wenn man eine Familie hat. Wissen Sie, was Sie da riskieren? Woher haben Sie eigentlich diese Idee?« Und der Mann antwortete: »Das habe ich auf meinem Sessel gehört.« »Dann«, sagte der Kollege, »gehen Sie jetzt zurück auf Ihren Sessel und fragen lieber nochmal nach.« Einige Wochen später fing der Mann tatsächlich als Mitarbeiter in der Freikirche an und erwies sich als Volltreffer.
Ein paar Jahre später verließ er die Gemeinde, um einem anderen Pfarrer zu helfen, eine neue Gemeinde aufzubauen. Auch das, so sagte er, habe er wieder auf seinem Sessel gehört. Wieder ein paar Jahre später rief er noch einmal bei seinem alten Pfarrer an: »Ich habe schlechte Nachrichten. Die Ärzte sagten mir, dass ich Blutkrebs habe und nicht mehr lange leben werde«. Dann starb er. Nach der Beerdigung kamen der Pfarrer und die Witwe auf den Sessel zu sprechen, in dem der Mann all die Jahre jeden Tag ein paar Minuten auf Gott hörte. »Diesen Sessel«, so die Witwe, »geben wir auf keinen Fall her. Er soll für die Kinder und für spätere Generationen ein Zeichen sein, wie wichtig es ist, sich regelmäßig Zeit zu nehmen, um auf Gott zu hören.«

Wo, so frage ich Dich, wo steht Dein Sessel? Nimmst auch Du Dir regelmäßig Zeit, um zu hören, was Gott Dir sagen will? In der Bibel heißt es im Buch Jesaja im Kapitel 50: »Jeden Morgen weckt Gott mir das Ohr, dass ich auf ihn höre wie ein Jünger.« Wie ist das mit Deinem Ohr? Ist es wach für Gott? ‚Jeden Morgen‘, heißt es in dem Bibelwort. Letzten Endes ist es egal, wann und wo Du Dir Zeit für Gott nimmst. Das kann morgens im Bett oder in einem Sessel sein. Oder ein bestimmter Parkplatz, an dem Du jeden Morgen vorbeikommst, wenn Du zur Arbeit fährst. Das kann auch abends sein. Wichtig ist, dass es regelmäßig geschieht.
Die Gießkanne hier fasst nur eine bestimmte Menge Wasser. Unser Leben fasst nur eine bestimmte Menge Zeit. Wofür nehme ich sie mir? Nehme ich mir auch Zeit für den, der sie mir geschenkt hat? Habe ich ein Ohr für ihn, um zur Ruhe zu kommen und das Unwichtige vom Wichtigen zu unterscheiden? Höre ich auf Gott, wenn ich vor wichtigen Entscheidungen stehe?

[Schwamm] Ich habe hier einen trockenen Naturschwamm. Sein Element ist das Wasser. Darin ist er gewachsen, darin lebt er. Und so ist es seine Bestimmung, mit Wasser vollgesogen zu sein. Ein trockener Schwamm, der das Wasser scheut, ist zu nichts nütze.
Das Element des Schwamms ist das Wasser. Dein Element ist Gott. Du bist von ihm dazu bestimmt, vollgesogen zu sein mit seiner Gegenwart, mit seinem Geist, mit der Liebe von Jesus. Er war ganz und gar durchtränkt von Gott und hat uns damit ein Beispiel gegeben, wie auch wir leben können: Ohne Furcht, voll Vertrauen und Zuversicht aus Gottes Kraft.
Stell Dir jetzt mal vor, Du bist so ein ausgetrocknete Schwamm, ohne Energie, ohne Kraft, ohne Freude und Perspektive. Vielleicht kennst Du ja dieses Gefühl. Und jetzt stell Dir vor, wie Du in Gott eintauchst, in seine Gegenwart, in seine Kraft. Und wie Du Dich vollsaugst und ganz und gar gesättigt bist mit seiner Gegenwart. [Schwamm wird mit Wasser aus Gießkanne durchtränkt]
»Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott« heißt es im Psalm 42. Wie kann es Dir gut gehen, wenn Deine Seele vertrocknet ist? Wie kannst Du Dich dann wehren gegen das schwarze Tier der Schwermut, das Dich immer wieder mal angreift? Was hast Du dagegen zu setzen, wenn Dich Enttäuschungen auszehren? Was hilft Dir dann gegen die Angst vor dem, was die Zukunft bringt?

Nimm Dir Zeit für Gott, dass Deine Seele sich vollsaugt mit seinem Frieden. Such Dir Deinen Sessel – was immer das ist – und höre auf ihn. Lass Dich erfüllen von dem, was er Dir sagt. Und dann geh erfüllt in den Tag, auf die Arbeit, zu anderen Menschen. Ja, nimm Dir Zeit für Gott, dass Du lauschst wie ein Jünger, und er Dich füllen kann mit seiner Kraft. Amen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen