Mittwoch, 30. April 2014

Gottes Instrumente hl

Losung: Ich will euch Hirten geben nach meinem Herzen, die euch weiden sollen in Einsicht und Weisheit. Jeremia 3,15

Lehrtext: Gott hat in der Gemeinde eingesetzt erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, dann Wundertäter, dann Gaben, gesund zu machen, zu helfen, zu leiten. 1.Korinther 12,28

Liebe Leserin, lieber Leser,

was meinen Sie / was meinst du: Hat Gott uns die politischen Führer (= Hirten) in unserem Land gegeben oder haben wir sie nicht selbst gewählt? Hat Gott den Landesbischof, den Dekan und das Pfarrerehepaar Löhr eingesetzt, oder ging es nicht auch bei diesen Stellenbesetzungen ganz und gar menschlich zu? Hm, schwierige Frage, weil es darauf keine eindeutige Antwort gibt. Soviel ist zumindest klar: Manches auf dieser Erde geschieht zwar gegen seinen Willen, aber Gott kann auch auf unseren krummen Zeilen gerade schreiben. Anders gesagt, er kann auch aus dem, was wir verbockt haben oder was uns böse dünkt, Gutes machen und manche Last in Segen wandeln (EG 64,1). Er lenkt den Lauf der Zeit auch durch Schuld, Versagen und Irrtum und ist der Herr auch über mein Menschenschicksal.
Und darum, so meine ich, wirkt Gott weniger in den politischen Führern und den kirchlichen Leitungskräften als vielmehr durch sie. Alle, die in irgendeiner Weise öffentliche Verantwortung tragen genauso wie Eltern, die für ihre Kinder Verantwortung haben, sind Gottes Instrumente. Er gebraucht sie, er gebraucht uns, um durch uns seine Ziele zu erreichen. Wir Menschen mögen eigensüchtig unsere selbstgesetzten Ziele verfolgen. Letzten Endes kommt es doch so, wie er es haben will und – so glaube ich es – wie es für mich / wie es für uns alle am besten ist.
Nein, beweisen kann ich das nicht. Aber ich vertraue darauf. Und so ist es ein gutes Gefühl, wenn ich mich im Blick auf die Zukunft nicht von den Fähigkeiten, Kräften und Weisheiten der Menschen abhängig mache, sondern von Gottes Weisheit wie sie sich in Jesus gezeigt hat. In unserer Menschenwelt geht manches schief. Aber er hat die Kraft und die Möglichkeit, aus dem, was mir misslungen ist, doch noch etwas Gutes zu machen.

Gebet: Herr, es ist ein echtes Wunder, dass es trotz allem menschlichen Versagen doch auch Zeiten des Friedens und des Wohlstandes gibt, wie wir sie in unserem Land nun so lange schon erleben dürfen. Gut, dass du uns nicht unserem eigenen Schicksal überlassen hast. Gut, dass sich mit deiner Hilfe unter uns immer wieder Einsicht und Weisheit durchgesetzt haben. Auch ich möchte dir dienen. Zeige mir, wo du mich brauchen kannst. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr


EG = Evang. Gesangbuch

Dienstag, 29. April 2014

Festhalten! hl

Losung: Das sei ferne von uns, dass wir uns auflehnen gegen den HERRN und uns heute von ihm abwenden. Josua 22,29

Lehrtext: Was ihr gehört habt von Anfang an, das bleibe in euch. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt, so werdet ihr auch im Sohn und im Vater bleiben. 1.Johannes 2,24

Liebe Leserin, lieber Leser,

du lebst aus der Kraft Gottes des Schöpfers. Er behütet dich und erhält dich am Leben. Sein Angesicht, mit dem er dich gnädig und liebevoll anblickt und das er auf dich erhebt, wie es im Segen am Schluss des Gottesdienstes heißt, ist das Gesicht Jesu Christi. In seinem heiligen Geist ist er in dir gegenwärtig und du in ihm. – Das ist kurz und knapp die Bedeutung, die der dreieinige Gott für dich hat. Man kann das auch ein bisschen anders formulieren, aber im Großen und Ganzen ist das der Wesenskern des christlichen Glaubens. »Wenn ihr daran festhaltet«, schreibt Johannes in seinem ersten Brief (Lehrtext), »dann werdet ihr für immer mit Gott, dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus verbunden sein.« Für immer, also in diesem und in jenem Leben, in Zeit und Ewigkeit.
»Wenn ihr daran festhaltet« – das ist der entscheidende Punkt. Warum sollte ich nicht daran festhalten? Warum sollte ich mich gegen Gott auflehnen und mich von ihm abwenden (Losung)? Gibt es etwas Schöneres als einen solchen Glauben, ein solches Gottvertrauen, in dem ich geborgen sein kann, was immer auch geschieht?
Bei Lichte besehen nicht. Aber ich  lebe nun mal nicht immer im Licht. Wie an jedem Tag, so gibt es auch sonst im Leben Zwielicht und Dämmerung und schließlich auch Finsternis. Dann muss sich bewähren, was im Licht, also in meinen glaubensstarken Zeiten, kein Problem war. Dann muss sich zeigen, ob ich auch da noch an meinen Herrn festhalten kann.
Des Menschen Herz ist ein »trotzig und verzagt Ding«! Sagt Gott im biblischen Buch des Propheten Jeremia (17,9). Er weiß, dass auf mein Herz kein Verlass ist. Mal bin ich himmelhoch jauchzend, mal zu Tode betrübt. Mal bin ich erfüllt von Gottvertrauen und dann fühle ich mich wieder leer. Mal weiß ich Gott an meiner Seite, mal vergesse ich ihn wieder über meinen Freuden und Leiden. Ich lehne mich gar nicht bewusst gegen ihn auf noch wende ich mich willentlich von ihm ab. Ich stelle nur immer wieder fest, dass Gott mir unversehens abhanden kommt und ich mich ihm wieder neu zuwenden muss.
Die Bibel weiß das. Gott weiß das. Er kennt mein Herz und deines auch. Weil auf mein Herz kein Verlass ist, darum macht er sich in Jesus immer wieder neu auf und sucht mich wie der gute Hirte sein verlorenes Schaf. Gut, dass ich mich auf sein Herz verlassen kann.

Gebet: Herr, danke, dass du mich nicht verloren gibst, sondern mir nachgehst, mich suchst und wieder zurückbringst zu meinem Vater im Himmel. Du weißt doch und ich sage es dir jetzt noch einmal: Je weiter ich von dir weg bin, desto mehr brauche ich dich. Und wenn ich einmal aus eigener Kraft zu dir nicht zurück finde, so will ich mich doch von dir suchen und finden lassen. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr 

Montag, 28. April 2014

In guten wie in bösen Tagen hl

Losung: Wenn du nun gegessen hast und satt bist und schöne Häuser erbaust und darin wohnst, dann hüte dich, dass dein Herz sich nicht überhebt und du den HERRN, deinen Gott, vergisst. 5.Mose 8,12.14

Lehrtext: Seid reichlich dankbar. Kolosser 2,7

Liebe Leserin, lieber Leser,

warum ist es so gefährlich, Gott zu vergessen? Weil ich mich dann ohne Bergführer in die Berge und Täler meines Lebens wage. Nicht nur ich habe Höhepunkte und Tiefpunkte erlebt, sondern auch unser deutsches Volk, zu dem ich gehöre und mit ihm die anderen Völker in Europa. 2015 werden es 70 Jahre seit dem letzten großen Krieg. Seitdem herrscht in Westeuropa Frieden. Noch nie in der Geschichte unseres Volkes hat es eine so lange Friedensperiode gegeben. Und noch nie haben die Menschen hier in einem so großen und lang andauernden Wohlstand gelebt wie in dieser Zeit. Das müsste doch Grund genug sein, Gott »reichlich dankbar« zu sein, wie es der heutige Lehrtext sagt.
Doch noch nie haben sich im selben Zeitraum so viele von ihm und dem Glauben abgewandt. Gott? Kommen wir nicht ganz gut ohne ihn, ohne ein höheres Wesen, ohne Religion zurecht? Deutlich über die Hälfte der evangelischen Christen in unserem Land können mit ihrem eigenen Bekenntnis und damit auch mit dem biblisch begründeten Glauben nichts mehr anfangen.
Lange Zeit ging ja auch alles gut. Die Sonne schien, der Weg war eben, das Leben war angenehm. Aber was ist, wenn das Gelände, durch das mein Lebensweg führt, plötzlich schwierig wird? Wenn es steil bergab geht? Wenn dunkle Schicksalswolken aufziehen? Wenn ich durch finstere Täler muss? Wenn ich mich nicht mehr zurechtfinde und nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll? Wenn der Schlaganfall zuschlägt und der Krebs zubeißt, wenn mir ein Unglück den Boden unter den Füßen weg zieht oder mich Menschen verlassen, die zu meinem Leben gehört haben? Wenn der Konflikt in der Ukraine außer Kontrolle gerät? Was ist, wenn ich bisher auf den Bergführer verzichtet habe und jetzt, da ich ihn dringend bräuchte, niemand da ist? »Dann schmeiß ich eben den Fön ins Badewasser und rum ist es« hat mal eine Frau zu mir gesagt.
Wenn ich in meinen guten Tagen Gott aus den Augen verloren habe, wie soll ich ihn dann in den bösen finden?

Gebet: Alles was ich bin und habe, verdanke ich dir, Herr. Darum freue ich mich über dich. Denn wer ist ein Gott wie du, der segnet und hilft, tröstet und vergibt, Mut macht und liebt? Niemals möge ich dich vergessen. Und wenn es doch geschieht, dann vergiss du mich nicht und hole mich wieder zurück in die Gemeinschaft mit dir. Gib mir die Kraft, am Glauben festzuhalten, komme, was da wolle. Amen

Herzliche Grüße und einen guten Start mit Gott in die neue Woche!


Hans Löhr 

Freitag, 25. April 2014

Oster-Echo ebl

Losung: Gott wird mich erlösen aus des Todes Gewalt; denn er nimmt mich auf. (Psalm 49, 16)

Lehrtext: Wir glauben doch, dass Jesus gestorben und auferstanden ist. Ebenso gewiss wird Gott auch die Verstorbenen durch Jesus und mit ihm zusammen zum ewigen Leben hinführen. (1.Thess. 4, 14)

Liebe Leserin, lieber Leser,

klingt die Osterfreude in dir / in Ihnen noch nach? In meinem Büro leuchtet als 'Gedächtnisstütze' gleich neben der Tür das kleine rote Papierherz, auf das ein Weizenkorn geklebt ist. Wir haben diese Herzen in der Osternacht unter den Gottesdienstbesuchern verteilt. Das Herz mit dem Weizenkorn erinnert uns über die Feiertage hinaus daran, dass Jesus gestorben ist wie ein Weizenkorn, das man in die Erde sät, das aufplatzt und einen Trieb ans Licht schiebt, an dessen Ähre viele Körner reifen. Jesus hat uns eine kostbare Hoffnung damit eröffnet: Die Hoffnung auf die Auferstehung von den Toten.

Gebet: Danke, Gott, für dein Ostergeschenk an uns: die Hoffnung, dass wir nach diesem Leben mit dir zusammen sind und alles, was uns jetzt Mühe macht oder quält, vorbei sein wird. 'Das Beste kommt zum Schluss' - das sagst du uns heute neu und machst uns damit Mut zum Leben. Amen.

Einen guten Start ins Wochenende und den Familien, in denen Konfirmation gefeiert wird, einen unvergesslich schönes und gesegnetes Wochenende!


Eure / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Donnerstag, 24. April 2014

Auf und Ab ebl

Losung: Ob Gottes Befehl uns gefällt oder nicht, wir werden unserem Gott gehorchen. Denn dann wird es uns gut gehen. (Jeremia 42, 6)

Lehrtext: Jesus sagt zu Petrus: Als du jung warst, hast du deinen Gürtel selbst umgebunden und bist gegangen, wohin du wolltest; aber wenn du einmal alt bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich binden und dich dorthin bringen, wohin du nicht willst. (Joh. 21, 18)

Liebe Losungsgemeinschaft,

heute ist im Lehrtext das angesprochen, was wir alle unterschreiben könnten, auch wenn wir vielleicht noch gar nicht so alt sind: Es geht im Leben auf und ab. Wir erleben glückliche Phasen, in denen wir am liebsten die Zeit anhalten würden und wir gehen durch schwierige oder sogar harte Zeiten, die nicht zu enden scheinen. Das ist Fakt.
Wie wir diese jeweiligen Phasen aber erleben, ist eine offene Frage. Sie hat grundlegend damit zu tun, ob wir Gott als einen 'Schönwettergott', als einen 'Schlechtwettergott' oder als unseren dauernden Lebensbegleiter sehen. Ich möchte Letzteres. Ich möchte diesem Auf und Ab nicht allein ausgesetzt sein. Ich sehne mich danach, dass Gott immer in meiner Nähe ist und dass ich die Gelassenheit entwickle, alle Erfahrungen als meinen Weg anzunehmen und ihn mit seiner Hilfe zu meistern.

Gebet: Vater, du hast einen anderen Horizont und andere Gedanken als ich. Manchmal lebe ich leicht, manchmal ist es mühsam. Du weißt es und kennst mich. Hilf mir, dass mein Vertrauen in dich wächst, damit ich dich in den 'leichtlebigen'  Zeiten nicht vergesse und in den schwierigen nicht aufgebe. Danke, Vater. Amen.

Verlieren wir nicht den Mut! Herzliche Grüße aus dem Pfarrhaus von


Eurer / Ihrer Elfriede Bezold-Löhr

Mittwoch, 23. April 2014

Aus vollem Herzen geliebt ebl

Losung: Du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. (5. Mose 6, 5)

Lehrtext: Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. (1. Joh. 4, 19)

Liebe Leserinnen und Leser dieser Auslegung,

wie bezeichnend, dass hier nicht steht: Du sollst den HERRN fürchten von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. Nein, es steht hier klipp und klar dass die Liebe die Grundfarbe der Beziehung zwischen Gott und uns Menschen ist. Liebe bringt Gott uns entgegen, indem er uns einzigartig schafft und  uns eine genial erdachte Schöpfung als Lebensgrundlage gibt. Liebe ist der Auslöser dafür, dass wir Gebote und Leitlinien für unser Leben haben, die uns Orientierung und Halt geben können. Aus Liebe überbrückt Gott den Abstand zwischen ihm und uns durch Jesus Christus, seinen Sohn. Er hat mit seinem Tod am Kreuz ausradiert, was unsere Liebe zu Gott eintrübt und verdunkelt.
Das ist doch Grund genug, positiv und offen in diesen neuen Tag zu gehen und andere Menschen in kleinen Gesten spüren zu lassen, dass wir uns geliebt wissen.

Gebet: Gott, wir danken dir dafür, dass du uns nicht ängstlich und klein vor dir sehen willst. Wir dürfen vertrauensvoll mit dir gemeinsam unseren Weg machen und davon ausgehen, dass du unser Bestes willst. Hilf uns, dass diese Überzeugung sich auch in unserem Umgang mit anderen spiegelt. Amen.

Frohe Grüße aus dem Pfarrhaus!


Eure / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Dienstag, 22. April 2014

Raus aus der Komfortzone ebl

Losung: HERR, behüte meinen Mund und bewahre meine Lippen! (Psalm 141, 3)

Lehrtext: Ein Knecht des Herrn soll nicht streitsüchtig sein, sondern freundlich gegen jedermann, im Lehren geschickt, der Böses ertragen kann. (2. Tim. 2, 24)

Liebe Losungsgemeinschaft,

für die Verse aus der Bibel, die über dem heutigen Tag stehen, braucht es keine besondere Verstehenshilfe. Sie sind klar in ihrer Aussage.
'Knechte des Herrn' sind wir alle dann, wenn uns der Glaube an Jesus Christus etwas bedeutet und wenn wir bereit dazu sind, darüber mit anderen Leuten ins Gespräch zu kommen. Das setzt zugleich Weisheit und Unerschrockenheit voraus, wie Paulus seinem Gemeindeleiter Timotheus in wenigen Zeilen klar macht: "Als Diener des Herrn hast du es nicht nötig, herumzustreiten. Du wirst gegen jedermann freundlich sein, den Leuten in deinen Lehren das Richtige vermitteln können, geduldig das Böse ertragen und mit Sanftmut versuchen, die Querköpfe zum Umdenken zu bewegen." (2. Tim 2, 24 nach der Übersetzung 'Willkommen daheim')
Kriegen wir das hin? 

Gebet: Vater, wir haben in den Ostertagen viele Impulse von dir bekommen. Jetzt fängt der Alltag wieder an. Jetzt bewährt sich das, was wir uns neu bewusst gemacht und gefeiert haben. Du hast den Tod besiegt. Du bist der lebendige Gott. Hilf uns, dass andere Menschen uns diesen Glauben abspüren. Und wenn sie uns danach fragen, dann mach uns weise und unerschrocken in dem, wie wir antworten. Amen.

Einen guten Start in die Arbeitswoche wünscht dir und Ihnen


deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Montag, 21. April 2014

Glaube muss reichen ebl

Losung: So hütet euch nun, dass ihr den Bund des HERRN, eures Gottes, nicht vergesst, den er mit euch geschlossen hat, und nicht ein Bildnis macht von irgendeiner Gestalt, wie es der HERR, dein Gott, geboten hat. (5. Mose 4, 23)

Lehrtext: Jesus sagte: Ein böses und abtrünniges Geschlecht fordert ein Zeichen, aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Propheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein. (Matth. 12, 39 - 40)

Liebe Leserin, lieber Leser dieser Osterlosung,

wie gut, dass es in diesen Tagen so viele Gottesdienste gibt! Viele Gelegenheiten und Möglichkeiten, gemeinsam das Oster-Evangelium zu hören und zu durchdenken und zu besprechen. Das nährt meinen Glauben. Ich brauche diesen Austausch und das gemeinsame Nachdenken und Feiern und Loben Gottes. Damit begegne ich wirksam der Gefahr, wie sie in der heutigen Losung ausgesprochen ist. Ich vergesse den Bund nicht, den Gott mit uns als seinen geliebten Kindern geschlossen hat. Er bleibt mir im Bewusstsein, bleibt ein Teil von meinem Selbstverständnis und ich deute auf dieser Grundlage das, was ich alltäglich erlebe.
Das Zeichen des Jona - verstehen wir alle, was da gemeint ist? Jona sollte als Prophet im Auftrag Gottes eine Strafpredigt halten, hatte dazu aber keine Lust und wollte 'türmen'. Das hat Gott nicht geduldet. Beinahe wäre Jona auf seiner Flucht ertrunken, wenn ihm nicht Gott den rettenden Fisch geschickt hätte, der ihn für drei Tage 'lebend in sich begrub' und schließlich wieder ausspuckte. Das war für Jona sicher ein Auferstehungserlebnis der ganz besonderen Art!
Solche persönlichen Auferstehungserfahrungen passieren heute noch - ich nehme als Beispiel nur die Genesung von einer schweren Krankheit - und wir dürfen sie feiern.
Von Jesus haben wir als Zeichen der Auferstehung nur ein leeres Grab. Das ist wenig. Und doch ist es genug, um unsere Hoffnung lebendig zu halten, dass Gott nicht nur Leben schafft, sondern auch die Macht über den Tod hat. Diese Hoffnung ist mir sehr wertvoll - aus ihr heraus halte ich den Begegnungen mit Sterben und Tod stand und aus ihr heraus feiere ich mit euch und Ihnen Ostern.

Gebet: Gott, unser Vater, immer wieder würden wir gerne besser be'greifen', wie dein Heilsplan für uns und unsere Welt aussieht. Aber wir stoßen dabei an die Grenzen unserer Denk-Möglichkeiten. Halte du durch deinen Heiligen Geist unser Vertrauen in dich wach. Ich will glauben, dass du wirklich den Tod besiegt hast. Amen.

"Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!"


Eure / Ihre Elfriede Bezold-Löhr 

Samstag, 19. April 2014

Schlechte Zeiten, gute Zeiten. hl

Losung: Der HERR wird Zion wieder trösten. Sacharja 1,17

Lehrtext: Christus spricht: Und auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Johannes 16,22

Liebe Leserin, lieber Leser,

warum eigentlich gehen wir davon aus, dass nach schlechten Zeiten auch wieder gute kommen werden? Man sagt zu kleinen Kindern, die sich weh getan haben: »Heile heile Segen, drei Tage Regen…«. Man sagt zu Erwachsenen: »Kopf hoch, wird schon wieder.« Oder »Die Zeit heilt alle Wunden.« Oder »Wenn du meinst es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.«… Woher nehmen wir die Zuversicht egal ob wir gläubige Menschen sind oder nicht? Ist es die Erfahrung? Vielleicht.
Woher die Ungläubigen ihre Zuversicht nehmen, weiß ich nicht. Der Prophet Sacharja schöpft seine Zuversicht aus dem Glauben an Gott, den Schöpfer aller Dinge und Herrn der Welt. Er hat, so glaubte Sacharja, alles in der Hand: Das persönliche Schicksal eines jeden Menschen genauso wie die Weltgeschichte. Und in dieser Überzeugung stellt sich Sacharja vor die demoralisierten Bewohner der zerstörten Stadt Jerusalem (= Zion) und sagt das ermutigende Wort: »Der Herr wird Zion wieder trösten.« Irgendjemand hat dieses Prophetenwort aufgeschrieben und dann ist es in die Bibel aufgenommen worden, weil es gewirkt und gestimmt hat.
Lass auch Du dir dieses Losungswort für den Karsamstag jetzt ins Herz sagen, wenn du zurzeit untröstlich bist und keinen Ausweg aus deiner gegenwärtigen schwierigen Lage siehst. Bedenke, es ist Karsamstag, der Tag der Trauer, an dem auch die Jünger Jesus zurückgeblickt haben auf den Karfreitag. Sie konnten nicht damit rechnen, was bereits am nächsten Tag geschehen würde. Sie hatten von Ostern noch keinen Begriff und erst recht nicht davon, dass Gott diesen Jesus von den Toten auferwecken würde. Auch du wirst dein persönliches Ostern erleben. Auch dein Herz wird sich wieder freuen, auch wenn du dir das momentan nicht vorstellen kannst. Denn Gottes Kraft, mit der er Jesus von den Toten auferweckt hat, wirkt durch den Glauben auch in dir.

Gebet: Herr, du bist das Licht am Ende meines Tunnels. Du bist der Morgenstern, wenn die Nacht noch finster ist. Auf dich will ich schauen, wenn ich keinen Ausweg mehr sehe. Du schenkst mir neue Zuversicht und neuen Lebensmut. Darauf verlasse ich mich. Du wirst mich nicht enttäuschen. Amen

Einen besinnlichen Karsamstag und schon ein wenig Vorfreude auf das morgige Osterfest!

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Freitag, 18. April 2014

Gott, hörst du? hl

Losung: Du, Herr, bist gut und gnädig, von großer Güte allen, die dich anrufen. Psalm 86,5

Lehrtext: Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er. Lukas 23,46

Liebe Leserin, lieber Leser,

Gebet: O Gott, hast du damals diesen Schrei deines Sohnes gehört, als er mit letzter Kraft und so laut er noch konnte »Vaaater!« geschrien hat? Ist dir dieser Schrei durch Mark und Bein gegangen? Und auch die Schreie der vielen, die nach ihm in ihrer größten Not nach dir geschrien haben - hast du sie gehört? Das frage ich dich mit bangem Herzen, weil auch ich einmal nicht umsonst nach dir schreien möchte, wenn ich dich am meisten brauche.
Wie sollen denn wir, deine Menschenkinder, leben und sterben können, wenn du uns nicht hörst? Und wie erst, wenn du nicht bist, und jedes Gebet und jeder Schrei nach dir in den Tiefen des Weltalls verhallt und nichts ist als Kälte, Finsternis und Einsamkeit? Ja, Vater, heute ist der Tag der Gottesfinsternis, an dem dein Sohn seinen Feinden ausgeliefert war, an dem er leiden und sterben musste - und du hast dich nicht gezeigt, als er nach dir geschrien hat. Was bist du nur für ein Vater?! Gerade heute bist du mir fremd. Gerade heute kann ich nicht sagen, dass du „gut und gnädig bist und von großer Güte allen, die dich anrufen“. Gerade heute bleibt mir nichts anderes übrig, als es wie Jesus zu tun und dir all meine Zweifel und Bitterkeit, meinen Unglauben und  meine Angst, mein Leben und Sterben in deine Hände zu legen. Wem denn sonst? Jetzt bist du dran. Hörst du?

Einen besinnlichen Karfreitag!


Hans Löhr 

Donnerstag, 17. April 2014

Jesus und der Westernheld hl

Losung: HERR, du bist der Armen Schutz gewesen in der Trübsal, eine Zuflucht vor dem Ungewitter, ein Schatten vor der Hitze, wenn die Tyrannen wüten. Jesaja 25,4

Lehrtext: Jesus sprach: Ich habe mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Johannes 16,33

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie schützt Gott die Armen und Schwachen vor den Gewalttätern? Am liebsten wäre mir, er würde es so machen wie in dem Western „Die glorreichen Sieben". Ich hatte ihn als einen meiner ersten Kinofilme mit vielleicht 13 Jahren gesehen. Damals war ich tief beeindruckt. Heute finde ich diesen Film nicht mehr so besonders. Nun ja, bin ja auch nicht mehr 13. Aber damals bin ich mit großer Genugtuung aus dem Kinosaal gegangen, weil die Guten gegen die Bösen gesiegt haben. Weil sieben unerschrockene Helden arme mexikanische Bauern vor  Banditen gerettet haben, die ihnen Jahr für Jahr die Ernte stahlen. Und als ich auf meinem Fahrrad saß, ritt ich stolz nach Hause wie Filmstar Yul Brynner auf seinem Pferd. Ja, so sollte Gott sein,  so wie er oder Django und wie sie alle heißen, die guten Westernhelden.
Wie gesagt, manchmal wünsche ich mir das in meinem ohnmächtigen Zorn  heute noch. Könnte nicht Jesus auf einem weißen Pferd nach Damaskus reiten und Assad kaltstellen? Und wenn er schon dabei ist, gleich weiter nach Pjöngjang und mit Kim Jong-un abrechnen? Leider erfüllt er mir diesen Wunsch nicht und mutet mir auch noch zu, Pazifist zu sein, weil er gewaltsame Lösungen strikt ablehnt (z.B. Matth. 26,52).
Aber wie schützt Gott dann die Armen und Schwachen? Es stellt meinen Glauben auf eine harte Probe, dass so viele von ihnen den Gewalttätern schutzlos ausgeliefert waren und sind. So viele Wehrlose mussten und müssen dem heutigen Losungswort zum Trotz sterben: Tausende, Hunderttausende, Millionen. Warum?
Mein einziger Trost ist, dass die Macht des Bösen und seiner Gefolgsleute bisher nicht den Endsieg davon getragen hat. Eigentlich ist es ein Wunder, dass die brutalsten Gewaltherrscher wieder abtreten mussten und ihre Reiche zerfallen sind. Aber bald treten wieder andere auf den Plan. Und leider ist es auch so, dass man zwischen den Bösen und den Guten manchmal gar nicht so genau unterscheiden kann, weil die Trennlinie mitten durch‘s Herz eines jeden Menschen geht.
Wir können heute in Deutschland sagen: Gott schützt die Armen und Schwachen auch durch den Rechtsstaat. Er wurde in unserem Land nach der Nazi-Diktatur von Menschen aufgebaut, die ein Gespür für soziale Gerechtigkeit hatten. Aber Gott macht uns die Gabe von Recht und Gesetz auch zur Aufgabe, dass wir uns nicht auf dem ausruhen, was andere vor uns getan haben, sondern immer wieder von neuem für Frieden und Gerechtigkeit, für die Schwachen und Armen eintreten.
Ja, wir haben auch heute noch genügend Anlass, in der Welt Angst zu haben, wie Jesus sagt (Lehrtext). Die Kriegsgefahr ist auch in Europa nicht endgültig gebannt. Gerade jetzt in der Ukraine-Krise, müssen alle Beteiligten einen kühlen Kopf bewahren und sollten auch rhetorisch abrüsten, damit der Konflikt friedlich beigelegt werden kann. Aber das, was uns vielleicht Angst macht, hat nicht das letzte Wort, sondern der, der an Ostern von den Toten auferstanden ist und sagt: »Friede sei mit euch!«

Gebet: Herr, ich bin so ungeduldig und möchte die Probleme im Großen und im Kleinen am liebsten sofort gelöst sehen. Aber von dir lerne ich, dass das Böse mit der Zeit besiegt wird wie der harte Stein vom weichen und bewegten Wasser. Gott sei Dank hast du auch Geduld mit mir und arbeitest an mir Jahr um Jahr durch dein Wort. Lass davon nicht ab, auch wenn ich ein harter Brocken bin. Amen

Herzliche Grüße
 
Hans Löhr 

Mittwoch, 16. April 2014

Eine etwas andere Straßenbeleuchtung hl

Losung: Der HERR zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten. 2.Mose 13,21

Lehrtext: Jesus sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. Johannes 8,12

Liebe Leserin, lieber Leser,

das wär's doch, oder? Wenn wir auch so eine Wolkensäule hätten, die uns den rechten Weg führt. Stell dir das mal vor, dann müsstest du keine Entscheidungen mehr treffen, welche Abzweigung im Leben die richtige ist. Dann müsstest du keine Sorge mehr haben vor einer ungewissen Zukunft. Dann wäre alles einfach und klar: „Da geht's lang!"  Aber, dann wärst du auch nicht mehr frei in deinen Entscheidungen. Willst du das? Dann würdest du auch keine Verantwortung haben weder für dich selbst noch für andere. Es gäbe keine Abenteuer mehr und keine Überraschungen. Irgendwie wäre das doch alles ziemlich langweilig. Aber manchmal wäre es schon schön, wenn mich die Ungewissheit nicht belasten würde. Und auf manche unangenehme Überraschung könnte ich getrost verzichten.
Der Lehrtext heute spricht zwar nicht von der Feuersäule, aber von Christus, dem Licht des Lebens. Manch einer mag vielleicht denken: „Wenn ich dieses Licht sehen könnte, dann würde ich auch glauben."  Aber es ist nun mal umgekehrt: Nur wer glaubt, sieht auch dieses Licht. Anders gesagt: Sein Wort, wie wir es in der Bibel haben, ist ein Licht für den, der darauf vertraut und danach lebt (nachfolgt).  Ich meine, das Licht der Welt und das Licht des Lebens strahlt dann am hellsten, wenn ich es nicht selbstsüchtig bei mir und für mich suche, sondern wenn mich der Weg Jesu zu meinen Mitmenschen führt: zu meinem Partner, zu meinen Kindern, zu meinen Eltern, zu meinen Nachbarn und Arbeitskollegen ...

Gebet: Herr, dein Wort ist mein Licht. Es zeigt mir den Weg zu meinen Mitmenschen. Wenn ich Dir auf diesem Weg folge, wird es auch für mich hell. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr

Dienstag, 15. April 2014

Und do bin i dahoam / daham / da bin ich daheim hl

Losung: Alle warten auf dich, HERR, dass du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit. Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt. Psalm 104,27-28

Lehrtext: Gott hat sich selbst nicht unbezeugt gelassen, hat viel Gutes getan und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, hat euch ernährt und eure Herzen mit Freude erfüllt. Apostelgeschichte 14,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

auf unserer Dorflinde bessern gerade die heimgekehrten Störche das alte Nest aus. In unserem Garten beginnen demnächst »Amseln, Drosseln, Fink und Star…“ mit dem Brüten. In den blühenden Obstbäumen summen die Bienen. Und wir trinken auf der Terrasse Kaffee und essen dazu Kuchen mit Rhabarber, der bereits in unserem Garten gewachsen ist. Allerdings muss auf dem Rhabarberkuchen unbedingt Baiser sein und nicht bloß Sträusel! Da sind wir eigen.
Auf diesen Kuchen freuen wir uns schon den ganzen Winter über, obwohl da vom Rhabarber im Beet noch nichts zu sehen war. Und die Vögel bauen unverdrossen Nester und legen bereits Eier, weil sie selbstverständlich davon ausgehen, dass sie genügend Futter für ihre Jungen finden werden. Und auch die Bienen verlassen ihren Stock und schwärmen aus im Vertrauen darauf, genug Blüten zu finden, wo sie Pollen sammeln können für ihre Brut: »Alle warten auf dich, Herr, dass du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit…«
Wer die Welt mit den Augen des Glaubens sieht, der sieht sie so, wie es Losung und Lehrtext heute sagen. Dann habe ich allen Grund, täglich dankbar zu sein nicht nur für die Nahrung, nicht nur für Regen und fruchtbare Zeiten, sondern für alles Gute in meinem Leben und darum auch für mein Glück (Lehrtext).
Ich kann natürlich die Welt auch mit anderen Augen sehen. Dann ist es die Agrar- und Nahrungsmittelindustrie, die mich ernährt. Wem soll ich da danken? Dem Landwirtschaftsminister? Dem Wirtschaftsminister? Und wem danke ich für das Glück, das ich empfinde, wenn vor mir eine Lerche in den Himmel aufsteigt und ihr Abendlied singt? Der Natur? Nein, diese Welt ist nicht nur Natur, ist nicht nur Menschenwelt. Für mich ist sie immer auch Gottes Welt. Und in ihr, wie es zurzeit in den kleinen Spots im Bayerischen Fernsehen heißt, do bin i dahoam / daham / da bin ich daheim.

Gebet: Herr, manche Menschen brauchen komplizierte Beweise, damit sie an dich glauben können. Mir genügen meine fünf Sinne, durch die ich deine Wunder erlebe. Danke!

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Montag, 14. April 2014

Mit Leidenschaft hl

Losung: Der HERR, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer und ein eifernder Gott. 5.Mose 4,24

Lehrtext: Jesus ging in den Tempel und fing an, die Händler auszutreiben, und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben: »Mein Haus soll ein Bethaus sein«; ihr aber habt es zur Räuberhöhle gemacht. Lukas 19,45-46

Liebe Leserin, lieber Leser,

Gott hat sie, Jesus hat sie, aber in unserer Kirche vermisse ich sie – die Leidenschaft! Jesus sagte einmal »Ich bin gekommen, ein Feuer anzuzünden auf Erden. Was wollte ich lieber, als dass es schon brennte!« Wo sind die Menschen, die in unserer Kirche, die in unseren Gemeinden in ihren Herzen für Gott brennen und darum in der Lage sind, auch andere für ihn zu entflammen? Brennt Ihr / dein Herz? Du meinst, das sei etwas viel verlangt, das sei etwas übertrieben, das sei zu emotional oder…? Hm, was willst du dann mit einem Gott anfangen, der ein verzehrendes Feuer ist? Der es nicht duldet (eifert), wenn du oder ich neben ihm noch andere Götter anbeten: die Karriere, den Erfolg, den Besitz, die Familie, die eigene Reputation, die Gesundheit, …?
Und erst „das liebe Jesulein“, der Eia-Popeia-Heiland, der harmlose Hirte. Eben ist er noch auf einem Esel in Jerusalem eingezogen (Palmsonntag), sanftmütig und friedfertig, und im nächsten Augenblick nimmt er sich ein paar Stricke, schlägt damit auf die Händler im Tempel ein, wirft die Tische der Geldwechsler um, lässt die Opfertiere frei und schmeißt die Schacherer und Geschäftemacher aus dem Gotteshaus: Geschrei! Aufruhr! Umsturz! Wo ist die Polizei? Wo die Hausordnung der Tempelpriester? Wo das Bürgerliche Gesetzbuch und das Kirchenrecht? Wo sind Jesu Würde und sein Anstand? Macht man sowas? Und, ist auch dieser Jesus dein Herr? Oder nur der politisch und kirchlich korrekte Jesus, der allen recht und niemandem weh tut, der immer nur freundlich tut und lächelt wie unser leidenschaftsloses Kirchenleitungspersonal, der nichts riskiert und nichts aufs Spiel setzt - auch nicht sein Leben?
Ja, ich bin unsachlich und emotional. Na und? Wie bist du, wenn es um das Zentrum des Glaubens, um das Zentrum deines Lebens, um Gott geht? Vielleicht hätte Jesus auch in deinem Herzen einiges hinaus zu schmeißen. Es soll doch immerhin sein Tempel sein. In mir würde er einiges Gerümpel finden. Vielleicht hätte Jesus auch aus unseren Kirchen einiges hinaus zu schmeißen, nicht nur das viele Geld. Vielleicht? Ganz bestimmt sogar! Sollen wir ihn dafür kreuzigen?
Wenn du es mit Gott zu tun bekommst und mit seinem Sohn, dann kann das ganz schön ungemütlich werden. Wenn dir der lebendige Gott begegnet, dann steht einiges auf dem Spiel. Dann muss sich einiges ändern, bei dir, bei mir und in der Kirche. Willst du das?
Und jetzt,  was wirst du tun? Hast du noch die Leidenschaft, den Glauben und die Kraft, etwas in deinem Leben zu ändern?

Gebet: Herr, fordere mich heraus. Ruf mich heraus aus dem Haus meiner Bequemlichkeit und meines Lebensstils, in dem ich es mir so gemütlich gemacht habe. Ruf mich auf deinen Weg und gib mir die Kraft, die Konsequenzen zu tragen. Amen

Eine gesegnete und besinnliche Karwoche

Hans Löhr 

Freitag, 11. April 2014

Kein hohles Geplapper ebl

Losung:  So wahr der HERR lebt: Was mein Gott sagen wird, das will ich reden. 2.Chronik 18,13

Lehrtext : Christus spricht: Ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Johannes 5,30

Liebe Leserin, lieber Leser,

Tausende von Tonnen an Büchern sind von Theologen und Theologinnen, Pfarrern und Pfarrerinnen in den letzten Jahrhunderten geschrieben worden. Manche davon sind Kostbarkeiten und sind es wert, dass wir sie mehr als einmal lesen. Andere sind sehr speziell, geschrieben im „Elfenbeinturm“. Sie spiegeln die thematische Vorliebe eines Einzelnen und sind nutzlos für die Weitergabe von Gottes Wort unter uns.
Wie wäre es, wenn 'man' sich in allem, was 'man' öffentlich macht, an die Vorgabe aus der Lehrtext hält? Immer wieder vom Wort Gottes ausgeht und seinen  Willen sucht? Diese Vorgabe schützt mich vor Eitelkeit, vor hohlem Geplapper und Zeitverschwendung.
Sollte ich in der Gefahr stehen, das zu vergessen, dürfen Sie mich / dürft ihr mich gerne an diese Losungsauslegung erinnern.

Gebet: Gott, du lenkst unseren Blick heute auf das, was wesentlich ist. Keine selbstverliebten klugen Reden, kein hohles Gequatsche, sondern die Konzentration auf dein Wort und deinen Willen willst du von uns. Nicht einfach, aber mit deiner Hilfe eine segensreiche Vorgabe. Danke, Vater. Amen.

Herzliche Grüße aus dem Pfarrhaus und einen gesegneten Wochenabschluss!

Wo Konfirmation gefeiert wird, wünschen wir euch einen begeisternden und lebensfrohen Gottesdienst
und einen schönen Festtag.


Eure / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Donnerstag, 10. April 2014

Er ist treu ebl

Losung: Er gedenkt ewiglich an seinen Bund, an das Wort, das er verheißen hat für tausend Geschlechter. Psalm 105,8

Lehrtext: Des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit. 1.Petrus 1,25

Liebe Leserin, lieber Leser,

"Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern" - damit wischen wir leichthin Zusagen, die wir gemacht haben, vom Tisch. In einer sehr schnelllebigen Zeit gilt rasch das nicht mehr, was vermeintlich fest ausgemacht war. Das krasse Gegenteil gilt für Gott. Was er zugesagt hat, das gilt. Gott überlegt es sich nicht 'mal so einfach anders'. Was für eine tröstliche Aussicht: Gott bleibt bei seiner Liebeserklärung an uns. Er steht dazu. Am deutlichsten hat er es uns in Jesus Christus gezeigt. Da ist Gott Mensch geworden. Da begegnet er uns nicht nur im 'Wort', sondern er nimmt ganz konkrete Gestalt an. Im Johannesevangelium heißt es deshalb: "Das Wort (Gottes) ist Fleisch geworden." Gott 'zum Anfassen', was für ein Segen!

Gebet: Danke, Vater, dass du verlässlich bist. Danke, dass du zu den Zusagen stehst, die du uns in der Vergangenheit gemacht hast und die bis heute gelten. Misstrauen und Vorsicht sind dir gegenüber nicht nötig. Wir dürfen uns bei dir geborgen wissen, weil du treu bist. Amen.

Herzliche Grüße aus dem Pfarrhaus!


Eure / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Mittwoch, 9. April 2014

Ernsthaft herausgefordert ebl

Losung: Der HERR ist geduldig und von großer Kraft, vor dem niemand unschuldig ist. Nahum 1,3

Lehrtext: Verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut? Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet? Römer 2,4

Liebe Leserin, lieber Leser,

"wer sich dieser Liebe (und Güte) Gottes verschließt und überhaupt nicht bereit ist, sich vertrauensvoll auf Gott einzulassen, den wird beim letzten Gericht Gottes Zorn mit ganzer Härte treffen. Wenn ein Mensch in diesem Leben nichts mit Gott zu tun haben wollte, wird er auch im Leben nach dem Tod nicht mit Gott zusammen sein 'müssen'." So ist in "Willkommen daheim" der Gedankengang aus dem Lehrtext von Paulus weitergeführt.
Da gibt es heute nicht viel zu deuteln. Wie wir uns selbst verstehen - ob als Gottes Kinder, die ihr Leben ihm verdanken und daher mit ihm auch in Verbindung sein wollen, oder ob als Individualisten, die ihr Leben hier und jetzt nach der Maxime 'Ich bin mir selbst der Nächste' gestalten - das müssen wir selber entscheiden. Ob wir Gott um seine Mitsprache in unserem Leben bitten  und diese akzeptieren oder nicht, das verantworten wir individuell vor ihm.
Eines ist mir klar: Es ist weise, die Frage nach dem Selbstverständnis immer wieder an sich heranzulassen. Auch dann, wir uns gerade stark erleben und alles läuft. Und ein Zweites sagen uns heute Losung und Lehrtext: Gott ist geduldig. Er kann warten. Aber Gott ist kein Trottel. Sein Interesse an mir ist ernsthaft. Daher bin ich auch ernsthaft herausgefordert.

Gebet: "Gott, du bist Schöpfer und HERR dieser Welt und zugleich unser Vater. Das hat Jesus Christus uns deutlich gemacht. Gib uns die Fähigkeit, dass wir unsere Möglichkeiten und unsere Grenzen klar sehen. Arbeite du an unserem Herzen, dass uns die Öffnung dir gegenüber nicht als Zumutung, sondern als ein Privileg und Geschenk klar wird. Danke."

Herzliche Grüße aus dem Pfarrhaus!


Eure / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Dienstag, 8. April 2014

Ich freue mich und bin dankbar .ebl

Losung: Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid. Jesaja 66,10

Lehrtext: Paulus schreibt: Ich danke meinem Gott, sooft ich euer gedenke - was ich allezeit tue in allen meinen Gebeten für euch alle, und ich tue das Gebet mit Freuden. Philipper 1,3-4

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn der Prophet Jesaja von Jerusalem spricht, dann meint damit nicht nur die Stadt aus Stein, sondern er meint damit alle Leute, die darin wohnen und auch all diejenigen, für die Jerusalem mit dem Tempel das 'Herzstück' aller Gottesdienste ist. Es geht ihm also in seiner Aufforderung darum, dass wir Anteil nehmen am Schicksal, das Gottes 'Bodenpersonal' durchlebt. Gläubig sein war schon zu Jesajas Zeiten immer ein Auf und Ab. Gott nahe sein, etwas mehr zu ihm auf Abstand leben, ihn vernachlässigen, sich ihm wieder bewusst zuwenden - all das hat damals dazu gehört.
Es gehört auch zu Lebzeiten von Paulus zum Christsein. Auch die ersten Christen brennen nicht immer voller Aufmerksamkeit und Leidenschaft für Jesus - deswegen freut sich Paulus umso mehr darüber, dass es in der Stadt Philippi unter der jungen Gemeinde so wunderbar läuft.
Seine Freude kann ich gut nachvollziehen, denn ich spüre sie sehr oft hier in unserer Gemeinde. Wenn ich Mails lese, aus denen ein liebevolles Engagement für die Kinder in unseren Dörfern spricht, wenn ich bei der Vorbereitung für einen Jungscharsamstag manche Erwachsene mit leuchtenden Augen werkeln sehe, wenn ein "Selbstverständlich, Frau Pfarrer" das Echo auf meine Bitte um Unterstützung im Kirchengottesdienst ist.
Ja, ich freue mich über Sie und über euch und über unsere Gemeinschaft in unserer Pfarrei. Es macht mich dankbar, dass immer mehr Leute unter uns mit dem Herzen verstehen, dass 'Gemeinde' immer 'unsere Gemeinde' ist, wenn sie leben soll. Sie ist zugleich auf kein festes Areal eingegrenzt. Jeder kann, jeder soll sich einbringen. Mit dem, was er kann.

Gebet: Vater, wir sind dir dankbar für das bunte Leben, das dich hier feiert. Wir freuen uns darüber, wie viel durch viele Engagierte möglich ist. Wir schätzen das hoch, wir wollen auch künftig nach Kräften dafür sorgen, dass Menschen mitten im Leben die heilende Kraft des Glaubens an dich erfahren. Amen.

Liebe Grüße aus dem Pfarrhaus!


Eure / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Montag, 7. April 2014

Wer wählt wen? ebl

Losung: Israel, du sollst mein Knecht sein; ich erwähle dich und verwerfe dich nicht. Jesaja 41,9

Lehrtext: Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt. Johannes 15,16

Liebe Leserinnen und Leser,

vor einigen Wochen kam ich mit einer Frau aus den neuen Bundesländern ins Gespräch. Sichtlich betroffen erzählte sie mir, dass sie nach ihrem Umzug in den Westen Deutschlands lange versucht habe, in der Kirchengemeinde ihres neuen Wohnortes heimisch zu werden. Resigniert meinte sie: "Aber ich habe einfach keinen Zugang gefunden. Die Sache mit dem Glauben hat sich mir nicht erschlossen." Das hat mich lange nicht losgelassen. Warum ist das so? Warum können manche Menschen viel Kraft aus ihrem Glauben schöpfen und anderen bleibt diese Quelle unzugänglich? Die heutige Losung und der Lehrtext klären diese Frage für mich nicht, sondern sie halten sie wach und provozieren mich. Der Lehrtext macht mir klar: Ich kann froh und dankbar sein, dass mich biblische Texte und Glaubenslieder ansprechen, dass Gott mich durch sie anredet.
Oder geht doch mehr? Soll ich gegen die 'gedachte' Tür trommeln, hinter der Gott sich für manche Menschen verbirgt? Bis er sie aufmacht und auch sie 'erwählt', so dass sie ihm vertrauen können? Ich fände es großartig für diese Frau, von der ich anfangs geredet habe. Und nicht nur für sie, sondern für alle 'Gottessehnsüchtigen'.

Gebet: Gott, wir bitten dich heute für die Menschen, die schon lange vergeblich versuchen, einen Zugang zum Glauben an dich zu finden. Nimm sie wahr, nimm dich ihrer an. Wenn du ein Vater für uns bist, dann doch für uns alle, die wir deine Kinder sind. Erbarm dich und mach dich erkennbar. Amen.

Herzliche Grüße aus Sommersdorf und einen guten Start in diese neue Woche!


Eure / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Freitag, 4. April 2014

Der Gott der Erniedrigten hl

Losung: Weil die Elenden Gewalt leiden und die Armen seufzen, will ich jetzt aufstehen, spricht der HERR, ich will Hilfe schaffen dem, der sich danach sehnt. Psalm 12,6

Lehrtext: Jesus sprach: Wenn der Tröster kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht. Johannes 16,8

Liebe Leserin, lieber Leser,

im Vergleich zu manch anderen Religionen ist das Christentum eine soziale Religion. Das spiegelt sich sogar im Mindestlohn, der gestern beschlossen worden ist. Die sozialen Errungenschaften in unserem Land haben auch ganz viel mit der Wirkung der Bibel zu tun. Der Gott der Juden und der Christen ist nicht zuerst ein Gott der Reichen und Mächtigen, sondern der Armen und Unterdrückten, der Erniedrigten und Beleidigten, der Menschen, die am Rand stehen und im Dunkeln leben, während andere im Licht der Öffentlichkeit glänzen.
Dein Gott steht auf, um Menschen im Elend Hilfe zu schaffen, die sich danach sehnen (Losung). Und er braucht dazu deine Ohren, damit ihr Seufzen und Schreien gehört wird. Er braucht deine Füße, damit Hilfe zu ihnen kommt. Er braucht deine Hände, die geben und heilen. Er braucht deinen Mund, damit sie einen Fürsprecher haben. Er braucht vor allen Dingen dein mitfühlendes Herz, das sich nicht abfindet mit den Zuständen und Verhältnissen in dieser Welt und auch in unserem Land. Aber er braucht keine Beschwichtiger und Schönredner, vor allem aber keine Radfahrer, die nach oben buckeln und nach unten treten. Ich denke, wer mit offenen Ohren und Augen lebt, wird auch in seinem unmittelbaren Lebens- und Arbeitsumfeld den einen oder anderen Anlass finden, sich für jemanden einzusetzen, der Hilfe braucht.
Der Tröster, von dem Jesus im Lehrtext spricht, ist kein Vertröster, der alles so lassen will wie es ist und auf irgend eine ferne, bessere Zukunft vertröstet. Er ist der Heilige Geist, durch den Gott in seinem Sohn Jesus Christus hier und jetzt unter uns wirkt. Er öffnet die Augen über die Sünde, dass man sich von Gott fernhält, wenn er den Armen Hilfe schaffen will. Er öffnet die Augen über die Gerechtigkeit, dass Jesus der Freund der Kinder und der Armen ist und ich zu ihnen gehen muss, wenn ich bei ihm sein will. Er öffnet mir die Augen über das Gericht, dass die Macht des Bösen noch immer stark ist, aber ein Stärkerer sie gebrochen hat (Johannes 16,9-11). Das soll dir und mir Mut machen, Unrecht nicht einfach hinzunehmen, sondern sich dagegen zu wehren, auch wenn es übermächtig erscheint.

Gebet:
Komm in unser reiches Land,
der du Arme liebst und Schwache,
dass von Geiz und Unverstand
unser Menschenherz erwache.
Schaff aus unserm Überfluss
Rettung dem, der hungern muss. Amen
Evang. Gesangbuch Nr. 428,2
Text: Hans von Lehndorff 1968
Melodie: Manfred Schlenker 1982

Herzliche Grüße


Hans Löhr 

Donnerstag, 3. April 2014

Die Bettlerin und die Rose hl

Losung: Wer den Armen verspottet, verhöhnt dessen Schöpfer; und wer sich über eines andern Unglück freut, wird nicht ungestraft bleiben. Sprüche 17,5

Lehrtext: Jesus sprach: Wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein, dann wirst du selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten. Lukas 14,13-14

Liebe Leserin, lieber Leser,

kein Mensch bettelt gern. Jedenfalls kann ich mir das nicht vorstellen. Denn wer bettelt, erniedrigt sich. Und wer eh schon ganz unten ist, wer sozusagen am Boden liegt, den darf man nicht auch noch treten. Denn auch der Arme hat seine Würde. Er ist Gottes Ebenbild, er ist von ihm geschaffen wie du und ich.
Aber wie soll man dann mit einem Armen umgehen, ohne dass man ihn beschämt? Ich meine, dass man zum Beispiel einem Bettler in der Fußgängerzone nicht einfach so im Vorbeigehen einen Euro in die Mütze schmeißt, sondern kurz stehen bleibt, ihn anschaut, anlächelt und außer Geld auch noch ein gutes Wort für ihn übrig hat. Noch besser wäre es, wenn man ihm ein wenig Zeit schenken würde. Vielleicht hat er ja was zu sagen. Und was jeder immer tun kann, ist, für ihn zu beten.
Der Dichter Rainer Maria Rilke hat noch etwas anderes erlebt: Gemeinsam mit einer jungen Französin kam er mittags an einem Platz in Paris vorbei, an dem eine Bettlerin saß, die um Geld anhielt. Ohne zu irgendeinem Geber je aufzusehen, ohne ein anderes Zeichen des Bittens oder Dankens zu äußern als nur immer die Hand auszustrecken, saß die Frau stets am gleichen Ort. Rilke gab nie etwas, seine Begleiterin gab häufig ein Geldstück. Eines Tages fragte die Französin verwundert nach dem Grund, warum er nichts gebe, und Rilke gab ihr zur Antwort: "Wir müssen ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand." Wenige Tage später brachte Rilke eine eben aufgeblühte Rose mit, legte sie in die offene, abgezehrte Hand der Bettlerin und wollte weitergehen.
Da geschah das Unerwartete: Die Bettlerin blickte auf, sah den Geber, erhob sich mühsam von der Erde, tastete nach der Hand des fremden Mannes, küsste sie und ging mit der Rose davon. Eine Woche lang war die Alte verschwunden, der Platz, an dem sie vorher gebettelt hatte, blieb leer. Nach acht Tagen saß die Bettlerin wieder wie früher am gewohnten Platz. Sie war stumm wie damals, wiederum nur ihre Bedürftigkeit zeigend durch die ausgestreckte Hand. "Aber wovon hat sie denn all die Tage, da sie nichts erhielt, nur gelebt?", frage die Französin. Rilke antwortete: "Von der Rose . . ."

Gebet: Allmächtiger Gott und barmherziger Vater, vor dir bin auch ich ein Bettler. Denn alles was ich bin und habe, hast du mir geschenkt und willst das auch weiterhin tun. Lass mich das nicht vergessen, wenn ich auf einen Menschen treffe, der mich um etwas bittet. Ich möchte gerne so großzügig sein wie du zu mir bist. Hilf mir dabei. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr 

Mittwoch, 2. April 2014

Die Matthäus-18-Regel hl

Losung: Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern du sollst deinen Nächsten zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld auf dich lädst. 3.Mose 19,17

Lehrtext: Jesus sprach: Sündigt dein Bruder an dir, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Matthäus 18,15

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Hass, der im Verborgenen glüht, ist besonders heiß. Und je länger du den Hass gegen einen anderen in dir trägst und nichts dagegen unternimmst, desto mehr verbrennt er dein Herz. Diese Einsicht hat biblisches Alter. Trotzdem muss jeder sie für sich neu entdecken. Aber wie werde ich den Hass wieder los?
Hass ist ein großes Wort. Wer will schon von sich sagen, dass er hasst? Machen wir es ein paar Nummern kleiner. Sprechen wir von Wut oder noch kleiner, sprechen wir von Ärger. Im Ergebnis läuft es auf dasselbe hinaus.
Als ich mich in den achtziger Jahren auf meiner ersten Pfarrstelle im Dekanat Nürnberg öffentlich gegen die amerikanischen Atomraketen in unserem Land engagiert hatte, hat mich eine Dame aus einer alten Nürnberger Patrizierfamilie beim Dekan angeschwärzt. Der rief mich an und meinte, ich solle die Sache in Ordnung bringen. Ich hatte einen ziemlich dicken Hals und war auf die vornehme Freifrau nicht gerade gut zu sprechen.
Dann las ich den Bibelabschnitt, aus dem der heutige Lehrtext stammt und habe sie angerufen. Ich sagte ihr, dass ich persönlich mit ihr reden möchte und wann ich denn bei ihr vorbeikommen könne. Die Dame war ziemlich perplex und verunsichert. Sie sagte, ich würde wieder von ihr hören. Dann rief mich ihr Pfarrer an und teilte mir einen Termin mit. Das Gespräch kam zu Stande. Ihr Pfarrer saß sozusagen als Beistand neben ihr. Ich habe mir angehört, was sie an mir gestört hat. Und ich sagte ihr, warum ich mich als Christ gegen Massenvernichtungswaffen einsetze, aber auch, dass ich es nicht gut finde, wenn sie gleich zu meinem Vorgesetzten geht ohne vorher mit mir persönlich gesprochen zu haben.
Nein, eine „Schwester"  habe ich trotzdem nicht gewonnen (Lehrtext). Aber die Sache war erledigt und der Dekan war zufrieden,  falls das überhaupt wichtig ist. Ich finde, die biblische Regel aus Matthäus Kapitel 18 könnte viele Konflikte schon im Ansatz entschärfen, wenn sie nur öfter angewandt würde. Man muss ja seinen Konfliktpartner nicht gleich „zurechtweisen"  wie es in  Losung und Lehrtext heißt. Es genügt meistens, einfach mit ihm persönlich zu reden und die Motive für die jeweiligen Differenzen zu klären. Damit kommt man in der Regel schon ziemlich weit.
Aber jüngst habe ich es auch erleben müssen, dass in einem Konflikt jemand ein Gesprächsangebot nicht angenommen hat. Damit schwelt dieser Konflikt weiter und wird wohl irgendwann wieder zum Ausbruch kommen. Schade. Würden wir doch öfter auf die Bibel hören! Wir finden da manch lebensklugen Ratschlag, der uns auch heute hilft, miteinander besser auszukommen.

Gebet:  Herr, du magst es nicht, wenn man jemanden in den Rücken fällt. Du erwartest von mir das offene Gespräch, wenn ich mit einem anderen Schwierigkeiten habe oder er mit mir. Und du erwartest, dass ich den ersten Schritt mache, um einen Konflikt zu beenden. Ehrlich gesagt, mir fällt das nicht immer leicht. Aber dir fällt es bestimmt auch nicht leicht, schon wieder auf mich zuzugehen und mir zu vergeben, wo ich an dir, meinen Mitmenschen und an mir selbst schuldig geworden bin. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Dienstag, 1. April 2014

Auf die Palme und wieder runter hl

Losung: Sprich nicht: »Wie einer mir tut, so will ich ihm auch tun und einem jeglichen sein Tun vergeltenSprüche 24,29

Lehrtext: Jesus sprach: Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Matthäus 5,7

Liebe Leserin, lieber Leser,

das ist doch schon mal was, wenn ich zu einem freundlich bin, weil er das auch zu mir ist. Sagt doch das Sprichwort: ‚Wie man in den Wald hineinschreit, so schreit es wieder heraus‘ (Losung). Aber bin ich, bist du nur ein Echo?  Einer, der nur reagiert auf das, was andere tun, statt selbst zu handeln und das zu tun, was man für richtig hält?
Ein erwachsener Mensch und erst recht ein Christ sollte sich vom Verhalten anderer unabhängig machen und das, was recht ist, um seiner selbst willen tun. Nur leider ist das nicht ganz so einfach. Jedenfalls nicht für mich. Ich bin ein emotionaler Mensch. Einer, der nicht nur Gefühle hat, sondern sie auch zeigt. Und manchmal gehe ich auf eine Palme, die ich besser hätte links liegen lassen.
Worauf es aber ankommt, sagt der heutige Lehrtext. Ich muss mit einem anderen, der sich mir gegenüber falsch verhält, auch mal barmherzig sein. Ich muss mir überlegen, warum er das macht. Vielleicht ist er verletzt, oder gestresst, oder überfordert. Dann ist es meine Aufgabe, ihm mit Fingerspitzengefühl von seiner „Palme"  wieder herunter zu helfen statt ihn mit Widerworten und Beschuldigungen noch höher zu treiben. Ich wünsche mir das umgekehrt auch, dass man mir von mancher Palme wieder herunter hilft, auf die ich unnötigerweise gegangen bin.

Gebet: Herr, zeige mir den Unterschied, wann ich entschieden und deutlich meine Meinung sagen muss und wann ich darauf verzichten soll, Öl ins Feuer zu gießen. Ich will kein Duckmäuser sein, aber auch kein Streithansel. Ich will mir ein Beispiel an dir nehmen, der du gegenüber den Mächtigen unnachgiebig warst und gegenüber den Schwächeren barmherzig. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr