Mittwoch, 2. April 2014

Die Matthäus-18-Regel hl

Losung: Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern du sollst deinen Nächsten zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld auf dich lädst. 3.Mose 19,17

Lehrtext: Jesus sprach: Sündigt dein Bruder an dir, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Matthäus 18,15

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Hass, der im Verborgenen glüht, ist besonders heiß. Und je länger du den Hass gegen einen anderen in dir trägst und nichts dagegen unternimmst, desto mehr verbrennt er dein Herz. Diese Einsicht hat biblisches Alter. Trotzdem muss jeder sie für sich neu entdecken. Aber wie werde ich den Hass wieder los?
Hass ist ein großes Wort. Wer will schon von sich sagen, dass er hasst? Machen wir es ein paar Nummern kleiner. Sprechen wir von Wut oder noch kleiner, sprechen wir von Ärger. Im Ergebnis läuft es auf dasselbe hinaus.
Als ich mich in den achtziger Jahren auf meiner ersten Pfarrstelle im Dekanat Nürnberg öffentlich gegen die amerikanischen Atomraketen in unserem Land engagiert hatte, hat mich eine Dame aus einer alten Nürnberger Patrizierfamilie beim Dekan angeschwärzt. Der rief mich an und meinte, ich solle die Sache in Ordnung bringen. Ich hatte einen ziemlich dicken Hals und war auf die vornehme Freifrau nicht gerade gut zu sprechen.
Dann las ich den Bibelabschnitt, aus dem der heutige Lehrtext stammt und habe sie angerufen. Ich sagte ihr, dass ich persönlich mit ihr reden möchte und wann ich denn bei ihr vorbeikommen könne. Die Dame war ziemlich perplex und verunsichert. Sie sagte, ich würde wieder von ihr hören. Dann rief mich ihr Pfarrer an und teilte mir einen Termin mit. Das Gespräch kam zu Stande. Ihr Pfarrer saß sozusagen als Beistand neben ihr. Ich habe mir angehört, was sie an mir gestört hat. Und ich sagte ihr, warum ich mich als Christ gegen Massenvernichtungswaffen einsetze, aber auch, dass ich es nicht gut finde, wenn sie gleich zu meinem Vorgesetzten geht ohne vorher mit mir persönlich gesprochen zu haben.
Nein, eine „Schwester"  habe ich trotzdem nicht gewonnen (Lehrtext). Aber die Sache war erledigt und der Dekan war zufrieden,  falls das überhaupt wichtig ist. Ich finde, die biblische Regel aus Matthäus Kapitel 18 könnte viele Konflikte schon im Ansatz entschärfen, wenn sie nur öfter angewandt würde. Man muss ja seinen Konfliktpartner nicht gleich „zurechtweisen"  wie es in  Losung und Lehrtext heißt. Es genügt meistens, einfach mit ihm persönlich zu reden und die Motive für die jeweiligen Differenzen zu klären. Damit kommt man in der Regel schon ziemlich weit.
Aber jüngst habe ich es auch erleben müssen, dass in einem Konflikt jemand ein Gesprächsangebot nicht angenommen hat. Damit schwelt dieser Konflikt weiter und wird wohl irgendwann wieder zum Ausbruch kommen. Schade. Würden wir doch öfter auf die Bibel hören! Wir finden da manch lebensklugen Ratschlag, der uns auch heute hilft, miteinander besser auszukommen.

Gebet:  Herr, du magst es nicht, wenn man jemanden in den Rücken fällt. Du erwartest von mir das offene Gespräch, wenn ich mit einem anderen Schwierigkeiten habe oder er mit mir. Und du erwartest, dass ich den ersten Schritt mache, um einen Konflikt zu beenden. Ehrlich gesagt, mir fällt das nicht immer leicht. Aber dir fällt es bestimmt auch nicht leicht, schon wieder auf mich zuzugehen und mir zu vergeben, wo ich an dir, meinen Mitmenschen und an mir selbst schuldig geworden bin. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

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