Donnerstag, 15. Mai 2014

‚Betteln verboten!“? hl

Losung: Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem HERRN, und der wird ihm vergelten, was er Gutes getan hat. Sprüche 19,17

Lehrtext: Der Samariter zog zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme. Lukas 10,35

Liebe Leserin, lieber Leser,

letzte Woche waren wieder mal zwei Frauen aus Rumänien an der Pfarrhaustür. Natürlich weiß ich sofort, was sie wollen, auch wenn sie noch gar nichts gesagt haben. Sie halten mir ihre Ausweise entgegen und Fotos von Kindern. Und dann bitten Sie mit einstudierten Gesten und in einem weinerlichen Tonfall um Geld. Manchmal knien sie dabei.
Ich habe dabei ein zwiespältiges Gefühl. Unwillkürlich tauchen Fragen auf wie diese: Gehören die beiden zu einer organisierten Bettler-Bande? Wo waren sie vor mir schon überall gewesen und wie viel Geld haben sie da zusammengebracht? Was geschieht wohl mit dem Geld, das ich ihnen gebe?
Vor vielleicht 14 Tagen habe ich auf Bayern 5 eine Reportage über solche Menschen gehört, die irgendwo in Niederbayern an einem See hausen. Dort ist die Meinung in der Bevölkerung über diese zeitweilig „Zugereisten“ geteilt. Der Bürgermeister des nächsten Ortes duldet sie. Ob man ihm dafür bei der nächsten Wahl einen Denkzettel verpassen wird? Eine Polizistin, die von der Reporterin des bayerischen Rundfunks interviewt wurde, sagte sinngemäß: ‚Nein, weitaus die meisten gehören nicht zu organisierten Banden. Das sind wirklich arme Leute, die daheim in Rumänien zum Teil auf den Müllkippen leben. Sie sehen im reichen Deutschland die Chance, sich das Los ihres erbärmlichen Lebens ein bisschen zu erleichtern. Reich wird von denen niemand.‘ An diese Reportage musste ich denken, als die beiden Rumäninnen vor unserer Haustür standen. Und dann gab ich ihnen ein paar Euro von den zweckbestimmten Spenden für Bedürftige.
Ob das richtig war? Ich weiß es nicht. Wie Losung und Lehrtext heute zeigen, legt mir die Bibel ans Herz, im Zweifel lieber auch einmal unnötigerweise etwas zu gegeben als überhaupt nicht. Denn das verbietet sich von selbst: an die Haustür ein Schild zu hängen auf dem steht ‚Betteln verboten!‘. An die Haustür nicht und vor‘s Herz auch nicht. Ich stelle mir vor, Gott würde das tun. Dann könnte ich einpacken.

Gebet: Herr, ich danke dir, dass ich bei dir betteln darf. Du schickst mich nicht wieder leer fort. Darauf vertraue ich. Und ich danke dir, dass ich in dieser Zeit in diesem Land leben darf. Wo sonst auf dieser Erde würde es mir denn besser gehen?! Lass mich das zum Anlass nehmen, barmherziger und großzügiger zu sein zu denen, die auf der Schattenseite leben. Du bist auch ihr Schöpfer und Vater. Du liebst sie nicht weniger als mich. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr 

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