Donnerstag, 27. November 2014

Menschenführung, damals wie heute hl

Losung: Der Herr sprach zu Salomo: Bitte, was ich dir geben soll! Salomo sprach: Du wollest deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, damit er dein Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist.
1.Könige 3,5.9

Lehrtext: Weist die Unordentlichen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann.
1.Thessalonicher 5,14

Liebe Leserin, lieber Leser,

bestimmte Aufgaben bleiben aktuell, so wie es der Apostel Paulus im heutigen Lehrtext schreibt. Bei den „Unordentlichen“ denke ich automatisch an die Kinderzimmer von Jugendlichen. Bei den Kleinmütigen, den Verzagten, denke ich an solche, die immer nur jammern. Bei den Schwachen denke ich an die Hochbetagten in unserer Gemeinde, denen die Kraft fehlt, die eigenen Dinge noch selbst zu regeln.« Sind Sie / bist du einer von all diesen?
Aber bevor ich der Aufforderung des Paulus nachkomme, muss ich erst mal vor der eigenen Tür kehren. Wenn meine Kinder ihr Zimmer nicht aufräumen, muss ich daran denken, dass das bei mir damals nicht anders war. Und wenn ich mich gerade umschaue, sehe ich, dass ich unbedingt mein Büro wieder aufräumen muss. Kleinmütig und verzagt bin ich bisweilen, wenn ich die vielen Konflikte und Probleme sehe, die zur Zeit in der Welt den Frieden und die Zukunft bedrohen. Und was die Schwachen betrifft, – noch fühle ich mich stark genug, mein Leben zu meistern. Aber ich weiß, das kann sich schnell ändern.
Augustinus, einer der großen Gottesgelehrten, der von 354-430 lebte und Bischof und Philosoph war, hat die Worte des Apostels Paulus aufgenommen und weitergeführt:
»Unruhestifter zurechtweisen, Kleinmütige trösten, sich der Schwachen annehmen, Gegner widerlegen, sich vor Nachstellern hüten, Ungebildete lehren, Träge wachrütteln, Händelsucher zurückhalten, Eingebildeten den rechten Platz anweisen, Streitende besänftigen, Armen helfen, Unterdrückte befreien, Gute ermutigen, Böse ertragen und - ach - alle lieben.« Das sind nicht nur Aufgaben eines Bischofs, sondern eines jeden Christen. Aber bevor ich mich daran mache, will ich beten: „Herr, hilf du mir bei alledem und fang damit bei mir an.“
König Salomon hat schon recht (Losung): Bevor ich über andere urteile und ihnen Ratschläge erteile, brauche ich selbst erst mal ein Herz, das auf Gott hört (gehorsam ist).

Gebet: Herr, bewahre mich vor der Gefahr, immer schon zu wissen, was die anderen falsch machen und was gut und böse ist. Vielleicht sind die Unruhestifter jetzt nötig, damit ich nicht schläfrig werde. Vielleicht sind die Schwachen gar nicht so schwach wie ich meine, sondern haben Stärken, die es zu entdecken gilt. Vielleicht haben die Gegner gar nicht so Unrecht. Und warum sollte ich nicht auch von den Ungebildeten etwas lernen? Vielleicht muss ich ja selbst mal wachgerüttelt werden und die Händelsucher verstehen, bevor ich sie zurückhalte. Bewahre mich davor, selbst eingebildet zu sein und einen nötigen Streit aus Harmoniesucht zu früh zu ersticken. Und wenn ich Armen helfe und mich beteilige, Unterdrückte zu befreien, will ich mich damit nicht über andere moralisch erheben. Ja, ich will gern Gute ermutigen ohne mich selbst automatisch zu den Guten zu rechnen. Aber lass mich auch kritisch fragen, ob die Bösen wirklich böse sind. Und alle lieben? Ja, das wäre gut. Aber dazu brauche ich dich. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

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