Mittwoch, 26. November 2014

Nicht sehen und doch glauben hl

Losung: Gideon betet: HERR, hab ich Gnade vor dir gefunden, so mach mir doch ein Zeichen, dass du es bist, der mit mir redet. Richter 6,17

Lehrtext: Jesus spricht: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben! Johannes 20,29

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich kann Gideon, den Held aus der Frühzeit der Israeliten, nur zu gut verstehen. Er hat schon an Gott geglaubt. Aber er hätte doch auch zu gern ein Zeichen von ihm gehabt, um sich seiner Sache ganz sicher zu sein. Nun, Gideon bekam das Zeichen: Als er dem Herrn ein Opfer brachte, fuhr Feuer aus dem Felsen und verzehrte es.
Wenn das doch heute auch so wäre! Aber was ist der Glaube noch wert, wenn du dich durch Zeichen der Hilfe Gottes vergewissern musst? Und welchen Wert hat das Vertrauen, wenn du einen Beweis brauchst? Darum sagt Jesus im Lehrtext: »Selig, ja glücklich sind, die nicht sehen und doch glauben!«. Aber wir können uns nur schwer mit so einer Antwort abfinden. Katholiken haben das Grabtuch von Turin, welches einen Abdruck der Leiche Jesu enthalten soll. Für manche von ihnen ist das der Beweis, warum sie glauben. Oder Marienstatuen aus Gips fangen plötzlich an zu weinen, und was dergleichen Phänomene mehr sind. Immer wieder sollen solche, durch unsere Sinne wahrnehmbaren Ereignisse und Erscheinungen beweisen, dass der eigene Glaube der richtige ist und dass Gott auf diese Weise nachgewiesen werden kann.
Ich kann damit ganz und gar nichts anfangen. Auch nicht mit den etwas krampfigen Versuchen evangelischer Christen, die Auferstehung Jesu erklären zu wollen oder einen wissenschaftlichen Nachweis zu führen, dass Gebete über weite Entfernungen telekinetische Wirkungen haben. Auch um die Wunderheilungen eines Todd Bentley vor ein paar Jahren in Florida, die viele evangelikale Christen elektrisiert hatten, ist es wieder still geworden.
Natürlich geschehen nach wie vor Wunder. Aber diese Erlebnisse sind etwas sehr persönliches und lassen sich schlecht verallgemeinern. Und natürlich helfen Gebete, dass ein Mensch wieder gesund werden kann. Aber das kann man nicht objektiv messen. Das kann man nur subjektiv glauben.
Viele sind geradezu süchtig danach, von Gott ein Zeichen zu bekommen, weniger für sich selbst, sondern um es anderen zeigen zu können nach dem Motto: Ätsch, ich habe doch recht gehabt. Ich habe eine besondere Beziehung zu Gott und darum ist mein Glaube der richtige.
Aber nach dem evangelischen Verständnis der Bibel kommt nun mal auf den Glauben alles an. ‚Sehen‘ werden wir, wenn wir wieder bei Gott sind. Doch solange wir hier sind, können wir glauben gerade auch dann, wenn alle äußeren Eindrücke dagegen sprechen.
Ich weiß, warum ich glaube, weil Gott mir schon so oft geholfen hat, wenn ich ihn darum gebeten habe. Und dabei ging es nicht nur um spektakuläre Ereignisse, sondern manchmal einfach darum, dass er mir aus einem seelischen Tief wieder heraus geholfen hat. Im Grunde genommen ist ja alles ein Wunder: Die Tatsache, dass es diese Welt mit ihren Sonnen und Planeten überhaupt gibt und mittendrin auch unsere Erde mit den Lebewesen und uns Menschen und vor allen Dingen die Liebe, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit unter uns. Eines der größten Wunder aber ist wohl der Glaube gerade dann, wenn so viel dagegen spricht. Und deshalb preist Jesus jeden glücklich, der glaubt auch wenn er nicht sieht.

Gebet: Herr, freilich hätte auch ich gerne manchmal mehr Gewissheit. Aber es soll mir genügen, dass ich an dich glauben und darauf vertrauen kann, dass du für mich da bist. So kann ich mit allem zu dir kommen, was mich bewegt. Du wirst für mich immer wieder einen Weg finden, auf dem ich gehen kann. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

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