Mittwoch, 19. November 2014

Wo bist Du daheim? hl

Predigt am Buß- und Bettag 2014 von Hans Löhr

Liebe Gemeinde,

im Bayerischen Fernsehen kommt ab und zu ein Werbespot, in dem jemand aus Bayern von sich und seiner Arbeit erzählt und am Schluss sagt er den Satz: »I bin der Hans und do bin i daham.«  Zumindest klingt es so in Franken. Und wo bist Du daheim?
Wenn Du ein bisschen über diese Frage nachdenkst, dann merkst Du, dass es einen Unterschied gibt ob Du gefragt wirst: „Wo bist Du daheim?“ Oder „Wo wohnst Du?“. Wo Du wohnst, das ist schnell gesagt: Postleitzahl, Ortschaft, Straße, Hausnummer. Wer das weiß, findet Dich. Aber wo bist Du daheim? Da geht es um mehr als die Adresse. Da geht es um Deine Heimat. Und dazu gehört nicht nur Dein Haus oder Deine Wohnung, dazu gehört auch die Landschaft, die Gegend, die Sprache, der Dialekt, die Menschen, die Natur und vielleicht auch die Kirche und der Friedhof und noch ein paar Dinge, die Dir ein Heimatgefühl vermitteln.
Aber wo ist Deine Seele in diesem Erdenleben, also jetzt, daheim? Wo findet sie ihren Frieden? Wo fühlst Du Dich geborgen?
Diese Frage wird umso wichtiger, je weniger Menschen noch in ihrer Heimat wohnen. Viele leben längst nicht mehr da, wo sie ihre Kindheit und Jugendzeit verbracht haben, wo das Heimatgefühl gewachsen ist. Viele haben, als sie geheiratet haben, ihr Dorf verlassen und sind zu ihrem Partner gezogen. Immer mehr ziehen dorthin, wo es Ausbildung- und Arbeitsplätze gibt und manchmal müssen sie dann im Leben mehrmals umziehen. Andere sind als Deutsche in der ehemaligen Sowjetunion aufgewachsen und in den letzten Jahrzehnten hierher übergesiedelt. Wieder andere sind auf der Flucht und haben hier bei uns für ungewisse Zeit Asyl gefunden. Was sagen alle diese Menschen, wenn man sie fragen würde: Wo bist Du daheim?
In dem Lied „Ich bin ein Gast auf Erden“ ist noch von einer anderen Heimat die Rede. Da heißt es unter anderem:
Mein Heimat ist dort droben, da aller Engel Schar
den großen Herrscher loben, der alles ganz und gar
in seinen Händen träget und für und für erhält,
auch alles hebt und leget, wie es ihm wohlgefällt.
So haben es die Alten geglaubt und gesungen. So können es auch wir singen und glauben. In diesem Vers geht es um die Heimat der Seele nach diesem Erdenleben.
Aber wo bin ich hier und jetzt daheim gerade dann, wenn ich nicht mehr in meiner ehemaligen Heimat lebe? Sind das dann nur noch die eigenen vier Wände? Ich denke, dass vor allem unsere Seele eine Heimat braucht, die unabhängig ist von dem Ort, an dem ich gerade bin. Meine Seele will nicht nur irgendwann „dort droben“ daheim sein, wie es in dem Lied heißt. Sie braucht jetzt schon eine Heimat, einen Ort, wo sie sich geborgen fühlt und Frieden findet.
Und darum, liebe Freunde, geht es heute am Buß- und Bettag. Denn das Wort Buße bedeutet, wenn man es in seiner eigentlichen Bedeutung nimmt, so viel wie Umkehr, Umkehr auf dem Weg in die Heimatlosigkeit und Fremde, in die Kälte und Wüste, wo Deine Seele hungert und friert, wo Du schutzlos und friedlos bist. Buße meint: Umkehr aus einem Leben, in dem Du vielleicht ein wunderschönes Haus bewohnst, das Du mit viel Arbeit, Mühe und Geld gebaut hast, in dem Du aber nicht wirklich daheim bist. Umkehr zu Gott, von dem es in der Bibel (Apostelgeschichte) heißt: »In ihm leben, weben und sind wir.«
Bei ihm ist die Heimat der Seele inmitten aller Heimatlosigkeit des modernen Menschen. Dahin ruft uns Jesus, wenn er sagt: »Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!« Damit sagt er nichts anderes als: ‚Kehrt dort hin um, wo Gott ist. Er ist Euer Haus, er ist Eure Heimat. Bei ihm findet ihr Geborgenheit und Ruhe in Eurem oft so ruhelosen und hektischen Leben.‘
Wo bist Du daheim? Ich meine, auf diese Frage gibt es zwei Antworten. Wenn es um Deine äußere Heimat geht, wirst Du von dem Ort erzählen, an dem Dein Herz hängt, an dem Du Dich wohl fühlst,. Und wenn es um Deine innere Heimat geht? Wirst Du dann von Gott erzählen? Ist er es, an dem ebenfalls Dein Herz hängt, bei dem Du Dich wohl fühlst und daheim bist?
Jesus ruft Dich und mich immer wieder zurück in das Haus unseres himmlischen Vaters. Und das steht nicht irgendwo dort droben, sondern es ist das Haus des Glaubens, in dem wir hier und jetzt wohnen können, das wir mit uns nehmen können wie eine Schnecke ihr Haus mitnimmt, wenn sie aus ihrem bisherigen Lebensraum wegzieht.
Viele Menschen, die nach dem letzten großen Krieg vertrieben worden sind, waren äußerlich zwar heimatlos, aber sie haben ihre geistliche Heimat mitgebracht. Daraus hat sie niemand vertreiben können. Darin haben sie auch die Kraft gefunden, den Mut und die Zuversicht, in einem anderen Land oder Gebiet wieder neu anzufangen. Und wenn Du ins Krankenhaus musst oder vielleicht einmal in ein Heim, dann kannst Du auch dorthin Deine geistliche Heimat mitnehmen und im Haus des Glaubens wohnen. Dann findest Du auch da Geborgenheit.
»Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbei gekommen!« Das Himmelreich, von dem Jesus spricht, ist ja nicht ein Reich über den Wolken, Es ist da, wo Gott ist, hier und jetzt. Das Himmelreich ist der Ort, wo sein Wille geschieht. Wo Du im Vertrauen auf ihn lebst. Da ist die Seele daheim, da wo Gott ist. Er ist uns in Jesus nahe gekommen, mitten hinein in unsere Welt. Das feiern wir auch heuer wieder an Weihnachten. Er hat das Seine getan. Und nun liegt es an Dir, das Deine zu tun. Wirst Du ihn im Glauben willkommen heißen und bei Dir wohnen lassen, damit auch Du in ihm daheim bist? Zu diesem Gott sollen wir umkehren. 
Nein, Buße ist nicht etwas Negatives, kein Zwang, kein Druck, kein moralischer Zeigefinger. Buße ist wohl verstanden die Einladung zu Gott. Er ruft uns immer wieder zurück zu sich, damit wir uns in unserem Leben nicht verirren. Damit sich unsere Seele in dieser Welt sich nicht verliert.
Wo bist Du daheim? Es ist schön, wenn Du hier auf der Erde ein Fleckchen hast, das für Dich Heimat bedeutet und wo Du Dich daheim fühlst. Und es ist gut, wenn Du gleichzeitig eine innere Heimat hast für Deine Seele, wo Du ruhig und geborgen sein kannst, wo Du sagen kannst: „I bin der Thomas oder die Lisa und do bin i daham.“  Amen

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