Samstag, 31. Januar 2015

Treue, die trägt hl

Losung: Ich lehrte Ephraim gehen und nahm ihn auf meine Arme; aber sie merkten's nicht, wie ich ihnen half. Hosea 11,3

Lehrtext: Sind wir untreu, so bleibt er doch treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen. 2.Timotheus 2,13

Liebe Leserin, lieber Leser,

die heutige Tageslosung erinnert mich an die bekannte Geschichte „Spuren im Sand“: Ein Mensch träumt, er gehe mit Gott an einem Sandstrand spazieren und als er dabei auf sein eigenes Leben zurückblickt, sieht er, dass es Zeiten in seinem Leben gab, in denen nur eine Spur im Sand zu sehen war. So sagt er zu Gott: „Herr, es ist schön, dass du mich mein Leben lang begleitet hast und das auch jetzt tust. Aber warum hast du mich gerade in meinen schweren Zeiten alleingelassen. Du siehst doch, dass da nur noch eine Spur in den Sand gedrückt ist.“ Und Gott antwortet: „Mein Freund, ich habe dich keineswegs im Stich gelassen. In deinen schweren Zeiten habe ich dich getragen.“
Das wünsche ich auch Ihnen / dir, dass du dich in schweren Zeiten von Gott getragen weißt. Und wenn du zu manchen Zeiten in deinem Leben von Gott nichts wissen wolltest, so weißt du doch jetzt, dass er dir auch da treu geblieben ist und dich trotzdem – oder gerade deswegen – begleitet, behütet und getragen hat.

Gebet: Herr, meine Menschentreue ist nicht verlässlich, deine Vatertreue schon. Ich nehme mir fest vor, mich auf dich zu verlassen solange ich lebe. Und wenn ich es einmal nicht mehr tue oder nicht mehr kann, so bleibst du doch verlässlich und lässt mich trotzdem nicht im Stich. Amen

Herzliche Grüße und ein gesegnetes Wochenende


Hans Löhr 

Freitag, 30. Januar 2015

Mut zum Durchhalten ebl

Losung: Daniel hatte an seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem, und er fiel dreimal am Tag auf seine Knie, betete, lobte und dankte seinem Gott. (Dan.6, 11)

Lehrtext: Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. (Rö.12, 12)

Liebe Losungsgemeinschaft,

jener Daniel, von dem heute im ersten Bibelvers die Rede ist, war weit weg von daheim, weit weg von Jerusalem. Zusammen mit drei Freunden war er als junger Mann an den Hof des babylonischen Königs verschleppt und dort angestellt worden. Obwohl es für ihn im Ausland riskant war, 'seinen' Gott anzubeten, hat er es dennoch gemacht. In Gedanken daheim bei seinen Leuten (dazu hat ihm, wie ich denke, das nach Jerusalem hin offene Fenster in seinem Zimmer geholfen) und ihrem gemeinsamen Glauben an den Allmächtigen verbunden, der sie alle vor langer Zeit aus der Gefangenschaft in Ägypten befreit hatte, betet er dreimal am Tag. Das wird für Daniel lebensgefährlich - er landet dafür zur Strafe in einem Gehege mit Löwen. Wer wissen will, was dort passiert, muss seine Bibel aufschlagen und das Kapitel 6 im Buch 'Der Prophet Daniel' lesen :-))

Daniel hat das gemacht, was Paulus viel später der jungen Christengemeinde in Rom als dreifache Glaubensweisheit schreibt: "Freut euch auf alles, was Gott für euch bereit hält. Seid geduldig, wenn ihr schwere Zeiten durchmacht, und hört niemals auf zu beten."

Gebet: Danke, HERR, dass wir in der Bibel viele Erzählungen finden, die uns Mut machen zum Durchhalten, wenn unser Leben gerade anstrengend ist oder wenn wir wirklich kämpfen müssen. Andere haben das vor uns mit dir an der Seite schon durchgestanden, dann schaffen wir das auch. Hilf uns, HERR. Lass uns deine Gegenwart spüren und bewahre uns das Vertrauen in dich. Amen.

Einen guten Start ins Wochenende und herzliche Grüße!

Eure Elfriede Bezold-Löhr

PS: Am Sonntag gibt es wieder 'Lichtblicke' - um 9 Uhr und um 10.30 Uhr. Herzliche Einladung dazu  

Donnerstag, 29. Januar 2015

Der beste Tröster ebl

Losung: Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. (Psalm 23, 4)

Lehrtext: Wir sind bedrängt, aber nicht in die Enge getrieben, ratlos, aber nicht verzweifelt, verfolgt, aber nicht verlassen. (2. Kor. 4, 8 - 9)

Liebe Losungsgemeinschaft,
bei uns suchen sich die Konfirmandinnen und Konfirmanden selbst den Vers aus der Bibel aus, der über ihr weiteres Leben von Gott geschrieben wird. Ich erinnere mich daran, dass vor einigen Jahren ein sehr zurückhaltendes Mädchen Konfirmandin war. Sie war absolut verlässlich, hatte immer ihr Arbeitsmaterial dabei und war prima vorbereitet. Aber sie blieb das ganze Jahr über still. Einige Wochen vor der Konfirmation ging es dann an die Auswahl der 'Konfisprüche' und sie entschied sich für die heutige Losung. Sie hat die Kraft, die in diesen alten, millionenfach gebeteten Worten steckt, erspürt. Sie hat sich dafür entschieden, zu Gott als dem besten Tröster, den es gibt, 'Ja' zu sagen. Es hat mich damals sehr berührt, als sie ihren Vers laut in unserer Runde ausgesprochen hat, den Gott über ihr Leben schreiben soll.

Paulus weiß, wie es sich anfühlt, Probleme zu haben. Er hat unter Lebensgefahr den Glauben an Jesus Christus gepredigt und dazu eingeladen, er ist auf wahren 'Seelenverkäufern' über die Meere geschippert, um als Missionar auch Europa zu erreichen. Er hat für Jesus sein Leben riskiert. Seine Unterscheidung zwischen 'bedrängt sein' und 'in die Enge getrieben sein' ist fein, aber wichtig. Ebenso der Unterschied zwischen 'Ratlosigkeit' und 'Verzweiflung' und zwischen 'verfolgt sein' und 'verlassen sein'. Paulus rechnet immer damit, dass er nicht völlig allein ist, sondern Gott an der Seite hat. Gerade in Schwierigkeiten. Das macht für ihn den Unterschied.

Gebet: "Gut, dass wir zu dir kommen können, Vater. Danke, dass du uns deinen Schutz anbietest und deine Fürsorge. Du bist unsere Zuflucht, auch in Zeiten großer Krisen. Darum bin ich froh. Amen."

Die nötigen Kräfte für die zweite Wochenhälfte und liebe Grüße!

Deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Mittwoch, 28. Januar 2015

Neuer Lebensmut! ebl

Losung: Den HERRN fürchten heißt das Böse hassen. (Sprüche 8, 13)

Lehrtext: Haltet dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid und lebt Gott in Jesus Christus. (Rö. 6, 11)

Liebe Losungsgemeinschaft.
wir können in der Losung anstelle von 'fürchten' auch lesen: "Den HERRN achten, heißt das Böse hassen" oder "Dem HERRN gehorchen, heißt das Böse hassen". Das 'achten' und 'gehorchen' nimmt mich auf als freien Menschen, von Gott geschaffen, der sich für das Leben mit ihm entscheidet. Ich werde aus meinem Leben hier und jetzt das Böse nie ganz heraushalten können - denn (noch) bin ich zugleich die, die sich immer wieder von Gott entfernt und  die, die von Gott geliebt und angenommen ist. Aber Gottes Liebe wird die Oberhand behalten.
Denn was Paulus der jungen Christengemeinde in Rom im Lehrtext erklärt, gibt auch mir immer wieder neuen Lebensmut: "Mit seinem Tod hat Christus ein für allemal beglichen, was die Sünde fordern konnte. Jetzt aber lebt er, und er lebt für Gott. Das gilt genauso für euch, und daran müsst ihr festhalten: Ihr seid tot für die Sünde und lebt nun für Gott, der euch durch Jesus Christus das neue Leben gegeben hat." (Lehrtext nach der Übersetzung 'Hoffnung für alle')

Gebet: Danke, Vater, dass ich frei und leicht leben kann. Du machst mir Mut dazu. Weil du mit Jesus Christus alles für mich in Ordnung gebracht hast. Und auch wenn ich immer wieder über meine Füße falle und manchmal scheitere - dein Geschenk des neuen Lebens nimmt mir keiner mehr. Amen.

Leben wir heute leicht.
Deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Dienstag, 27. Januar 2015

frei sein ebl

Losung: Führe mich aus dem Kerker, dass ich preise deinen Namen. (Psalm 142, 8)

Lehrtext: Wo der Geist des HERRN ist, da ist Freiheit. (2. Kor. 3, 17)

Liebe Leserin, lieber Leser,

vor diesem Losungsvers sagt David: "Ich schreie zum HERRN, so laut ich kann, Ich bitte den HERRN um Hilfe. Ihm klage ich meine Not, ihm sage ich, was mich quält." Dann betet er: "Auch wenn ich selbst allen Mut verliere, du, HERR, weißt, wie es mit mir weitergeht! (...) Zu dir, HERR, schreie ich! Ich sage: Du bist meine Zuflucht, mit dir habe ich alles, was ich im Leben brauche! Höre mein Schreien, ich bin mit  meiner Kraft am Ende!"
Wie tröstlich, dass auch ein 'Glaubensheld' wie David heult und jammert, dass er mutlos ist und verzweifelt. Er nagelt Gott regelrecht fest auf sein Versprechen, für uns Menschen in der Not da zu sein. Das berührt mich. Ich wünsche mir auch ein so ein stures Festhalten-Können an Gott, wenn ich in einer ausweglosen Situation bin.
Paulus kennt es auch - dass nichts sich zwischen ihn und Gott schieben kann. Er hat für seinen Glauben viel einstecken müssen - es gibt regelrechte Leidenskataloge, die er in seinen Briefen aufgeschrieben hat. Und trotzdem beschreibt er sich selber als Mensch, der innerlich frei ist und weiß: Mit Gott, wie ich ihn in Jesus Christus neu erlebe, bin ich auf dem richtigen Weg.
Gebet: Ich bete mit Worten von Dietrich Bonhoeffer: "Herr Jesus Christus, du warst arm und elend, gefangen und verlassen wie ich. Du kennst alle Not der Menschen, du bleibst bei mir, wenn kein Mensch mir beisteht, du vergisst mich nicht und suchst mich. Herr, was dieser Tag auch bringt, dein Namen sei gelobt! Amen."

Herzliche Grüße aus Sommersdorf!
Deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Montag, 26. Januar 2015

Vogelscheuche im Gurkenfeld? ebl

Losung: HERR, wer sollte dich nicht fürchten, du König der Völker? Dir muss man gehorchen. (Jer. 10, 7)

Lehrtext: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. (Apg. 5, 29)

Liebe Leserinnen und Leser,

manchmal tropft die Ironie sogar in der Bibel aus den Zeilen. So heißt es im Zusammenhang unserer heutigen Losung einige Verse vorher über hölzerne, geschnitzte Götterbilder fremder Religionen: "Sie sind ja nichts als Vogelscheuchen im Gurkenfeld." (V. 5) Diese Götterbilder sind schnell durchschaut als bessere oder schlechtere menschliche Machwerke.
Aber wie sieht es aus mit den Göttern, die sich so ganz anders zeigen als die zitierten Vogelscheuchen im Gurkenfeld? Könnte es sein, dass wir Dinge und Werte anbeten, die sich heimlich 'gottgleich' in unserem Leben breit gemacht haben und wir merken es gar nicht? Testfragen: Was bewundern wir? Wovon träumen wir? Wo investieren wir viel Zeit und Kraft? Wofür schlägt unser Herz? Diese Fragen kann nur jeder von uns für sich selber beantworten.
Die Losung macht uns Mut, uns ganz auf Gott hin auszurichten. Jeden Tag neu. Um innerlich immer unabhängiger zu werden von dem, was andere uns nahelegen, vorleben oder aufzwingen wollen. Wir sind frei. Frei gegenüber jedem Menschen, wie nahe er uns stehen mag. Doch Gott mehr zu gehorchen als jedem Menschen, verlangt Mut. Ich weiß nicht, ob ich ihn hätte - denken wir nur an die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. Wie viele Christen ahnten da, was sie hätten tun müssen, um Gott mehr zu gehorchen als den Menschen - und haben es doch aus Angst nicht getan. Wir bleiben angewiesen auf Gottes Heiligen Geist, der uns mutig machen muss. Wie einen Dietrich Bonhoeffer und so manch anderen Widerstandskämpfer.

Gebet: HERR, wir fragen nach deinem Willen und wir versuchen, zu erkennen, was er für unseren Alltag bedeutet. Zeige uns, dass und wie das geht. Immer wieder neu. Sprich du unsere Sprache und sprich heute mit uns. Und wenn wir dich hören, dann gib uns auch die Kraft, dir zu gehorchen. Amen.

Einen behüteten Start in die neue Woche wünscht dir und Ihnen

deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Sonntag, 25. Januar 2015

Abstand gewinnen (Predigt) hl

Predigt von Hans Löhr am letzten Sonntag nach Epiphanias
Predigttext: Matthäus 17, 1-9
Die Verklärung Jesu
Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder, und führte sie allein auf einen hohen Berg. Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm. Petrus aber fing an und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören! Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr. Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.

Liebe Freunde,

was ihr da soeben aus der Bibel gehört habt, war für die drei Jünger Petrus, Jakobus und Johannes ein Gipfelerlebnis des Glaubens. So etwas kommt auch heute vor, dass du etwas erlebst, von dem du sagen kannst: Da war jetzt Gott da oder sein Schutzengel. Da habe ich seine Nähe und Hilfe unmittelbar erfahren.
Manchmal ist das bei der Geburt eines Kindes so, dass dich das Erlebnis überwältigt und du Gottes Macht unmittelbar spürst. Oder wenn du einen Unfall gut überstanden hast, wenn du aus einer schweren Krankheit wieder genesen bist oder eine schon zerbrochen geglaubte Beziehung zu deinen Ehepartner oder Kind doch noch heil wurde. Bei alledem kannst du Gott und seine Hilfe erfahren. Manchmal hast du aber auch ganz plötzlich ein solches Gipfelerlebnis des Glaubens, zum Beispiel bei einem Spaziergang in der Natur, bei einem Sonnenuntergang am Meer oder bei einem Lied. Dann kann es sein, dass du Gänsehaut bekommst oder deine Augen feucht werden. Wer so Gottes Nähe erfährt, kann oft noch jahrelang davon zehren.
Aber du kannst nicht jedem davon erzählen, weil es viele nicht verstehen können. Nicht zuletzt deshalb hat Jesus seinen drei Jüngern gesagt, dass sie von dem, was sie da auf dem Berg der Verklärung erlebt hatten, erst nach seiner Auferstehung berichten sollten.
Wir heute lesen davon in der Bibel und wissen, dass die Jünger damals auf dem Berg ein Gotteserlebnis hatten, das sie buchstäblich umwarf. Und dabei hörten sie den entscheidenden Satz: »Das ist mein geliebter Sohn, auf den sollt ihr hören!«
Heute, da wir diese Geschichte hören, wird sie auch für uns zur Gegenwart. Heute stehen wir mit den Jüngern auf dem Berg. Heute hören wir Gottes Stimme und denselben Satz wie damals. Jetzt geht es nicht mehr um Petrus, Jakobus und Johannes. Jetzt geht es um dich und um mich. Jetzt geht es um die Frage: ‚Glaube ich das, dass Jesus Gottes Sohn ist? Will ich das, auf ihn hören?‘
Ich kann für euch so ein Gipfelerlebnis des Glaubens nicht schaffen. Das ist ganz und gar die persönliche Erfahrung eines jeden einzelnen von uns. Aber ich kann von Voraussetzungen sprechen, die ein solches Erlebnis ermöglichen. Und dazu gehört oft Distanz, der Abstand zum Alltag und seinen gewöhnlichen Herausforderungen.
Jesus ist damals mit seinen Jüngern auf den Berg Tabor gestiegen. Mit jedem Schritt zum Gipfel ließen sie das Alltagsleben weiter hinter sich. Die Menschenwelt mit ihrer Hektik und Sorgen, mit Lachen und Weinen, mit Lügen und Streit lag unter ihnen. Oben auf dem Gipfel waren sie allein. Sie hörten nur den Wind und ab und zu den Schrei eines Vogels.
Reinhard Mey hatte das in unserer Zeit in dem Lied „Über den Wolken“ zum Ausdruck gebracht, wenn er singt:
Ȇber den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein
Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man,
Blieben darunter verborgen und dann
Würde was uns groß und wichtig erscheint plötzlich nichtig und klein«
Vom Flugzeug aus gesehen sind die Häuser und Straßen, wo wir sonst leben und arbeiten, winzig. Und so ähnlich war es auch auf dem Berg Tabor. Von dort oben sah man weit unten in der Ebene die Dörfer und Höfe, wo die Menschen sich durch den Alltag kämpfen, wo sie aber auch Glück und Freude erleben. Und während die Jünger vom Berggipfel hinunter schauten, hörten sie mit einem Mal die Stimme Gottes aus der Wolke.
Jetzt frage ich dich: Wo ist dein Berg Tabor, auf dem du Abstand und Distanz hast zu der Welt, die dich sonst umgibt und vereinnahmt? Letzten Mittwoch besuchte ich mit einem Freund die uralte romanische Klosterkirche von Auhausen bei Oettingen. Man geht erst durch den Friedhof, der um die Kirche herum liegt und auf dem die Menschen von Auhausen und den umliegenden Dörfern seit Jahrhunderten bestattet werden. Als wir dann in die Kirche kamen, war es komplett still. Kein Motorengeräusch, keine Stimmen, nur Stille. Was für ein kostbares Geschenk! Mit einem Mal bist du aus dem lauten Alltag herausgetreten und hast Abstand. Jetzt kannst du nachdenken, jetzt kann Gott zu dir sprechen, jetzt kannst du ein Glaubenserlebnis haben.
Wo ist es für dich so still, dass du die Chance hast, Gott zu hören? Du musst dazu nicht gleich auf einen Berg steigen, obwohl das auch heute noch gut ist. Bis zum Hesselberg sind es 20 Minuten mit dem Auto. Und hoch zum Gipfel und wieder runter eine gute Stunde. Aber was für eine kostbare Zeit kann das sein, wenn du da allein hochgehst, von oben ins Tal schaust und über dein Leben und über Gott nachdenkst. Vielleicht bist du dann, wenn du wieder unten bist, ein anderer als der, der du vorher warst.
Aber es wäre auch schon gut, wenn du dich bei einem kurzen Spaziergang für ein paar Minuten aus deinem sonstigen Leben herausziehst, dich und deinen Tagesablauf unterbrichst und Distanz gewinnst. Du findest aber auch Abstand, wenn du mit deinem Gott im Gebet allein bist und manchmal, wenn du dein Haus verlässt und hierher in die Kirche zum Gottesdienst kommst. Da bist du zwar nicht allein, aber es klingelt kein Handy, klopft niemand an die Tür, will niemand was von dir. Da kannst du die Nähe Gottes suchen, ihn loben und preisen, mit ihm reden und von ihm hören. Es wäre nicht das erste Mal, dass Menschen anders aus der Kirche wieder hinausgehen als sie hinein gegangen sind.
Ich will euch ein Gipfelerlebnis des Glaubens erzählen, das der Geigenbauer Martin Schleske gehabt hat. Er schreibt in seinem Buch ‚Der Klang‘: »Vor einiger Zeit war ich für drei stille Tage in der Propstei Sankt Gerold im Großen Walsertal. Es war ein warmer Maitag und ich ging den kurzen, steilen Fußweg zum Klosterweiher hinab als ich aufsah zu den Bergen, spürte ich die Frühlingswärme der Sonne auf meinem Gesicht. Ich hörte den Bach und sah das in der Sonne erleuchtete junge Grün der Baumgruppe vor meinen Augen. Da sprach Gott mir ein Wort ins Herz: ‚Sieh es dir an! Sieh hin, spüre es und höre es: Das alles habe ich für dich geschaffen! Nur dich – dich selbst habe ich nicht für dich geschaffen!‘« - Aber, so frage ich jetzt, wofür hat Gott Martin Schleske dann geschaffen und wofür dich? Weißt du es?
Die drei Jünger wären am liebsten nicht mehr vom Berg herunter gestiegen. So überwältigend, so großartig war das, was sie erlebt hatten, dass Petrus vorschlug, da oben gleich Hütten zu bauen. Am liebsten wären sie da oben mit Jesus, Elia und Mose geblieben. Aber dafür hatte Gott sie nicht geschaffen. Sie sollten nicht eigensüchtig ihr Gipfelerlebnis des Glaubens für sich haben und festhalten wie eine Beute. Deshalb ging Jesus auf ihren Vorschlag nicht ein. Sondern das, was die drei auf dem Gipfel erlebt hatten, das sollten sie hinunter ins Tal tragen, in den Alltag, zu den Menschen mit ihren Freuden und Leiden, zu den Jungen und Alten, zu den Kranken und Gesunden, zu den Reichen und Armen. Dort sollte und musste sich ihr Glaube bewähren. Dort unten würde sich zeigen, ob sie Gottes Stimme tatsächlich gehört und sich zu Herzen genommen haben, als er sagte: »Ihn, meinen Sohn, den sollt ihr hören!«
Und das hatte auch Martin Schleske verstanden: Ja, Gott hatte all das Schöne, das der Geigenbauer sah, für ihn geschaffen. Aber Martin Schleske wurde nicht für sich selbst geschaffen, sondern für die Menschen, mit denen er zusammenlebte. Das gleiche gilt für uns. Gott hat auch für dich und für mich all das Schöne geschaffen, das wir sehen und erleben. Aber uns selbst, dich und mich, hat er für die Menschen geschaffen, mit denen wir zusammen sind und arbeiten, mit denen wir uns gut verstehen und auch für die, mit denen wir uns nicht so gut verstehen. Er hat uns geschaffen für unsere deutschen Nachbarn, aber auch für unsere tansanischen Waisenkinder.

Und darum sage ich: Was für ein Gipfelerlebnis des Glaubens du auch immer gehabt hast oder haben wirst, eins bleibt gleich. Höre auf den, in dem Gott zu dir kommt. Höre auf Jesus. Er hat sein Leben nicht für sich behalten, sondern hat es eingesetzt für dich und mich. Er ist nicht in Gottes Herrlichkeit geblieben, sondern auf die Erde gekommen, wo ihm übel mitgespielt wurde. Er hat in den Alltag der Menschen Gottes Liebe gebracht, war für andere da, für Kinder und Kranke, für Schuldige und Suchende. Und er ist zu dir und für dich gekommen hier und jetzt. Vielleicht hörst du das ja nicht nur. Vielleicht erlebst du das auch, dass Gott dir in Jesus ganz nahe kommt und du spürst: Ja, er ist da. Ja, du bist da, Herr. Was für ein schönes Gefühl, dass du mich begleitest, was auch immer geschieht. Amen

Was treibt dich an? hl

Losung: Hütet euch, dass sich euer Herz nicht betören lasse, dass ihr abfallt und dient andern Göttern und betet sie an. 5.Mose 11,16

Lehrtext: Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Matthäus 6,19-21

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich lasse mich von Bibelworten gern ermutigen, bestärken und trösten. Aber das ist nur die eine Hälfte dessen, was Gott mir zu sagen hat. Da gehört neben seinen Zuspruch auch sein Anspruch. Er fordert mich immer wieder heraus und sagt, was er will.
Heute geht es in Losung und Lehrtext um mein Herz, darum, wem es gehört. Es geht darum, wem ich den Vorrang gebe und was demgegenüber nachrangig ist.
Die Bibel sagt mir klipp und klar, dass Gott den ersten Platz in meinem Leben einnehmen soll. Von frisch Verliebten kann man das nicht erwarten. Dafür hat wohl  jeder Verständnis und Gott vielleicht am meisten. Und auch wenn ein Kind geboren wird, dreht sich erst einmal alles um das Baby. Aber dann tauchen auch wieder diese Fragen auf: Was ist das Zentrum meines Lebens? Worauf baue ich? Wem gehöre ich? Es ist leicht zu sagen: ‚Gott‘. Aber es ist schon nicht mehr so  leicht, diesen Glauben auch zu leben und im Alltag durchzuhalten.
Wie ist das nun mit dem Lehrtext, soll ich mein Sparbuch auflösen oder mein Festgeld oder meinen Bausparvertrag oder wie auch immer ich mein Geld angelegt habe? Es gab in der Geschichte der Christenheit Menschen, die das getan haben. Sie sind Jesus gefolgt und materiell arm geworden, um ein erfülltes Leben mit Gott zu führen. Lagen sie falsch? Nein. Für mich sind sie so etwas wie eine Mahnung, dass ich zumindest die Richtung, in die ich mich bewege, umdrehe: weg von dem unablässigen Gedanken, wie ich mein Geld vermehren kann, hin zum Gottvertrauen, dass es auch mal reicht und ich genug zum Leben habe. In einer Bankenwerbung heißt es: »Jeder hat etwas, das ihn antreibt.« Ich will aufpassen, dass es nicht das Geld ist, sondern der Wunsch, mit Gott und den Menschen gut auszukommen.

Gebet: Herr, du gibst mir das tägliche Brot. Du tust das unabhängig von meinem Bankkonto. Hilf mir, dass das Materielle in meinem Leben immer weniger Bedeutung bekommt und du dafür immer mehr. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Samstag, 24. Januar 2015

Lied der Freiheit hl

Losung: Ich will dem HERRN singen, denn er hat eine herrliche Tat getan. 2.Mose 15,1

Lehrtext: Wenn euch der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei. Johannes 8,36

Liebe Leserin, lieber Leser,

kennen Sie / kennst du ein Freiheitslied? In meiner Studentenzeit standen Freiheitslieder hoch im Kurs: »Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten…« oder »Brüder zur Sonne zur Freiheit« oder »In dem Kerker saßen zu Frankfurt an dem Main«. Das älteste, bekannte Freiheitslied der Welt aber steht in der Bibel. Mose und die Israeliten haben es gesungen (Losung): „Ich will dem Herrn singen, denn er hat eine herrliche Tat getan; … der Pharao zog hinein ins Meer mit Rossen und Wagen und Männern. Und der HERR ließ das Meer wieder über sie kommen. Aber die Israeliten gingen trocken mitten durchs Meer. Du, Herr, hast geleitet durch deine Barmherzigkeit dein Volk, das du befreit hast.“
Seitdem Gott am Roten Meer die Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat, gilt er als Gott der Freiheit. Auf ihn hoffen die Gebundenen und Gefangenen, die Versklavten und Weggesperrten bis zum heutigen Tag. Und damit hoffen sie auch auf mich, der ich diesem Gott gehöre. Kann ich für sie überhaupt etwas tun? Ja. Ich kann mich über amnesty.de im Internet informieren und dort auch die Adressen der Botschaften jener Länder finden, in denen Menschen unrechtmäßig eingesperrt sind. Dann braucht es nur noch einen Stift, ein Blatt Papier, einen Briefumschlag und eine Briefmarke, um den Botschaftern in Berlin zu schreiben, dass diese Gefangenen in ihren Ländern freigelassen werden sollen. Ob das was bringt? Ja.
Doch da wäre noch eine andere Freiheit. Die Freiheit von Sorgen und Ängsten, Sucht und Zwängen, von Lüge, Schuld und Gewalt, von Geiz und Konkurrenz, von der Macht des Bösen und des Todes. Von dieser Freiheit spricht Jesus im heutigen Lehrtext. Ihm brauche ich keinen Brief zu schreiben. Ihn kann ich persönlich  um diese Freiheit bitten: „Erlöse (=befreie) mich von dem Bösen“. Auch im sogenannten „freien Westen“ sind viele, zu viele nur äußerlich frei, aber innerlich Gefangene ihrer eigenen Probleme. Bin ich denn frei? Nein, auch ich bin in mir gefangen, in manchen problematischen Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen. Doch zugleich bin ich frei, weil Gott mich so geschaffen und Jesus mich erlöst hat. Denn »Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei… und würd‘ er in Ketten geboren.« (Friedrich Schiller)

Gebet: Herr, du hast damals dein Volk aus der Gefangenschaft in Ägypten befreit. Befreie heute du auch die, die sich nach Freiheit sehnen. Gebrauche dazu meine Gebete und meinen Einsatz. Befreie aber auch mich, sooft ich in mir selbst, in meinen negativen Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen gefangen bin. Denn du rufst alle, die auf dich vertrauen, in die »herrliche Freiheit der Kinder Gottes« (Römer 8,21). Amen

Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende!


Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 23. Januar 2015

Familienangelegenheiten hl

Losung: HERR, zürne nicht so sehr und gedenke nicht ewig der Sünde! Sieh doch an, dass wir alle dein Volk sind! Jesaja 64,8

Lehrtext: Christus ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündigt euch, die ihr fern wart, und Frieden denen, die nahe waren. Epheser 2,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Teufel – normalerweise habe ich mit ihm nichts am Hut. Aber jetzt lasse ich ihn ausnahmsweise mal auftreten. In der Bibel kommt er als derjenige vor, der die Menschen bei Gott verklagt. So eine Art Staatsanwalt. (Hoffentlich liest jetzt kein Staatsanwalt mit, sonst habe ich womöglich auch eine Klage am Hals). Und so mag der Teufel vielleicht sagen: „Schau nur hin, Herr, was für eine elende Sündenbrut du da geschaffen hast. Hau rein, dass es nur so kracht!“ Und was antwortet Gott? „Hör mal, du Wurm, was da zwischen meinem Volk und mir ist, das ist eine Familienangelegenheit. Das regeln wir unter uns. Und du halte dich da gefälligst raus und verschwinde!“ Na ja, ein bisschen gewählter wird sich Gott vielleicht schon ausdrücken. Aber in der Sache wird es wohl so sein.
Ja, was zwischen Gott und uns ist, das ist eine Familienangelegenheit. Und darum sagt auch der Prophet Jesaja: „Lass deinen Zorn fahren, Herr, und sei wieder gut, wir sind doch dein Volk, wir gehören doch zu deiner Familie.“ Und das ist es auch, wozu Jesus gekommen ist, damit er mir die gute Botschaft sagt: „Du hast zwar manches verbockt, aber deswegen bleibst du trotzdem mein Bruder und ein Sohn Gottes. Schön ist das nicht, was du da manchmal machst. Das siehst du hoffentlich auch ein und bemühst dich, es künftig besser zu machen. Aber wisse, Gott wird dich nicht verstoßen. Um des lieben Friedens willen ist er dir wieder gut.“

Gebet: Herr, ich gehöre zu dir. Das hast du selbst gesagt. Und was du sagst, nimmst du nicht mehr zurück. Darum wirst du dich auch weiterhin mir zuwenden und gerade dann helfen, wenn ich aus eigener Schuld Probleme habe. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Donnerstag, 22. Januar 2015

Wasser, klar wie Kristall hl

Losung: Der HERR, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, ein Land, darin Bäche und Brunnen und Seen sind. 5.Mose 8,7

Lehrtext: Der Seher Johannes schreibt: Und er zeigte mir einen Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes; mitten auf dem Platz und auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht, und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker. Offenbarung 22,1-2

Liebe Leserin, lieber Leser,

Mann, ist das ein starkes Bild, das der Seher Johannes erblickt hat und das uns der heutige Lehrtext vor Augen malt: Ein Fluss, klar wie Kristall. Gesundes Wasser für gesunde Pflanzen, um damit nicht nur einzelne Menschen, sondern die Völker der Erde zu heilen.
Dieses Wort weckt in mir die Sehnsucht, dass die Welt endlich heil werden möge. Zugleich weiß ich aber, dass es uns Menschen nicht möglich ist, dies zu schaffen. Das tut Gott. Und dabei ist er längst am Werk. Scheinbar sprechen so gut wie alle Nachrichten in den Medien dagegen. Aber Gott wirkt im Verborgenen mit den Medikamenten ‚Liebe‘ und ‚Barmherzigkeit‘. Und wenn die Welt im Ganzen heil werden soll, dann beginnt das bei mir, dann muss ich heil werden, muss meine Seele gesund werden.
Bin ich denn krank? Jesus sagt, ich komme zu den Sündern, denn die Gesunden brauchen keinen Arzt. Ich aber brauche Jesus. Ich brauche ihn, weil ich nicht perfekt bin, sondern Fehler mache und versage. Wir alle brauchen ihn. Wir sollen ebenfalls lieben und zueinander barmherzig sein. Doch wir bleiben »Gott und unseren Mitmenschen manches schuldig an dieser Liebe in Gedanken, Worten und Taten.« - Bei jeder Beerdigung kommt das zur Sprache. Dann werden die Trauernden aufgefordert, dem Verstorbenen zu verzeihen und Gott um Vergebung zu bitten für das, was sie zu seinen Lebzeiten versäumt haben. So können sie in Frieden und Dankbarkeit von dem Toten Abschied nehmen.
Nein, die große Welt kann ich nicht heil machen. Aber ich kann etwas dazu tun, dass meine kleine Welt besser wird statt kränker. Und das hat mit dem Fluss zu tun, der von Gott und Christus, dem Lamm ausgeht. Für mich ist das sein Wort aus der Bibel. Es ist ein Gesundbrunnen, eine Heilquelle, Wasser des Lebens. Sooft ich daraus trinke, wird es wieder besser mit mir und verbessern sich auch meine Beziehungen zu den Menschen, mit denen ich lebe. Dieser Brunnen, diese Quelle, dieses Wasser fließt im Land des Glaubens. Dahin möge mich Gott führen jeden neuen Tag (Losung).

Gebet: Herr, ja darum bitte ich dich, dass du mich immer wieder in das Land des Glaubens führst, damit ich nicht verdurste in der Wüste der Gleichgültigkeit. Heile mich durch dein Wort, dass auch ich meinen Beitrag leisten kann für eine bessere Welt. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 21. Januar 2015

vorwurfsvoll oder gelassen? hl

Losung: HERR, in deiner Hand ist Kraft und Macht, und es ist niemand, der dir zu widerstehen vermag. 2.Chronik 20,6

Lehrtext: Christus spricht: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker. Matthäus 28,18-19

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie geht es Ihnen / dir mit diesen Bibelworten? Ich meine, dass es zwei Wege gibt, auf diese Worte zu reagieren. Einmal den heute gängigen Weg, dass ich Gott, dass ich Jesus Vorwürfe mache, warum es denn so viel Leid auf der Erde gibt, wenn er doch allmächtig ist. Manchmal drehe ich dann diese Frage um und sage: Warum ich denn so viel Glück habe, in dieser Zeit in diesem Land zu leben, in Wohlstand, in verhältnismäßig großer Sicherheit, medizinisch bestens versorgt. Auf beide Fragen gibt es keine Antwort.
Aber da ist noch der andere Weg, dass Gott mich fragt, wie ich lebe, wenn er doch allmächtig ist und wenn Christus alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist. Könnte er mir da nicht auch Vorwürfe machen, dass ich so lebe, denke und fühle, als ob das nicht stimmt?
Würde ich den heutigen Bibelworten ganz und gar glauben, müsste mein Leben dann nicht deutlich anders aussehen? Müsste ich dann nicht ganz und gar gelassen sein, zuversichtlich, sorgenfrei, ohne jegliche Angst und ohne jeden Stress? Vielleicht kommt manches Problem, manche Aufregung in meinem Leben daher, dass ich meine, mit viel Anstrengung vieles selber zurechtbiegen zu müssen. Ich denke schon, dass wir Menschen uns insgesamt viel zu viel Stress machen, weil wir Gott viel zu wenig zutrauen.
Das neue Jahr ist noch jung. Was würden Sie, was würdest du tun, wenn du es regieren könntest? Diese Frage hat sich auch der Dichter Joachim Ringelnatz gestellt und ist zu folgendem Ergebnis gekommen:
Ich würde vor Aufregung wahrscheinlich 
die ersten Nächte schlaflos verbringen
und darauf tagelang ängstlich und kleinlich
ganz dumme, selbstsüchtige Pläne schwingen.
Dann - hoffentlich - laut lachen
und endlich den lieben Gott abends leise
bitten, doch wieder nach seiner Weise
das neue Jahr göttlich selbst zu machen.

In diesem Sinn herzliche Grüße!

Ihr /dein Hans Löhr

Gebet: Gott sei Dank muss ich weder die große noch meine kleine Welt auf meinen Schultern tragen. Gott sei Dank bin ich nicht für alles und jedes verantwortlich. Gott sei Dank bist du da, der du die ganze Welt und auch mein Leben in der Hand hast. Das nimmt viel Druck von mir und gibt mir wieder neuen Mut. Amen

Dienstag, 20. Januar 2015

Gottes Machtwort hl

Losung: Wenn der HERR spricht, so geschieht's; wenn er gebietet, so steht's da. Psalm 33,9

Lehrtext: Der Hauptmann sprach zu Jesus: Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Matthäus 8,8

Liebe Leserin, lieber Leser,

was sagt Gott zu Ihnen / zu dir?
Er sagt: »Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn ich, dein Gott, bin mit dir in allem was du tun wirst.« (Josua 1,9)
Er sagt:  »Fürchte dich nicht, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.« (Jesaja 43,1) 
Er sagt:  »Fürchte dich nicht, ich bin mit dir, weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch.« (Jesaja 41,10)
Solche Sätze kann ich mir nicht selber sagen. So etwas muss mir gesagt werden zum Beispiel, indem ich diese Worte hier lese. Aber mit dem Lesen oder Hören allein ist es nicht getan. Meine Antwort auf Gottes Wort ist der Glaube, ist, dass ich darauf vertraue, dass auch stimmt und geschieht, was er sagt. Der römische Hauptmann im Lehrtext ist dafür ein Beispiel. Er war Heide und hatte doch ein so großes Vertrauen zu Jesus, dass ihm sein Wort genügte.
Worte haben Macht. Die Worte Gottes erst recht. Denn er ist der Allmächtige. Wenn er spricht, so geschieht’s. Kann man das wirklich glauben? Frag nicht lang. Tue es einfach und du wirst es erleben.

Gebet: Herr, mit deinem Wort hast du die ganze Welt ins Dasein gerufen und auch mich. Mit deinem Wort hast du Jesus aus den Toten ins Leben gerufen. Dein Wort hat mehr Macht und Kraft als alles, was ich mir vorstellen kann. Darum verlasse ich mich auf das, was du sagst. Du wirst es auch tun. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Montag, 19. Januar 2015

Und Nietzsche weinte hl

Losung: HERR, sei mir gnädig, denn ich bin schwach; heile mich, HERR, denn meine Seele ist sehr erschrocken. Psalm 6,3.4

Lehrtext: Paulus schreibt: Der Herr hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. 2.Korinther 12,9

»Wirbeln wir den Staub der Straßen 
Allen Kranken in die Nasen, 
Scheuchen wir die Kranken-Brut! 
Lösen wir die ganze Küste 
Von dem Odem dürrer Brüste, 
Von den Augen ohne Mut!«

Liebe Leserin, lieber Leser,

so mitleidlos hat der atheistische Philosoph und Poet Friedrich Nietzsche gedichtet, einer der genialsten Geister deutscher Sprache. Er wollte sich damit ganz bewusst gegen den Geist der Bibel absetzen. Aber die Wirklichkeit ist nun mal eine andere. Immer wieder mal kommt eine Situation, in der ich mich schwach erlebe. Und dann ist es für mich eine Hilfe, wenn ich so beten kann wie König David im Psalm 6. Wenn schon ein König so betet, der mutig und mächtig war, warum nicht auch ich?: „Gib mir wieder Kraft, Herr, denn ich bin völlig am Ende.“ (Andere Übersetzung)
Auch der Apostel Paulus hatte mit ernsten gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Er wollte das nicht einfach so hinnehmen, wie ich auch es nicht möchte. Doch Jesus antwortete ihm mit dem bekannten Wort aus dem heutigen Lehrtext: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Mit anderen Worten: „Sei damit zufrieden, dass ich, Jesus, mich dir ganz und gar zuwende. Aus der Gemeinschaft mit mir erwächst dir neue Kraft.“ Und in der Tat, was hat der gesundheitlich angeschlagene Paulus nicht alles vollbracht! Er hat wichtige Briefe geschrieben, die in die Bibel aufgenommen worden sind und bis heute für zahllose Christen Trost und Orientierung bedeuten. Er ist in Kleinasien und Griechenland herumgereist, um neue Gemeinden zu gründen. Seine Bedeutung für die Christenheit kann gar nicht hoch genug veranschlagt werden. Und ich erlebe es auf meine Weise, dass ich aus Schwächeperioden wieder gestärkt hervorgehe und für die da sein kann, die mich brauchen.
Nietzsche war selber krank und hat sich das nicht verziehen. Er hasste Selbstmitleid und wollte auch kein Mitleid mit anderen empfinden. Doch als dann in Turin der Wahnsinn bei ihm ausbrach, konnte er seinen strengen Geist nicht mehr kontrollieren. Er sah ein Pferd, das vom Kutscher geschlagen wurde und aus Mitleid mit der geschundenen Kreatur fiel er dem Tier um den Hals und weinte.

Gebet: Herr, wie oft habe ich nicht schon in der Kirche gesungen „Herr, erbarme dich!“. Wie oft habe ich das gedankenlos getan. Und du hast mich und alle anderen, die mitgesungen haben, doch erhört. Denn du bist ein barmherziger Gott. Du hast die Kraft zu heilen und zu retten. Deshalb komme ich, deshalb kommen so viele immer wieder zu dir. Amen

Herzliche Grüße und Gottes Segen in der neuen Woche!

Ihr /dein Hans Löhr

Sonntag, 18. Januar 2015

Jünger wird man unterwegs.(Predigt) ebl

Predigt im Lichtblick am 18.01.2015 von Pfarrerin Elfriede Bezold-Löhr

Einleitung
„Egal wie jung deine Freunde sind, Jesu Freunde waren jünger.“ Wer weiß? Aber Jünger waren sie auf jeden Fall. Im Neuen Testament sind sie von Anfang an dabei.

Wer wird Jünger?
Jesus steht ganz am Anfang seiner Zeit als Wanderprediger und das erste, was er tut – er sucht sich Jünger. (Für die Statistik: 269 mal kommt das Wort im NT vor J) Zuerst holt er Simon und Andreas, zwei Brüder, in seine Mannschaft. Die beiden bringen Tugenden mit, die sie als Jünger gut brauchen können: Sie haben richtig viel Geduld, wenn es darauf ankommt. Das ist die eine Tugend. Sie können im entscheidenden Moment richtig Gas geben und zupacken. Das ist die zweite Tugend, die ihnen in ihrer neuen Aufgabe hilft. Beide sind nämlich Fischer von Beruf.
Außerdem beruft Jesus noch Levi (hebr.), bis dahin als Zöllner nicht unbedingt in einem renommierten Berufsfeld tätig, aber erfahren im Umgang mit Randgruppen in der damaligen Gesellschaft. Später wird dieser Levi unter dem Namen Matthäus weltbekannt – ihm wird das Matthäus-Evangelium zugeschrieben. Des Weiteren beruft Jesus Jakobus, auch er ein Fischer, und seinen Bruder Johannes. Er beruft Philippus, Bartholomäus, Thomas, Jakobus 2 (Sohn von Alphäus, der von den anderen oft ‚der Kleine‘ genannt wurde, um ihn vom anderen Jakobus in der Jüngergruppe unterscheiden zu können ), Thaddäus (der manchmal auch mit Namen Judas genannt ist), Simon ‚der Eiferer‘, der vermutlich zur radikalen Partei der Zeloten gehörte und Judas aus Karioth. Judas war der Finanzminister der Gruppe um Jesus und verwaltete die gemeinsame Kasse. Er war es, der Jesus gegen 30 Silberlinge, das entsprach damals dem Wert eines Esels, heute dem von einem günstigen Kleinwagen,  an die Hohenpriester verraten hat.
Alle diese Leute waren schon länger ‚unterwegs‘. Die waren berufstätig, hatten teilweise Familie, standen mitten im Leben.

Sind Jünger etwas Besonderes?
Die zwölf also werden Jesu Jünger. Auserwählte? Im Sinn dessen, dass Jesus sie um sich haben wollte?  Ja. Im Sinn einer besonderen Begabung oder Qualifikation? Nein. Zumindest steht davon nichts in der Bibel. Es wird auch nirgends berichtet, dass diese Männer superfromm gewesen wären.

Jünger damals.
Trotzdem werden sie Jünger. Mathetai. So heißen sie im Neuen Testament. Jünger sind nichts anderes als Lehrlinge. Schüler, die mit Jesus unterwegs sind. Und wie in jedem guten Lehrverhältnis gibt es Theorie und Praxis in dieser Ausbildung für die Herrn.
Sie hören Jesus zu und  lernen zunächst einmal, was ihm wichtig ist im Blick auf den Glauben. Mal erklärt er es ihnen im kleinen Kreis, mal sind sie dabei Hunderte. Sie hören ihm zu und zucken sicher auch manchmal zusammen, wenn Jesus sich scharfe Wortgefechte mit den Spitzentheologen seiner Zeit liefert.
Sie schauen ihm zu. Wenn er Kranke heilt. Wenn er in einer wunderbaren Aktion Tausende von Menschen satt macht. Wenn er die Elemente zähmt und einen Sturm stillt. Sie erleben es mit, als Jesus tobt und im Tempel die Tische von den Taubenhändlern und den Geldwechslern krachend umstürzt.
Sie lernen von ihm: „So also geht das mit dem Glauben an Gott. Ihn lieben von ganzem Herzen, statt Angst vor ihm zu haben. Den Nächsten mit den liebevollen (= gnädigen) Augen Gottes anschauen, statt zu kontrollieren, ob er auch einigermaßen anständig lebt. Sich selber annehmen und mögen als ein Unikat Gottes, statt sich zu vergleichen mit anderen.“ Aber auch: „Sich nicht wegducken, wenn Leute klein gemacht werden, die sowieso schon Looser sind. Einschreiten. Sich für sie stark machen und ihre Rechte einfordern. Frust aushalten, wenn Leute sagen: „Was für ein Quatsch. Wer beweist mir denn, dass ihr Recht habt? Und wieso sollte ich an andere denken? Ich, mir, meiner, mich. Darum geht es heute.“ Enttäuschungen wegstecken, wenn jemand am Anfang Feuer und Flamme ist, mit ihnen sogar mitzieht in der Reisegruppe, und sich eines Tages absetzt. „Freunde, das ist doch nicht meines. Ich bin dann mal weg.“
Vorläufiges Fazit: Jünger waren für Jesus von Anfang an wichtig. Sie waren Leute in mittleren Jahren, alle eigentlich ‚fachfremd‘ --- und haben mit und bei Jesus jede Menge über den Glauben gelernt. Hat mit mir, mit uns heute aber direkt nichts mehr zu tun.

Jünger heute.
Falsch. Hat es wohl. Denn worum geht es ganz am Ende vom Matthäus-Evangelium? Als Jesus sich verabschiedet aus seinem Erdenleben? Richtig – es geht noch immer um Jünger. Wie äußert er das noch in seinem letzten Willen gegenüber – den Jüngern, seinen Freunden? Im sogenannten ‚Missionsbefehl‘ sagt Jesus: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und macht zu Jüngern alle Völker. Alle ‚Ethnien‘. Menschen weltweit. Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und lehret sie halten alles, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.“ (Matth. 28, 16 – 20) Das gilt bis heute. Damit sind wir in der Gegenwart angelangt. 2015. Solange es Menschen auf der Welt gibt, die von Jesus nie etwas gehört haben oder es vergessen haben, läuft dieser Auftrag an uns.

Gemeinde als jüngerfreie Zone?
„Kein Problem, liebe Frau Bezold-Löhr! Schauen Sie sich doch um in unseren Dörfern. Die meisten von uns sind Christen. Katholisch oder evangelisch, das spielt doch nicht die große Rolle. Na gut, ein paar sind ausgetreten oder machen das gerade wegen der Bankengeschichte. Aber im Großen und Ganzen ist doch alles paletti.“

Ist es das, wenn wir ehrlich hinschauen? Ist uns bewusst, dass in jeder christlichen Gemeinschaft dieser ‚Missions-Auftrag‘ von Jesus noch immer läuft? Wie leicht denke ich: „In Afrika, in Asien – ja, da spielt Mission eine Rolle. Da ist sie wichtig. Aber hier? Hier bei uns in Europa oder in Deutschland? In Bayern, wo sogar eine Partei regiert, die sich nach Christus nennt?“

Hören wir den Missionsbefehl noch einmal, diesmal in unsere Zeit gesprochen:
„Geht raus aus eurer Privatsphäre, ihr Sommersdorfer und Burgoberbacher und Neuendettelsauer Christen - und wo sonst immer ihr lebt. Sucht den Kontakt mit den Leuten vom Fußballverein oder am Stammtisch im Dorfgasthaus. Betrachtet euren Glauben nicht als reine Privatsache. Sondern redet mit Anderen über die wirklich wichtigen Fragen des Lebens. Helft ihnen, dass sie ins Nachdenken kommen. Und dann auch gute Antworten auf ihre Fragen kriegen. Am besten hören und sehen sie an euch, was Christ-Sein heute bedeutet.“
Und dann? Wie geht es weiter?  Dann könnte es für uns heißen: „Taufen braucht ihr sie nicht noch einmal, denn die meisten von euch sind als Babys getauft worden. Ihr dürftet es wohl, zumindest als protestantische Christen. Dafür müsst ihr keine Pfarrer sein. Aber, wie gesagt: Die meisten von euch sind als Babys getauft worden. Also ladet sie jetzt ein, zu ‚konfirmieren‘. Nicht ‚konfirmiert zu werden!‘ Selber zu konfirmieren. Das heißt schlicht: Bekräftigen. Persönlich bekräftigen, dass das, was sie von Jesus Christus und Gott gelernt haben, für ihr Leben kostbar und wegweisend ist. Das können sie bei euch tun, am Ende eines guten Gesprächs. Nicht zwingend im Alter von 13 oder 14 Jahren nach einem Jahr Leidenszeit im Konfiunterricht. Sondern jederzeit. Und immer wieder neu.

Und dann? Lehret sie halten alles, was ich euch geboten habe. Sorry, liebe Leute, spätestens jetzt ist klar: Mit der Konfirmation ist nicht alles vorbei. Es geht weiter. Lernen von Gott und mit Gott ist eine lebenslange Geschichte. Da lernt keiner von uns aus. Und deshalb können wir auch beieinander so lange in die Glaubenslehre gehen, bis unser Herz aufhört, zu schlagen.“


Das ist es, was Jesus unter von uns will. Kein Christsein in homöopathischen Dosen, sondern das volle Programm. Selber lernen von ihm, sich bewusst entscheiden für ein Leben in seinem Sinn, anderen gegenüber offenherzig davon erzählen, wenn sie fragen. Und in all dem im Kopf behalten, was Jesus am Schluss als Ermutigung sagt: Ich bin bei euch in all dem alle Tage. Bis an der Welt Ende. Bis an die Enden dieser Welt und bis ans Ende deines kleinen, kostbaren, persönlichen Lebens. Jünger werden wir also unterwegs. Und sind ein Leben lang bei Gott in der Lehre. Amen.

Und hier das Beispiel einer Jüngerin aus Calais: Kurzvideo von Tagesschau online
http://www.tagesschau.de/ausland/fluechtlinge-calais-101.html

Samstag, 17. Januar 2015

Wie groß bist du? hl

Losung: Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe! Psalm 24,7

Lehrtext: Seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten, wann er aufbrechen wird von der Hochzeit, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich auftun. Lukas 12,36

Liebe Leserin, lieber Leser,

jedes Jahr wird zu Beginn der Weihnachtszeit vor dem Altar unserer Kirche in Thann das Adventstor aufgebaut, eine mannshohe Holzkonstruktion, rot gestrichen und mit dem goldenen Umriss eines Herzens auf den Torflügeln. Und dann singe ich abwechselnd mit den Kindern und Erwachsenen des Familiengottesdienstes am ersten Advent: »Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!« Und die Gemeinde antwortet: »Wer ist der König der Ehre? Es ist der Herr, stark und mächtig.« Danach singen wir das Adventslied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit es kommt der Herr der Herrlichkeit“ und dabei wird das rote Adventstor geöffnet und gibt den Blick auf den Altar frei.
Manchmal liegt dann eine Krone auf dem Altar als Hinweis auf den „König der Ehren“. Manchmal genügt uns auch das Altarkreuz, an dem Jesus mit der Dornenkrone hängt. So oder so – er ist der König der Ehre, von dem der Psalm 24 singt und auf den Christen seit 2000 Jahren warten - immer wieder aufs Neue. Aber Sie und hoffentlich auch du und ich, wir warten nicht vergeblich. Denn Jesus selbst sagt: »Merkst du es denn nicht? Ich stehe vor deiner Tür und klopfe an. Wer jetzt auf meine Stimme hört und mir die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und Gemeinschaft mit ihm haben.« (Offenbarung 3,20) Merke ich es denn?
Ein Sprichwort sagt: „Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein.“ Das stimmt. Für alles will auch ich nicht offen sein. Ich will mich nicht vom Mammon regieren lassen und auch nicht von anderen Dingen, die mich süchtig oder abhängig machen. Ich will aber offen sein für den „König der Ehre“. Er hat seinen Jüngern die Füße gewaschen, um ihnen und uns ein Zeichen zu geben, dass, wer groß sein will, dienen muss. Gott ist so groß, den Kleinen und Geringen zu dienen. Wie groß bist du? Wie groß bin ich?
Jedes Jahr wird zu Beginn der Weihnachtszeit vor dem Altar unserer Kirche in Thann das Adventstor geöffnet und gibt den Blick frei auf den König, der dient.

Gebet: Herr, du regierst auf deine Weise diese Welt. Du tust das nicht mit Gewalt und Geld, sondern mit Hingabe und Liebe. Klopfe so lange an meine Tür, bis ich dir auftue und du auch mein Herz regierst. Amen

Herzliche Grüße und ein gesegnetes Wochenende!


Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 16. Januar 2015

»Ich war Pfarrer aus Leidenschaft«

Abschiedsworte von Hans Löhr 
Ungekürzter Artikel für Gemeindebrief der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden Sommersdorf-Burgoberbach und Thann vom 15.1.2015

Fast 40 Jahre war ich nun im Kirchendienst als Vikar in Erlangen, als Pfarrer auf der zweiten Pfarrstelle in Röthenbach an der Pegnitz, als geschäftsführender Studentenpfarrer an der Universität München, als Leiter der Geschäftsstelle „Evangelisches Münchenprogramm“ und schließlich die letzten 13 1/2  Jahre als Pfarrer in der Pfarrei Sommersdorf-Burgoberbach und Thann.
Nun also geht mein aktiver Pfarrdienst am 28. Februar zu Ende und ab 1. März bin ich Rentner. Grund genug, auf das Berufsleben zurück zu blicken und Bilanz zu ziehen. Allerdings werde ich nicht komplett von der Bildfläche der Gemeinde verschwinden, da meine Frau nun meine halbe Stelle zusätzlich übernommen hat und sich über die eine oder andere Unterstützung freut.
Wie jeder Pfarrer und jede Pfarrerin habe ich eine Vielzahl von Menschen getauft, in der Schule unterrichtet, konfirmiert, getraut und beerdigt. Hinzu kommen zahllose Besuche und Gottesdienste an Sonntagen und bei verschiedenen Anlässen. Das Schöne an diesem Beruf ist, dass man viel mit Menschen unterschiedlichen Alters und aus unterschiedlichen sozialen Schichten zu tun hat.
Doch dazu gehören auch schmerzliche Erlebnisse wie jene furchtbaren  Tage im August 2006, als ein Mann im Nachbardorf seine Frau, seine Mutter seine beiden Kinder und zuletzt sich selbst erstach, und ich mit meinem katholischen Kollegen die Angehörigen begleitet und die fünf Toten beerdigt habe.

Neuerungen
Meiner Frau und mir lag von Anfang an daran, die Gemeinde nicht nur zu verwalten, sondern die Herausforderungen unserer Zeit anzunehmen und mit neuen Angeboten zu reagieren. Wir wollten und wollen den Niedergang der Kirche nicht achselzuckend zur Kenntnis nehmen und dabei monatlich unser festes Gehalt einstreichen, das man als Pfarrer unabhängig davon bekommt, was man leistet. Deshalb haben wir 2004 zunächst im Bereich Kindergottesdienst mit den „Sonntagskindern“ ein neues Projekt begonnen, das bis heute gut angenommen wird. Ermutigt durch diesen Erfolg haben wir gemeinsam mit den Kirchenvorständen weitere Neuerungen eingeführt allen voran den „Lichtblickgottesdienst“ für die große Zahl von Menschen, die nach wie vor Interesse am Glauben haben, aber mit den traditionellen Kirchengottesdiensten nichts mehr anfangen können.
Nach intensiven Vorüberlegungen starteten wir im Jahr 2008 diesen alternativen Gottesdienst in der Schulaula in Burgoberbach mit inzwischen 300 Besuchern aus der Region.

Unsere Zukunft: Die Kinder
Gleichzeitig wurden die Angebote für Kinder erweitert. Nun gibt es auch noch den Wichtel- und Kinderlichtblick, die Jungschar, ein Angebot für Teens und nach wie vor die Wichtelgottesdienste in der Kirche.
Die Zukunft der Gemeinde sind nun mal die Kinder. Wenn man sie bis zu ihrem 13. Lebensjahr nicht für den Glauben begeistern kann, sind sie in aller Regel für die Gemeinde und die Kirche verloren.

Traditionelle Gemeindearbeit
Nach wie vor gibt es auch das traditionelle Gottesdienstangebot in den Kirchen in Sommersdorf und in Thann. Es werden Gemeindeglieder bei Geburtstagen und im Krankenhaus besucht, auch die Seniorenarbeit und der Diakonieverein werden  fortgeführt.
Auch die Kontakte zu unseren Partnern in Tansania sind weiterhin lebendig. Seit vielen Jahren bekommen wir erfreulich viele Spenden für die Waisenkinder, die wir dort unterstützen. Wir haben diese Arbeit unseres Vorgängers, Pfarrer Hansjörg Meyer, gern fortgesetzt.
Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit war die Öffentlichkeitsarbeit. Der Gemeindebrief wurde komplett überarbeitet und ein Internetauftritt der Pfarrei installiert.

Tägliche Glaubensimpulse
Unsere Glaubensimpulse  „Nachdenken über die Bibel“ bekommen täglich ca. 170 Interessierte über E-Mail oder, wie in Thann, in die Briefkästen. Dazu legen wir das tägliche Losungswort und den Lehrtext aus und fügen ein Gebet an. Dahinter steht das Ergebnis einer weltweiten Umfrage von Willow Creek, dass nichts das Glaubenswachstum eines Menschen so fördert wie die Beschäftigung mit der Bibel. Weltweit werden unsere Losungsauslegungen auch im Internet-Blog gelesen. Die inzwischen 1250 Auslegungen wurden seit Mai 2010 bereits 127.000 Mal aufgerufen: www.glaubenswachstum.blogspot.de

Die Ehrenamtlichen liegen uns besonders am Herzen. Ohne sie könnten wir den größten Teil unserer Arbeit nicht leisten. Als Dankeschön bekommen die Mitarbeitenden in Leitungspositionen die besten Fortbildungsangebote, die wir in Deutschland finden können.
An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich all denen danken, die mich in meiner Arbeit unterstützt haben: den Sekretärinnen und Kollegen, Mesnerinnen und Organisten, den Mitarbeitenden im Kirchengemeindeamt, den Ehrenamtlichen und meiner Frau.

Gemeindemotto
Natürlich freuen wir uns über den verhältnismäßig großen Zuspruch für unsere Arbeit. Aber auch wir leiden nach wie vor unter einem Desinteresse bei der Mehrheit unserer Gemeindeglieder. Wir erreichen viele mit dem einen oder anderen Angebot. Aber nur der kleinere Teil erlebt, was das Motto unserer Arbeit ist:
Die Gemeinde ist der Ort, wo dein Glaube ein Zuhause hatund, so füge ich mit Bill Hybels hinzu: Eine lebendige Ortsgemeinde ist die Hoffnung der Welt.
Darum ging es mir vor allem in den letzten 20 Jahren und wird es meiner Frau auch in Zukunft gehen.

Daseinsberechtigung für Christengemeinde
Unseres Erachtens hat eine Christengemeinde nur dann eine Daseinsberechtigung, wenn sie Menschen ermutigt
• die persönliche Beziehung zu Gott / Jesus zu vertiefen (Glaubenswachstum),
• für Notleidende in der Nähe und der Ferne ein Herz zu haben und
• für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einzutreten.
Nur so hat der Glaube und das Leben Sinn. Anders gesagt: Die Taufe ist wertlos, wenn nicht der Glaube hinzu kommt, der durch die Liebe tätig wird.

Thema Frieden
Seit meiner Jugendzeit habe ich mich gegen Krieg in jeglicher Form eingesetzt. Zunächst ging es gegen den Vietnamkrieg, in dem die USA die sogenannten westlichen Werte wie die Menschenrechte oder das Selbstbestimmungsrecht mit einer äußerst brutalen Kriegführung gegen die Zivilbevölkerung verraten haben.
Später war ich in der Friedensbewegung gegen die atomare Bedrohung aktiv. In den neunziger Jahren leitete ich die „Münchner Friedensrunde für Kroaten, Serben, Muslime und Deutsche“. Damals unterstützten wir die Balkan-Flüchtlinge und halfen mit humanitären Aktionen in den vom jugoslawischen Bürgerkrieg zerstörten Regionen. Während des ersten Golfkriegs lebte einige Zeit ein französischer Deserteur in unserer Familie. Heute wehre ich mich gegen die US-Kampfmaschinen über unseren Köpfen, die die Bewohner unserer Dörfern als Zielscheiben nehmen, um so den Krieg zu üben.

Thema Terrorismus
In meiner Zeit als Studentenpfarrer hat mich auch das Thema Terrorismus beschäftigt. Auf Wunsch einer Politikerin besuchte ich einen Gefangenen in Straubing, der am Überfall auf die deutsche Botschaft in Stockholm beteiligt war. Gleichzeitig initiierte unsere Studentengemeinde sogenannte „Konsultationen zum Terrorismus“ in der evangelischen Akademie Tutzing mit dem Ziel, den RAF-Terror in der Bundesrepublik zu beenden. Dabei kamen zum ersten Mal alle an diesem Problem Beteiligten zu nichtöffentlichen Gesprächen zusammen: Vertreter des Staates wie die Bundesanwaltschaft, das Bundespräsidialamt, Justizminister der Länder, Gefängnisdirektoren, Verfassungsschutz, Rechtsanwälte, Angehörige von Terroropfern und von inhaftierten wie flüchtigen Terroristen.

Kirchenaustritte ohne Ende
In den letzten 40 Jahren habe ich aber auch miterlebt, wie die Kirchenbindung in der Bevölkerung spürbar nachgelassen hat, die evangelischen Traditionen abgebrochen und die Kirchenaustritte in schwindelerregende Höhen geklettert sind.
Von 1970, als ich mein Theologiestudium in Berlin aufgenommen habe, bis heute sind allein in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern 600.000 Evangelische aus der Kirche ausgetreten. Das sind mehr Menschen als die Stadt Nürnberg Einwohner hat oder ein knappes Viertel unserer gegenwärtigen zweieinhalb Millionen Mitglieder.
Zunächst habe ich das wie die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen als eine Zeiterscheinung hingenommen, gegen die man wenig ausrichten könne. Aber je länger desto mehr ist mir klar geworden, dass wir Kirchenleute einen großen Anteil daran haben. Habe ich in der ersten Hälfte meines Berufslebens unsere evangelisch-lutherische Volkskirche noch verteidigt, bin ich in der zweiten Hälfte zunehmend kirchenkritisch geworden. 
Neben dem durch gesellschaftliche Ursachen bedingten Bedeutungsverlust der Kirchen in Westeuropa kommen eigene Fehler hinzu, besonders das Versagen bei der Glaubensvermittlung. In einem Satz: Unsere evangelische Kirche in Bayern wird dem Auftrag Jesu nicht gerecht, Menschen für das Evangelium zu gewinnen und anzuleiten, wie man als Christ lebt und glaubt. Stattdessen verliert sie ihre Mitglieder am laufenden Band. Stattdessen herrscht bei vielen, die noch in unserer Kirche sind, eine erschreckende Unkenntnis von Gott und das Missverständnis, es ginge im Glauben um die bürgerliche Moral. Viele Jahrzehnte lang hat man den Menschen eingetrichtert, was zu glauben ist und was man tun und lassen muss. Aber man hat sie weithin allein gelassen mit der Frage wie das denn mit dem Glauben geht, wie ich im Alltag damit zurecht komme und wie ich das Glück, die Schönheit und Freiheit des Glaubens erleben kann.

McKinsey in der Kirche
Es waren evangelische Christen der Beratungsfirma McKinsey die uns im Dekanatsbezirk München 1995 auf diese Missstände aufmerksam gemacht haben. Sie boten eine unentgeltliche Analyse und Beratung mit dem Ziel, die evangelische Kirche in München für anstehende Herausforderungen zukunftsfähig zu machen. Das Ergebnis der aufwendigen Untersuchung lautete: Die Kirche hat ein Problem mit dem Glauben. Dieses Thema muss neu in den Mittelpunkt ihres Handelns gerückt werden.
Daraufhin wurden viele Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet und manche davon auch umgesetzt. So gibt es zum Beispiel seitdem stellvertretende Dekaninnen und Dekane. Ich selbst habe damals mit einem kleinen Mitarbeiterstab eine Geschäftsstelle aufgebaut, die die Vorschläge des „evangelischen Münchenprogramms“ in die Praxis umsetzen sollte. Die Zusammenarbeit mit einzelnen Gemeinden führte zu erfreulichen Ergebnissen. Andere Gemeinden blockierten. Die Kirchenleitung selbst verlor zunehmend das Interesse an diesem Programm. Es hätte vor allem den Dekanen zu viel Veränderung abverlangt. Ich selbst war wohl zu ungeduldig und machte vermutlich zu viel Druck. So wurde das München-Programm wieder sang- und klanglos eingestellt. Immerhin konnten meine Frau und ich wichtige Teile davon in unseren Gemeinden umsetzten. Der größte Fehler des Münchenprogramms war, dass die Veränderung von der Kirchenspitze aus gehen und gemanaged werden sollte so wie eben Veränderungsprozesse in der Wirtschaft funktionieren. Doch das ist ein Irrtum. Meine Erfahrungen in der Landes- und EKD-Synode sprechen dagegen.

Kirchensteuer-Flut
Unser größtes Problem als Kirche ist das viele Geld. 2014 wurde so viel Kirchensteuer eingenommen wie nie zuvor, etwas über fünf Milliarden Euro in Deutschland. Gleichzeitig haben 2014 so viele Menschen die evangelische Kirche verlassen wie nie zuvor. Allein in Bayern waren es 2014 etwa 30.000 Evangelische.
Eigentlich müssten, angefangen vom Landesbischof über die Synode bis hin zu den Dekanen, Pfarrern und Kirchenvorständen überall die Alarmglocken schrillen. Doch man hört höchstens ein leises Bimmeln, weil das viele Geld alles erstickt.
Statt sich mit den zentralen Fragen des Glaubens und mit dem brennenden Problem des Mitgliederverlusts zu befassen, wird in der Landessynode viel Zeit und damit auch Geld und Energie verbraucht, um zum Beispiel Regelungen zu schaffen, dass homosexuelle Pfarrerinnen und Pfarrer in einem Pfarrhaus zusammenleben können.

Das Bad des Dagobert Duck
Mit dem vielen Steuergeld, in dem unsere Kirche badet wie Dagobert Duck in seinem Geldspeicher, kann man viele Leute anstellen, Häuser bauen, kaufen und renovieren, neue Sonderpfarrstellen schaffen, Projekte finanzieren, Agenden drucken, Dienstwagen fahren und die Gräber der Propheten tünchen.
Kindergärten und soziale Einrichtungen werden damit nur zu einem geringen Teil finanziert. Das Geld dafür kommt vom Staat und damit von allen Steuerzahlern ob sie nun Mitglied der Kirche sind oder nicht. Auch für die Restaurierung unserer Orgel in Thann bekommen wir von der Landeskirche keinen müden Cent.
Aber mit dem Geld kann man einen riesigen Kirchenapparat unterhalten, der sich seiner Bedeutung ständig selbst versichert und über den Ortsgemeinden schwebt. Zusätzlich  lähmt das Geld jeden Veränderungsimpuls, weil ja für schöne Fassaden immer genug da ist. Bin ich ungerecht? Ja!

Was hat das Ganze mit Jesus zu tun?
Nur, so frage ich, was hat das Ganze noch mit Jesus zu tun, jenem armen Wanderlehrer, der im Gestank eines Viehstalls zur Welt kam, ohne jeglichen Besitz lebte, seine Jünger ohne Geldbeutel aussandte und schließlich auf Betreiben der Bischöfe, Theologieprofessoren, Dekane und Pfarrer seiner Zeit am Kreuz hingerichtet wurde?
Niemand verlangt, dass alle, die von der Kirche leben, sofort am Bettelstab gehen sollen. Worum es geht, ist die große Umorientierung hin zu mehr Selbstverantwortung der Gemeindeglieder im Sinn des protestantischen ‚Priestertums aller Gläubigen‘  weg vom Tanz ums goldene Kirchensteuer-Kalb, hin zu den Menschen und ihren Seelen und zum wichtigsten Gebot: Gott und die Mitmenschen zu lieben wie sich selbst. Diese Umorientierung aber kommt nicht von oben. Sie muss aus den Gemeinden, sie muss von den Gläubigen selbst kommen.

Fröhlicher Partisan
Wenn ich die Zeit meines Studiums hinzurechne, waren es 45 interessante, aufregende und trotz mancher Enttäuschungen doch auch erfüllte Jahre. Ich habe gekämpft, habe ausgeteilt und musste einstecken. Habe mich geirrt und dazugelernt. Bin schuldig geworden und habe Vergebung erfahren. Habe gelitten und wurde geheilt. Wurde gehasst und geliebt. Ich war Pfarrer aus Leidenschaft.
Und ich weiß, dass ich meiner evangelisch-lutherischen Landeskirche viel zu verdanken habe. Deshalb verdamme ich sie nicht trotz aller Schwächen und Missstände. Aber damit meine Kirche dem Auftrag ihres Herrn wieder gerecht wird, darf sie nicht bleiben wie sie ist, sondern muss sich grundlegend ändern. Von sich aus hat sie vermutlich nicht die Kraft dazu. Aber es werden auch andere Zeiten kommen, in denen ihr nichts mehr anderes übrig bleibt.


Bis dahin macht meine Frau mit den Kirchenvorständen unbeirrt weiter, eine an Jesus orientierte, menschenfreundliche Gemeinde zu bauen. Bis dahin ziehe ich meine Straße weiter als »Fröhlicher Partisan des lieben Gottes« (Karl Barth) solange es ihm gefällt.

Die Liebe ist ein seltsames Spiel ebl

Losung: Der HERR, euer Gott, hat euch unter allen Völkern der Erde ausgewählt und zu seinem Eigentum gemacht. Das tat er nicht etwa, weil ihr größer seid als die anderen Völker - ihr seid vielmehr das kleinste unter ihnen! Nein, er tat es einzig deshalb, weil er euch liebte. (5. Mose 7, 7 - 8)

Lehrtext: Gott sagte zu Mose: "Es liegt in meiner freien Entscheidung, wem ich meine Gnade erweise; es ist allein meine Sache, wem ich mein Erbarmen schenke." Es kommt also nicht auf den Willen und die Anstrengung des Menschen an, sondern einzig auf Gott und sein Erbarmen. (Römer 9, 16. Nur die fett geschriebenen Passagen sind die ausgewählten Verse.)

Liebe Leserinnen und Leser,

es gab mal einen Schlager, der so anfing: "Die Liebe ist ein seltsames Spiel, sie kommt und geht ..." ( bitte nicht auf Google nachhören, dafür ist der Song viel zu banal!) Seltsam kommt es mir dennoch vor, welches 'Spiel' Gott mit seiner Liebe treibt. Warum er sich dem einen liebevoll zuwendet und dem anderen nicht, ja sogar aktiv daran arbeitet, dass dessen Herz 'vernagelt' bleibt (Rö. 9, 18). Diese Frage hat mir bisher noch keiner beantwortet, sie bleibt offen und provoziert mich. Was ich aber in den heutigen Versen wieder einmal gesagt kriege und verstehe, ist Folgendes: Erarbeiten kann ich mir die Liebe Gottes nicht. Wie sehr ich mich auch anstrenge. Sie wird mir von ihm geschenkt. Das ist eine grundlegende Eigenschaft von Gottes Liebe. Und ich lerne noch etwas: Gott liebt das Unscheinbare und Kleine. Auch da ist er so ganz anders als wir Menschen. Aber genau das könnte unsere Rettung sein.

Gebet: Vater, du bist frei in deiner Zuwendung zu uns Menschen. Wenn du kommst, kommst du aus Liebe. Weil Jesus Mensch geworden ist, will ich darauf vertrauen, dass deine Liebe doch uns allen, jedem einzelnen deiner Menschen gilt. Danke, dass du das Unscheinbare liebst und damit in unserer Welt Zeichen setzt. Amen.

Einen guten Start ins Wochenende und liebe Grüße von

deiner / Ihrer Elfriede Bezold-Löhr

'Jünger wird man unterwegs!' - behauptet Dallas Willard, ein amerikanischer Philosoph. Was dahinter steckt, durchdenken wir beim Lichtblick am nächsten Sonntag und feiern - wie die Jünger - auch gemeinsam Abendmahl. Herzliche Einladung zum Lichtblick um 9.00 Uhr und um 10.30 Uhr :-))