Montag, 30. November 2015

Weil du es willst. hl

Losung: Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser. Jesaja 54,8

Lehrtext: Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es. Epheser 2,8

Liebe Leserin, lieber Leser,

im heutigen Losungswort kommt alles darauf an, den Unterschied zu bemerken: Augenblick – ewig. Was ist schon ein Augenblick vor dem Horizont der Ewigkeit?! Das gleiche gilt für den Unterschied Zorn – Gnade. Was ist schon ein Funken Zorn neben Gottes Gnadensonne?! Und doch war in der christlichen Religion – und ist zum Teil noch heute – viel vom Zorn Gottes die Rede. Warum? Welches Interesse haben manche, Gottes Zorn zu betonen? In aller Regel beziehen sie den Zorn nicht auf sich. Gott zürnt dann fast immer den anderen, den Bösen, den Sündern, denen, die anders sind als man selbst. Will man diesen damit Angst machen? Will man sie so bekehren? Hat Jesus das getan?
Ja, er war zornig, aber nicht zu Versagern, auch nicht zu Sündern und Sünderinnen. Er zürnte denen, die mit Gott Geschäfte machten, die ihn für sich vereinnahmten, um ihre Machtposition zu sichern, die zwischen Gottes Gnade und denen, die sie brauchten eine Mauer aus Moral, Geboten und Gesetzen errichteten, streng bewacht von den Geschäftsführern des kirchlichen Religionsbetriebs und nur mit ihrer Erlaubnis passierbar.
Dabei ist Gnade Gnade, also ein unverdientes Geschenk Gottes, das man sich selbst dann nicht erwerben könnte, wenn man wie ein Heiliger lebte. Und dieses Geschenk, so sagt es Paulus im Epheserbrief, empfange ich im Glauben, empfange ich dadurch, dass ich fest darauf vertraue und mir von der Bibel sagen lasse: ‚Du gehörst untrennbar zu Gott, nicht weil du es so willst, sondern er. Von ihm kann dich nichts trennen, gar nichts, schon gar kein anderer Mensch, wer immer das sein mag (Römer 8,38).‘ Sie mögen dich vielleicht aus ihren Gemeinden und Kreisen ausschließen (siehe Losungsauslegung vom 19.1.11), aber nicht aus Gottes Gnade.

Gebet: Herr, lange habe ich nicht verstanden, was Gnade ist. Jetzt weiß ich es: Ich bin am Leben, weil du es willst. Du hast mir mein Versagen immer wieder vergeben, weil du es willst. Du hältst mir die Treue, weil du es willst. Du bleibst auch im Tod bei mir, weil du es willst und lässt mich leben bei dir. „Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden“ – das ist Gnade. Amen 
[siehe auch Losungsauslegung vom 24.11.15]

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Die Herrnhuter Losungen bestehen aus einer Sammlung von kurzen Bibeltexten des Alten und des Neuen Testamentes. Für jeden Tag des Jahres wird ein Bibelwort aus dem Alten Testament aus einer Sammlung von 1.824 Versen ausgelost (= Losung), das dem Leser als Leitwort oder guter Gedanke für den Tag dienen kann. Aus dem Neuen Testament wird durch einen Mitarbeiter der Herrnhuter Brüdergemeine ein so genannter „Lehrtext“ gewählt, der üblicherweise in einem Bezug zu dem gelosten alttestamentlichen Vers steht. Die ‚Losungen‘ gehen auf Nikolaus Graf von Zinzendorf zurück und erscheinen seit 1721. Sie gelten als überkonfessionell, da sie für alle Christen, egal welcher Konfession, erstellt werden. Sie werden in 61 Sprachen übersetzt und erscheinen als Druckausgabe im deutschen Sprachraum in einer jährlichen Auflage von über einer Million Exemplaren. Hans Löhr und Elfriede Bezold-Löhr schreiben seit 2010 zu den ‚Losungen‘ kurze Auslegungen und Gebete. 

Sonntag, 29. November 2015

Unter Gottes Flügeln hl

Losung: Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! Psalm 36,8

Lehrtext: Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen - und wir sind es auch! 1.Johannes 3,1

Liebe Leserin, lieber Leser,

Helga ist heute 85. Vor 70 Jahren floh ihre Familie mit ihr aus Ostpreußen vor der heranrückenden Roten Armee sowie Svetlana vier Jahre zuvor vor der deutschen Wehrmacht aus der Gegend von Smolensk fliehen musste. Doch bleiben wir bei Helga. Ihre Familie hat in der Nähe von Würzburg eine zweite Heimat gefunden. Da hat Helga einige Jahre später geheiratet und drei Kinder bekommen. Inzwischen hat sie fünf Enkel und vier Urenkel. Bis 1994 hat sie gearbeitet. Nun lebt sie von einer kleinen Rente in einem kleinen Haus, das sie mit ihrem Mann erworben hatte. Es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Nur manchmal träumt sie noch von der Flucht. Dann wacht sie mitten in der Nacht von ihrem eigenen Schrei auf. Erleichtert sinkt dann ihr Kopf aufs Kissen zurück: ‚Nur ein Traum. Ich bin ja in Sicherheit nun schon so viele Jahre. Ich brauche keine Todesangst mehr zu haben und auch nicht mehr zu hungern. Gott sei Dank!‘
Helga hat Zuflucht gefunden in Westdeutschland, in einer Demokratie und in einem Rechtsstaat, wo nicht mehr die Willkür regiert, sondern Recht und Gesetz. Sie kann in einer Gesellschaft leben, in der die Menschen wieder zu Wohlstand gekommen sind, wo sie im Falle von Krankheit und Arbeitslosigkeit von einem Netz aus sozialen Sicherungssystemen aufgefangen werden. Helga ist bewusst, dass das alles nicht selbstverständlich ist. Auch nicht die 70 Jahre Frieden. Ihre Kinder und Enkel kennen das nicht anders. Sie machen sich darüber auch nicht so viele Gedanken.
‚Eigentlich‘, denkt Helga, ‚eigentlich ist es ein Wunder, dass ich nach Krieg und Vertreibung noch einmal so ein gutes Leben führen durfte und das schon so viele Jahre.‘ Und so ist das heutige Losungswort ihr liebstes Bibelwort geworden und hängt gerahmt in ihrem Schlafzimmer. Denn sie ist überzeugt, dass sie das alles nicht dem Können und den Leistungen anderer Menschen zu verdanken hat, sondern Gott, der diese Menschen dazu in seinen Dienst nimmt auch wenn sie selbst das gar nicht wissen.
Und so ist Helga nicht nur in einem sozialen Netz, sondern auch in ihrem Glauben geborgen. Sie weiß, dass sie ein Kind ihres Vaters im Himmel ist. Sie denkt daran, wenn sie das ‚Vater unser‘ betet. Sie denkt daran, wenn sie jedes Jahr aufs Neue die Kerzen am Adventskranz anzündet, die schon in ihrer Kindheit gebrannt haben.
Und Svetlana? Was wohl aus ihr geworden ist?

Gebet: Herr, schützend hast du deine Flügel über mein Leben gebreitet. Und wenn es ohne dich schwierig geworden ist, konnte ich darunter zurückkehren, wieder Kraft schöpfen und Frieden finden. Denn die Tür zu dir steht offen, um mich zu empfangen, wenn ich heimkomme zu dir. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr


Die Herrnhuter Losungen bestehen aus einer Sammlung von kurzen Bibeltexten des Alten und des Neuen Testamentes. Für jeden Tag des Jahres wird ein Bibelwort aus dem Alten Testament aus einer Sammlung von 1.824 Versen ausgelost (= Losung), das dem Leser als Leitwort oder guter Gedanke für den Tag dienen kann. Aus dem Neuen Testament wird durch einen Mitarbeiter der Herrnhuter Brüdergemeine ein so genannter „Lehrtext“ gewählt, der üblicherweise in einem Bezug zu dem gelosten alttestamentlichen Vers steht. Die ‚Losungen‘ gehen auf Nikolaus Graf von Zinzendorf zurück und erscheinen seit 1721. Sie gelten als überkonfessionell, da sie für alle Christen, egal welcher Konfession, erstellt werden. Sie werden in 61 Sprachen übersetzt und erscheinen als Druckausgabe im deutschen Sprachraum in einer jährlichen Auflage von über einer Million Exemplaren. Hans Löhr und Elfriede Bezold-Löhr schreiben seit 2010 zu den ‚Losungen‘ kurze Auslegungen und Gebete. 

Samstag, 28. November 2015

Der Baum des Glaubens hl

Losung: Meine Hand hat alles gemacht, was da ist, spricht der HERR. Ich sehe aber auf den Elenden und auf den, der zerbrochenen Geistes ist und der erzittert vor meinem Wort. Jesaja 66,2

Lehrtext: Paulus sprach: Nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, der da mächtig ist, euch zu erbauen. Apostelgeschichte 20,32

Liebe Leserin, lieber Leser,

was macht den Glauben aus? Dass ich viele Bibelworte auswendig weiß? Dass ich die Gebote Gottes kenne? Dass ich ein moralisch einwandfreies Leben führe? Dass ich Gottesdienste besuche und spende? Oder dass ich das Glaubensbekenntnis aufsagen kann und es mir zu eigen gemacht habe? Das alles mag mit dem Glauben zu tun haben. Doch das trifft nicht den Kern. So wie ich die Bibel verstehe und wie ich es erlebe, macht den Glauben aus, dass Gott eine persönliche Beziehung zu mir hat und ich zu ihm. Das ist der Kern oder besser, das Herz des Glaubens. Viele, die heute nicht (mehr) glauben, meinen, das sei zu naiv. Wenn man denn schon glaube, dass ein Gott Himmel und Erde geschaffen habe, dann sei es geradezu lächerlich anzunehmen, dass diese gewaltige Kraft und Macht sich um einen einzelnen kleinen Menschen kümmere. Das sei eben nur religiöses Wunschdenken.
Aus meiner Sicht macht gerade das die Größe und Kraft Gottes aus, dass er groß genug ist, sich auch um mich kleinen Menschen zu kümmern. Die Großen in dieser Welt, denen die kleinen Leute egal sind, sind in Wirklichkeit nicht groß, sondern erbärmliche Wichte. Und ähnlich ist es mit Erwachsenen, für die Kinder nicht zählen. Vielleicht kann man es so sagen: Groß zu nennen ist nur der, der das Kleine achtet. Und das ist mit ein Grund, warum unser Gott ein großer Gott ist: Der Schöpfer von Himmel und Erde, der Herr der Ewigkeit ist zugleich dein und mein himmlischer Vater. Er hat die Haare auf deinem Kopf gezählt (Jesus) und kennt jeden Winkel deines Herzens.
Und darum heißt das heutige Losungswort in einer neuen Übersetzung: »Ich habe das alles doch geschaffen, Himmel und Erde kommen aus meiner Hand! Dennoch achte ich auf die Menschen, die in Not sind. Ja, ich kümmere mich um die Verzweifelten und um alle, die voll Ehrfurcht auf meine Worte hören.« Manch einer, der in Not ist, meint, Gott habe ihn vergessen oder er sei für ihn nicht wichtig genug. Das Gegenteil stimmt. Das behaupte nicht nur ich, das können viele bezeugen, die auch in unserer Zeit an Gott glauben.
Der Apostel Paulus schreibt im Lehrtext: »Und nun vertraue ich euch Gottes Schutz an und der Botschaft von seiner Gnade. Sie allein hat die Macht, euren Glauben wachsen zu lassen.« Ich wünsche jedem dieses Erlebnis, dass in ihm, in seiner Seele plötzlich der Baum des Glaubens wächst, wo zuvor nur Wüste war. Da kannst du nur noch staunen, weil du weißt, dass du das nicht selbst vermocht hast, sondern dass dir der große Gott ein besonderes Geschenk gemacht hat. Warum gerade dir und anderen nicht? Ich weiß es nicht. Die Bibel nennt das ‚Gnade‘.

Gebet: Herr, danke, dass ich dich ‚Vater‘ nennen kann und dass du das auch wirklich für mich bist. Du bist dir für mich nicht zu schade und ich bin für dich nicht zu klein. Ich bin dir wichtig genug, dass du dich um mich kümmerst, mich behütest und beschützt, mich bis zu diesem Augenblick am Leben erhältst und mir in Jesus deine Liebe schenkst. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 27. November 2015

Loben und danken, beten und singen hl

Losung: Ich will den HERRN loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein. Psalm 34,2

Lehrtext: Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen. Jakobus 5,13

Liebe Leserin, lieber Leser,

gestern sagte mir jemand ein Sprichwort, das ich so noch nicht kannte: „Loben zieht nach oben, danken lässt nicht wanken.“ Das ist kurz und knapp die Erfahrung, die aus Losung und Lehrtext spricht. Gott loben, das bringt dich einfach auf andere Gedanken, lässt dich die Welt und dein Leben mit anderen Augen sehen. Und auch wenn es dir zurzeit schlecht geht, so findest du doch immer etwas, wofür du Gott loben kannst. Bloß kommt man nicht so leicht darauf, wenn man den Kopf hängen lässt und nur noch das sieht, was einem fehlt. Vielleicht ist ja die heutige Losung für den einen oder anderen, der das liest, ein Anstoß, wieder nach oben zu blicken, Gott zu loben und sich so aus seinem Loch herausziehen zu lassen. Man kann Gott auch unter Tränen loben. Einfach ist das nicht, aber möglich.
Ähnliches gilt für das Danken. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass es mich wieder stabilisiert, wenn mich böse Erfahrungen wie ein Blatt im Wind umtreiben, wenn ich verunsichert bin und keinen festen Boden mehr unter den Füßen spüre. Das Beten bringt mich wieder mit Gott in Kontakt, „meinen Fels und meine Burg“, wie es in den Psalmen heißt. Das gibt mir Halt und lässt mich wieder ruhig werden.
Und dann ist im Lehrtext wieder einmal von der Musik die Rede, davon, wie schön es ist, sie zu hören oder selbst Lieder zu singen und damit Gott zu preisen. Es soll Menschen geben, die kommen auch ohne Musik zurecht. Ich nicht. Und Martin Luther auch nicht. Von ihm sind diese Sätze überliefert:
»Musik ist ein reines Geschenk und eine Gabe Gottes, sie vertreibt den Teufel, sie macht die Leute fröhlich und man vergisst über sie alle Laster. Sie ist das beste Labsal eines betrübten Menschen. Es fließt mir das Herz über vor Dankbarkeit gegen die Musik, die mich so oft erquickt und aus großen Nöten errettet hat.« 
Gebet: „Du, meine Seele, singe, wohlauf und singe es schön, dem welchem alle Dinge zu Dienst und Willen stehen. Ich will den Herren droben hier preisen auf der Erd. Ich will ihn herzlich loben solang ich leben werd. (Paul Gerhardt)

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Donnerstag, 26. November 2015

Bloß keine Minderwertigkeitskomplexe vor Gott! hl

Losung: Der HERR schafft Recht seinem Volk und wird seinen Knechten gnädig sein. Psalm 135,14

Lehrtext: Christus Jesus ist uns von Gott gemacht zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung. 1.Korinther 1,30

Liebe Leserin, lieber Leser,

Du, Herr, wirst dafür sorgen, dass deinem Volk kein Unrecht geschieht. Du erbarmst dich über alle, die zu dir gehören.“ - So heißt das heutige Losungswort in einer neueren Übersetzung. So können es viele auch besser verstehen. Aus diesem Wort spricht wieder einmal der biblische Glaube. Meiner Meinung nach unterscheidet er sich von dem sonst üblichen Glauben darin, dass da nicht kleine Menschen vor einem großen Gott auf dem Bauch liegen, um ihn zu bitten, um ihn um etwas anzubetteln. So geschieht das in vielen Religionen. In der Bibel aber sind die Menschen selbstbewusst. Sie wissen, besser, sie vertrauen darauf, Gottes Geschöpfe und Kinder zu sein, von ihm angenommen und geliebt, gesegnet und behütet. Mit einem Wort, sie vertrauen darauf, dass sie zu Gott gehören. Aus diesem Vertrauen heraus gehen sie ganz selbstverständlich davon aus, dass er tut, was für sie gut ist. Aus diesem Selbstverständnis heraus glauben sie und leben sie.
Wie ist das bei Ihnen / bei dir? Wie ist dein Selbstverständnis als Geschöpf und Kind Gottes? Lebst du selbstbewusst und zuversichtlich, weil du zu Gott gehörst? Weil darauf vertraust, dass er für dich tut, was für dich gut ist? Oder schwankst du in deinem Glauben, bist unsicher und hast Gott gegenüber Minderwertigkeitskomplexe?
Mein Tipp: Vermeide doch einmal in den nächsten Tagen, Gott um etwas zu bitten, sondern sage zu ihm: „Herr, du weißt, was ich brauche und ich gehe davon aus, dass du mir das gibst, ohne dass ich dich erst lang und breit bitten und betteln muss. Denn ich gehöre zu dir und verlass mich auf dich. Und jetzt bist du dran. Amen.“
Auch im heutigen Lehrtext heißt es nicht: „Hoffentlich ist Jesus Christus Gottes Weisheit für uns. Hoffentlich haben wir durch ihn Anerkennung vor Gott gefunden usw.“, sondern das ist so. Basta! Es gibt keinen Grund zu zweifeln, keinen unsicher zu sein, denn »durch ihn können wir ein Leben führen, wie es Gott gefällt, und durch ihn sind wir auch befreit von unserer Schuld.« Na dann wollen wir doch auch so leben wie die Bibel sagt, dass wir glauben können.
Ich höre schon wieder die Einwände, dass das alles doch gar nicht so einfach sei, schon gar nicht in der heutigen Zeit. Wenn ich von mir selbst ausgehe, von meinen intellektuellen Bedenken, dann stimmt das. Aber wenn ich von der Bibel ausgehe, dann tue ich eben, was sie sagt und halte mich nicht lange mit meinen eigenen Unsicherheiten auf. Wozu sollen Losung und Lehrtext sonst gut sein?

Gebet: Herr, du erlaubst mir nicht nur, sondern du willst, dass ich dich ohne weiteres für mich in Anspruch nehme. Solange das, was ich will, in deinem Sinn ist, lässt du es auch zu. Andernfalls fährst du mir in die Parade - und vergibst mir. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 25. November 2015

Warum ich gebe hl

Losung: Ehre den HERRN mit deinem Gut. Sprüche 3,9

Lehrtext: Der reiche Mann im Gleichnis sprach: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr!
Lukas 12,19-20

Liebe Leserin, lieber Leser,

letzten Samstag stand wieder mal eine Rumänin vor unserer Haustür, zeigte ihren Ausweis und bat mich um Geld. Ich gab ihr drei Euro. Sie wollte aber 50 und war nahe daran, unverschämt zu werden. Ich weiß nicht, an wie vielen Haustüren sie sonst schon geklingelt und 50 Euro verlangt hat. Jedenfalls hat dieser Vorfall meine Bereitschaft, Rumänen künftig etwas zu geben, nicht gerade gestärkt.
Nein, ich kann und will nicht die finanziellen Probleme all derer lösen, die an unserer Pfarrhaustür klingeln und um Geld bitten. Darunter sind auch einige Deutsche, die ihr Leben nicht auf die Reihe kriegen und sich darum immer wieder einmal melden. Sie versprechen hoch und heilig, einen größeren Betrag zurückzuzahlen. Doch bis heute haben sie das Versprechen nicht gehalten.
Ehrlich gesagt, ich gebe denen, die mich um Geld bitten, sei es vor meiner Haustür oder auf der Brücke zum Brückencenter oder in den Fußgängerzonen, nicht ihretwegen, sondern um meinetwillen. Ich will nicht achtlos an Menschen vorübergehen, die bitten. Ich will mir nicht hinterher Vorwürfe machen, hartherzig gewesen zu sein. Ich will mich auch immer wieder darin trainieren, etwas ohne Gegenleistung zu geben. Deshalb lasse ich manchmal auch die Münze im Einkaufswagen stecken oder das Wechselgeld in Parkscheinautomaten liegen. Wer nach mir kommt, wird sich vielleicht darüber freuen.
Und warum tue ich das alles nicht wegen der Menschen, die um Geld bitten? Weil ich nicht weiß, wie ihre Situation wirklich ist, ob sie es tatsächlich brauchen oder ob der eine oder andere nicht von einer organisierten Bande vorgeschickt wird. Vielleicht setzt manch einer das erbettelte Geld auch gleich in Alkohol oder Zigaretten um. Aber das ist mir egal.
Ich weiß, dass mir manche jetzt den Vorwurf machen, nur deshalb zu geben, um ein besseres Gewissen zu haben. Na und? Was ist die Alternative? Ob ich allerdings Gott damit ehre, wage ich zu bezweifeln. Dazu sind diese ‚Spenden‘ zu klein. Nur wo ist die Grenze? Sind die Daueraufträge, die ich laufen habe, groß genug? Ich weiß es nicht. Doch in diesem Fall weiß ich, wem ich was gebe und warum. Da geht es nicht nur mich, sondern auch um die Menschen, die unterstützt werden. Mindestens genauso wichtig wie die finanzielle Zuwendung ist die persönliche. Darum bemühe ich mich auch, wo es geht, mit den Empfängern ins Gespräch zu kommen. Auch meine Zeit und meine Zuwendung sind ein Gut, mit dem ich Gott ehren kann.

Gebet: Herr, du segnest mich mit verhältnismäßig vielen Gütern ohne dass ich das mehr verdient habe als andere. Ich will nicht vergessen, dass ich alles dir verdanke, alles was ich bin und habe. Ich habe nichts dazu getan, dass ich überhaupt lebe und dazu noch in dieser Zeit und in diesem Land. Und darum will ich auch die nicht vergessen, denen meine Zuwendung gut tut. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Dienstag, 24. November 2015

Weil Gott will hl

Losung: Sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer. Psalm 14,3

Lehrtext: Erlöse uns von dem Bösen. Matthäus 6,13

Liebe Leserin, lieber Leser,

»Der Herr schaut vom Himmel auf die Menschenkinder. Er will sehen, ob es wenigstens einen gibt, der einsichtig ist und nach seinem Willen fragt. Aber alle haben sich von ihm abgewandt und sind nun verdorben, einer wie der andere. Es gibt wirklich keinen, der Gutes tut, nicht einen einzigen! (Neue Übers.)« – Was meinen Sie / was meinst du? Ist das so? Offensichtlich nicht, denn ich kenne einige, die nach Gottes Willen fragen, sich ihm zuwenden und Gutes tun. Oder war das damals zur Zeit der Bibel so? Das kann ich mir auch nicht vorstellen.
Das Losungswort will auch nicht so recht in den Psalm 14 passen. Es steht merkwürdig isoliert da. Allerdings greift der Apostel Paulus im Brief an die Römer dieses Wort wieder auf und ergänzt: »Denn es ist hier kein Unterschied: sie (Juden wie Heiden) sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist
In diesem Zusammenhang ist das heutige Losungswort nicht eine Pauschalverurteilung aller Menschen, sondern ein Hinweis auf Gottes Gnade. Er macht seine Zuwendung zu mir nicht davon abhängig, was ich tue oder unterlasse, sondern davon, was er will. Seine Gnade ist Jesus Christus, sein Sohn. Und den schenkt er mir, nicht weil ich so gut bin, sondern weil ich ihn brauche, nicht weil ich so liebenswert bin, sondern seiner Liebe bedürftig, nicht weil ich ihn bitte, sondern weil er will. Darum geht es an Weihnachten, denn da hat er sein Gnadengeschenk für mich in die Futterkrippe gelegt und für dich auch.
»Erlöse uns von dem Bösen«, steht im heutigen Lehrtext. Für mich heißt das aktuell: ‚Erlöse uns von den terroristischen Menschenvernichtern des islamischen Staates wie du uns vor 70 Jahren von den terroristischen Menschenvernichtern des deutschen Staates erlöst hast.‘ Aber auch: ‚Erlöse mich von dem Bösen in mir, von meinen bösen Gefühlen und Gedanken bevor sie zu bösen Worten und Taten werden.‘

Gebet: Ja Herr, erlöse uns von dem Bösen um uns und in uns. Gib mir die Kraft, dass ich das Böses nicht mit Bösem vergelte, sondern mit Gutem überwinde. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Montag, 23. November 2015

Sich selbst beherrschen hl

Losung: Ein Geduldiger ist besser als ein Starker und wer sich selbst beherrscht, besser als einer, der Städte gewinnt. Sprüche 16,32

Lehrtext: Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen. Matthäus 5,9

Liebe Leserin, lieber Leser,

die heutige Losung ist für diejenigen unter uns, die gerne geduldiger wären und sich selbst besser beherrschen möchten – also wohl für die meisten. Und weil das schon immer so ein weitverbreitetes Problem ist, darum steht dieser Ratschlag in der Bibel. Wie wär's damit, sich für diese Woche das Losungswort mal auf den Nachttisch zu legen oder in den Geldbeutel zu stecken? Vielleicht hilft's ja ein bisschen. Und ausprobieren kostet ja nichts.
Im Lehrtext preist Jesus die Friedfertigen selig. Übersetzt man den Urtext wörtlich ins Deutsche, so meint Jesus die Friedensstifter, also Menschen, die sich aktiv um Ausgleich, Versöhnung und Frieden bemühen.
Ich nehme mir für diese Woche vor, nicht auf jede Palme zu krabbeln, die man mir hinstellt, nicht jedem groben Klotz einen groben Keil zu verpassen, öfter in meinem Häuschen zu bleiben als hinauszufahren. Deswegen bin ich zwar noch kein Friedensstifter, aber ich gieße weniger Öl ins Feuer. Und das ist doch auch schon was.
Und Jesus selbst? Er hat uns den Frieden Gottes gebracht und uns mit ihm versöhnt. Aber er ging keine faulen Kompromisse ein und war auch nicht harmoniesüchtig. Wenn es darauf ankam, hat er mit den Mächtigen in Staat und Kirche gestritten. Das hat er dann auch mit seinem Leben bezahlt.

Gebet: Herr, mein größter Sieg wird der Sieg über mich selbst sein. In deiner Kraft werde ich vielleicht heute den einen oder anderen kleinen Sieg erringen. Von dir geliebt, werde ich es aber auch ertragen, wenn ich an mir selbst scheitere. Du verlangst nichts Unmögliches von mir. So will auch ich mir gegenüber realistisch sein und das von mir erwarten, was möglich ist. Amen

Herzliche Grüße und einen guten Start in die neue Woche!

Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 20. November 2015

Der Traum vom Frieden. ebl

Losung: Gott sagt: „(Ihr Berge Israels), ich bin auf eurer Seite und sorge dafür, dass ihr wieder bebaut und besät werdet.“ (Hesekiel 36, 9 nach der ‚Hoffnung für alle‘)

Lehrtext: (ausgeschnitten aus dem Lobgesang von Maria, die sich über die Ehre freut, Jesus Christus zur Welt bringen zu dürfen): „Seine Barmherzigkeit hat Gott uns, seinen Dienern, zugesagt, ja, er wird seinem Volk Israel helfen. Er hat es unseren Vorfahren versprochen, Abraham und seinen Nachkommen hat er es für immer zugesagt.“ (Lukas 1, 54 – 55)

Liebe Losungsgemeinschaft,
heute mit der Losung ein Kopfsprung mitten hinein in das Kapitel eines prophetischen Buchs! Ein gewisser ‚Ezechiel‘ hat es geschrieben, ein gewisser ‚Gott macht fest‘. Er lebt unfreiwillig in Babylonien, einer Gegend zwischen der heutigen irakischen Stadt Bagdad und dem Persischen Golf. Ezechiel ist selber Israelit, wie mit ihm Hunderte weiterer Männer und Frauen, die nach der Kriegsniederlage (597 v. Chr.) gegen den babylonischen König Nebukadnezar II. aus Israel zwangsweise nach Babylonien umgesiedelt worden sind.

Dort im feindlichen Ausland hält Ezechiel durch seine besondere prophetische Begabung für seine Leute die Verbindung zu Jerusalem aufrecht, dem religiös so wichtigen Zentrum für alle Israeliten in der Fremde. (Er war gleichsam damals das, was heute für Flüchtlinge oder Vertriebene in der Fremde das Handy ist, das die Verbindung zur Heimat garantiert.)

Eine dieser Visionen (Visionen sind innere Bilder, die Gott Menschen eingibt), ist eine sehr hoffnungsvolle: Gott, der die Welt geschaffen hat, spricht mit seiner Schöpfung, konkret mit den Berglandschaften Israels. Er verspricht ihnen, dass sie eines Tages wieder bewirtschaftet werden. Dass ihre Böden wieder eingesät und gedüngt und gehackt werden und dass dann auch wieder geerntet werden kann. Dann, wenn Frieden herrscht und die Männer die Waffen aus der Hand legen und wieder daheim auf ihren Bauernhöfen arbeiten können.

Wann wird dieser Traum vom Frieden wahr? Nicht nur für Israel, sondern weltweit? Wir warten noch immer darauf, dass diese Verheißung sich erfüllt. Solange bleibt sie unser Gebetsanliegen.

Gebet: Herr, bis heute verwahrlosen ganze Länder, weil dort Krieg geführt wird. Menschen werden verletzt, traumatisiert und getötet. Syrien ist nur eines unter vielen. Warum, Herr? Was können wir dagegen tun? Wir können dich nur bitten, dass du dich als ‚Friedefürst‘ dieser Welt durchsetzt. Dass Diplomatie und Kompromissbereitschaft in der großen Politik sowie auch im alltäglichen Zusammenleben die Oberhand gewinnen und wir lernen, gut zusammen zu leben. Amen


Ein friedliches und damit gutes Wochenende dir und Ihnen und herzliche Grüße aus Sommersdorf.
Deine / Ihre
Elfriede Bezold-Löhr






Donnerstag, 19. November 2015

Eine Zumutung! Losung und Lehrtext für Donnerstag, 19.11.2015 ebl

Losung: Ereifere dich nicht über gewissenlose Menschen, sondern sei eifrig darin, den Herrn täglich ernst zu nehmen. (Sprüche 23, 17 nach der ‚Guten Nachricht‘)

Lehrtext: Euer Vater im Himmel lässt seine Sonne scheinen auf böse Menschen wie auf gute, und er lässt es regnen auf alle, ob sie ihn ehren oder verachten. (Matthäus 5, 45)

Liebe Leserin, lieber Leser,
wie leicht ist das gesagt: sich nicht aufregen über gewissenlose Menschen. Wer in diesen Tagen Zeitung liest oder Nachrichten im Fernsehen sieht und da völlig gelassen im Sessel sitzen bleibt, der ist weit souveräner als ich. Ich rege mich sehr wohl auf über Leute, die aufgrund ihrer fanatischen Verblendung anderen Menschen in voller Absicht schwere Verletzungen zufügen oder ihnen sogar das Leben nehmen. Es ist eine Zumutung, was da heute in der Losung steht.

Doch ich lasse mich überzeugen, dass es für mich selber nicht gut wäre, im Lamentieren und Kritisieren stecken zu bleiben. Es würde mich nur bitter und resigniert stimmen. Nein, ich brauche die andere Perspektive. Den Blick, der über das, was unsere Welt aktuell zu bestimmen scheint, hinausgeht und mir ein Fenster in die Ewigkeit aufmacht. Wie sagt doch Timothy Dwight, einst Leiter des weltbekannten Colleges von Yale? „Die Bibel (also das Buch, mit dessen Hilfe wir Gott täglich ernst nehmen können, EBL) ist ein Fenster in dieser engen Welt, durch das wir in die Ewigkeit zu schauen vermögen.“

So schwer es mir fallen mag: Das Beurteilen und Verurteilen ist nicht meine Aufgabe. Ich bin herausgefordert – und das ist alles andere als einfach, wie ich finde – mich da auf Gottes Gerechtigkeit zu verlassen und selber gelassen zu bleiben. „Überlasse das Richten mir“, fordert mich Gott auf. „Und lebe du mein Liebesgebot, so gut du kannst.“

Gebet: Herr, du verlangst viel. Es fällt mir schwer, das Richten und Verurteilen dir zu überlassen. Doch du willst das. So hilf mir bitte und weite du meine Grenzen, Herr. Hilf mir, dass ich das Urteil über andere Menschen, in deren Herz ich nicht hineinsehe, dir überlassen kann. Bewahre uns die Hoffnung auf die guten Kräfte in dieser Welt und die Gewissheit, dass du Herr der Welt und damit des Weltgeschehens bist. Amen.


Lebensmut und Freude für diesen Tag mit seinen Chancen wünscht dir und Ihnen
Deine / Ihre
Elfriede Bezold-Löhr





Mittwoch, 18. November 2015

Verrückt nach Frieden. Losung und Lehrtext für Mittwoch, 18.11.2015 ebl

Losung: Gott spricht: „Ich schließe mit ihnen einen Bund und verspreche ihnen ewigen Frieden.
(Hesekiel 37,26 nach Hfa-Übersetzung)

Lehrtext: (Jesus selbst ist in seiner Person das Ja Gottes zu uns,) denn alle Zusagen Gottes haben sich in ihm erfüllt. Und auf das, was Christus für uns getan hat, antworten wir zur Ehre Gottes mit Amen.“
(2.Korinther 1,20)

Liebe Leserin, lieber Leser,
ich hätte gestern Abend gern die Füße hochgelegt und Fußball geschaut. Deutschland gegen die Niederlande. Aber leider wurde nichts daraus. Eineinhalb Stunden vor dem Anpfiff wurde das Spiel aus Sicherheitsgründen abgesagt. Wegen einer ‚konkreten Gefahrenlage‘ für die ganze Stadt Hannover und viele, viele Fußballfans aus dem ganzen Land – und sicher auch aus Deutschlands Nachbarländern. Werden wir langsam ‚verrückt‘ vor Angst? Frustriert bin ich  an den Schreibtisch ins Pfarramts-Büro zurückgekehrt und habe dann am PC die Losung für den heutigen Tag gelesen.

Ja, wir brauchen ihn dringend, diesen ewigen Frieden, den Gott uns in Aussicht stellt. Keinen Frieden, der auf oberflächlichen Versprechen beruht und schnell gebrochen ist, sondern einen, der von innen heraus unter uns wächst. Ich wünsche mir sehr, dass in diesen Tagen und Wochen gerade Christinnen und Christen wirklich als Friedensbotschafter unterwegs sind. Dass wir uns an Jesus anlehnen in dem, was wir denken, was wir in Diskussionen sagen und was wir tun. Er ist der Friedensbringer für unsere Welt. Er kann die Dinge wieder geraderücken, für jeden einzelnen von uns und sogar für die ganze Menschheit.

Gebet: Herr, bewahre uns davor, dass wir uns verrückt machen lassen durch Sorgen und Ängste. Du sagst uns deinen Frieden zu und das muss uns genügen. Und wenn uns etwas verrückt machen darf, uns unkonventionell denken und handeln lässt, dann soll es die Sehnsucht nach diesem Frieden sein. Amen.


Einen behüteten Tag und gute Begegnungen wünscht dir und Ihnen

Deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr







Dienstag, 17. November 2015

Wir entscheiden selbst. Losung und Lehrtext für Dienstag, 17.11.2015 ebl

Losung: Mose sprach: Nun müsst ihr euch entscheiden: Wählt zwischen Segen und Fluch! Der Herr, euer Gott, wird euch segnen, wenn ihr auf seine Gebote achtet. Doch sein Fluch trifft euch, wenn ihr nicht darauf hört. (5.Mose 11,26-28 nach der Übersetzung ‚Hoffnung für alle‘.)

Jesus spricht: Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit, und ich bin das Leben! Ohne mich kann niemand zum Vater kommen. (Johannes 14,6)

Liebe Leserinnen und Leser,
Segen oder Fluch – was wäre uns lieber? Wirtschaftlicher Erfolg, Gesundheit, vielleicht eigene Kinder und eine Familie, die uns Geborgenheit gibt? Oder Erfolglosigkeit, eine schwere Erkrankung, Einsamkeit? Da müsste keiner von uns lang überlegen, wie ich meine. So schlicht, in diesen Schicksalsfarben haben die Leute um Mose Fluch oder Segen Gottes gedeutet. Ging es jemandem gut, war er gesegnet. Hatte jemand vielfach Pech, war er eben verflucht.

Ich bin froh, dass sich mit Jesus eine ganz andere Sicht auf unser Leben und sein Gelingen oder Misslingen auftut. Es geht nämlich seit dieser letzten und äußersten Selbstoffenbarung von Gott nur noch darum, wie wir zu Jesus Christus stehen. Wenn wir bereit sind, uns von ihm etwas sagen zu lassen durch die Texte des Neuen Testamentes, wenn wir uns überzeugen lassen von seinem unbedingten Interesse an uns und von seiner Liebe zu uns, die bis zum Äußersten geht, dann müssen wir nicht mehr darüber nachdenken, ob wir jetzt wohl gesegnet oder verflucht sind. Wir sind die Brüder und Schwestern von Jesus Christus und damit Gottes Kinder. Wir können auch mit Tiefschlägen und Durststrecken in unserem Leben anders umgehen.

Aber diese Entscheidung nimmt uns keiner ab: Ob Jesus Christus in unserem Leben Platz hat, ob er durch biblische Texte mit uns reden kann und wir uns an ihm orientieren, entscheiden wir selbst. Er zwingt uns nicht. Aber er lässt Jubelsongs auf voller Lautstärke spielen, dass der Himmel bebt (Lukas 15, 7), wenn wir uns für den Weg mit ihm entscheiden.

Gebet: Vater, danke für Jesus Christus, deinen ‚Liebesbrief auf zwei Beinen‘. Danke, dass wir mit dem Blick auf ihn unser Leben hinkriegen werden. Hilf uns, dass wir uns in unserer schnelllebigen, manchmal verrückten  und manchmal auch bedrohlichen Zeit immer wieder auf dich fokussieren und damit einen guten Kurs bewahren. Amen.

Herzliche Grüße Ihnen und dir aus dem Sommersdorfer Pfarrhaus.

Deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr




Montag, 16. November 2015

Unzertrennlich. Losung und Lehrtext für Montag, 16.11.2015 ebl

Losung: Deine Augen stehen offen über allen Wegen der Menschenkinder.
Jeremia 32,19

Lehrtext: In ihm leben, weben und sind wir.
Apostelgeschichte 17,28

Liebe Losungsgemeinschaft,
wie durchgängig und ‚belastbar‘ unsere innere Bindung zu Gott ist, wird in der Bibel ganz oft thematisiert. Jesus versucht oft, den Leuten durch Bilder klar zu machen, worum es ihm geht. Ich hatte gestern im Lichtblick-Gottesdienst eines von diesen Bildern kurz gestreift – das Bild vom Weinstock und den Reben aus dem Johannes-Evangelium (Johannes 15, 5ff). In diesem Bild vergleicht sich Jesus mit einem Weinstock und uns mit seinen Reben. Wer von uns schon einmal versucht hat, eine frische Rebe mit der Hand von einem Weinstock abzureißen, der weiß, wie schwierig das ist. So schwer wie eine frische Rebe vom Rebstock sollen wir von Jesus zu trennen sein – im besten Fall unzertrennlich….

Denn, so sagt es Jeremia mit anderen Worten, aber mit derselben Botschaft: Gott ist wie jemand, der schwer verliebt ist. Er ist mit seinen Augen immer bei uns.

Oder, mit Paulus noch einmal poetisch ausgedrückt: „In Gott leben, weben und sind wir.“ Ein bisschen weniger dichterisch, aber gut alltagstauglich als Zusage an uns alle: „Durch Gott allein leben und handeln wir, ja, ihm verdanken wir alles, was wir sind.“ (Lehrtext nach der Übersetzung ‚Hoffnung für alle‘).

Ich lese diese beiden Zusagen als Stärkung von Gott für uns in den kommenden Tagen, in denen uns immer wieder die Schreckensattacken von Paris begegnen werden. Diese Sätze aus der Bibel sind eine Hilfe gegen alle Ängste, die uns anfallen könnten.


Gebet: Vater, ich nehme dich beim Wort. Wenn du alle Wege weißt, die wir gehen, dann bist du trotz aller sinnlosen Gewalt und allem Leid und Schmerz doch da. Nimm unsere Ängste weg. Mach uns besonnen in Gesprächen. Hilf uns, dass wir zum nüchternen Hinsehen bereit sind und trotzdem den Frieden mit allen Menschen suchen. Dein Segen begleite uns, Herr. Amen.


Einen guten Start in die kommende Woche und liebe Grüße aus Sommersdorf!
Deine / Ihre

Elfriede Bezold-Löhr







Sonntag, 15. November 2015

Wofür? – Sag du es! hl

Predigt von Hans Löhr am Volkstrauertag 2015

Ihr, die ihr heute am Volkstrauertag die Gottesdienste und die Gedenkfeiern besucht, tut ein wichtiges Werk: Ihr haltet die Erinnerung an die Schrecken des Krieges wach. Ihr gedenkt der zahllosen Opfer, die die beiden Weltkriege gekostet haben. Opfer waren die Soldaten, die gefallen, vermisst, in Gefangenschaft oder bei Zwangsarbeit ums Leben gekommen sind. Die an Leib und Seele verwundet waren und oft Jahre später an den Folgen gestorben sind.
Unter diesen Opfern waren diejenigen aus unseren Dörfern, deren Namen auf der Gedenktafel stehen: es waren eure Väter und Großväter, Brüder und Cousins, Onkel und Nachbarn.
Opfer waren aber auch die Frauen und Kinder, die im Bombenkrieg ihr Leben oder ihre Gesundheit lassen mussten, oder die umgekommen sind als der Krieg Mitte April 1945 in unsere Nachbardörfer kam, nach Großenried zum Beispiel und vor allem nach Merkendorf. Opfer waren die Millionen von Menschen, die von der nationalsozialistischen Rassendiktatur vernichtet wurden, darunter 1,2 Millionen Kinder.

An sie alle erinnern wir heute, an das namenlose Leid, an die Grausamkeiten, an die grenzenlose Zerstörung von Leben. Wir tun das zu dem einen Zweck - nicht aus Rache, nicht um andere zu beschuldigen, sondern einzig und allein, damit so etwas nicht mehr geschieht. Nie wieder, jedenfalls da nicht, wo wir verantwortlich sind.

Wir wissen oder spüren es wenigstens, dass der Satz stimmt: »Wer sich des Vergangenen nicht erinnert, ist dazu verurteilt, es noch einmal zu erleben.« Deshalb, und nur deshalb wäre es grundfalsch, würden wir den Stimmen Gehör schenken, die es auch unter uns gibt und die sagen: Lasst doch das Vergangene auf sich beruhen, rührt nicht mehr daran, einmal muss doch Schluss sein. Nein, das dürfen wir nicht. Heute geht es nicht mehr darum, nach Schuldigen zu suchen. Denn die meisten, die heute leben, haben keine Schuld für das, was damals geschehen ist. Wir alle aber haben Verantwortung dafür, was daraus wird.
Das ist und bleibt unsere Verantwortung und ihr wollen wir uns stellen, so oft wir den Volkstrauertag begehen.

Verantwortung? Wem gegenüber haben wir denn Verantwortung? Die Antwort ist leicht: Gegenüber unseren Kindern und Enkeln, damit sie einmal nicht uns anklagen und sagen müssen: "Ihr habt es doch gewusst, was Krieg bedeutet. Warum habt ihr nichts dagegen getan?" Nein, soweit soll es nicht mehr kommen. Wir waren in Deutschland zu lange ein Volk von Kriegsknechten - jetzt wollen wir dem Frieden dienen wie und wo es nur geht. Und dazu gehört auch, dass wir denen Zuflucht gewähren, die vor Krieg und Terror zu uns geflohen sind. Und auch das gehört dazu, dass wir besonnen bleiben angesichts der Terroranschläge in Frankreich, uns weder in Angst und Schrecken versetzen lassen noch blindlings nach Vergeltung schreien. 

Aber wir sind nicht nur unseren Nachkommen gegenüber verantwortlich dafür, dass auch sie in Frieden aufwachsen und leben können, wie es den meisten von uns vergönnt war. In erster Linie haben wir Verantwortung gegenüber Gott und das seit jeher. Seitdem zum ersten Mal ein Mann seinen Bruder erschlagen hat, seitdem verlangt Gott Antwort auf die Frage: "Kain, wo ist dein Bruder Abel? Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde."

Abel ist tot. Wir alle sind Nachkommen Kains, des Brudermörders. Wo immer ein Mensch den anderen tötet, tötet er seinen Bruder, tötet er seine Schwester. Vor 70 Jahren in Europa und in Fernost. Heute in Syrien, im Jemen, in Libyen, in Nigeria, in der Ukraine, in Paris ….
Wenn wir von Feinden reden, dann sind es unsere Menschenbrüder, die wir zu Feinden erklären. Krieg, ausnahmslos jeder Krieg, ist nichts anderes als Brudermord, auch und gerade der nicht enden wollende Krieg zwischen Israelis und Palästinensern.

Aber auch wenn wir die Nachkommen Kains, des Brudermörders sind, sind wir doch nicht dazu verdammt, so zu sein wie er. Wir haben die Wahl zwischen Tod und Leben, zwischen Krieg und Frieden. Gott selbst gibt uns die Freiheit zu wählen, da er sagt: »Den Himmel und die Erde rufe ich als Zeugen euch gegenüber an. Ich habe euch heute das Leben und den Tod vorgelegt, den Segen und den Fluch. Wähle das Leben, damit du lebst und deine Nachkommen auch leben können. Liebe deinen Gott, höre auf seine Stimme und hänge an ihm; denn er ist dein Leben.« (5. Mose 30,19) So steht es in der heiligen Schrift, im fünften Buch Mose.

Dazu wirst du und ich, werden wir, die wir heute zusammengekommen sind, aufgefordert: "Liebe deinen Gott, höre auf ihn, denn er ist dein Leben!" Die Antwort muss jeder selbst geben. Die Antwort auf die Frage: wen oder was liebe ich? Worauf höre ich? Woran hänge ich? Wähle ich bei dem, was mir wichtig ist, Segen oder Fluch? Treffe ich die richtigen Entscheidungen? Von der Antwort hängt ab, wie es mir, meinen Kindern und Enkeln geht. Und letztlich hängt von dieser Antwort auch ab, ob der Krieg zu uns zurück kommt oder ob der Friede bleibt.

Wir haben heute und auch künftig am Volkstrauertag noch eine andere Antwort zu geben. Wir müssen jetzt und künftig die Frage beantworten: Wofür sind die vielen Männer, Frauen und Kinder in den Kriegen Europas und weltweit gestorben? Die deutschen Soldaten - wofür? Für Führer, Volk und Vaterland? Oder für eine Verbrecherclique? Wofür sind sie in Stalingrad verblutet, mit ihren Kriegsschiffen untergegangen, im Wüstensand Nordafrikas verdurstet, in sibirischen Zwangsarbeiterlagern verhungert - wofür? Und die Frauen und Kinder, die in den Lagern getötet wurden oder bei Flucht und Vertreibung umgekommen sind - wofür? All die zahllosen Toten, sie fragen nicht die Verantwortlichen von damals, sie fragen uns heute: "Sagt ihr es, wofür sind wir gestorben?"

Ein vielstimmiger, schauerlicher Chor ruft uns aus der Vergangenheit, aus den Schlachtfeldern, aus den Vernichtungslagern, aus zerbombten Städten, aus Soldatenfriedhöfen. Er ruft ein Wort: »Wofür? Sagt es uns, die ihr heute unser gedenkt! Erlöst uns von der Qual, dass vielleicht alles umsonst gewesen ist, all das Leiden und Sterben.«

Und - wissen wir es? Weißt du es? Kannst du antworten?

In einem Gedicht heißt es:
»Die jungen toten Soldaten sagen: "Unser Tod ist nicht unser. Er ist euer;
unser Tod wird bedeuten, was ihr daraus macht." Sie sagen: "Ob unser Leben und Tod für Frieden war und für neue Hoffnung, oder für nichts,
können wir nicht sagen, denn ihr müsst es sagen."
Sie sagen: "Wir lassen euch unseren Tod. Gebt ihr ihm einen Sinn!"«

Was für eine Verantwortung wird uns da von den Toten aufgebürdet, derer wir heute gedenken! Wir müssen die Verantwortung tragen, dürfen uns ihr nicht entziehen. Wir müssen durch die Art und Weise, wie wir denken, reden und handeln, wie wir uns des Vergangenen erinnern, dafür sorgen, dass es nicht noch einmal geschieht. Wir müssen unter allen Umständen - unter allen Umständen - für den Frieden eintreten, damit es auch für unsere Nachkommen eine Hoffnung gibt. Dann können wir den Toten, die uns so eindringliche fragen, sagen: "Nein, euer Opfer, euer Leiden und Sterben war nicht umsonst. Wir haben daraus gelernt. Denn auf die Frage, die ihr uns stellt: Wofür? Und auf die Frage, die Gott uns stellt: "Was wählt ihr? Leben oder Tod, Fluch oder Segen? Auf diese Fragen antworten wir: Wir wählen das Leben, wir wählen den Segen, wir wählen den Frieden - damit ihr, die Opfer von Krieg, Vertreibung und Gewalt nicht umsonst gestorben seid, und damit wir und unsere Kinder eine friedliche Zukunft haben.

Amen

Samstag, 14. November 2015

Göttliche Treue – menschliche Freude hl

Losung: Dienet dem HERRN mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken! Psalm 100,2

Lehrtext: Was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre. 1.Korinther 10,31

Liebe Leserin, lieber Leser,

warum eigentlich soll ich Gott dienen, noch dazu mit Freuden? Im Psalm 100, in dem das heutige Losungswort steht, heißt es dazu: »Denn der Herr ist gut zu uns, seine Gnade hört niemals auf, für alle Zeiten hält er uns die Treue. (Übersetzung HFA)« Was heißt das?
Er hält dir und mir die Treue, auch wenn wir ihm gegenüber untreu sind. Er hält dir und mir die Treue, ob wir wachen oder schlafen, sitzen, liegen, gehen oder stehen; ob wir uns mit anderen vertragen oder mit ihnen streiten; ob wir krank sind oder gesund, jung oder alt; ob wir ihm glauben und auf ihn vertrauen oder nicht…
Und weil dir das die Bibel heute sagt, und weil sie dir jetzt die Chance gibt, das zu glauben, darum kannst du, was du auch tust, ihm zu Ehren tun (Lehrtext), kannst ihm mit Freuden dienen, kannst zu ihm mit Lobpreisliedern (= frohlocken) kommen und dich des Herrn, deines Gottes freuen. »Denn Gott ist gut zu dir und seine Gnade hört niemals auf.« Das sage nicht ich. Das sagt die Bibel. Nimm sie beim Wort!

Gebet: Herr, das tut gut zu hören, dass du mir treu bist und treu bleibst, wie auch immer ich mich verhalte. Denn du machst deine Treue nicht von mir abhängig, sondern von dir und deinem Sohn Jesus Christus, durch den du mir alle Untreue vergeben hast. Darum freue ich mich, dass ich so einen Gott habe wie dich. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 13. November 2015

Auch du hl

Losung: Ich komme, um alle Völker und Zungen zu versammeln, dass sie kommen und meine Herrlichkeit sehen. Jesaja 66,18

Lehrtext: Wenn der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Matthäus 25,31-32

Liebe Leserin, lieber Leser,

am Ende der Zeit, so sagt es die Bibel, wird die Herrlichkeit des Herrn für alle Menschen und Völker sichtbar. Dann werden alle den anbeten, der sie geschaffen und am Leben erhalten hat, der sie geliebt und erlöst hat. Aber werde ich auch dazugehören? Bin ich es wert, seine Herrlichkeit zu sehen?
Gott sei Dank muss diese Frage nicht ich noch ein anderer Mensch beantworten. Sie ist bereits beantwortet für mich und für dich. Jesus ist Gottes Antwort auf diese Frage. Er zeigt uns jetzt schon Gott als den barmherzigen Vater, der den ‚verlorenen‘, den leichtfertigen Sohn, der sich selbst ins Unglück gestürzt hatte, ohne Vorbedingung wieder annimmt (Lukas 15,11-24). Denn darum geht es in Losung und Lehrtext: Nicht um einen himmlischen ‚Parteitag‘, nicht um die Vollversammlung der Vereinten Nationen, sondern dass Gott jeden einzelnen von uns Menschen am Wegrand aufliest, keinen verloren gibt und jeden aufnimmt in die Schar der Erlösten, in die Gemeinschaft mit ihm. Jeden? Wirklich jeden? Ich glaube schon. Oder glaubst du, dass er dich ausstößt? Und wenn dich nicht und mich nicht, wen dann?

Gebet: Herr, seitdem ich dir vertraue, habe ich keine Angst mehr vor dir, keine Angst vor den Folgen meiner Schuld, keine Angst vor dem, was nach meinem Tod kommt. Seitdem ich dir vertraue, fühle ich mich bei dir geborgen. Denn du bist bei mir zu jeder Zeit und sorgst dafür, dass ich nicht mehr verloren gehe. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Donnerstag, 12. November 2015

Fackeln der Menschenfreundlichkeit hl

Losung: Wehe den Hirten, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden? Hesekiel 34,2

Lehrtext: Ist jemand ein Amt gegeben, so diene er. Römer 12,7

Liebe Leserin, lieber Leser,

der vorgestern verstorbene Altbundeskanzler Helmut Schmidt hatte sich einmal den »ersten Angestellten der Republik« genannt. So hat er sich als Bundeskanzler verstanden und so wollte er von anderen verstanden werden. Dahinter stand ein Dienstverständnis, das bis ins Alte Testament zurückreicht.
Damals hießen die politischen Führer im alten Israel „Hirten“. In unserer Zeit ist das mit dem Titel „Minister“, auf Deutsch: Diener, vergleichbar. Die ihnen von Gott zugedachte Aufgabe war, sich um das Volk zu kümmern, es zu beschützen, das Recht zu verteidigen und die Lebensgrundlagen zu verbessern. Keinesfalls aber sollten sie die Menschen in ihrem Herrschaftsgebiet ausbeuten, sich auf ihre Kosten bereichern und sie für eigene Zwecke ausnutzen (Losung).
Später hat das der Apostel Paulus auch für die Aufgabenverteilung in einer christlichen Gemeinde angemahnt (Lehrtext). Jeder Amtsträger in Kirche und Gemeinde soll der Bibel zufolge dienen und nicht herrschen, er sei Papst, Bischof, Dekan, Pfarrer oder Pfarrerin und was es sonst noch für Ämter gibt. Als Zeichen dafür wäscht der Papst an jedem Gründonnerstag Menschen ohne Rang und Namen die Füße. Er folgt damit dem Beispiel Jesu, der seine Jüngern, die zuvor arme Fischer und kriminelle Zolleinnehmer waren, die Füße gewaschen hatte (Johannes 13,1-17). Zuletzt ging Papst Franziskus deswegen in ein Gefängnis und diente mit dieser Geste der Demut den Verbrechern. Hier der Link zum Bericht der Tagesschau: Fußwaschung.
Es würde den Mitgliedern einer christlichen Gemeinde gut anstehen, wenn sie vor hohen kirchlichen Würdenträgern nicht vor Ehrfurcht und Bewunderung „auf dem Bauch liegen“, sondern in ihnen ihre Dienstleister sehen und sie auch so behandeln würden. Damit würden sie sich auf gute Weise davon unterscheiden, wie es sonst in der Welt zugeht. Aber wer ist schon bereit, die Bibel auch an diesem Punkt ernst zu nehmen? Die Sucht nach Verehrung von Menschen, die man zu Stars (Sternen) erhebt, scheint unstillbar zu sein. Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass man hofft, als Fan etwas vom Glanz seines Stars abzubekommen. Demgegenüber macht der ‚Glanz der Gnade‘, der von dem armen Zimmermann und Wanderprediger Jesus von Nazareth ausgeht, offenbar nicht so viel her. Zunächst hatte man ihn noch beim Einzug in Jerusalem mit Hosianna-Rufen willkommen geheißen. Ein paar Stunden später haben dieselben Leute dann „kreuzigt ihn“ gerufen. So schnell kann's gehen. 

Gebet: Herr, ich danke dir für die vielen Menschen, die ohne viel Aufhebens zu machen anderen dienen sei es in der eigenen Familie, sei es im Beruf, im Staat, in der Gesellschaft, in der Kirche oder in einer Gemeinde. Sie sind die wahren Stars am Himmel der Nächstenliebe. Sie sind die Leuchttürme der Barmherzigkeit, die Fackeln der Menschenfreundlichkeit in der Nacht von Egoismus, Angst und Gier. Du hast mit deiner Liebe auch mein Leben hell gemacht. Bewege mich dazu, dass auch ich etwas von deinem Licht für andere abstrahle. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 11. November 2015

Himmlischer Beistand hl

Losung: Eile, mir beizustehen, Herr, du meine Hilfe! Psalm 38,23

Lehrtext: Paulus schreibt: Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich. 2.Timotheus 4,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

du kannst dich glücklich schätzen, wenn es niemanden gibt, gegen den dir Gott beistehen muss! Viele sind es nicht, die mit allen anderen Menschen in Frieden leben. Manchmal sind unter den nächsten Angehörigen die ärgsten Feinde. Das ist dann besonders bitter, weil doch die Partnerschaft oder die Familie der Ort sein soll, wo man gut miteinander auskommt, neue Kraft schöpft und einer den anderen trotz seiner Fehler annimmt und vielleicht sogar liebt. Gut, wenn du dann wenigstens einen vertrauenswürdigen Freund, eine vertrauenswürdige und verständnisvolle Freundin hast, die zu dir hält und bei der es dir gut geht.
Der Mensch, der das Losungswort im Psalm 38 betete, hatte offenbar niemanden, der zu ihm hielt. Und trotzdem verzweifelt er nicht. In seiner Not wendet er sich an Gott und bittet ihn, ihm beizustehen und in den Konflikten mit anderen Kraft zu geben. Vielleicht fragt jetzt der eine oder die andere, ob das etwas nützt, ob Gott wirklich einem Einzelnen gegen seine Widersacher beisteht. Ich glaube schon. Ich glaube, dass allein schon die Tatsache, dass sich einer an Gott wendet und mit seiner Hilfe rechnet, ihm neue Kraft gibt. Du gehst ganz anders in eine Auseinandersetzung, wenn du dabei auf Gottes Beistand vertraust. Allerdings, eine Einschränkung gibt es: Er wird mir nicht beistehen in einer Sache, die gegen seinen Willen ist und anderen zum Schaden gereicht.
Der heutige Lehrtext weist darauf hin, dass Paulus wegen seines Glaubens festgenommen und verhört worden ist. Und so schreibt er in einem Brief an Timotheus: »Bei meinem ersten Verhör stand mir niemand bei, sondern sie verließen mich alle. Es sei ihnen nicht zugerechnet. Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich.«  Er machte dieselbe Erfahrung, die Jesus gemacht hatte, als man ihn festnahm und verhörte. Auch er wurde dabei von allen (!) seinen Freunden  im Stich gelassen. Es gibt offenbar Situationen, da bleibt dir nur noch Gott. Aber was heißt schon „nur noch“. Wiegt er, der Schöpfer von Himmel und Erde, nicht ganze Armeen auf, die dir helfen könnten? Klar, jedem tut ein menschlicher Beistand gut, den du sehen und berühren, dem du dein Leid klagen und von dem du bestärkt werden kannst. Aber solange du dich an Gott wendest, solange du ihm vertraust, bist du weder hilflos noch verlassen. Und so wünsche ich dir und mir immer wieder die Erfahrung, dass Gott uns beisteht und uns Kraft gibt, sooft wir dessen bedürfen.

Gebet: Herr, auch wenn mich einmal alle verlassen sollten, du tust das nicht. Auch wenn sich einmal alle gegen mich wenden sollten, du tust das nicht. Du bist mein letzter und mein größter Halt, gibst mir Kraft, wenn ich kraftlos bin und neuen Lebensmut, wenn ich verzage. Amen


Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Dienstag, 10. November 2015

Bewahrt, gerettet, geheilt hl

Losung: Du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, HERR, mein Gott! Jona 2,7

Lehrtext: Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. 1.Johannes 3,8

Liebe Leserin, lieber Leser,

von Beginn der Zeugung an ist das Leben bedroht. Menschen können im Mutterleib sterben, bei der Geburt, kurz nach der Geburt oder irgendwann in den Jahren danach. Darum ist es für mich nicht selbstverständlich, dass ich lebe. Als Kind habe ich einige schwere Krankheiten überstanden, bei denen sich meine Eltern große Sorgen haben machen müssen.
Sind das „finstere Mächte“, die das Leben bedrohen? Ist es das Böse, das mich verderben will? Eigentlich ist es egal, wie man die Bedrohung benennt. Für mich ist nur wichtig, dass Gott mich bis zum heutigen Tag immer wieder vor dem Verderben bewahrt hat, vor tödlichen Krankheiten, vor folgenschweren Unfällen, vor einer zerstörerischen Sucht oder was es sonst noch so gibt.
Aber er hat mich nicht nur davor bewahrt, sondern auch in Krankheit und Leid beschützt, dass ich darin nicht zerbrochen oder umgekommen bin. Und darum kann auch ich mit dem heutigen Losungswort sagen: "Du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, HERR, mein Gott!".
Und was ist mit dem Teufel und seinen Werken (Lehrtext)? Ich glaube nicht an den Teufel, sondern an den Sohn Gottes, an Jesus Christus, der die Werke der Finsternis zerstört, - auch für mich.

Gebet: Herr, immer wieder hast du mich bewahrt, gerettet, geheilt. Diese Erfahrung ist mir kostbar, weil sie mich im Glauben stärkt. Bewahre, rette und heile auch die Menschen, die mir nahe stehen und die ich liebe – und die anderen auch. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Montag, 9. November 2015

Lebe seinen Segen hl

Losung: Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Psalm 121,7

Lehrtext: Nun sind auch eure Haare auf dem Haupt alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht. Matthäus 10,30-31

Liebe Leserin, lieber Leser,

das heutige Losungswort tut mir richtig gut. Es ist ein Segen, den mir die Bibel für den Wochenanfang zusagt. Mit diesem Wunsch gehe ich zuversichtlich in die kommenden Tage und lasse mir diese Zuversicht von anderen Menschen nicht nehmen. Genau das ist es auch, was ich dir ans Herz lege.
Denn wenn das stimmt, was Jesus im Lehrtext gesagt hat – und warum sollte es nicht stimmen?! –, dann muss ich mich in der Tat nicht fürchten, auch wenn die Nachrichten vielleicht nichts Gutes zu verheißen scheinen. Jedes einzelne Haar auf meinem Kopf kennt Gott. Das heißt doch, er kennt mich durch und durch, mehr als ich mich selbst, mehr als meine Eltern mich jemals gekannt haben. Ich habe allen Grund, ihm zu vertrauen. Und du auch.

Gebet: Herr, mein Gott und Vater, das Schöne am Glauben ist, dass ich dich nicht erst um deine Hilfe und Liebe bitten muss, sondern davon ausgehen darf, dass dies längst geschieht. Ich muss mich nicht bang fragen, ob du mich erhörst. Stattdessen nehme ich dich beim Wort und lebe das, was du mir zusagst. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Sonntag, 1. November 2015

Blinde Hellseher hl

Losung: Du hast dich müde gemacht mit der Menge deiner Pläne. Jesaja 47,13

Lehrtext: Jesus fragte die Jünger: Was habt ihr auf dem Weg verhandelt? Sie aber schwiegen; denn sie hatten auf dem Weg miteinander verhandelt, wer der Größte sei. Markus 9,33-34

Liebe Leserin, lieber Leser,

Du stolze Stadt Babylon hast dir große Mühe gemacht mit deinen vielen Beratern; sollen sie doch auftreten und dich retten, sie, die den Himmel deuten und die Sterne betrachten, die dir an jedem Neumond verkünden, was kommt. Sie können sich nicht retten. (Losung in einer neuen Übersetzung)
Es ist schon erstaunlich, wie viel Mühe sich viele Menschen geben, etwas über die Zukunft herauszufinden. Pendeln, Karten legen und vor allem Astrologie (Horoskope) haben Hochkonjunktur. Aber so wenig die Menschen vor uns in der Lage waren, mit solchen Techniken die Zukunft zu deuten, so wenig klappt das auch heute. Besonders bedenklich finde ich, dass auch bei vielen Regierungsbeamten in aller Welt die Sterndeuterei angewandt wird. Nein, Horoskope, Hellsehen und Wahrsagen haben noch niemand gerettet und werden auch niemand retten. Das ist es, was Gott durch seinen Propheten Jesaja der Stadt Babylon, der heidnischen Welthauptstadt jener Zeit, vorhält.
Ja selbst die Jünger Jesu waren vor dem Unfug nicht gefeit, schon einmal die Plätze in der ersten Reihe des Reiches Gottes zu besetzen. Sie haben sozusagen das Fell des Bären verteilt, bevor er überhaupt erlegt war. „Wer ist der Größte?“ – Dieses Konkurrenzdenken vergiftet seit jeher das Zusammenleben im Großen wie im Kleinen, in der Welt wie in der Kirche.
Um wie viel entspannter könnte das Leben sein, wenn man nicht alles Fortkommen von seinen eigenen Kräften und Fähigkeiten abhängig machen würde, sondern es Gott zutraute, uns dahin zu bringen, wo er uns haben will. Es ist schon in Ordnung, dass ich im Rahmen meiner Möglichkeiten das tue, von dem ich meine, dass es meinen Mitmenschen und mir hilft. Doch den großen Überblick über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft habe ich nicht. Ich traue aber Gott zu, dass er ihn hat und vertraue ihm, dass er für mich auch den Weg in eine ungewisse Zukunft weiß.

Gebet: Herr, Vergangenheit Gegenwart und Zukunft stehen in deiner Hand. Du kennst die Zeit des Wachstums, des Blühens und des Vergehens für alles, was du geschaffen hast, auch für mich. Was sonst soll mir schon helfen, außer dir. Dir vertraue ich mein Leben an und das meiner Angehörigen. Du wirst es gut machen. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Hinweis: Da wir verreist sind, erscheinen die nächsten Losungsauslegungen wieder ab Montag, 9. November