Donnerstag, 31. Dezember 2015

Dein Reich komme. ebl

Losung: Für euch aber, die ihr mir treu gewesen seid, wird an diesem Tag die Sonne aufgehen. Sie wird euer Recht an den Tag bringen  und alle Wunden heilen.
Maleachi 3,20 nach der ‚Gute Nachricht Bibel‘

Lehrtext: Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Matthäus 6,10


Liebe Leserin, lieber Leser,
die heutige Losung spricht ein Thema an, das sehr kantig ist: Es geht um die Vorstellung von Gottes Gericht über unsere Welt. Maleachi denkt sich das ganz schlicht so, dass Gott dann scharf unterscheidet zwischen denen, die sich an seinem Willen orientiert haben und denjenigen, denen Gott, salopp formuliert, völlig egal war. Die einen kommen an Gottes Seite (siehe Losung), die anderen „verbrennen wie Stroh“ (Maleachi 3, 19).

Was mache ich mit solchen Aussagen? Zwei Dinge kommen mir dazu spontan. Zum ersten: Zu lange wurde mit solchen Drohungen den Leuten, die in den Kirchenbänken saßen, Angst gemacht. Gott als der, der rechtet, der jedes Wort auf die Goldwaage legt und mich am Schluss unbarmherzig beurteilt. Was resultiert aus dieser Darstellung anders als ein schrecklicher Druck auf diejenigen, die Gottes Wort für ihr Leben ernst nehmen wollen?

Zum zweiten: Mit Jesus Christus sind die Karten vollkommen neu gemischt worden. Er ist derjenige, der mich ‚recht‘ macht in Gottes Augen. Er ist derjenige, der mir den Weg zu Gott über die Brücke der Vergebung baut.

Daher bitte ich heute Gott ohne Angst: „Dein Reich komme, Vater. Ich habe keine Angst davor, sondern ich freue mich darauf, wenn dein Wille, wenn dein Liebesgebot überall gilt. Dein Wille geschehe, denn er ist das Beste, was unserer Welt passieren kann. Geh du mit uns ins neue Jahr, Herr. Wir freuen uns auf das Schöne, das vor uns liegt und vertrauen darauf, dass wir das Schwierige mit dir schaffen werden. Amen.


Gottes Segen für dich – Gottes Segen für Sie!
Deine/Ihre
Elfriede Bezold-Löhr



  

Mittwoch, 30. Dezember 2015

Wunden heilen. ebl

Losung: Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.
Psalm 147,3

Lehrtext: Am Abend brachten sie viele Besessene zu Jesus; und er trieb die Geister aus durch sein Wort und machte alle Kranken gesund.
Matthäus 8,16


Liebe Leserin, lieber Leser,
Jürgen ist noch keine sechzig Jahre alt, als seine Frau an einem Samstag Abend stirbt. Scheinbar völlig gesund, erleidet sie in ihrem Fernsehsessel einen Herzinfarkt. Der Notarzt kann für sich nichts mehr tun. Was dann für Jürgen folgt, nennt er heute im Rückblick die härteste Zeit seines Lebens. Alles schien zu Ende. Das gemeinsam Aufgebaute hatte plötzlich keinen Wert mehr. Was kann da noch trösten? Alkohol vielleicht? Oder die Ablenkung durch weite Reisen?

Eine Zeit lang war das Leben für Jürgen nur ein eisernes Durchhalten. Leben von einem Tag zum anderen, dableiben für die Kinder, die ihren Vater vielleicht doch noch brauchen könnten. Ganz langsam nur wurde es wieder heller um ihn. Es dauerte Monate, bis er wieder zum ersten Mal eine Einladung angenommen hat, ausgegangen ist und sich in fremder Gesellschaft wieder wohlgefühlt hat. Aber letztlich kommt Jürgen durch. Ist heute ein Mann, der das Geglückte seines Lebens wieder sehen kann und oft lacht. Das Vertrauen in Gott als denjenigen, der das letzte Wort über Leben und Tod hat, hat bei Jürgen die Oberhand behalten. Er macht um seinen Glauben keine großen Worte, doch sein stilles Vertrauen auf Gott und das Annehmen dessen, was einfach nicht mehr zu ändern ist, haben sein Herz wieder heilen lassen.

So erlebe ich Gott als ‚Arzt‘, wie die Losung ihn beschreibt. Den Allmächtigen, der seelisch und körperlich Schwerstkranke spontan heilt, habe ich noch nicht kennengelernt. Doch auch dem Herrn, der Wunden langsam heilen lässt, bin ich dankbar.

Gebet: Herr, ich danke dir, dass du Menschen hilfst, in Leidenszeiten nicht aufzugeben. Danke, dass du uns ermutigst und tröstest durch biblische Berichte, die von deiner Heilkunst erzählen. Lass unser Vertrauen in deine Möglichkeiten wachsen, Vater, wenn wir selber krank sind oder uns um Kranke sorgen, die wir lieb haben. Hilf uns, dass unsere Hoffnung auf dich nicht zerbricht – und zeige deine Macht als Arzt, Herr, wo wir dich darum bitten. Amen.



Herzliche Grüße aus Sommersdorf schickt dir und Ihnen
deine / Ihre
Elfriede Bezold-Löhr







Dienstag, 29. Dezember 2015

Begabungen hl

Losung: Gott gibt den Weisen ihre Weisheit und den Verständigen ihren Verstand. Daniel 2,21

Lehrtext: Werdet nicht unverständig, sondern versteht, was der Wille des Herrn ist. Epheser 5,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

was kann ein Kind für seinen begrenzten Verstand, das geistig behindert auf die Welt gekommen ist? Natürlich nichts. Und was kann ein brillanter Wissenschaftler, ein Physiker oder Philosoph, ein Chemiker oder Mediziner für seine tiefe Weisheit und seinen großen Verstand? Hm. Natürlich hat ein solcher Mensch hart gearbeitet, um große Leistungen zu vollbringen oder gar mit dem Nobelpreis geehrt zu werden. Er hat Abitur gemacht, ein Hochschulstudium abgeschlossen, promoviert und sich habilitiert. Doch mit Fleiß allein kann man in der Welt der Wissenschaft nichts Großes vollbringen. Dazu gehört auch eine große Begabung. Und wie das Wort schon sagt, ist Begabung nicht etwas, was man sich selbst verschaffen könnte, sondern was einem Menschen von Geburt an mitgegeben ist. Auch große Künstler wie Anna Netrebko, auch große Sportler wie Thomas Müller sind solche ‚Ausnahmebegabungen‘. Sie üben und trainieren hart, um an die Spitze zu kommen. Aber das Sprungbrett dazu ist ihre Begabung und Menschen, die sie dabei gefördert haben.
Zu allen Zeiten werden solche Stars hofiert und verehrt. Viele lassen sich das gern gefallen. Aber es gibt auch ein paar wenige, die bescheiden bleiben und darauf verweisen, dass sie für ihre Begabung dankbar sind, dass sie Gott dafür danken, statt alles als eigene Leistung auszugeben. David Alaba ist so einer.
Gleiches gilt auch einige Etagen tiefer für uns Normalsterbliche. Ein jeder von uns hat Begabungen mitbekommen, kann bestimmte Dinge besonders gut. Es ist schön, dass es so ist. Und man darf sich darüber durchaus freuen. Aber man darf dafür auch Gott danken.
Im Brief an die Epheser, im heutigen Lehrtext, werden die Christen damals, genauso wie wir heute, aufgefordert, verständig zu werden, zu verstehen, was der Wille des Herrn ist. Gleich darauf heißt es dann in der Bibel: »Seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als Unweise, sondern als Weise.« Weisheit hat demzufolge auch mit dem Lebenswandel zu tun, damit, dass ich mich am Willen Gottes orientiere. So kann ich Irrwege vermeiden, die ich später womöglich bereuen muss.
Manch Großer, der mit seinem Ruhm nicht klar gekommen ist, ist über die eigenen Füße gestolpert: Elvis Presley, Michael Jackson, Amy Winehouse… Leistung und Begabung ist eben nicht alles. Ein gewisses Maß an Weisheit und Verstand hilft, mit dem eigenen Leben zurechtzukommen - erst recht, wenn mir bewusst ist, wem ich es verdanke und wem gegenüber ich verantwortlich bin.

Gebet: Herr, bewahre mich vor Hochmut und Undankbarkeit, damit ich dich nicht aus dem Auge verliere und mich nicht in meinem Leben verirre. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Montag, 28. Dezember 2015

Ab in den Alltag. ebl

Losung: Wir wollen dem HERRN, unserm Gott, dienen und auf ihn hören.
Josua 24,24

Bleibt fest und unerschütterlich in eurem Glauben! Setzt euch mit aller Kraft für den Herrn ein, denn ihr wisst: Nichts ist vergeblich, was ihr für ihn tut.
1.Korinther 15,58

Liebe Losungsgemeinschaft,
ich bin froh, dass sich nach den Feiertagen diese sogenannte ‚Zeit zwischen den Jahren‘ anschließt. Da räume ich ein bisschen im Büro auf und denke langsam in Richtung Silvesterpredigt. Doch diese Zeit genieße ich auch, um die Eindrücke und Anstöße des Heiligen Abends und der Feiertage zu verarbeiten. Ich freue mich noch immer an dem Wiedersehen mit so manchem, den ich längere Zeit nicht gesehen hatte und dem doch die Verbindung zur Gemeinde – und letztlich hoffentlich zu Gott als dem, der uns zusammenbringt, am Herzen liegt.

Wir haben in den letzten Tagen wieder neu begriffen, dass Gott um unsretwillen Mensch geworden ist und sich für ein Leben mit uns entschieden hat. Jetzt ist es dran, dass wir unser alltägliches Leben langsam wieder aufnehmen und dieses Wunder möglichst oft durchscheinen lassen. Tauchen wir wieder aus dieser ganz besonderen Zeit auf und leben unseren Glauben alltäglich. Wie zu Lebzeiten von Paulus kann uns auch heute die Gemeinschaft von Christinnen und Christen helfen, an diesem Vorhaben dranzubleiben und im Glauben persönlich zu wachsen.

Gebet: Herr, wir danken dir für viele Gottesdienste im ganzen Land, in denen du in den letzten Tagen intensiv zu Wort gekommen bist. Halte die Gedanken, die wir von dort mitgenommen haben, auch im Alltag in uns wach. Lass uns in unseren Gemeinden zusammenwachsen, damit wir eine gesunde und tragfähige Gemeinschaft entwickeln können, die Platz für ganz unterschiedliche Leute bietet. Danke, Herr. Amen.


Einen guten Start in diese neue Woche, die ja durch den Neujahrstag wieder ‚versüßt‘ wird.

Ihre / eure Elfriede Bezold-Löhr







Sonntag, 27. Dezember 2015

Sich die Weihnachtsfreude nicht verderben lassen hl

Losung: Jauchzet, ihr Himmel; freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen! Denn der Herr hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Elenden. Jesaja 49, 13.

Liebe Leserin, lieber Leser,

rühmet, was heute der Höchste getan!
Lasset das Zagen, verbannet die Klage,
Stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an!

So beginnt das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Und so konnte man es vor und an Weihnachten viele Male weltweit hören. Ist Ihnen / dir auch nach Jauchzen und Frohlocken zumute oder eher nach Zagen und Klagen? Gründe dafür, das Jauchzen sein zu lassen, gibt es genug und hat es schon immer gegeben: Zur Zeit der Bibel, als Jesus in Bethlehem geboren wurde, zur Zeit von Johann Sebastian Bach und in unserer Zeit. Und du kannst deine persönlichen Gründe beisteuern, wenn du das möchtest.
Du kannst aber auch trotzalledem in diesen wunderbaren Auftaktchor des Weihnachtsoratoriums einstimmen und mitsingen oder mitsummen oder dich wenigstens mitnehmen und mitreißen lassen von dieser herrlichen Musik.
Ich jedenfalls, liebe Leserin, lieber Leser, lasse mir die Weihnachtsfreude nicht verderben, erst recht nicht von mir selbst. Ich halte daran fest, was das Bibelwort für den Monat Dezember 2015 sagt, dass Gott seine Menschen tröstet und sich derer erbarmt, denen es nicht gut geht. Ich hab's ja selbst immer wieder erlebt, wie er mich aus mancher Verzweiflung wieder herausgeholt und getröstet hat. Meistens fing das ganz leise und unmerklich an. Doch dann habe ich gespürt: Jetzt hat sich bei dir etwas geändert. Du hast das Tief überwunden. Besser gesagt: Er hat mein Tief überwunden.
Und was für mich im Kleinen gilt, gilt auch für die Welt im Großen und Ganzen. Auch der Krieg in Syrien wird ein Ende haben. Die Menschen werden in ihrer Heimat bleiben und viele werden wieder dorthin zurückkehren. Natürlich kann ich auch das Gegenteil behaupten und sagen, dass alles immer nur noch schlimmer wird. Aber damit mache ich nichts besser.
Ich vertraue auf den Frieden stiftenden Geist von Weihnachten, auf den Geist der Versöhnung. Er geht von dem Jesuskind im Stall aus mehr als aus allen Regierungssitzen und -palästen dieser Erde. Aber manchmal wird auch jemand, der Regierungsverantwortung hat, von diesem Geist angesteckt und geht einen neuen Weg.

Gebet: Herr, auch wenn die Nacht noch finster ist, wird es doch Tag werden. Auch wenn die Waffen noch lärmen, müssen sie doch eines Tages schweigen. Auch wenn ich unglücklich bin, wirst du doch mein Unglück wenden. Denn du lässt mich nicht in Stich und auch nicht diese Welt, die du geschaffen hast. Dafür bürgt das Kind in der Krippe und der Mann am Kreuz, Jesus, die Hoffnung der Welt. Dafür rühme ich dich und bin fröhlich über dir, mein Gott. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Samstag, 26. Dezember 2015

Unverzichtbare Bibelkritik hl

LosungDer Storch unter dem Himmel weiß seine Zeit, Turteltaube, Kranich und Schwalbe halten die Zeit ein, in der sie wiederkommen sollen; aber mein Volk will das Recht des HERRN nicht wissen. Jeremia 8,7

Lehrtext: Wir sollen desto mehr achten auf das Wort, das wir hören, damit wir nicht am Ziel vorbeitreiben. Hebräer 2,1

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute ist in besonderer Weise das Nach-Denken über die Bibel gefragt. Vielleicht ist ja dafür am zweiten Weihnachtsfeiertag ein bisschen Zeit:

Was ist »das Wort, das wir hören« und auf das wir achten sollen, wie es im Lehrtext heißt? Für einen gläubigen Christen ist es immer ein und dasselbe Wort, das ihm nur in verschiedenen Gewändern erscheint. Und dabei kommt es nicht so sehr auf die Gewänder an, sondern darauf, was bzw. wer in ihnen steckt.
Von dem Wort, das wir hören, von dem einen, alles entscheidenden Wort, neben dem alle anderen Worte nichtssagend sind, heißt es im Johannesevangelium: »Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Alle (!) Dinge sind durch dasselbe gemacht.  In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Wort ward Mensch (Fleisch) und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.« (Johannes 1)
Jesus Christus ist dieses eine Wort Gottes. Alle anderen Worte der Bibel sind seine Gewänder. Sie haben nur dann eine Bedeutung, wenn sie durchscheinend sind auf ihn, wenn ich ihn in diesen Worten finde: Seine Liebe, seine Wahrheit, seine Barmherzigkeit, seine Vergebung und seinen Anspruch. Als Christ lese ich die Bibel deshalb anders denn als Jude, Moslem oder Atheist.

Martin Luther hat es so ausgedrückt: »Darin stimmen alle rechtschaffenen (biblischen) Bücher überein, dass sie allesamt Christum predigen und treiben. Auch ist das der rechte Prüfstein, alle Bücher zu tadeln (kritisieren), wenn man sieht, ob sie ihn, Christum, treiben (zum Vorschein bringen) oder nicht. Sintemal (zumal) alle Schrift (die ganze Bibel) Christum zeiget und der Apostel Paulus nichts denn Christum wissen will. Was ihn, Christum,  nicht lehret, das ist nicht apostolisch (die reine Lehre der Apostel), wenns gleich S. Petrus oder Paulus lehret. Wiederum, was ihn, Christum, prediget, das wäre apostolisch, wenns gleich Judas, Hannas, Pilatus oder Herodes lehrt

Ich meine, es lohnt sich, diesen Satz Luthers genau zu lesen und ihn sich einzuprägen, dann hat man einen Maßstab, wie man als evangelischer Christ die Bibel verstehen soll. Dann lässt du dich von anderen, die anderes sagen, nicht so leicht verunsichern. Doch dazu gehört, dass ich Jesus kenne, das, was er gesagt hat, und was im Neuen Testament, besonders in den Evangelien von ihm berichtet wird. Man findet nicht in jedem Bibelwort Jesus wieder. Deshalb hat Luther zum Beispiel den Jakobusbrief nicht gemocht. Deshalb sind viele Gesetze und Bestimmungen besonders aus dem Alten Testament für uns ohne Bedeutung.

In der heutigen Tageslosung ist vom „Recht des Herrn“ die Rede. Christus ist in seiner Person auch das „Recht des Herrn“. Besonders deutlich wird das an dem Gebot, Gott und seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst. Es findet sich bereits im Alten Testament und Jesus hat es später an die erste Stelle aller Gebote gesetzt.
Storch, Turteltaube, Kranich und Schwalbe haben den natürlichen Instinkt, zu tun, was für sie wichtig ist. Wir Menschen haben einen solchen Instinkt in Bezug auf Gott und sein Wort nicht. Wir müssen uns immer wieder neu entscheiden, ob wir sein Wort hören und es wissen wollen; ob wir auf Jesus vertrauen und ihm folgen wollen, durch den uns Gott begegnet.

Gebet: »Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege« (Psalm 119,105). Amen

Herzliche Grüße und einen ruhigen, besinnlichen zweiten Weihnachtsfeiertag!


Ihr / dein Hans Löhr

Ergänzung:
These 1 des Barmer Bekenntnisses von 1934: „Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.

Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen
.“

Freitag, 25. Dezember 2015

Die Hauptperson an Weihnachten hl

Weihnachtspredigt von Hans Löhr Lesung = Predigttext: Lukas 2,15-21. 

Liebe Gemeinde,

wer sind eigentlich für Gott die Hauptpersonen an Weihnachten? Die Engel? Die heiligen drei Könige? Maria und Josef? - Die Hirten sind‘s, jene Männer, die damals in der Nacht von Bethlehem auf dem Feld die Schafe hüteten.

Für sie hat Gott seinen Sohn Jesus auf die Welt kommen lassen.
Für sie hat er die Engel singen lassen: »Fürchtet euch nicht, denn euch ist heute der Heiland geboren, euer Retter, der König und Herr der Welt«.
Und jetzt frage ich euch: Seid auch ihr bereit mit den Hirten zum Stall von Bethlehem zu gehen, zum Jesuskind?

Seid auch ihr bereit, heute mal so etwas wie jene Hirten zu sein, ganz normale Leute, die in der Welt nicht so viel gelten, die aber ein Herz haben für das Kind in der Krippe?

Denn die Botschaft der Engel gilt auch für euch, für jeden einzelnen: »Dir ist heute der Heiland geboren als Zeichen, dass Gott dich liebt.« Das ist die Nachricht des Tages.

Soweit ist alles bekannt. Aber wer die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel genau hört, dem fällt vielleicht etwas auf. Der entdeckt, dass auf vielen Bildern und in vielen aufgebauten Krippen in den Kirchen und wo auch immer, etwas dargestellt wird, was so in der Bibel nicht steht.

Die Hirten-Figuren in den Krippen sind’s. Mit ihnen stimmt was nicht.  In der Bibel steht: Die Hirten sehen sich das Kind an und reden von dem, was ihnen die Engel erzählt haben. Das war's auch schon. Mit keinem Wort ist davon die Rede, dass sie dem Jesuskind Geschenke gebracht oder gar vor ihm gekniet und es angebetet hätten wie das Sklaven tun.

Ist das so wichtig? Ich denke schon. Für mich ist das ein Hinweis, dass Gott in diesem Kind zur Welt gekommen ist, nicht um sich dienen zu lassen, wie es die Herren dieser Welt tun, sondern um uns zu dienen.

»Er wird ein Knecht und ich ein Herr, das mag ein Wechsel sein« heißt es in einem alten deutschen Weihnachtslied. Und als Jesus erwachsen geworden war, sagt er selbst: »Ich bin nicht gekommen, um mir dienen zu lassen, sondern damit ich diene und mein Leben hingebe für viele.«

Anders gesagt: Alles, was von Jesus in der Bibel erzählt wird, seine Geburt, sein Leben, sein Sterben und Auferstehen hat nur einen einzigen Zweck und der bist Du. Für dich ist das alles geschehen – für wen denn sonst? Für die Mächtigen und Reichen, für die Stars und Berühmtheiten? Ja, auch für sie, wenn sie sich demütig in die Schar der Hirten einreihen möchten.

Doch erkennbar ist Gott zu allererst den kleinen Leuten erschienen, denen, die sonst immer hinten anstehen.  Denen man über Steuern und Abgaben das Geld aus der Tasche zieht. Die von den Gerissenen an den Hebel der Macht, in den Chefetagen der Konzerne und Banken übers Ohr gehauen werden. Die es als erste auszubaden haben, wenn die Regierung versagt. Für die kleinen Leute, für die Hirtenmenschen, wenn ich mal so sagen darf, ist es zuallererst Weihnachten geworden - damals in Bethlehem und heute da, wo du bist.

Vielleicht ist es ja so, dass Gott in diesen Tagen zu seinen Engel sagt: „Los, lasst uns den Menschen auf der Erde dienen, nicht nur den großen, nicht nur den braven. Du Engel gehst zu denen, die die Ehe brechen und du zu denen, die immer wieder mal lügen. Du gehst zu denen, die dauernd Streit suchen. Du gehst zu denen, die rücksichtslos sind. Du zu den Lieblosen und Gleichgültigen. Du zu Geizigen und Egoisten. Du gehst zu den Atheisten und du zu den Scheinheiligen. Und ihr restlichen Engel geht zu den Schlimmsten, zu den vielen, die glauben etwas Besseres zu sein als andere Menschen, zu den Eingebildeten, den Selbstgefälligen und Selbstgerechten, die abfällig über andere reden und sie herabsetzen, um auf ein bisschen größer zu erscheinen.“

Da sagen dann die Engel: „Warum ausgerechnet zu denen, zu diesen Menschen? Hast Du nicht angenehmere Kundschaft für uns?“ 

Und Gott antwortet: „Ihr fragt warum? Es gibt keine anderen. So sind sie nun mal die Menschen. Alle. Auch die Präsidenten, Kanzler, Minister und Konzernchefs sind so, auch die Professoren und Doktoren und ebenso die Pfarrer und Pfarrerinnen, auch die Bischöfe, die Mönche und Nonnen, auch der Papst, auch die, die jetzt im Gottesdienst sind und die dort predigen. Sie alle sind so. Ich kenne sie alle. Ich sehe ihnen allen ins Herz.

Doch, ihr Engel, hört gut zu, sie sind auch meine Kinder. Sollen wir sie denn den Mächten der Finsternis überlassen? Sollen wir sie verloren geben, ausgerechnet an Weihnachten?

Wisst ihr Engel noch, was ihr damals bei der Geburt meines Sohnes den Hirtenmenschen gesagt habt? »Fürchtet euch nicht, siehe ich verkündige euch große Freude, die allen Menschen widerfahren wird, allen, ohne Ausnahme! Denn für euch ist heute der Retter geboren, Christus, nicht als Belohnung, sondern weil ihr ihn braucht.«

Das habt ihr Engel damals in Bethlehem gesagt und das gilt noch heute. Denn überall, wo jetzt Weihnachten gefeiert wird, sind Menschen, die diese Botschaft brauchen. Niemand soll über diese Erde gehen, der nicht hört dass ich, Gott, ihn liebe. Und noch eins, ihr Engel. Ich habe meinem Sohn einen Namen gegeben: Jesus, das heißt: Gott hilft! Nun wollen wir gemeinsam diesem Namen Ehre machen und tun, was er bedeutet.“ -

Ja, liebe Freunde, ich meine gerade heute am Weihnachtstag spricht Gott so zu seinen Engeln, damit er im Namen seines Sohnes Jesus uns dient, jedem so, wie er’s braucht. Von dir aber will er nur das Eine, dass du ihm vertraust und seine Hilfe annimmst.

Wer ist eigentlich für Gott die Hauptperson an Weihnachten? Damals in Bethlehem waren das die Hirten. Heute bist es du! Denn du bist der Mensch, der ihm am Herzen liegt und für den Jesus geboren ist.

Frohe Weihnachten! 

Amen

Glaubensgefühle hl

Losung: David aber und ganz Israel tanzten mit aller Macht vor Gott her, mit Liedern, mit Harfen, mit Psaltern, mit Pauken, mit Zimbeln und mit Trompeten. 1.Chronik 13,8

Lehrtext: Die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten. Lukas 2,20

Liebe Leserin, lieber Leser,

ein Leben ohne Gefühle ist kein Leben. Und dasselbe gilt auch für den Glauben. Schon immer drücken Menschen ihre Glaubensgefühle durch Musik, Lobpreis ja sogar Tanz aus. Wir in Franken tun uns mit dem Tanzen zu Gottes Freude schwer. Bestenfalls wiegen wir uns ein bisschen im Takt. König David und die Israeliten aber tanzten mit Hingabe (Losung), so wie auch heute noch die Menschen in den schwarzen Kirchen der USA. Die Filme „Sister Act“ oder „Blues Brothers“ geben einen kleinen Einblick.
Dass unsere Kirchen so steif sind, bekommt dem Glauben nicht gut. Er droht, eingezwängt in einen traditionellen Agende-1- Gottesdienst, zu verkümmern. Doch Gott sei Dank gibt es eine Gegenbewegung. Die Hillsong-Gemeinden, die in Australien entstanden sind und in aller Welt wie Pilze aus dem Boden schießen, feiern Konzert-Gottesdienste in großen Hallen mit hunderten, ja tausenden von jungen Leuten und einer Musik, die Menschen tief berührt und von den Sitzen reißt. Hier zwei Beispiele.
Ach wie sehne ich mich danach, dass Gottes Geist auch unsere Gemeinden wieder belebt und Menschen, ob jung oder alt, sich neu begeistern können für unseren wunderbaren Gott  und dass wir in unserem Land mehr als nur eine schwache Ahnung davon haben, warum wir an Weihnachten Gott mit den Hirten loben und preisen. Ich jedenfalls weiß keine andere Hoffnung für mich und die Welt als Jesus, das Kind im Stall und den Mann am Kreuz.

Gebet: Herr, berühre du heute mein Herz, dass ich tief in mir deine Liebe empfinde und deinen Frieden spüre. Denn ich bin dein und du bist mein. Amen

Herzliche Grüße und frohe Weihnachten!

Ihr / dein Hans Löhr


Die Herrnhuter Losungen bestehen aus einer Sammlung von kurzen Bibeltexten des Alten und des Neuen Testamentes. Für jeden Tag des Jahres wird ein Bibelwort aus dem Alten Testament aus einer Sammlung von 1.824 Versen ausgelost (= Losung), das dem Leser als Leitwort oder guter Gedanke für den Tag dienen kann. Aus dem Neuen Testament wird durch einen Mitarbeiter der Herrnhuter Brüdergemeine ein so genannter „Lehrtext“ gewählt, der üblicherweise in einem Bezug zu dem gelosten alttestamentlichen Vers steht. Die ‚Losungen‘ gehen auf Nikolaus Graf von Zinzendorf zurück und erscheinen seit 1721. Sie gelten als überkonfessionell, da sie für alle Christen, egal welcher Konfession, erstellt werden. Sie werden in 61 Sprachen übersetzt und erscheinen als Druckausgabe im deutschen Sprachraum in einer jährlichen Auflage von über einer Million Exemplaren. Hans Löhr und Elfriede Bezold-Löhr schreiben seit 2010 zu den ‚Losungen‘ kurze Auslegungen und Gebete. Sie werden auch in einem Internet-Blog veröffentlicht (klick): Nachdenken über die Bibel

Donnerstag, 24. Dezember 2015

Retter im Nebel hl

Losung: Eure Sünden haben des HERRN Angesicht vor euch verdeckt, so dass er nicht hört. Jesaja 59,2

Lehrtext: Der Engel sprach zu Josef: Maria wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden. Matthäus 1,21

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich wünsche Ihnen und dir einen besinnlichen Heiligen Abend. Es wäre schön, wenn heute diese Botschaft der Engel durch Stress,  Erwartungsdruck und Trubel zu dir durchdringen könnte: »Denn euch, denn dir ist heute der Heiland (Retter) geboren, welcher ist Christus, der Herr.« Du findest ihn in dir. Da steht seine Krippe heute. Da will er zur Welt kommen.
Aber noch ist es im Lehrtext nicht so weit. Zuerst muss noch Josef auf die bevorstehende Geburt vorbereitet werden. Auch er soll erfahren, was sich da nun bald ereignen wird. Und damit kein Missverständnis aufkommt, wird die Wahl des Namens für das Kind nicht Menschen überlassen. Gott selbst hat den Namen für seinen Sohn ausgesucht, denn dieser Name ist Programm: Jesus – auf Deutsch: „Gott hilft!“
Und das heißt doch: Ich bin mir nicht selbst überlassen. Ich irre nicht ziellos umher im Nebel meiner Sünden (Losung), meines Versagens, meines Zweifels. Gott selbst kommt in Jesus durch diesen Nebel zu mir, zu dir, damit es hell wird und wir im Gesicht des Sohnes die Liebe des Vaters erkennen (Losung).
„Gott hilft!“ – Nimm diese Botschaft, nimm ihn, der so heißt aus den Weihnachtstagen mit ins neue Jahr hinüber. Er soll dich begleiten durch gute und durch schlechte Zeiten!

Gebetslied über Jesus, die Christ-Rose:

Das Blümelein so kleine,
das duftet uns so süß,
mit seinem hellen Scheine
vertreibt's die Finsternis:
Wahr' Mensch und wahrer Gott,
hilft uns aus allem Leide,
rettet von Sünd und Tod.

Frohe Weihnachten!

Ihr / dein Hans Löhr

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Liebe stärker als Stolz hl

Losung: Ich streckte meine Hände aus den ganzen Tag nach einem ungehorsamen Volk, das nach seinen eigenen Gedanken wandelt auf einem Wege, der nicht gut ist. Jesaja 65,2

Lehrtext: Als der Sohn noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Lukas 15,20-21

Liebe Leserin, lieber Leser,

‚Sollen sie doch in ihr Unglück laufen, wenn sie so verbohrt und eigensinnig sind!‘ – So würden wohl nicht wenige Menschen von solchen denken, die nicht hören wollen. Vielleicht würde auch ich so denken, wenn ich Gott wäre. Bin ich aber nicht. Gott sei Dank.
Gott sei Dank ist Gott kein Mensch. Ihn kann man nicht beleidigen. Seine Liebe ist stärker als sein Stolz. Und wenn es darum geht, barmherzig zu sein, ist ihm seine Würde egal. Dann rennt er seinem unglücklichen Menschenkind entgegen, statt wie ein Ölgötze mit verschränkten Armen auf seinem Thron sitzen zu bleiben.
Davon erzählt Jesus in seinem Gleichnis vom ‚Verlorenen Sohn‘. Und der heutige Lehrtext-Vers daraus ist für mich auch der wichtigste. In den meisten Predigten, Auslegungen und Erklärungen wird allerdings folgender Satz hervorgehoben: »Da ging er (der eigensinnige Sohn) in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger!  Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße
Genau genommen will er seinem Vater nicht die Wahrheit sagen. Er schiebt als Motiv seiner Heimkehr ein Sündenbekenntnis vor, wo er doch eigentlich nur sagen will: „Vater, ich habe Hunger.“
Dem Vater ist es egal, aus welchem Grund sein Sohn heimkommt. Es jammert ihn, er hat Mitleid als er die Elendsgestalt sieht, die doch sein Sohn ist und bleibt. Und so geht, nein, so rennt (!) er ihm entgegen, fällt ihm gleich um den Hals und küsst ihn, noch bevor der Sohn irgendeine Erklärung sagen kann.
Eigentlich müsste man Jesus wegen dieser Geschichte aus der Kirche ausschließen. Denn so geht es doch nicht! Wo bleibt denn da die Moral? Wo bleiben Reue und Zerknirschung? Selbsterniedrigung und Sündenstrafen? Dazu setzt er dem Ganzen die Krone auf, weil seine Geschichte ein Gleichnis für Gott selbst ist; dafür, wie er sich zu denen verhält, die sich ihm gegenüber unmöglich benommen haben.
Nun ja, auch deshalb wurde Jesus von den Religionsführern seiner Zeit ans Kreuz gebracht. Dostojewski und sein Großinquisitor lassen grüßen! [Hier die Geschichte zum Nachlesen]
Fazit von Losung und Lehrtext heute: Statt beleidigt die Arme zu verschränken, streckt Gott wehmütig seine Hände nach dir aus, wenn du ihn verlässt und eigene Wege gehst, die nicht gut für dich sind. Und er geht, nein, er rennt dir entgegen, sobald du einen Schritt auf ihn zu tust. Dieser Gott ist an Weihnachten Mensch geworden für dich und für mich und für alle anderen auch.

Gebet: Himmlischer Vater, du hast alles für mich getan, was gut für mich ist. An dir liegt es nicht, wenn ich falsche Entscheidungen treffe und in mein Unglück renne. Es liegt an mir, mich darauf zu besinnen, dass ich dein Kind bin und bleibe und darauf zu vertrauen, dass ich dir jederzeit willkommen bin, jederzeit und unter allen Umständen. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Dienstag, 22. Dezember 2015

Wie Christus hl

Losung: Unterdrückt nicht die Fremden, die bei euch im Land leben. 3.Mose 19,33

Lehrtext: Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob. Römer 15,7

Liebe Leserin, lieber Leser,

in jedem Land der Erde leben Fremde, Ausländer. Zurzeit sind viele von ihnen Flüchtlinge. Ich weiß, dass das nicht wenigen unter uns Sorgen macht, manchen auch Angst: Was wird das wohl für unser Zusammenleben bedeuten? Wie wird das weitergehen? Welche Schwierigkeiten kommen da möglicherweise auf uns zu?
Solche Fragen sind berechtigt. Und alle, die Verantwortung tragen und die sich engagieren, sind aufgerufen, das Beste aus der Situation zu machen. Aber trotz aller Bedenken: Es ist nun einmal so, dass die Gebote Gottes und die darauf basierenden Gesetze unseres Landes in dieser Sache eindeutig sind.
Aufgrund der katastrophalen Erfahrung mit dem Nationalsozialismus wurde 1948 auch das Grundrecht auf Asyl in das Grundgesetz aufgenommen. Von der Bibel an bis in das heute geltende Recht genießen Fremde, Angehörige von Minderheiten und Flüchtlinge einen gewissen Rechtsschutz. Sie zu denunzieren oder gar zu unterdrücken (Losung) verbietet sich deshalb von selbst. Sie sind ebenso Gottes Geschöpfe und Kinder wie ich, mit gleicher Würde und gleichem Lebensrecht.

Eines der zentralen Gebote für uns Christen steht im Brief des Apostels Paulus und im heutigen Lehrtext. Es ruft mich auf, andere anzunehmen, nicht nur Angehörige oder Freunde, sondern, wie es Jesus Christus getan hat, auch Fremde, Kranke, Menschen mit zweifelhaftem Ruf und Alte…
Das ist eine echte Herausforderung, die einem durchaus etwas abverlangt. Aber so sind nun einmal die Gebote der Bibel. Sie helfen, dass grundverschiedene Menschen zusammen leben können und der Frieden in unseren Familien und in unserer Gesellschaft gewahrt bleibt. Dazu ermutigen uns auch die Weihnachtsengel, die damals in Bethlehem gesungen haben und für diejenigen, die dafür Ohren haben, auch heute noch singen: »Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens!«

Gebet: Herr, ich danke dir für die vielen Menschen in unserem Land, die trotz aller Mühen und Probleme sich den Flüchtlingen zuwenden, um ihnen bei uns ein menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen. Denn mit jedem, den wir hier aufnehmen und annehmen, nehmen wir dich bei uns auf. Segne du alles Bemühen und allen Einsatz für die Menschen in Not, sie seien Einheimische oder Fremde. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Montag, 21. Dezember 2015

Wen lässt du dein Herz finden? hl

Losung: Wenn du den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen. Jesaja 58,10

Lehrtext: Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! Philipper 4,5

Liebe Leserin, lieber Leser,

was für ein Satz!: »Wenn du den Hungrigen dein Herz finden lässt…«. Seit biblischen Zeiten und bis in die Gegenwart sind die Hungrigen auf der Suche. Sie suchen nicht nur Nahrung. Sie suchen die Herzen von Menschen, die gütig sind.
In unsere Lichtblickgottesdienste kommt regelmäßig ein Ehepaar von weiter her, das sein Herz von den Waisenkindern in unserer Partnergemeinde in Kilanya/Tansania hat finden lassen. Verhungern müssen diese Kinder nicht, deren Eltern zumeist an Aids gestorben sind. Sie bekommen in dem Waisenhaus, das wir unterstützen, nahezu tagaus tagein Maisbrei, um am Leben zu bleiben. Aber hungrig sind diese Kinder schon, nach einem Essen, das sie richtig satt macht, das auch schmeckt, nach Menschen, die sie spüren lassen, dass sie etwas wert sind, nach Zuwendung und Zuneigung…
Das Ehepaar hatte die Idee, diesen Kindern am Weihnachtstag ein großes Festessen zu spendieren. Es war nicht ganz einfach, das alles von Deutschland aus zu organisieren, zumal die Gemeinde dort auch das Geld gebraucht hat, um die entsprechenden Zutaten einkaufen zu können. Aber nun hat es doch geklappt. Und so werden am 25. Dezember 75 Waisenkinder ein gutes Frühstück, ein ausgiebiges Mittagessen und noch ein Abendessen bekommen. Drei Mahlzeiten an einem Tag!
Hätte man das Geld nicht vielleicht sinnvoller ausgeben können? Für Medikamente oder Kleidung oder Schulgeld, für Dinge, die nachhaltiger sind? Ja, hätte man. Aber nach kurzem Überlegen fand ich die Idee des Ehepaares grandios. Man füllt den Kindern nicht einfach die Bäuche, sondern zeigt ihnen, dass ganz weit weg in Europa Menschen sind, die sie nicht vergessen und die ein Herz für sie haben. Sie erfahren auf diese Weise Wertschätzung; und heißt nicht unser deutsches Sprichwort: „Liebe geht durch den Magen“?
So geht im finsteren Elend eines abgelegenen afrikanischen Dorfes ein Licht auf (Lehrtext). So erfahren die Kinder in Kilanya, dass Weihnachten nicht nur irgendein religiöses Fest ist, sondern dass Jesus bis in die Bananenwälder am Fuß des Kilimandscharo kommt. Schon immer wollte Gott dort zur Welt kommen, wo die Menschen arm sind und im Elend leben. Darum lag sein Sohn damals in einem Futtertrog in einem Stall in Bethlehem. Darum sind heute die Armen von Kilanya seine Krippe und diejenigen, die zu ihnen gütig sind (Lehrtext).

Gebet: Herr, wo uns die Bedürftigen nicht fern sind, bist du nahe. Wo wir sie unser Herz finden lassen, da finden wir deins. Da wird es wirklich Weihnachten für sie, für uns - und für dich. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

p.s.: Spenden sind auch nach Weihnachten willkommen:
Gemeinde Sommersdorf, IBAN DE45765600600001910400, VR-Bank Ansbach. Kennwort: Waisenkinder

Sonntag, 20. Dezember 2015

Lampenfieber hl

Losung: Der HERR sprach zu Mose: Wer hat dem Menschen den Mund geschaffen? Habe ich's nicht getan, der HERR? 2.Mose 4,11

Lehrtext: Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt. Johannes 15,16

Liebe Leserin, lieber Leser,

haben Sie / hast du schon mal vor einem größeren Publikum geredet? Wenn ja, so weißt du, wie sich das anfühlt vor allem beim ersten Mal: Du bekommst „Lampenfieber“, auch wenn du nicht auf der Bühne stehst und beleuchtet wirst.
Mose, der große Mose, hatte Angst vor seinem öffentlichen Auftritt. Er sollte dem Pharao, dem König Ägyptens, von Gott ausrichten, das Volk der Israeliten freizugeben. Und so stammelte er bei der denkwürdigen Begegnung mit Gott am brennenden Dornbusch: "Ach Herr, ich bin noch nie ein guter Redner gewesen. Auch jetzt, wo du mit mir sprichst, hat sich daran nichts geändert. Ich rede nicht gerne, die Worte kommen mir nur schwer über die Lippen." Und Gott? Er lässt diese Entschuldigung dem Mose nicht durchgehen und sagt: "Habe nicht ich, der Herr, den Menschen einen Mund gegeben?... Geh jetzt! Ich bin bei dir und sage dir, was du reden sollst." (2. Mose 4).
Du musst eine Rede, einen Vortrag halten oder ein Referat, beruflich oder privat. Du musst vor Gericht aussagen oder du sollst zum Beispiel in einem Gottesdienst die Begrüßung übernehmen, ein Grußwort sprechen oder auch frei beten. Wie wird es dir gehen? Ich bete vor jeder Predigt in der Stille: „Herr, sei du jetzt bei mir und bekenne dich du zu meinen Worten. Gib mir den festen Glauben, die innere Freude, die Liebe zu den Leuten und die Gegenwart deines Geistes und wirke durch das, was ich jetzt sage.“
Mir hilft dieses kleine, stille Gebet, bevor ich zu reden beginne. Es macht mich ruhig und fest.
Ebenso kannst auch du ein kleines Gebet sprechen, wenn du etwas zu sagen hast oder sagen musst, es sei in einem kleineren oder größeren Kreis. Gib, nachdem du dich vorbereitet hast, die Verantwortung an Gott ab. Er sagt selbst, dass er den Mund geschaffen hat, damit wir mit seiner Hilfe sagen, was zu sagen ist.
Im Lehrtext kommt wieder einmal die für den Glauben so wichtige Unterscheidung zur Sprache: ‚Nicht du, Mensch, sondern ich, der Herr.‘ Ich verstehe das so, dass ich alles auf Gottes Seite hinüberwerfe, womit ich mich auf meiner Seite abplage und nicht klar komme: Meine Sorgen, meine Angst, mein Versagen, meine Schuld, meine Zweifel, meine Enttäuschungen, meine seelischen Verletzungen, meine Krankheit, meinen Unglauben und auch mein Lampenfieber… Das alles gebe ich ihm und sage:

Gebet: Herr, nicht ich selbst habe mich geschaffen, sondern du. Darum entlasse ich dich nicht aus der Verantwortung für mich. Du musst mir bei alledem helfen, womit ich nicht klar komme. Und du tust das ja auch. Denn nicht ich habe dich erwählt, sondern du mich. Nicht ich bin zu dir gekommen, sondern du zu mir. Nicht ich habe den Glauben erfunden, sondern du hast ihn mir geschenkt. Nicht ich habe mir das, was ich kann, beigebracht, sondern du hast mich gesegnet. Nicht ich muss mich erlösen, sondern du. Nicht ich muss alles richtig machen, sondern du hast das Richtige für mich getan, hast in Jesus alles weggenommen, was mich von dir trennt und mir vergeben. So will auch ich im Rahmen meiner Möglichkeiten leben, wie es dir gefällt und verantworten, was ich sage und tue. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Samstag, 19. Dezember 2015

Der neue Weg hl

Losung: Kehrt um zum HERRN, von welchem ihr so sehr abgewichen seid! Jesaja 31,6

Lehrtext: Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade noch viel mächtiger geworden. Römer 5,20

Liebe Leserin, lieber Leser,

was würden Sie / was würdest du denken, wenn ich dich auffordern würde, „zum Herrn umzukehren“. Vielleicht dies, dass ich mir etwas einbilde, wozu ich kein Recht habe, denn erstens bin ich kein biblischer Prophet und zweitens kann ich dir nicht ins Herz sehen und wissen, ob du „von Gott abgewichen“ bist, wie es in der heutigen Losung heißt. Und drittens sollte ich wohl besser vor meiner eigenen Tür kehren. 
Solche Aufforderungen, von wem auch immer, haben selten den gewünschten Erfolg. Diese Erfahrung hat Gott selbst oft genug in seiner Geschichte mit den Menschen gemacht. Und deshalb ist er mit Jesus im wahrsten Sinn des Wortes einen neuen Weg gegangen. Nun sollen nicht mehr die Sünder zu ihm kommen, sondern er kommt zu ihnen. Nun befiehlt er mir nicht mehr, zu ihm umzukehren, sondern er kehrt sich zu mir.
Und mag mein Versagen, meine Sünde auch groß und mächtig sein, seine Gnade ist noch viel größer und mächtiger (Lehrtext). Wäre es nicht so, würde ich mich vielleicht nicht mehr trauen, ihm unter die Augen zu treten, so wie ein Kind, das etwas ausgefressen hat, die Begegnung mit seinen Eltern scheut. 
Viele, zu viele Christen haben noch immer die falsche Vorstellung von einem strafenden Gott und haben ihm deshalb aus Unwissenheit für immer den Rücken gekehrt. Aber weil ich nun weiß, weil die Bibel mir sagt, dass Gottes Sohn die liebt und sucht, die vor Gott versagen, darum will ich in ihm auch meinen himmlischen Vater suchen und lieben. Das soll meine Antwort auf Weihnachten sein, darauf, dass Gott in dem Jesuskind zu einem jeden Menschen kommen will, zu den Sündern, zu denen, die ihn am meisten brauchen, zuerst. Und, ehrlich gesagt, ich brauche ihn, vielleicht mehr als du.

Gebet: Herr, alles im Leben kostet seinen Preis. Für alles muss ich bezahlen, erst recht, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Doch du lässt mich meine Fehler nicht büßen. Du zahlst mit deinem Sohn selbst den Preis, den es kostet, dass ich dir wieder recht bin. Mögen Menschen von mir halten, was sie wollen. Dass du mir wohlgesonnen bist, darauf kommt es an. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Freitag, 18. Dezember 2015

Vorbilder im Glauben hl

Losung: Wenn du der Stimme des HERRN, deines Gottes, gehorchen wirst: Gesegnet wirst du sein bei deinem Eingang und gesegnet bei deinem Ausgang. 5.Mose 28,1.6

Lehrtext: Abraham wusste aufs Allergewisseste: Was Gott verheißt, das kann er auch tun. Römer 4,21

Liebe Leserin, lieber Leser,

haben Sie / hast du ein Vorbild im Glauben? Vielleicht die Oma oder einen Onkel oder die Mutter oder jemanden, der gar nicht zur Familie gehört…? Für die drei Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam ist Abraham das Vorbild im Glauben. Und deshalb schreibt der Apostel Paulus im heutigen Lehrtext: »Abraham vertraute Gottes Zusage. Er war fest davon überzeugt, dass Gott sein Versprechen erfüllen würde.« Mir ist Abraham durchaus ein Vorbild. Wenn ich so glauben könnte wie er, bräuchte ich kein Vorbild mehr. Aber wer kann schon so glauben wie Abraham?!
Mindestens genauso wichtig sind mir Vorbilder im Glauben, die ich entweder persönlich kenne oder die mir zeitlich näher sind. Ich denke da an Dietrich Bonhoeffer oder an Dr. Martin Luther King, an meinen längst verstorbenen väterlichen Freund Karl Steinbauer oder an Jörg Zink. Sie alle waren keine Heiligen. Sie hatten ihre menschlichen Schwächen. Aber genau darum sind sie mir auch Vorbilder, weil der Glaube nun mal in zerbrechlichen Gefäßen wie wir Menschen sind, wohnt, und weil Gott diejenigen besonders liebt, die nicht aufgrund irgendwelcher religiöser oder moralischer Leistungen liebenswert sind, sondern wegen ihrer Probleme seine Liebe brauchen.
Ihm traue ich zu, dass er tut, was er sagt (Lehrtext). Ich weiß das nicht »auf das Allergewisseste« wie Paulus schreibt, aber ich glaube es - auch gegen manch eigenen Zweifel. Und auch das glaube ich, dass es mir gut tut, seiner Stimme zu folgen (Losung) und ich mich selbst beschädige, wenn ich das nicht tue.

Gebet: Herr, ich verlass mich auf dein Wort, auf das, was du durch die Bibel zu mir sagst. Ich verlass mich darauf, dass du mich auch künftig behütest und segnest, mich liebst und mir vergibst so wie du mir das durch Jesus gezeigt und es bisher getan hast. Worauf sonst sollte ich mich denn verlassen? Auf mich? Nein. Auf andere Menschen, die doch allesamt mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben wie ich? Nein. Ich setze mein Vertrauen allein auf dich, den lebendigen Gott, der Himmel und Erde gemacht hat. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Donnerstag, 17. Dezember 2015

Die Sitzung geht weiter! hl

Losung: Die Weissagung wird ja noch erfüllt werden zu ihrer Zeit. Wenn sie sich auch hinzieht, so harre ihrer. Habakuk 2,3

Lehrtext: Seid geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe. Jakobus 5,8

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich liebe diese Geschichte, die der frühere Bundespräsident Gustav Heinemann erzählt hat: Im 19 Jahrhundert, irgendwo im mittleren Westen der Vereinigten Staaten von Amerika tagte das regionale Parlament. Während der Sitzung brach ein noch nie dagewesenes Unwetter los. Die Abgeordneten meinten, die Welt gehe unter und verkrochen sich unter ihren Tischen. Nur der Parlamentspräsident blieb ungerührt sitzen, schlug mit dem Hammer auf den Tisch und rief, den Orkan übertönend, in den Saal: »Meine Herren, entweder die Welt geht noch nicht unter und das Unwetter zieht vorüber, dann gibt es keinen Grund, die Sitzung zu unterbrechen. Oder die Welt geht unter und unser Herr Jesus Christus kommt, dann soll er uns wenigstens bei der Arbeit finden. Die Sitzung geht weiter!«
Als Christ kann ich mit einer Hoffnung leben, die über den Horizont, die über Sarg und Grab hinausreicht. Ich hoffe darauf, dass Jesus sein Wort hält und wiederkommt zur endgültigen Erlösung für alle, auch für die Tiere, wie es in der Bibel heißt (Römer 8,19-21). Nein, diese Hoffnung ist nicht vernünftig, nicht logisch, auch nicht realistisch. Der Geist dieser Welt spricht dagegen. Aber Gottes Geist hält diese Hoffnung am Leben in allen, die ihm mehr vertrauen als sich selbst oder anderen Menschen.
Ja, es ist nicht leicht, auf etwas zu warten, von dem man nicht weiß, wann es eintritt, wann die zweite Weissagung erfüllt wird, dass Christus wiederkommt. Aber an Weihnachten feiern wir ja gerade, dass sich die erste Weissagung erfüllt hat und Gottes Sohn zu uns auf die Erde gekommen ist, als mächtiges Zeichen dafür, dass Gott niemanden vergisst. Das stärkt in mir die Hoffnung, dass er auch die zweite erfüllen wird.
Es gibt keinen Grund, die Flinte ins Korn zu werfen, die Hoffnung und damit auch sich selbst aufzugeben. Wenn Christus wiederkommt, soll er uns dabei finden, dass ein jeder an seinem Ort nach bestem Wissen und Gewissen sein Leben lebt und seinen Glauben glaubt.

Gebet: Herr, du bist der Morgenstern am Ende der Nacht und kündest den neuen Tag. Solange ich auf dich schaue, vertraue ich, dass all das, was ich jetzt erlebe und erkenne nur ein Vorletztes ist. Du zeigst mir das Ziel und hilfst, es zu erreichen. Du bist das A und O, der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte. Du gibst mir den Lebensmut, hier und jetzt auch dann weiter zu machen, wenn ich im Augenblick keinen Ausweg sehe und keine Perspektive habe. Denn die Herren und die Dinge dieser Welt gehen, du aber kommst! Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Die Herrnhuter Losungen bestehen aus einer Sammlung von kurzen Bibeltexten des Alten und des Neuen Testamentes. Für jeden Tag des Jahres wird ein Bibelwort aus dem Alten Testament aus einer Sammlung von 1.824 Versen ausgelost (= Losung), das dem Leser als Leitwort oder guter Gedanke für den Tag dienen kann. Aus dem Neuen Testament wird durch einen Mitarbeiter der Herrnhuter Brüdergemeine ein so genannter „Lehrtext“ gewählt, der üblicherweise in einem Bezug zu dem gelosten alttestamentlichen Vers steht. Die ‚Losungen‘ gehen auf Nikolaus Graf von Zinzendorf zurück und erscheinen seit 1721. Sie gelten als überkonfessionell, da sie für alle Christen, egal welcher Konfession, erstellt werden. Sie werden in 61 Sprachen übersetzt und erscheinen als Druckausgabe im deutschen Sprachraum in einer jährlichen Auflage von über einer Million Exemplaren. Hans Löhr und Elfriede Bezold-Löhr schreiben seit 2010 zu den ‚Losungen‘ kurze Auslegungen und Gebete. 

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Dein Atem verweist auf Gott hl

Losung: Ich will meinen Odem in euch geben, dass ihr wieder leben sollt, und will euch in euer Land setzen, und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin. Hesekiel 37,14

Lehrtext: Jesus ließ sie zu sich und sprach zu ihnen vom Reich Gottes und machte gesund, die der Heilung bedurften. Lukas 9,11

Liebe Leserin, lieber Leser,

mit seinem Lebensatem (Odem) hat Gott den Adam belebt. So steht es in der Bibel. Das ist, wie so manches andere auch, keine wissenschaftliche oder historische Aussage, sondern eine Glaubensäußerung und meint: Jeder Mensch verdankt sein Leben Gott. Das Herz, das in deiner und meiner Brust schlägt, lässt er schlagen so lange er will. Und wenn er nicht mehr will, bleibt es stehen. Der Atem, der in uns einströmt und wieder aus uns herausströmt, ist sein Lebensatem bis wir nach seinem Willen den letzten Atemzug getan, das Leben wieder ausgehaucht haben. Das gilt nicht nur für uns Menschen, sondern für alles, was er geschaffen hat und was lebt.
Manchmal sage ich: ‚Du willst einen Beweis, dass Gott für dich da ist? Lege deine Hand auf dein Herz und spüre, wie es schlägt oder achte auf deinen Atem.‘ Nun, damit werde ich wohl niemand gewinnen, an Gott zu glauben, aber vielleicht bestärkt es einen, der in seinem Glauben unsicher geworden ist. Mir jedenfalls hilft diese Geste.
Die Israeliten, denen Gott durch das Wort des Propheten Hesekiel in der heutigen Losung neuen Lebensmut gibt, waren in der babylonischen Gefangenschaft mit allem an Ende: mit ihren Hoffnungen, mit ihren Träumen und auch mit ihrem Glauben. Sie waren seelisch so gut wie tot. In dieser Situation hören Sie, dass Gott ihnen seinen Lebensatem gibt und das nicht nur so allgemein wie jedem anderen Geschöpf, sondern sozusagen ganz persönlich verbunden mit der Zusage, dass es für sie wieder eine gute Zukunft gibt und sie aufs Neue erfahren, dass er ihr Gott ist und bleibt. Diese Zusage hat sie neu belebt, hat ihre Hoffnung wieder entfacht und den Glauben geweckt. Jetzt hatten sie wieder ein Ziel, für das zu leben und zu glauben es sich gelohnt hat.
Vielleicht warst auch du schon am Ende und meintest, dein Leben sei nicht mehr lebenswert. Aber Gott hat weiterhin dein Herz schlagen und deinen Atem, seinen Lebensatem in dich strömen lassen und dir so neuen Lebensmut gegeben.
Dum spiro spero - solange ich atme, hoffe ich, sagt ein lateinisches Sprichwort. Jeder hat allen Grund zu hoffen, der weiß, dass Gottes Lebensatem in ihm wirkt.
Der Lehrtext heute spricht von Jesus, der gesund gemacht hat, wer der Heilung bedurfte. Er verkörpert sozusagen den Lebensatem Gottes, so dass alle, die ihr Vertrauen auf ihn setzen, in seiner Gegenwart aufatmen und neuen Lebensmut schöpfen können. Wirklich alle? Ich glaube, dass auch ein Kranker einen gesunden Glauben und eine gesunde Hoffnung in sich haben kann und ein Gesunder darunter leiden kann, dass er nicht mehr hofft und glaubt. Deshalb wünsche ich dir und mir ein gesundes Gottvertrauen. Für mich ist das die beste Medizin, die ich kenne.

Gebet: Herr, ich will mir wieder bewusst machen, dass du es bist, der in mir das Herz schlagen und den Atem fließen lässt. Das sind deutliche Zeichen für deine Kraft und Macht, dafür, dass du da bist und mich am Leben erhältst, solange du willst. Stärke in mir auch das Vertrauen auf dich, dass ich den Lebensmut nicht verliere, was immer auch kommt. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Dienstag, 15. Dezember 2015

Tischgebet am Sterbebett hl

Losung: Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Psalm 106,1

Lehrtext: Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn. Kolosser 3,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

als ich noch Studentenpfarrer war, bin ich einmal im Jahr mit einer größeren Gruppe zum Skilaufen in die Schweiz gefahren. Wir hatten tagsüber miteinander viel Spaß auf der Piste. Abends trafen wir uns dann zu einer gemeinsamen Mahlzeit in unserer Hütte und hinterher zu Gesprächen über Gott und die Welt. Einige Studenten sind nur wegen des Schifahrens mitgekommen. Vom Glauben hatten sie wenig bis keine Ahnung. Ob ihnen die Hüttengottesdienste etwas gegeben haben?
Vor Beginn der Mahlzeiten haben wir oft miteinander den Kanon gesungen „Danket, danket dem Herrn , denn er ist sehr freundlich …“ Kurz nach einer solchen Freizeit ist der Vater einer Studentin gestorben. Später sagte sie mir: „Als ich bei meinem sterbenden Vater am Bett saß, wusste ich nicht, was ich denken und sagen sollte. Noch weniger wusste ich, was ich beten könnte. Da ist mir unser Tischkanon von der Schifreizeit eingefallen. Und so habe ich bei meinem Vater gebetet ‘Danket, danket dem Herrn, denn er ist sehr freundlich; seine Güt‘ und Wahrheit währet ewiglich.‘ Und weißt du was“, fügte sie hinzu, „dieses Gebet hat gepasst. Es hat einen tiefen Eindruck auf mich gemacht, dass ich für meinen Vater danken konnte. Der Abschied hat weh getan und ich war traurig. Aber irgendwie war ich doch auch getröstet, weil ich dafür danken konnte, dass ich ihn gehabt hatte.“
»Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn« heißt es im Lehrtext. So gesehen kann ich auch am Bett eines Sterbenden danken. Erst recht, wenn ich weiß, in wessen Namen ich das tue.

Gebet: Herr Jesus, danke, dass du mir Gott als den freundlichen und gütigen Vater im Himmel gezeigt hast. Das ist ein tolles Geschenk. Es lässt mich leichter leben, freier atmen und unbekümmerter in den Tag gehen. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr 

Montag, 14. Dezember 2015

Augen, die ins Herz sehen hl

Losung: Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an. 1.Samuel 16,7

Lehrtext: Der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Lukas 1,30

Liebe Leserin, lieber Leser,

Sie wissen / du weißt, wie sehr man sich in einem Menschen täuschen kann. Manchmal dauert es einige Zeit, bis man ent-täuscht ist und sich eingestehen muss, sich in dem anderen getäuscht zu haben. Ob das immer die Schuld des anderen ist? Vielleicht hat man sich ja auch selbst etwas vorgemacht und wollte die Wirklichkeit gar nicht sehen. Andererseits ist es nicht möglich, einem anderen Menschen ins Herz zu blicken und so zu erkennen, was in seinem Innersten vorgeht. Ich denke, das ist sogar bei mir selbst nicht möglich. Ich kann mich ja auch über mich selbst täuschen und habe das schon getan. Weiß ich wirklich, wie es im Grunde meines Herzens um mich bestellt ist? Kenne ich mich wirklich so gut?
Nur Gott kennt mich wie ich wirklich bin. Er kennt mich besser als ich. Das glaube ich. Manchen macht das Angst. Sie fühlen sich dann in ihrem Innersten beobachtet, kontrolliert und zensiert. Mir macht das keine Angst, weil Gott mich nicht mit einem Kontrollblick strafend ansieht, sondern gütig und liebevoll, verständnisvoll und verzeihend. Ja ich glaube, wenn ich ihm mein Herz öffne und ihn ganz bewusst Einblick nehmen lasse, dass mich das heilt. Er kennt mich, er kennt mein Herz sowieso. Warum sollte ich es dann vor ihm verschließen?
Ich weiß auch, dass er in mir nicht nur die Dinge findet, die mir und ihm gefallen, sondern auch manche Gefühle und Gedanken, Absichten und Einstellungen, die nicht gut sind, weder für andere noch für mich selbst. Doch die Bibel sagt nicht umsonst, dass »der Herr mein Arzt ist«, der die Krankheitsherde entdeckt und sie zu entfernen vermag, damit ich gesund werde. Das ist nicht immer einfach. Das tut auch weh, so wie eine Operation weh tut, durch die krankes Gewebe entfernt wird. Doch diese Offenheit und vor allem dieses Vertrauen Gott gegenüber ist die Voraussetzung, dass ich heil werden kann.
Maria, so sagt der Lehrtext, hat Gnade bei Gott gefunden. Anders gesagt, er hat sie für würdig befunden, Jesus zu empfangen und auf die Welt zu bringen. Warum ausgerechnet Maria? Sie wusste das selbst nicht. Aber sie hat es an sich und in sich geschehen lassen. So viel aber ist für mich aus den anderen Äußerungen der Bibel über Maria klar: Sie war ein Mensch wie du und ich, nichts Besonderes, keine Heilige (was immer das sein soll). Sie hatte ihre Fehler und Schwächen wie andere auch. Und gerade deswegen sollte sie Jesu Mutter werden, weil er uns Menschen ins Herz sieht und weiß, wie sehr wir alle ihn brauchen. So ist Maria stellvertretend für uns alle mit Jesus schwanger geworden und hat ihn geboren sowie auch wir in dieser Adventszeit mit Gottes Sohn in uns schwanger gehen und ihn zur Welt bringen sollen und mit ihm Gottes Liebe und Güte - da, wo wir leben und arbeiten.

Gebet: Herr, ja bitte, sieh mich an. Wende deinen Blick nicht von mir. Finde, was in mir nicht gut ist und nicht gut tut. Unter deinen gütigen Augen werde ich gesund. Dein liebevoller Blick weckt in mir das Vertrauen auf dich, nach dem ich mich sehne. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Sonntag, 13. Dezember 2015

Kennzeichen der Weisheit hl

Losung: Die Furcht des HERRN ist Unterweisung zur Weisheit. Sprüche 15,33

Lehrtext: Wer ist weise und klug unter euch? Der zeige mit seinem guten Wandel seine Werke in Sanftmut und Weisheit. Jakobus 3,13

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich habe den Eindruck, dass in unserer Zeit ‚weise zu sein‘ kein besonderer Wert mehr ist. Schlau – ja. Intelligent – ja. Clever – ja. Manche sind stolz darauf, dass sie gerissen und trickreich sind. Aber weise? In anderen Kulturen und zu anderen Zeiten galten und gelten manchmal alte Menschen als weise. Man wusste ihre Lebenserfahrung zu schätzen und hat ihren Rat gesucht. Aber in unserer Jugendwahn-Gesellschaft gelten andere Werte…
Doch was sind Kennzeichen dafür, dass jemand weise ist? Alter und Lebenserfahrung allein können es auch nicht sein. Die Bibel sagt: Ehrfurcht vor Gott macht weise (Losung). So kann auch ein jüngerer Mensch weise sein, der nach Gottes Willen fragt und seine Gebote achtet. Und, wie der Lehrtext sagt, wer freundlich und gütig ist. Denn so heißt dieses Bibelwort in einer neuen Übersetzung: »Hält sich jemand von euch für klug und weise? Dann soll das an seinem ganzen Leben abzulesen sein, an seiner Freundlichkeit und Güte. Sie sind Kennzeichen der wahren Weisheit.« Dafür braucht es weder eine höhere Schulbildung noch ein Studium. Dafür braucht es Herzensbildung. Und die kann man im kleinsten Dorf finden. 

Gebet: Herr, du bist die Quelle der Freundlichkeit und Güte. Aus dir schöpfen wir Weisheit für unser Leben und Zusammenleben im Kleinen wie im Großen. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

PS: Letzten Dienstag hat meine Frau in ihrer Losungsauslegung für den Klimagipfel in Paris gebetet. Gestern nun kam es zum ersten Mal in der Geschichte zu einem hoffnungsvollen Ergebnis. Manche der Teilnehmenden waren darüber ergriffen und hatten Tränen in den Augen. Ich bin dankbar, dass die vielen Gebete in aller Welt für einen Erfolg dieses Gipfels erhört worden sind. Hoffen wir, dass aus der Einigung auch konkrete Taten werden.

Samstag, 12. Dezember 2015

Weihnachtszeit – Engelzeit hl

Losung: Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus. Psalm 34,8

Lehrtext: Der Engel des Herrn tat in der Nacht die Türen des Gefängnisses auf und führte sie heraus. Apostelgeschichte 5,19

Liebe Leserin, lieber Leser,

Weihnachtszeit – Engelzeit. Nun begegnen dir diese himmlischen Wesen wieder auf Schritt und Tritt ob als Rauschgoldengel oder Strohstern-Engel, ob gedrechselt und angemalt oder geschnitzt und naturbelassen, ob aus Plastik oder aus Holz… Engel, wohin man blickt, besonders auf den Christkindlmärkten in unseren Städten.
Engel können Boten mit einer wichtigen Botschaft sein wie jener, der Maria mitteilte, dass sie ein Kind bekommen würde und es Jesus heißen sollte, oder wie die ursprünglichen Weihnachtsengel von Bethlehem, die den Hirten die Geburt des Erlösers verkündeten.
Engel können Schutzengel sein, die kleine Kinder und Motorradfahrer vor Gefahren behüten und sie in ihnen beschützen – naja, andere auch ;-)
Engel können Befreier sein, wie es in der heutigen Losung und im Lehrtext heißt.
Aber was genau sind Engel? Geheimnisvolle Wesen mit Flügeln? So, wie sie auf den Weihnachtsmärkten zur Schau gestellt werden?
Ich meine, von Engeln spricht, wer Gottes Macht und Kraft in einer bestimmten Situation erlebt. Wer erfährt, dass sich plötzlich etwas auf wunderbare Weise zum Besseren ändert. Ob du diese Erfahrung direkt mit Gott in Verbindung bringst oder sie seinen Engeln zuschreibst, bleibt sich letzten Endes gleich. Entscheidend ist, dass in unserer Vorstellung die Engel nicht von Gott abgelöst werden und nun ein scheinbar eigenständiges Leben führen. Sie sind und bleiben seine dienstbare Geister, die durchsichtig sind auf ihn hin, der alles bewirkt. Manchen kann die Vorstellung von Engeln helfen, an Gott zu glauben. Andere kommen in ihrem Glauben auch ohne sie aus so wie auch das Glaubensbekenntnis.
Ich wünsche Ihnen / dir zur Weihnachtszeit, dass du Gottes heilsame Gegenwart spürst.  Er möge dich mit oder ohne Engel herausführen aus deinen Sorgen und deiner Furcht, aus deinen schlechten Angewohnheiten und vielleicht auch aus einer Sucht, aus Abhängigkeiten von Menschen, die dir nicht gut tun, aus Niedergeschlagenheit und Enttäuschung, aus Sünde und Schuld.  Vor allem aber möge er dir in dem Jesuskind in der Krippe zeigen, wie sehr er dich liebt.

Gebet: Herr, jeden Tag bist du mit deiner Macht und Kraft um mich. Oft spüre ich nichts davon, weil es so selbstverständlich zu sein scheint, dass du mich behütest und mein Leben erhältst. Manchmal habe ich den Eindruck, dass du mir fehlst. Und dann merke ich doch wieder, dass du da bist und hilfst. Amen

Herzliche Grüße und ein gesegnetes Wochenende!

Ihr / dein Hans Löhr