Sonntag, 31. Januar 2016

Die Sünden der Kirche hl

Losung: Sie gieren alle, Klein und Groß, nach unrechtem Gewinn, und Propheten und Priester gehen alle mit Lüge um und heilen den Schaden meines Volks nur obenhin, indem sie sagen: »Friede! Friede!«, und ist doch nicht Friede. Jeremia 6,13-14

Lehrtext: Paulus schreibt: Ich suche nicht, was mir, sondern was vielen dient, damit sie gerettet werden. 1.Korinther 10,33

Liebe Leserin, lieber Leser,

was meinen Sie / was meinst du:  Ist das Losungswort aus dem Buch des Propheten Jeremia für uns heute bedeutungslos oder fordert es die Kirche und die Pfarrer, Diakone, Dekane und Bischöfe heraus, über sich und ihren Beitrag für den Glauben in unserem Land gründlich nachzudenken?
Zur Zeit sprudelt die Kirchensteuer so kräftig wie noch nie. Wer profitiert davon? Ich stelle mir vor, dass Jesus mich und meine Kollegen einst fragen wird: „Was habt ihr mit dem vielen Geld gemacht? Wart ihr treue Haushalter für meine Menschen? Habt ihr es für sie eingesetzt, damit sie mich kennenlernen konnten und gerettet (Lehrtext) wurden?“
Was sollen wir dann sagen? Vielleicht das, was in den Hochglanzbroschüren der Landeskirche steht: „Wir haben mit der Kirchensteuer viele Menschen in der Kirche eingestellt und gut bezahlt.“ Doch was sollen wir sagen, wenn Jesus weiter fragt: „Und was habt ihr damit erreicht? Habt ihr viele neu gewinnen können für den Glauben und die Gemeinden?“ Wie sehr müssen wir Geistliche uns dann schämen, wenn wir gestehen: „Nein, Herr, wir haben so viele Menschen verloren wie nie zuvor, aber wir waren auf Harmonie bedacht und sind zu allen nett gewesen.“
Wie gesagt, ich stelle mir das vor. Es gibt genügend andere Pfarrer und Pfarrerinnen in unserer Kirche, die sich das nicht vorstellen. Und was meinen Sie / meinst du?

Gebet: Herr, gehe mit deiner Kirche ins Gericht, aber vergib auch ihr ihre Sünden. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Samstag, 30. Januar 2016

Die goldene Gans hl

Losung: Wir wollen mit euch gehen, denn wir hören, dass Gott mit euch ist. Sacharja 8,23

Lehrtext: Es waren einige Griechen unter denen, die heraufgekommen waren, um anzubeten auf dem Fest. Die traten zu Philippus, der von Betsaida aus Galiläa war, und baten ihn und sprachen: Herr, wir wollten Jesus gerne sehen. Johannes 12,20-21

Liebe Leserin, lieber Leser,

kennen Sie / kennst du das Märchen von der „Goldenen Gans“? Kurz und gut: Der von allen verachtete und ‚Dummling‘ genannte dritte Sohn eines Bauern bekommt von einem kleinen grauen Männlein als Belohnung für seine Großzügigkeit eine goldene Gans. Diese weckt die Begehrlichkeit anderer. Doch jeder, der sich eine goldene Feder stehlen will, bleibt an ihr kleben und an den anderen, die vor ihm bereits an der Gans klebten. Dazu gehören ein Pfarrer, ein Küster (Mesner) und zwei Bauern. Ich durfte bei diesem Märchen im Kindergarten als Polizist mitspielen und blieb ebenfalls kleben. Als das die Königstochter sieht, muss sie lachen. Und weil der König sie, die nie lachen konnte, dem zur Frau versprochen hat, der sie dazu bringt, bekommt schließlich der Dummling die Prinzessin und später das Reich.
Daran hat mich das heutige Losungswort erinnert, welches im Zusammenhang heißt: »Es kommt eine Zeit, da schließen sich je 10 Männer aus den verschiedensten Völkern 1 Juden an. Sie halten ihn an seinem Gewand fest und bitten: 'Wir wollen mit dir gehen! Wir haben gehört, dass Gott auf eurer Seite ist.'« (HFA) »Wir wollen« sagen sie. Wir wollen, dass der Gott der Israeliten auch auf unserer Seite ist, weil, so ergänze ich, er der einzige Gott ist, der Schöpfer von Himmel und Erde, der Allmächtige und Barmherzige. Wer möchte ihn nicht auf seiner Seite haben? Hm, das sind viele, vor allem in unserem Land. Sie kennen ihn nicht und wollen ihn auch nicht kennenlernen.
Aber vielleicht liegt das ein bisschen auch an uns, die wir Christen sind, die wir an Gott glauben. Die meisten Menschen lesen ja nicht (mehr) in der Bibel. Aber sie lesen uns, sie schauen uns daraufhin an, wie wir leben, wie wir uns verhalten. Vielleicht würden mehr zum Glauben kommen, wenn an uns erkennbar würde, wem wir vertrauen und nach wem wir unser Leben ausrichten.
Es wäre zwar nicht zum Lachen, aber zum Freuen, wenn an jedem von uns ein paar ‚kleben‘ würden, weil sie ebenfalls unseren Gott, weil sie durch uns Jesus kennenlernen und ihn auf ihrer Seite haben möchten (Lehrtext).

Gebet: Herr, ich möchte unbefangen und unaufdringlich, aber auch entschieden und deutlich meinen Glauben leben können. Vielleicht wird so der eine oder die andere neugierig auf dich. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 29. Januar 2016

Unterwegs zu guten Zielen hl

Losung: Was recht ist, dem sollst du nachjagen, damit du leben kannst. 5.Mose 16,20

Lehrtext: Jage nach der Gerechtigkeit, der Frömmigkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmut! 1.Timotheus 6,11

Liebe Leserin, lieber Leser,

das, wofür du dich einsetzt, ist nicht egal. Was du anstrebst, was du erreichen willst, deine Ziele – das alles hat Folgen für dein Leben, heißt es in der heutigen Losung. Paulus sagt im Lehrtext, wofür sich ein gläubiger Mensch konkret einsetzen soll: ‚das Richtige tun, Gott dienen, ihm vertrauen, die Mitmenschen von ganzem Herzen lieben und ihnen mit Geduld und Freundlichkeit begegnen‘ (Übersetzung „Hoffnung für alle“)
Und welche Folgen könnte es für dich haben, wenn du dich um diese Dinge bemühst? Ich glaube, dass du dann ein sinnerfülltes Leben führst, seelisch im Lot bist und für deine Mitmenschen ein angenehmer Zeitgenosse. Ich glaube, dass du dann positiv gestimmt bist und auch andere mit deiner inneren Freude anstecken kannst. Das glaube ich.
Ich weiß aber auch, dass sich das leider nicht von selbst versteht. Wie schnell wird man nicht von solchen Zielen abgelenkt. Wie schnell ermüdet man nicht bei den Bemühungen, ein solches Leben zu führen. Genau deshalb wirst du und werde ich von der Bibel immer wieder aufs Neue dazu ermuntert.
Wohlgemerkt, es sind nicht erst die Ergebnisse, die unser Leben zum Guten verändern, sondern bereits die Ziele, die wir anstreben, zu denen wir unterwegs sind. Es kommt nicht darauf an, das Ziel zu erreichen. Aber es kommt darauf an, sich dazu auf den Weg zu machen.

Gebet: Herr, ich möchte so leben, wie es dein Wort sagt. Doch dazu brauche ich dich. Führe mich auf rechter Straße um deines Namens willen, damit ich leben kann. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Donnerstag, 28. Januar 2016

Glaubensfreiheit heute hl

Losung: Der HERR sprach zu Mose: Du sollst alles reden, was ich dir gebieten werde. 2.Mose 7,1.2

Lehrtext: Und nun, Herr: Gewähre deinen Knechten, in aller Freiheit dein Wort zu verkündigen. Apostelgeschichte 4,29

Liebe Leserin, lieber Leser,

es gab Zeiten, da wurde, wer öffentlich von Gott und über seinen Glauben sprach, verfolgt. In manchen islamischen Ländern ist das heute noch so. Glaubensfreiheit? Fehlanzeige!
Und wie ist das heute in unserem Land? Wir leben in einer Zeit, in der viele sich selbst um die Freiheit bringen, von Gott und über ihren Glauben zu sprechen. Man schämt sich, als „Frömmler“ zu gelten, als „Missionar“ abqualifiziert zu werden, nicht intellektuell genug zu erscheinen. Darum behalten nicht wenige ihren Glauben lieber für sich. Nicht mehr der Staat nimmt ihnen die Glaubensfreiheit, sondern die eigene Angst vor dem Urteil anderer.
Darum ist die Bitte im Lehrtext auf neue Weise aktuell:
Herr, ich danke dir für die äußere Freiheit, ungehindert und öffentlich von dir reden zu können. Nimm mir alle Scham und Angst, mich vor anderen Menschen zu dir und meinem Glauben zu bekennen. Schenke mir dazu innere Freiheit und Selbstbewusstsein, weil ich dir gehöre, dem Vater der Menschen und König der Welt. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Die Herrnhuter Losungen bestehen aus einer Sammlung von kurzen Bibeltexten des Alten und des Neuen Testamentes. Für jeden Tag des Jahres wird ein Bibelwort aus dem Alten Testament aus einer Sammlung von 1.824 Versen ausgelost (= Losung), das dem Leser als Leitwort oder guter Gedanke für den Tag dienen kann. Aus dem Neuen Testament wird durch einen Mitarbeiter der Herrnhuter Brüdergemeine ein so genannter „Lehrtext“ gewählt, der üblicherweise in einem Bezug zu dem gelosten alttestamentlichen Vers steht. Die ‚Losungen‘ gehen auf Nikolaus Graf von Zinzendorf zurück und erscheinen seit 1721. Sie gelten als überkonfessionell, da sie für alle Christen, egal welcher Konfession, erstellt werden. Sie werden in 61 Sprachen übersetzt und erscheinen als Druckausgabe im deutschen Sprachraum in einer jährlichen Auflage von über einer Million Exemplaren. Hans Löhr und Elfriede Bezold-Löhr schreiben seit 2010 zu den ‚Losungen‘ kurze Auslegungen und Gebete. Sie werden auch in einem Internet-Blog veröffentlicht (klick): Nachdenken über die Bibel

Mittwoch, 27. Januar 2016

wunderbar hl

Losung: HERR, du gabst unsern Vätern deinen guten Geist, um sie zu unterweisen. Nehemia 9,20

Lehrtext: Wir haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, dass wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist. 1.Korinther 2,12

Liebe Leserin, lieber Leser,

als Christ muss ich zweimal hinschauen: Ich sehe die Welt und mich selbst nicht anders, als andere Menschen. Ich versuche sie mit meinem Verstand zu begreifen, um mich in ihr zurechtzufinden. Ich versuche auch, einen klaren, vernünftigen Blick auf mich selbst zu werfen. Das ist nicht einfach, weil ich, wie jeder andere Mensch, blinde Flecken in der Selbstwahrnehmung habe.
Zum Verständnis der Welt und meiner selbst sind die Wissenschaften unerlässlich, sei es die Medizin oder die Physik, die Biologie oder die Chemie, aber auch die Geisteswissenschaften und nicht zuletzt die Kunst. Ich muss das nicht alles studiert haben. Es reicht meistens, wenn ich die Ergebnisse zur Kenntnis nehme. Und so bin ich überzeugt, dass die Welt im Ganzen und alles Leben in einem langen, evolutionären Prozess entstanden ist, der bis heute andauert und voller Wunder ist.
Der größte Naturwissenschaftler der Neuzeit, Albert Einstein, sagt dazu: »Es gibt nur zwei Arten sein Leben zu leben: entweder so, als gäbe es keine Wunder oder so, als wäre alles ein Wunder.« Ich ziehe die zweite Art zu leben vor.
Denn da ist noch der andere Blick, den ich mit denen teile, die auf Gott vertrauen. Und darum glaube ich, dass letzten Endes nichts Zufall ist, sondern Gott alles in allem wirkt. Und darum sehe ich mich selbst auch nicht als ein Zufallsprodukt, sondern als sein Geschöpf, das er geschaffen hat und liebt, dass er erhält und erlöst.
Diese ganze große Welt und auch meine kleine, was sind sie anderes als sein wunderbares Geschenk an mich? Und erst recht das Kind in der Krippe – was für ein Geschenk hat Gott damit nicht nur mir, sondern allen Menschen gemacht!
Um das so sehen zu können, brauche ich noch einen anderen Geist als den, den jeder von Natur aus hat, brauche ich den »Geist aus Gott« und den „zweiten Blick“ des Glaubens. Und auch das ist  sein Geschenk.

Gebet: Herr, wenn ich im Licht des Glaubens auf die Welt und auf mich schaue, dann sehe ich plötzlich überall deine Wunder, dann spüre ich, dass du mitten dabei bist in dieser Welt und in meinem Leben. Das macht mich gelassener und zuversichtlicher. Das macht mich fröhlicher und dankbarer. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Dienstag, 26. Januar 2016

Er macht Freude hl

Losung: Du machst fröhlich, was da lebet im Osten wie im Westen. Psalm 65,9

Lehrtext: Der Gefängnisaufseher freute sich mit seinem ganzen Hause, dass er zum Glauben an Gott gekommen war. Apostelgeschichte 16,34

Liebe Leserin, lieber Leser,

dich macht der Glaube fröhlich? Herzlichen Glückwunsch! Ja, Gott macht durch den Glauben wieder froh, wenn ich betrübt bin, bedrückt oder irgendwie schlecht drauf. Ich sage das nicht als allgemeine Weisheit, sondern weil ich es so und so oft selbst erlebt habe. Für mich ist es eine Tatsache, dass mich ein Spaziergang auf andere Gedanken bringt, erst recht ein Gebet oder ein Lied und vor allem die Begegnung mit anderen Christen, die gut drauf sind. Ich meine, schlechte Laune ist kein Schicksal. Dagegen kann ich etwas tun. Ich finde, Gott hat meine schlechte Laune nicht verdient und meine Mitmenschen auch nicht. Nun gut, manchmal brauche ich schon meine Zeit, bis ich wieder guter Dinge bin. Aber es liegt auch an mir, wie lange das dauert.

Gebet: Herr, Gott sei Dank habe ich kein schlechtes Gewissen, wenn ich an dich denke und keine Angst. Weder bin ich böse auf dich noch bist du mir egal. Es tut mir einfach nur gut, dir zu vertrauen. Denn das ist doch dein Wesen und deine Art, dass du freundlich bist und Freude machst. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Montag, 25. Januar 2016

Alles bereit. hl

Losung: Der HERR segnet, die ihn fürchten, die Kleinen und die Großen. Psalm 115,13

Lehrtext: Kommt, denn es ist alles bereit! Lukas 14,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

»Kommt, denn es ist alles bereit!«, sagt der Pfarrer / die Pfarrerin, wenn er / sie die Abendmahlsgäste nach vorn an den Altar bittet. „Komm, denn es ist alles bereit!“, sagt Jesus, wenn er dich zu einem Leben mit ihm einlädt. Damit sagt er: ‚Ich habe alles für dich getan und tue es noch, was du für ein gelingendes Leben brauchst: Ich habe dich erlöst aus deinen Ängsten, aus deiner Schuld, aus deinem Tod. Du kannst jetzt schon als ein erlöster, als ein freier Mensch leben. Ich habe dich gesegnet bis zu diesem Augenblick. In deinem Leben ist viel Gutes, das dir geschenkt ist. Entdecke es, dass du jetzt schon als ein dankbarer und zufriedener Menschen leben kannst. Ich habe dich geliebt und tu‘s noch. Du bist von Gott wertgeschätzt, bist sein Augenstern, was immer andere oder auch du selbst von dir halten magst. Lebe selbstbewusst und unerschrocken, weil du mich, weil du Gott auf deiner Seite hast.‘
„Komm, denn es ist alles bereit!“ – Hörst du seinen Ruf? Etwas Besseres kann dir gar nicht passieren, als dass er dich ruft. Folge ihm und lebe jetzt schon, was er für dich bereitet hat. Es wird dir gut tun.

Gebet: Ja Herr, ich will kommen. Aber du kennst mich ja und weißt, dass du mich immer wieder von neuem rufen musst, weil ich mich in diesem Leben so leicht ablenken lasse. Rufe mich, bis ich dir ganz gehöre. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Sonntag, 24. Januar 2016

Alles auf ihn hl

Losung: Ich sprach, als es mir gut ging: Ich werde nimmermehr wanken. Aber als du dein Antlitz verbargest, erschrak ich. Psalm 30,7.8

Lehrtext: Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber schenkt er seine Gnade. Beugt euch also demütig unter die starke Hand Gottes, damit er euch zu seiner Zeit erhöhe. All eure Sorge werft auf ihn. 1.Petrus 5,5-7

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Menschen der Bibel waren keine anderen als wir. Sie waren auch keine so großen Glaubenshelden wie man meinen könnte. Was in der Losung steht, das kann wohl jeder von uns sagen: Solang es einem gut geht, ist das mit dem Glauben oft kein Problem. Dann meinst du, das wird schon alles so bleiben. Aber dann gerätst du unversehens in Schwierigkeiten. Dann scheint Gott plötzlich weit weg zu sein. Und was dann?
Der Lehrtext gibt die Antwort: Wirf alles auf Gottes Seite, wirf alles auf Jesus, nicht nur deine Sorgen, auch deinen Unglauben, deinen Zweifel und höre nicht auf mit ihm zu reden selbst wenn du meinst, dass das keinen Sinn hat. Er ist es doch, der letzten Endes für dich zuständig ist, für dein Wohlergehen, für dein Leben und auch für deinen Glauben. Du musst nicht meinen, dass es auch im Glauben nach dem Motto ginge: ‚Selbst ist der Mann‘ oder ‚Hilf dir selbst, so hilft dir Gott‘. Freilich sollst und kannst du tun, was in deinen Kräften steht. Aber du sollst und kannst auch von Gott verlangen (!), dass er das Seine dazu tut. Das ist kein Hochmut, sondern echte Demut, weil du eingestehst, dass du nicht alles selbst im Griff hast, auch dich nicht.

Gebet: Herr, dir gehört mein Lob und mein Dank. Dir gehören aber auch meine Sorgen und damit auch mein Zweifel und mein Kleinglaube. Dir gehören auch meine Sünde und meine Schuld. Du hast versprochen, mir das alles abzunehmen. Darum bringe ich es zu dir. Ich mag mir nicht mehr länger Sorgen machen weder um andere noch um mich, weil du gesagt hast, dass du für mich sorgst. Also werde ich darauf warten, dass du mir hilfst. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Samstag, 23. Januar 2016

freundlich hl

Losung: Sorge im Herzen bedrückt den Menschen; aber ein freundliches Wort erfreut ihn. Sprüche 12,25

Lehrtext: Lasst alle Menschen eure Freundlichkeit spüren. Der Herr ist nahe. Philipper 4,5

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich habe einen guten Freund, der will von Kirche und Glauben wenig wissen. Aber er hat eine Eigenschaft, die jedem, der glaubt, gut anstehen würde. Er begegnet zunächst einmal jedem Menschen mit Freundlichkeit. Er ist nicht nur höflich, was man von einem jeden erwarten kann, sondern eben auch freundlich ohne dabei anbiedernd oder künstlich zu sein. Als ich mit ihm einmal darüber sprach, sagte er, dass sein Vater schon so gewesen sei und dass er sich das von ihm „abgeschaut“ habe. Gewiss gehört dazu auch ein gewisses freundliches Naturell, aber du kannst Freundlichkeit auch trainieren. Das Mindeste ist ein Lächeln, wenn man einen anderen begrüßt. Und wenn man dann noch ein passendes, freundliches Wort dazu sagt, hat man ihm eine kleine Freude gemacht.
Schwierig ist das bei Zeitgenossen, die einem selbst unfreundlich begegnen oder mit denen man ein Problem hat. Aber unmöglich ist es auch bei ihnen nicht.
Und warum soll ich freundlich sein abgesehen davon, dass dann das Sprichwort gilt: „Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es zurück“? Paulus sagt im Lehrtext, weil der Herr nahe ist. Ich habe das früher so verstanden, dass Christus bald wiederkommt. Inzwischen verstehe ich es auch so, dass er mir nahe ist an jedem Ort und zu jeder Zeit und mir freundlich begegnet, wie es im folgenden, zeitlos schönen Lied und Gebet  von Philipp Nicolai aus dem Jahr 1597 heißt:

Von Gott kommt mir ein Freudenschein,
wenn du mich mit den Augen dein
gar freundlich tust anblicken.
Herr Jesu, du mein trautes Gut,
dein Wort, dein Geist, dein Leib und Blut
mich innerlich erquicken.
Nimm mich
freundlich
in dein Arme
und erbarme
dich in Gnaden;
auf dein Wort komm ich geladen.

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 22. Januar 2016

Vom eigenen Glauben reden können. ebl

Losung: Danket dem HERRN und rufet an seinen Namen; verkündigt sein Tun unter den Völkern!
Psalm 105,1

Lehrtext: Paulus schreibt: Wir wollen das Evangelium auch denen predigen, die jenseits von euch wohnen.
2.Korinther 10,16


Liebe Leserin, lieber Leser,
das ist gegenwärtig unter den Leuten, denen die Weitergabe der christlichen Kernbotschaft ein Herzensanliegen ist, ein heißes Thema: Wie umgehen mit den vielen Leuten, die ‚jenseits‘ von uns wohnen, aus anderen Völkern und Kontinenten zu uns kommen? Wie klar kann, darf oder muss sogar gegenwärtig unser Christsein erkennbar sein?

Im Kirchenvorstand denken wir deshalb verstärkt darüber nach, was es heißt, als Christ mit evangelischem Profil zu leben. Damit wir Auskunft geben können, wenn uns jemand fragt: „Woran glaubt ihr? Woran glaubst du? Was ist das für ein Gott, den du anbetest? Was sagt er dir für dein Leben? Woher nimmst du deine Gewissheiten?“

Über solche Fragen nachzudenken, kann anstrengend sein. Aber es lohnt sich. Denn davon habe ich selber den meisten Gewinn und mache wertvolle Schritte auf meinem Weg mit Gott. Von einem vorschnellen Missionieren halte ich nichts. Aber vom eigenen Glauben reden können – davon halte ich viel. Und dazu mache ich uns allen ausdrücklich Mut.

Gebet: Vater, schenk uns bitte deinen Heiligen Geist, wenn wir darüber nachdenken, wie wir unser Vertrauen auf dich in einer Welt leben können, die zur Zeit Kopf zu stehen scheint. Religiöser Fanatismus ist nicht dein Wille. Aber sich klein machen als Christ ist auch nicht das, was du uns in der Bibel durch Jesus klar machst. Wir sollen für dich ‚durchscheinend‘ werden. Dazu brauchen wir deine Hilfe, Vater. Amen.


Einen guten Start ins Wochenende und herzliche Grüße!

Deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr







Donnerstag, 21. Januar 2016

Er hat es drauf. ebl

Losung: Wir aber sind dein Volk, wir gehören zu dir wie Schafe zu ihrem Hirten. Allezeit wollen wir dich loben und jeder neuen Generation erzählen, wie groß du bist.
(Psalm 79,13 nach der Übersetzung ‚Hoffnung für alle‘)

Lehrtext: Ihr habt wirklich allen Grund, Gott, dem Vater, voll Freude dafür zu danken, dass ihr einmal mit allen anderen Christen bei ihm sein dürft, in seinem Reich des Lichts.
(Kolosser 1,12)

Liebe Leserin, lieber Leser,
je größer die Verantwortung geworden ist, die ich im Lauf meines Lebens beruflich und privat übernommen habe, umso dankbarer bin ich für die Auszeiten, in denen andere für mich das Heft in die Hand nehmen. Zum Beispiel in einem Kurzurlaub, wo gute Freundinnen mich ‚unterhaken‘, mir ein Wellness-Programm auf den Leib schneidern und ich mich treiben lassen darf. Es tut mir in diesen Momenten gut, ‚geführt‘ zu werden. Doch dass mir das gut tut, hat damit zu tun, dass diejenigen, die mich führen, das gut machen. Ich vertraue mich einer Leitung gern an, wenn ich spüre: „Der oder die hat es drauf.“

Das setzten auch die Leute voraus, die unsere heutige Losung beten: „HERR, wir sind dein Volk. Wir lassen uns von dir leiten. Weil wir wissen, dass das keiner besser kann als du. Wir machen mit dir so wunderbare Erfahrungen, dass wir diese nicht für uns behalten können, sondern sie weitergeben wollen. Um andere Leute zu ermutigen, es auch mit dir zu versuchen.“

Und dieses ‚Geführtwerden‘ durch Gott hört nicht einmal mit unserem Tod auf. Sondern es schließt auch diese letzte Erfahrung ein, überschreitet es sogar und lässt gelassen bleiben, wenn wir damit konfrontiert sind, dass auch unser Leben ein Ende haben wird.


Gebet: Herr, es gibt bewegende Zeugnisse von Menschen, die davon erzählen, wie du sie geführt und bewahrt hast. Danke für diese deutlichen Zeichen deiner Macht und deiner Möglichkeiten. Hilf uns, dass wir persönlich unsere Grenzen erkennen und die Führung durch dich nicht als Gängelung, sondern als Horizonterweiterung erleben. Du hast es drauf, Herr. Wir wollen uns deshalb deiner Führung anvertrauen. Amen.


Herzliche Grüße aus dem Sommersdorfer Pfarrhaus!
Deine / Ihre
Elfriede Bezold-Löhr
  

PS: Vielleicht kennt jemand dieses Morgengebet? Es ist schon alt und nimmt doch supergut das Anliegen der heutigen Losung als Bitte auf: „Führe mich, o Herr, und leite meinen Gang nach deinem Wort. Sei und bleibe du auch heute mein Beschützer und mein Hort. Nirgends als bei dir allein kann ich recht bewahret sein. Amen.“

Mittwoch, 20. Januar 2016

Grundsatzfrage ebl

Losung: Auch wir wollen dem HERRN dienen; denn er ist unser Gott.
Josua 24,18

Lehrtext: Dafür halte uns jedermann: für Diener Christi und Haushalter über Gottes Geheimnisse.
1.Korinther 4,1


Liebe Losungsgemeinschaft,
ähnlich unserem Bundespräsidenten und unserer Kanzlerin halten auch in der Bibel wichtige Leute manchmal Grundsatzreden. Darin geht es, wie schon der Name sagt, um entscheidende Themen. Es geht um Fragen, die über das weitere Schicksal von vielen Tausenden von Menschen entscheiden.
Eine solche Grundsatzrede hält in unserem Fall ein gewisser Josua. Er ist der Nachfolger von Mose als ‚Präsident‘ der Israeliten. Er hat sie auf der Schlussetappe ihrer Wüstenwanderung geführt, die vierzig Jahre gedauert hat.
Jetzt liegt Neuland von den Leuten – im wahrsten Sinn des Wortes, aber auch im übertragenen Sinn. Einerseits wollen sie in Palästina, im heutigen Israel, eine neue Heimat finden. Andererseits sind sie dort mit vielen fremden Göttern und Denkweisen konfrontiert. Daher stellt Josua die Grundsatzfrage: „Entscheidet euch. Wem wollt ihr gehören? Ich und meine Familie, wir wollen dem Herrn dienen.“ Und welche Antwort kommt aus dem Volk? „Auch wir wollen dem HERRN dienen; denn er ist unser Gott.“

Wie fiele die Antwort heute aus, wenn führende Persönlichkeiten unseres Staates uns die Frage stellen würden, an welchen Werten wir uns orientieren und was für uns ‚Leuchtturm-Funktion‘ haben soll?

„Seht in uns Diener Christi und Boten, die Gottes Geheimnisse verkünden“, schreibt Paulus den Christen in Korinth. Natürlich möchte Paulus mit diesem Vorbild Schule machen unter den Männern und Frauen in Griechenland. Er wünscht sich, dass möglichst viele Leute Gott als DAS Zentrum ihres Lebens entdecken. Das wünsche ich mir auch: Das diejenigen unter uns, die als Christinnen und Christen getauft sind, sich dessen auch bewusst sind oder wieder neu bewusst werden. Und ihren Glauben auf eine so einladende und positive Weise leben, dass sie andere Menschen auf Gott neugierig machen.


Gebet: Vater, danke für so ermutigende Vorbilder wie Josua. Er hat gewusst, auf wen er vertraut. Hilf uns, dass wir auch ein solches Vertrauen in dich entwickeln und aus diesem Vertrauen leben können. Hilf uns, dass wir mit unserem Lebensstil dazu einladen, sich mit dir zu befassen. Bewahre uns den Frieden in unserem Land angesichts so unterschiedlicher gesellschaftlicher Strömungen, wie wir sie gegenwärtig spüren. Amen.


Herzliche Grüße aus Sommersdorf!
Deine / Ihre

Elfriede Bezold-Löhr







Dienstag, 19. Januar 2016

Hilfe vom Chef. ebl

Losung: Ihr sollt den HERRN, euren Gott, nicht versuchen.
5.Mose 6,16

Lehrtext: Jesus Christus spricht: Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten.
Johannes 14,15

Liebe Leserin, lieber Leser,
wenn ich jemanden ‚versuche‘, dann fordere ich ihn heraus. Ich provoziere ihn, stelle seine Geduld auf die Probe. Wer das im Blick auf Gott tut, so wird es den Israeliten vermittelt, der muss damit rechnen, dass es ihm schlecht geht. Er könnte ganz persönlich und auch als Teil der Volksgemeinschaft schwere Jahre vor sich haben.

Eine klare ‚Wenn – dann‘-Konstruktion. Da wissen die Israeliten, wie sie dran sind: Wenn ich Gott herausfordere, könnte mir das schlecht bekommen.

In Jesus Christus redet Gott anders mit uns. „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ Da ist erst die innere Verbindung zwischen Gott und uns Thema und dann geht es darum, wie wir reden und was wir tun. Das passt für uns, hilft uns weiter. Jesus spricht in dem Zusammenhang auch gleich davon, dass wir in guten Vorsätzen vom Heiligen Geist unterstützt werden: „Ich werde den Vater bitten, dass er euch an meiner Stelle einen andern Helfer gibt, der für immer bei euch bleibt, den Geist der Wahrheit.“ (Johannes 14, 16. 17a)

Mit dieser Perspektive kann ich gut leben: Ich bin Gott wichtig. Er wünscht sich, dass das umgekehrt genauso gilt. Und wenn die Folge die ist, dass ich seinen Willen nach meinen Möglichkeiten in meinem Alltag umsetze, dann hilft er mir dabei mit seinem guten Geist. Ich bekomme sozusagen ‚Hilfe vom Chef‘.

Gebet: Herr, wenn dein Liebesgebot schon überall in der Welt gelten würde, gäbe es keine Kriege mehr, keinen Hass und keine Gewalt. Wir sind davon weit entfernt – und doch bleibt es unser Ziel als deine Kinder, dass dein Wille gilt. Hilf uns, wie du es uns durch Jesus zugesagt hast. Gib uns deinen guten Geist. Damit können wir daheim und in der Arbeit und auch uns selbst gegenüber deine Liebe leben. Und damit die Welt verändern. Amen.


Herzliche Grüße aus Sommersdorf – und heute die Zeit für einen Winterspaziergang an der kalten, klaren Luft J!
Deine / Ihre
Elfriede Bezold-Löhr





Montag, 18. Januar 2016

Das Grundvertrauen bewahren ebl

Losung: Der HERR macht im Meer einen Weg und in starken Wassern Bahn. Jesaja 43,16

Lehrtext: Fürchte dich nicht, glaube nur! Markus 5,36


Liebe Leserin, lieber Leser,

in der ‚Hoffnung für alle‘ ist unsere heutige Losung folgendermaßen übersetzt: „Ich, Gott, habe für eure Vorfahren einen Weg durch das Meer gebahnt und sie sicher durch die Fluten geführt.“ Gott sagt das zu den Leuten aus dem Volk Israel, als sie gerade durch schwere Zeiten gehen. Er erinnert sie daran, dass er in der Vergangenheit immer wieder rettend eingegriffen hat und fragt etwas später sinngemäß: „Warum sollte ich das jetzt nicht wieder tun?“

Ein solches Grundvertrauen spüre ich  manchen alten Leuten in unseren Dörfern ab, wenn ich sie besuche und sie von ihrem Leben erzählen. Viele dieser Biographien waren alles andere als ein Spaziergang. Doch die alten Frauen und Männer sehen im Rückblick das große Ganze und entdecken, wo sie von Gott bewahrt und gesegnet worden sind. Angesichts der Herausforderungen, denen sich ihre Kinder und Enkel gegenübersehen, sagen dann manche ganz schlicht: „Wir haben es damals mit Gottes Hilfe geschafft. Warum sollen unsere jungen Leute das heute nicht auch mit Gottes Hilfe schaffen?“

Gebet: Herr, du ermutigst uns manchmal durch Berichte von anderen, die davon handeln, wie du sie gestärkt hast und ihnen geholfen hast, in schwierigen Zeiten durchzuhalten. Da scheint etwas von deinem Wesen als liebevoller Vater durch. Danke für solche Glaubenszeugnisse, die uns helfen, unser Grundvertrauen in dich zu bewahren. Amen.

Einen guten Start in die neue Woche wünscht dir und Ihnen
Deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Elfriede Bezold-Löhr

Sonntag, 17. Januar 2016

'Haltegriffe' hl

Lichtblickpredigt von Hans Löhr

Lesung:
Jetzt aber bleibe ich immer bei dir, denn du hältst mich bei der Hand. Du führst mich nach deinem Plan und nimmst mich am Ende in Ehren auf. Herr, wenn ich nur dich habe, bedeuten Himmel und Erde mir nichts. Selbst wenn alle meine Kräfte schwinden und ich umkomme, so bist du doch, Gott, allezeit meine Stärke - ja, du bist alles, was ich habe! Psalm, 73,23-26

Liebe Freunde,

in einer Zeit, in der Europa auseinander zu brechen droht und auch unser Land wegen der Flüchtlinge eine Zerreißprobe durchlebt, fragen sich viele, woran kann man sich jetzt festhalten? Auch die Politiker wissen ja nicht genau wie es weitergeht, und unsere Gesellschaft scheint tief verunsichert zu sein. Was wird werden? Wird es uns gelingen, die Lage zu beruhigen, weiterhin Herz statt Hass zu zeigen und besonnen zu bleiben statt in Panik auszubrechen?
Es geht aber auch um die Frage, woran sich jeder einzelne von uns festhalten kann in persönlichen Krisen, wenn ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wird und alles ins Wanken kommt, wenn die Gesundheit zerbricht oder die Partnerschaft, wenn die finanzielle oder berufliche Basis wegbricht, wenn große gesellschaftliche Probleme unser kleines, privates Leben bedrohen.
Doch auch wenn die Situation ernst ist, sollten wir unseren Lebensmut und Humor nicht verlieren. Deshalb nun eine höchst ungewöhnliche Frage: Wer von Ihnen, wer von euch war schon mal auf dem weltgrößten Heavy-Metal-Festival in Wacken in Schleswig-Holstein? Niemand? Ich auch nicht. Hat jemand von euch Lust, mit mir auf dem Motorrad im nächsten Sommer zu diesem Festival zu fahren? Heavy Metal, das ist laute, super laute Rockmusik, dass einem die Ohren wegfliegen. Und auf einem solchen Festival sind viele schräge Typen. Was hältst du also davon, wenn wir dabei wären und mitrocken würden bei dem Songs von AC/DC oder bei einem Song von Lemmy Kilmister wie „Enter Sandman“ oder „Killed By Death“?
Eifrige Zeitungsleser haben es vermutlich mitbekommen, dass an Weihnachten Lemmy Kilmister, der Chef der Hardrock-Band Motörhead mit 70 Jahren an Krebs gestorben ist. Lemmy war mit seinem Aussehen und Auftreten, seiner Einstellung und seinem Lebenswandel so ziemlich das Gegenteil von jedem von uns hier. Doch für Hunderttausende seiner Fans in aller Welt war er eine Kultfigur: absolut eigenwillig und unangepasst.

Kurz nach seinem Tod traf ich einen solchen, nicht mehr ganz so jungen Fan. Für ihn war Lemmy Kilmister ein Idol. Ich habe den Mann in den 14 Jahren, die ich in meiner letzten Gemeinde war, nie im Gottesdienst gesehen geschweige denn bei einer anderen Gemeindeveranstaltung. Aber als Pfarrer bin ich ein-, zweimal mit ihm ins Gespräch gekommen.
Bei unserer letzten Begegnung also sagte ich zu ihm: „Schon schade, dass der Lemmy gestorben ist.“ Da sah er mich mit großen Augen an und wusste nicht so recht, worauf ich hinaus wollte. „Na“, sagte ich, „Lemmy Kilmister von Motörhead.“ Da wurden seine Augen groß wie Wagenräder: „Was, Sie kennen Motörhead?“ „Freilich, warum nicht?“ „Das ist ja cool! Das hätte ich nie im Leben gedacht. Kennt der Pfarrer Motörhead!“ Da wusste ich, bei dem habe ich ab sofort einen Stein im Brett.
Und dann erzählte er mir, dass er schon auf verschiedenen Heavy-Metal-Festivals war. Doch das war noch nicht alles. Mit gedämpfter Stimme fügte er hinzu: „Und jetzt sage ich Ihnen was, das Sie vielleicht überrascht. Mein ganzer rechter Arm ist tätowiert. Und oben, an der Schulter, ist mein Konfirmationsspruch. Und auf dem Unterarm hab ich Jesus.“ Dann krempelte er den Ärmel hoch bis zum Ellbogen, denn weiter ging‘s mit Winterbekleidung nicht, und zeigte mir sein Tattoo. Jetzt war ich es, der große Augen machte und sagte: „Ist ja cool! Dann haben Sie Jesus ja überall dabei und können ihn nicht mehr verlieren.“

Ich weiß nicht, wie gut dieser Mann Jesus kennt. Ich weiß nicht, ob sein Glaube unseren Bekenntnisschriften entspricht. Nun gut, das weiß ich von euch hier auch nicht. Aber der Glaube, aber Jesus muss ihm offenbar etwas bedeuten, sonst hätte er ihn sich nicht auf seinen Arm tätowieren lassen. Sonst hätte er ihn mir nicht gezeigt. Möglicherweise ist es ja so, dass er sich sagt: „Ich bin vielleicht kein so guter Christ und kenne mich mit dem Glauben auch nicht so gut aus. Aber mir ist Gott trotzdem wichtig und Jesus auch. Und wenn es mir mal nicht so gut geht, halte ich mich an ihm fest. Dann soll er mich beschützen und mir helfen.“

Was meint ihr, liebe Freunde, reicht eine solche Einstellung für den Glauben? Vorhin, nach dem ersten Gottesdienst, sagte eine Frau zu mir, dass so ein Tattoo doch zu wenig wäre. Ich denke, es kommt darauf an, um wen es sich handelt. Zu mir würde Jesus sagen: ‚Schön und gut mit dem Tattoo, aber von dir erwarte ich noch etwas anderes.‘ Zu dem Heavy Metal Fan aber sagt er: ‚Wunderbar, das gefällt mir‘. Müssen nicht zumindest wir hier ein bisschen mehr wissen und bekennen und tun, zum Beispiel, dass man am Sonntagvormittag hierher in den Gottesdienst kommt? Nun gut, schaden tut das bestimmt nicht. Im Gegenteil. Aber, wenn‘s hart auf hart kommt im Leben, wenn du keine Zeit mehr hast, dir viele theologische Gedanken zu machen, dann fokussiert sich, dann konzentriert sich der Glaube eines jeden von uns auf das absolut Nötigste.

In der Bibel wird von einer Frau erzählt, die Blutungen hatte, die kein Arzt stillen konnte. Als Jesus vorbeikam, drängte sie sich durch die Menge und hielt sich an seinem Gewand fest. Sofort hörte die Blutung auf. Wohl gemerkt, sie hielt sich nur fest, sprach kein Gebet, keine Bitte, kein Glaubensbekenntnis. Und Jesus? Er drehte sich zu ihr um und sagte: „Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh hin in Frieden!“ Ich meine, entscheidend ist nicht, ob ich viel oder wenig glaube. Manchmal genügt auch ein Glaube so groß wie ein Senfkorn, sagt Jesus an anderer Stelle. Entscheidend ist, wem ich vertraue und an wen ich mich halte. Und da kenne ich keinen besseren Haltegriff als ihn.

Ich war mit einem alten Pfarrer befreundet, der sowas wie ein Vorbild für mich war. Der war ein richtiges Mannsbild, wie man in Bayern sagt. Groß gewachsen und mit Schmiss auf der Backe. Gegenüber den Nazis war er unbeugsam. Deshalb war er im KZ, stand er vor dem Kriegsgericht. Im letzten Krieg wurde er in Russland schwer verwundet. Als er so in seinem Blut lag und damit rechnete, dass es nun aus sei, sprach er nicht das Glaubensbekenntnis, zitierte er nicht schwergewichtige Bibelverse, sondern betete Strophen eines Kinderlieds:
Weil ich Jesu Schäflein bin, freu ich mich nur immerhin über meinen guten Hirten, der mich wohl weiß zu bewirten, der mich liebet, der mich kennt und bei meinem Namen nennt.
Das hat er gebetet, mehr nicht. Das war sozusagen in seine Seele tätowiert. Das hatte ihn getröstet. Das hatte ihm Halt gegeben, als er sonst keinen Halt mehr fand. Und als er wider Erwarten gerettet wurde, hat er diesen Augenblick nicht mehr vergessen.

Bei einem anderen Bekannten, ebenfalls einem Kollegen, ging es nicht so gut aus. Er hatte einen Gehirntumor. Da war er gerade mal 52. Sein Name ist Friedrich Walz. Von ihm stammen einige geistliche Lieder, so zum Beispiel „Komm, sagt es allen weiter“, das auch im Gesangbuch steht.
Nach der ersten Operation erholte er sich ganz gut. Danach erzählte er, was er damals im Operationssaal gebetet hat: „Breit aus die Flügel beide, o Jesu, meine Freude, und nimm dein Kücklein ein. Will Satan mich verschlingen, so lass die Englein singen: Dies Kind soll unverletzet sein.“ Kennt das jemand hier? Nach der Operation lebte er noch ein Jahr und stärkte mit seinem Glauben andere Menschen.

Wieder ist es ein Kindergebet, das einem gestandenen, theologisch gut ausgebildeten Pfarrer Trost und Halt gegeben hat. Gut, wenn man einen solchen „Haltegriff“ hat, wenn der Boden unter den Füßen wankt. ‚Aber‘, mag jetzt einer einwenden, ‚er ist trotzdem gestorben.‘ Ja. Doch spricht das gegen den Trost, den dieser Mann bekommen hat? Spricht das gegen den Halt, den er in seiner schweren Zeit gefunden hat? Aber nicht nur wenn‘s ans Sterben geht, sondern auch sonst mitten im Leben brauche ich manchmal einen Halt, den Menschen nicht geben können. Und an mir selbst kann ich mich ja auch nicht festhalten.

„Haltegriffe“ – heißt das Thema dieser Predigt. Haltegriffe, wenn die Erde unter dir bebt und dein Leben zu zerbrechen droht. Haltegriffe in höchster Not, wenn sonst weit und breit nichts mehr ist, das dich halten und trösten kann. Haltegriffe aber auch nach einer schlimmen Nacht, wenn du keine Kraft hast, in den neuen Tag zu gehen. Vielleicht hast du ja auch solche Griffe, an denen du dich festhalten, an denen du dich wieder hochziehen kannst. Vielleicht hast du das sogar schon mal erlebt, dass du dann ein Kindergebet gebetet hast oder einfach nur eine Kerze angezündet, damit es wieder ein bisschen heller wird.

Ich jedenfalls brauche solche Haltegriffe. Mal ist es ein Bibelwort, mal ein Vers aus meinem Gesangbuch. Und du? Was ist dein Haltegriff? Woran kannst du dich im entscheidenden Augenblick festhalten ohne vorher lang nachdenken zu müssen? Was ist in deine Seele tätowiert?
Einen Haltegriff verrate ich noch: Wenn es mir mal nicht gut geht und ich lange nicht einschlafen kann, zeichne ich das Kreuz mit dem Daumen auf mein Herz. Auch das ist ein Haltegriff, eine kleine Geste nur, aber sie beruhigt und hilft.

Also, was ist? Fährt nun jemand mit mir auf dem Motorrad zum Heavy-Metal-Festival nach Wacken? Jesus ist schließlich auch dort. Der eine bringt ihn als Tattoo auf seinem Unterarm mit, die andere an ihrer Halskette, ein dritter hat seinen Rosenkranz am Motorrad angebracht und wer weiß, auf welchen Wegen Jesus sonst noch zu solchen Festivals kommt.
Wenn ich‘s mir genau überlege, werde ich wohl doch nicht hinfahren, weil ich da nur mit einem Hörsturz zurückkäme. Und so ein großer Fan von Heavy Metal bin ich nun auch wieder nicht.

Aber so viel ist klar, Jesus ist auch da, wo gerade wir Kirchenchristen ihn kaum vermuten: Zuerst im Stall. Es gibt wohl keinen tieferen Ort an dem Gott in Jesus zur Welt kommen wollte, als inmitten der stinkenden Pisse von Ochs und Esel ohne Weihnachtsduft und Glaskugeln, um denen nahe zu sein, die auch ganz unten sind. Und darum finden wir Jesus auch bei den Kriminellen im Gefängnis. Bei den Mädchen im Bordell. Bei den Rockern in der Bar. Bei den Suchtkranken in der Klinik. In den Fanclubs von Bayern München. Erst recht bei den Club-Fans, die brauchen ihn noch mehr. Und er ist auch bei dir, wie immer es dir gerade geht, wie klein oder groß dein Glaube sein mag. Er ist nur ein Gebet weit weg. Er ist der Haltegriff schlechthin. Er reicht dir seine Hand. Jetzt liegt es an dir, sie im Glauben zu greifen, damit er dich halten kann. Amen


PS: Nach dem Gottesdienst wurde von Besuchern der Vorschlag gemacht, doch einmal einen Gemeindeausflug nach Wacken zu organisieren. Ohrstöpsel wären im Fahrpreis inbegriffen.

Samstag, 16. Januar 2016

Der erste Platz hl

Losung: Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. 2.Mose 20,3

Lehrtext: Niemand kann zwei Herren dienen. Matthäus 6,24

Liebe Leserin, lieber Leser,

sind Sie / bist du dein eigener Gott? Setzt du dich in jeder Hinsicht an die erste Stelle und verweist alles andere auf die Plätze? Ich meine, es lohnt sich schon, über diese Frage einmal gründlich nachzudenken. Ich will das für mich auch tun. Und auch darüber will ich nachdenken, was es wohl bedeutet, wenn Gott an erster Stelle kommt. Was sich dann ändern würde.
»Jeder ist sich selbst der Nächste«, sagt das Sprichwort. Ist sich jeder auch selbst der Erste?
Jesus sagt im Lehrtext, dass es keinen Kompromiss geben kann, wenn es um den ersten Platz geht. Nur einer kann der Erste sein. Nur für einen kannst du ganz und gar da sein. Ob ich das kann? Ob ich das will? Und du?

Gebet: Herr, du kennst meine Versuchung, mich selbst besonders wichtig zu nehmen. Klar bin ich mir wichtig. Ich glaube auch nicht, dass du etwas dagegen hast. Aber ich möchte mir nicht allein gehören, sondern dir, nicht nur für mich da sein, sondern mehr noch für dich und für die, die du mir anvertraut hast. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 15. Januar 2016

ausgeleuchtet hl

Losung: Du, HERR, du kennst mich, du siehst mich und prüfst, ob mein Herz bei dir ist. Jeremia 12,3

Lehrtext: Richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteil werden. 1.Korinther 4,5

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich habe Vertrauen zu Menschen, die so von sich reden können wie in der heutigen Losung. Da weiß ich, dass sie selbstkritisch sind, nicht nur auf den eigenen Vorteil aus und über sich eine höhere Instanz anerkennen, der gegenüber sie sich verantwortlich fühlen. Aber woher weiß ich, dass ich einen solchen Menschen vor mir habe? Anders als Gott kann ich ihm nicht ins Herz sehen. Nun, im Laufe der Zeit bekommt man schon ein Gespür dafür, mit wem man es zu tun hat, von welchen Werten sich ein Mensch leiten lässt und wie aufrichtig und verlässlich er ist. Jedenfalls möchte ich auch so sein, dass andere zu mir Vertrauen haben können. Und dazu gehört, dass ich so bete wie Jeremia im Losungswort.
Dazu gehört auch, dass ich andere nicht richte und verurteile, weil sie nicht so sind wie ich es gerne hätte. Ich bin ja auch nicht so, wie andere mich gerne hätten. Ich möchte mich immer weniger nach der Meinung anderer richten, sondern mein Leben leben und nicht ihres, solang ich ihnen damit nicht  schade und vor Gott bestehen kann.

Gebet: Herr, du leuchtest jeden Winkel meines Herzens aus. Ob mir das gefällt? Nun, angenehm ist das nicht immer. Aber weil du mich so gut kennst, weißt du auch, wo ich deine Hilfe und Vergebung brauche. Du wirst sie mir geben nach wie vor. Darauf verlass ich mich. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Donnerstag, 14. Januar 2016

Macht Vergebung gesund? hl

Losung: Kein Mensch im Land wird noch klagen, er sei von Krankheit und Schwäche geplagt; denn die Schuld des Volkes ist vergeben. Jesaja 33,24

Lehrtext: Jesus sprach zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben. Markus 2,5

Liebe Leserin, lieber Leser,

nein, bloß das nicht! Nicht das Missverständnis, als sei, wer krank ist, selbst daran schuld. Natürlich gibt es auch Krankheiten, für die man etwas kann, die mit einem ungesunden Lebensstil und schlechten Angewohnheiten zu tun haben. Aber generell besteht zwischen Sünde und Krankheit kein ursächlicher Zusammenhang. Wer würde auch einer Frau vorwerfen wollen, dass ihr Brustkrebs Folge ihrer Sünden ist? Oder einem Mann, dass sein Schlaganfall selbstverschuldet ist? Wer so spricht, wirft mit Steinen, obwohl er selbst im Glashaus sitzt.
Und doch gibt es einen Zusammenhang zwischen Krankheit und Schuld: Allerdings ist Krankheit dann nicht Folge der Schuld, sondern Genesung auch Folge von Vergebung. Ich bin durchaus der Ansicht, dass Schuld, die nicht vergeben ist und Sünde, die nicht bereut ist, die Heilungskräfte eines kranken Menschen blockieren können.
Die heutige Losung weist weit voraus in das Land der Erlösten, wo es keine Schuld und keine Krankheit mehr geben wird. Der Lehrtext aber spricht davon, dass jetzt schon Vergebung der Sünden möglich ist und Jesus unsere krankmachenden Belastungen auf sich nimmt. »Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen« heißt es von ihm in der Bibel (Jesaja 55). Er hat nicht nur den Gelähmten damals geheilt. Er hat auch die Kraft mich heute zu heilen.

Gebet: Herr, du bist mein Arzt. Wenn du mir vergibst, ist mir vergeben. Wenn du mich heilst, werde ich heil. Wenn du mir hilfst, ist mir geholfen. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 13. Januar 2016

Von der Faszination des Bösen und der Kraft des Guten hl

Losung: Der HERR spricht: Ich bin bei ihm in der Not, ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen. Psalm 91,15

Lehrtext: Jesus erlöste die, die durch Furcht vor dem Tod im ganzen Leben Knechte sein mussten. Hebräer 2,15

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn du Losung und Lehrtext heute liest, worauf liegt deiner Meinung nach der Schwerpunkt? Liegt er auf den Worten „Not“, „Furcht vor dem Tod“, „Knechte“ oder liegt er auf den Worten „Ich bin bei ihm“, „zu Ehren bringen“, „erlösen“? Nun, das Negative lässt sich immer besser beschreiben als das Positive. Die negativen Schlagzeilen interessieren uns Menschen merkwürdigerweise mehr als die guten. Wäre es nicht so, gäbe es keine Zeitungen, die hauptsächlich von dem leben, was negativ, problematisch und dramatisch ist. Wäre es nicht so, würden nicht Tag für Tag im Fernsehen Krimis gesendet mit Mord und Totschlag und anderen schlimmen Dingen, wozu Menschen fähig sind. Ja, das Böse, das Negative fasziniert. Daneben hat es das Gute schwer, Aufmerksamkeit zu bekommen.
Schon seit zwei Wochen sind die Nachrichten voll von den Übergriffen auf Frauen in Köln und anderen Städten. Das weckt wohl in jedem von uns Gefühle von Empörung und Abscheu. Das weckt in anderen den Hass auf alles Fremde und die Flüchtlinge insgesamt, Hass, der in ihnen schlummert, den sie auf sich selbst haben, den sie nun auf den Straßen hinausschreien und mit dem sie Flüchtlingsheime anzünden.
Aber dass sich nicht nur in den letzten zwei Wochen auch Zehntausende freiwillig für Flüchtlinge eingesetzt haben, um ihnen behilflich zu sein, um ihnen das Eingewöhnen in Deutschland zu erleichtern, – über diese vielen guten Taten wird kaum berichtet. Und dann noch dies: Manchmal wird, wer hilfsbereit ist, auch noch als „Gutmensch“ beschimpft, als naiv und wirklichkeitsfremd. Ich jedenfalls will lieber ein ‚Gutmensch‘ sein als ein schlechter Mensch und nehme das ‚Unwort des Jahres 2015‘ als Ehrentitel.
Und auch darüber wird wenig gesprochen, dass die weitaus größte Zahl derer, die jetzt neu unter uns leben, dankbar ist und versucht, in dem für sie fremden Land und in der für sie fremden Kultur zurechtzukommen. Die jungen Männer aus Nordafrika und dem arabischen Raum, die in Köln die Regeln des Anstands und auch das Recht verletzt haben, machen stattdessen ein Promille aus, ein Tausendstel derer, die jetzt bei uns sind. Sie müssen zur Rechenschaft gezogen werden, ohne Frage. Doch bei alledem müssen wir besonnen bleiben und einen kühlen Kopf bewahren. Soviel dazu, wie schnell das Negative die Herzen und Hirne vernebelt.
Demgegenüber haben wir Gottes Zusage, uns aus dem herauszureißen, was uns Not macht. In der heutigen Losung sagt er nicht: ‚Ich will mal darüber nachdenken, ob ich vielleicht etwas tue‘, sondern ich will es tun. Und was er will, das geschieht auch. Darauf verlasse ich mich. Das ist die eine gute Nachricht des Tages.
Und Jesus selbst hat nur ein einziges Ziel, dass er dich und mich zu einem Leben ohne Angst befreit, ohne Angst vor dem Bösen, ohne Furcht vor dem Tod. Und das ist die andere gute Nachricht des Tages. Ja, es gibt Böses in dieser Welt. Aber ich könnte nicht mehr ruhig schlafen, wenn ich in ständiger Angst davor lebte. Ich will auch mein Verhalten nicht ändern, obwohl es eine permanente Terrorgefahr für unser Land gibt. Sonst hätte das Böse ja schon Macht über mich. Ja und es gibt den Tod. Der kommt unweigerlich auf mich zu und vor dem fürchte ich mich auch. Aber mein Glaube hilft mir, dass ich dem nicht hilflos ausgeliefert bin. Jesus hat den Tod besiegt durch seinen Tod. Das ist die gute Nachricht schlechthin. Von ihr will ich mich bestimmen lassen und mich meines Lebens freuen.

Gebet: Herr, du willst dass ich Böses mit Gutem überwinden soll. Du weißt, dass mir das nicht so leicht fällt. Aber weil du das getan hast, weil du selbst den Tod überwunden hast, darum will ich nicht mehr auf das Böse schauen, sondern auf dich, den großen Überwinder, mit dem auch ich überwinde. Amen


Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Dienstag, 12. Januar 2016

fürsorglich und gerecht hl

Losung: Wer gerecht herrscht unter den Menschen, wer herrscht in der Furcht Gottes, der ist wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht. 2.Samuel 23,3-4

Lehrtext: Gebt acht auf euch und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist als fürsorgliche Hirten eingesetzt hat. Apostelgeschichte 20,28

Liebe Leserin, lieber Leser,

die heutige Losung zeigt, dass der Glaube an Gott jeden, der Macht über andere hat, zur Gerechtigkeit mahnt. Denn bevor es den modernen Rechtsstaat gab, war die Ehrfurcht vor Gott das Einzige, was Herrschende an ihre Verantwortung erinnerte und vor Willkür abhielt. Doch leider waren gerechte Herrscher oft die Ausnahme. Viele scheuten sich auch nicht vor Gott und seinen Geboten, wenn sie ihre Untertanen drangsalierten. Auch deshalb hat sich die Demokratie trotz mancher Schwächen als die beste der möglichen Herrschaftsformen durchgesetzt.
Der Lehrtext mahnt die Leitenden in Kirchen und Gemeinden, fürsorglich zu sein, sich um die Menschen zu kümmern und sie nicht auszunützen. Auch das ist nicht selbstverständlich. Machtmissbrauch gibt es bis heute auch in der Kirche. Dazu gehört auch der sexuelle Missbrauch von Schutzbefohlenen, eine besonders widerwärtige Form von Verantwortungslosigkeit.
Wer in der Kirche ein geistliches Amt hat, gilt als vom Heiligen Geist dazu berufen (Lehrtext), sofern er die entsprechenden Qualifikationen mitbringt. Darum hat er auch eine besondere Verantwortung: Er muss bereit sein, nicht nur Menschen, sondern in erster Linie Gott gegenüber Rechenschaft abzulegen über das, was er getan und unterlassen hat.
Eine solche Fürsorge- und Rechenschaftspflicht hat aber jeder, der Macht über andere hat: Die Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen im Kindergarten, die Lehrer und Lehrerinnen in den Schulen, die Leitenden Angestellten, die Chefs… und nicht zuletzt jede Mutter und jeder Vater.

Gebet: Herr, ich weiß, es ist billig, auf die Regierenden zu schimpfen, wenn man im eigenen Lebensumfeld nicht gerecht und fürsorglich ist. Darum will ich zuerst auf mich selbst schauen, auf meine Defizite und mich bemühen, es mit deiner Hilfe gut zu machen. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Montag, 11. Januar 2016

Alles, was das Herz begehrt. hl

Losung: Habe deine Lust am HERRN; der wird dir geben, was dein Herz wünscht. Psalm 37,4

Lehrtext: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr's empfangt, so wird's euch zuteil werden. Markus 11,24

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Bibel nimmt mit der heutigen Losung den Mund, wenn ich so sagen darf,  mal wieder  ziemlich voll. Aber wäre denn das Gegenteil glaubwürdiger, wenn es hieße: ‚Gott wird dir nichts von dem geben, was du dir wünscht‘? Das glaubst du doch selber nicht. Und ich auch nicht. Schließlich habe ich selbst erlebt, dass manches eingetroffen ist, worum ich gebetet hatte. Ein Sechser im Lotto war nicht darunter, aber fast immer, dass ich morgens gesund aufgewacht bin.
In vielfacher Hinsicht bin ich wunschlos, weil ich bereits habe, weil mir Gott bereits gegeben hat und ständig gibt, was ich mir von Herzen wünschen würde, hätte ich es nicht bereits. Da kann jetzt jeder für sich nachdenken, was er alles schon hat. 
Uns allen gemeinsam ist, dass Gott uns das Leben geschenkt hat und uns bis zu diesem Augenblick durch manche Gefahren und Schwierigkeiten hindurch gebracht hat. Dass wir Frieden haben und einen nicht unbeträchtlichen Wohlstand usw. 
So gesehen trifft das Losungswort schon zu, dass ich allen Grund habe, mich über den Herrn zu freuen. Und weil er mir bisher schon so viel gegeben hat und immer noch gibt – auch ohne dass ich ihn jedesmal darum bitte – kann ich davon ausgehen, dass er mich auch in Zukunft beschenkt.

Jesus ist im heutigen Lehrtext noch kühner, wenn er sagt »Ihr müsst Gott ganz vertrauen! Denn das ist sicher: Wenn ihr glaubt und nicht im Geringsten daran zweifelt, dass es wirklich geschieht, könnt ihr zu diesem Berg hier sagen: 'Hebe dich von der Stelle, und stürze dich ins Meer!', und es wird geschehen. Ja, ich sage euch: Um was ihr auch bittet - glaubt fest, dass ihr es schon bekommen habt, und Gott wird es euch geben! Aber wenn ihr ihn um etwas bittet, sollt ihr vorher den Menschen vergeben, mit denen ihr nicht zurechtkommt. Dann wird euch der Vater im Himmel eure Schuld auch vergeben.«
Was für ein Glaube, der Berge versetzen kann! Meine Gefahr ist, dass ich bereits zu zweifeln beginne, bevor ich noch damit angefangen habe, so zu glauben. Und so meine ich, wer Gott von vorneherein nichts oder nur wenig zutraut, der wird auch nichts oder nur wenig empfangen. Und umgekehrt, wer ihm im guten Sinn alles zutraut, wird auch alles bekommen, worum er bittet. Alles? Sieh an, jetzt zweifle ich schon wieder. Stattdessen möchte ich einfach so leben und so glauben können wie Jesus es sagt.
Stell dir vor, wir könnten so glauben, dass die ‚Pakete‘ zu uns schon unterwegs sind, die wir im Gebet ‚bestellt‘ haben. Wir könnten sagen: ‚Vater, ich verlasse mich darauf, dass du mir zur rechten Zeit gibst, was mir gut tut.‘ Lebten wir dann nicht in ständiger Vorfreude? Wären wir dann nicht aller Angst und aller Sorgen enthoben? Fast hätte ich Lust, einen solchen Glauben mal auszuprobieren. Und wenn du mitmachst, dann trau ich mich auch. Also los, - wäre da nur nicht diese Bedingung, dass ich zuvor denen vergeben soll, mit denen ich nicht zurechtkomme. Ist das vielleicht mein Berg, der mir im Weg zu einem solchen unerschütterlichen Gottvertrauen steht, statt dass er längst im Meer liegt, wo er hingehört?

Gebet: Herr, ja, ich möchte glauben können, möchte dir vertrauen ganz und gar. Doch dazu soll ich erst vergeben. Und ich möchte vergeben können, ganz und gar. Doch dazu muss ich erst glauben. Allein komme ich aus dieser Zwickmühle nicht heraus. Hilf du mir zu beidem, dass ich vergeben kann und glauben, damit der Berg der Unversöhnlichkeit im Meer deiner Liebe versinkt und der Weg frei wird zu einem Leben mit dir, ohne Sorgen und ohne Angst. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Sonntag, 10. Januar 2016

heil und gesund hl

Losung: Ich will das steinerne Herz wegnehmen aus ihrem Leibe und ihnen ein fleischernes Herz geben, damit sie in meinen Geboten wandeln und meine Ordnungen halten und danach tun. Hesekiel 11,19.20

Lehrtext: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. 2.Korinther 5,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

manche, die mal ein weiches Herz hatten, werden im Laufe ihres Lebens immer härter. Da sind die vielen Enttäuschungen, schlechten Erfahrungen, vielleicht auch Niederlagen und Verletzungen, die sie hart gemacht haben, hart gegen sich selbst, hart gegen andere, hart gegen Gott.
Aber um das zu tun, was er will, brauche ich ein weiches, ein warmes, ein lebendiges Herz; um sein, die ganze Bibel überstrahlendes Gebot erfüllen zu können: Gott und den Nächsten zu lieben wie mich selbst. Wie soll ich mit einem verhärteten, steinernen, verbitterten Herzen lieben können? Da hilft es auch nicht, die Schuld für die eigene Herzenshärte anderen in die Schuhe zu schieben. Für mein Herz bin und bleibe ich selbst verantwortlich, für meine Gefühle, dafür, dass ich liebesfähig und mitfühlend bin.
Doch weil ich mich nicht am eigenen Schopf aus dem eisigen Sumpf der Kaltherzigkeit ziehen kann, sagt Gott in der heutigen Losung zu, mir ein weiches, lebendiges Herz zu geben. Werde ich es schaffen, ihm mein Herz zu öffnen? Werde ich es schaffen, mich ihm ganz und gar anzuvertrauen und mich von ihm ändern und erneuern zu lassen?
Im Lehrtext heißt es, dass dies »in Christus« geschieht, in seinen Armen. Da fallen die alten Lasten von mir ab, da fallen die Steine vom Herzen, da werde ich wieder lebendig für ihn, für andere und für mich selbst. Er hat seine Arme für mich geöffnet, um mich bei sich willkommen zu heißen mit all meinen Wunden und Sorgen, mit meinem Scheitern und meiner Schuld. Bei ihm und in ihm werde ich wieder heil und gesund. Das glaube ich, darauf vertraue ich. Aber werde ich auch zu ihm gehen?

Gebet: Herr, wo sonst als bei dir kann ich wieder heil und gesund werden? Wer sonst außer dir kann mein Herz erneuern? Du hast die Macht und die Kraft, mich in meinem Innersten zu berühren und zu verändern. Mache mich dazu bereit, dass ich mich verändern lasse. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr