Dienstag, 14. Juni 2016

Er wird alles gut machen hl

Losung: Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird's wohlmachen. Psalm 37,5

Lehrtext: Durch Jesus Christus haben wir den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit. Römer 5,2

Ihr jüngeren Leserinnen und Leser,

könnt ihr euch vorstellen, dass man für die Konfirmandenprüfung unter anderem ein Lied mit zwölf Versen lernen musste? Und warum? Weil einen der Pfarrer drangsalieren wollte? Nein, weil in diesem Lied mit den zwölf Strophen von Paul Gerhardt über 300 Jahre lang Menschen sich wiedererkannt haben. Mit diesem Lied sind Jugendliche in das Berufsleben entlassen worden, haben Brautpaare geheiratet, sind Soldaten in den Krieg gezogen, ging man in Gefangenschaft oder auf die Flucht, hat man sich in Leid und Notzeiten über Wasser gehalten und ist man gestorben. Über 300 Jahre gehörten diese Verse des Dichterpfarrers Paul Gerhardt zum Zentrum evangelischer Frömmigkeit:

1) Befiehl du deine Wege
und was dein Herze kränkt
der allertreusten Pflege
des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken Luft und Winden
gibt Wege, Lauf und Bahn
der wird auch Wege finden,
da dein Fuß gehen kann. 
2) Dem Herren musst du trauen,
wenn dir's soll wohlergehn;
auf sein Werk musst du schauen,
wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen
und mit selbsteigner Pein
lässt Gott sich gar nichts nehmen:
es muss erbeten sein. 

Heute wird dieses Lied nicht mehr gelernt. Schon in meiner Konfirmandenzeit war das altertümliche Deutsch Paul Gerhardts schwer eingängig. Jetzt musst du fast jeden Vers übersetzen. Das beginnt schon mit dem ersten Wort ‚befiehl‘. Wer von den Jüngeren weiß schon, dass das ‚anvertrauen‘ heißt? Und mit dem ‚Grämen‘ und der ‚selbsteigenen Pein‘ in Vers 2 ist es auch nicht anders. Ähnlich verhält es sich auch mit der Bibelübersetzung von Martin Luther. Weshalb man heute im Konfirmandenunterricht und auch bei den gottesdienstlichen Lesungen zunehmend moderne Übersetzungen verwendet.
Werden also die alten Gesangbuchlieder und auch die Luther-Bibel allmählich verschwinden? Zweifelsohne. Für die, die wie ich damit aufgewachsen sind und mit solchen Versen noch leben und glauben, ist das schmerzlich, aber eben auch unvermeidlich. Denn unsere Sprache ändert sich immer rasanter und auch unsere Welt entfernt sich mit Riesenschritten von der Welt der Bibel und der alten Choräle. Wo soll das hinführen? Ich weiß es nicht.
Aber im Sinn der heutigen Losung und der beiden Versen, die Paul Gerhardt dazu gedichtet hat, kann ich sagen: Gott weiß es. Ihm vertraue ich meine Frage an. Ihm glaube ich, dass er den Weg in die Zukunft kennt für mich, für dich, für unsere Kirche und unser Land. Ich ändere an der Entwicklung nichts, wenn ich mir Sorgen mache und mich betrübe (gräme). Ich tue besser daran, ihm die Sorge um das, was wird, in die Hand zu legen.
Der Lehrtext sagt, dass die Tür zu Gott offen ist, dass auch meine Sünde sie nicht versperrt, weil seine Gnade stärker ist. Ich kann und werde also mit ihm leben, wohin auch immer mich mein Weg führen wird, wohin auch immer Gott mich führen wird. Und weil er mein Pfad-Finder ist, werde ich diese Wege und Pfade auch gehen können (siehe oben Vers 1). Ja, alles wird gut. Das hoffe ich, weil Gott schlussendlich alles gut machen wird.

Gebet Vers 7+8, die du dir selbst vorsagen kannst:

Auf, auf, gib deinem Schmerze
und Sorgen Gute Nacht!
Lass fahren, was das Herze
betrübt und traurig macht;
bist du doch nicht Regente,
der alles führen soll:
Gott sitzt im Regimente
und führet alles wohl. 
Ihn, ihn lass tun und walten!
Er ist ein weiser Fürst
und wird sich so verhalten,
dass du dich wundern wirst,
wenn er, wie ihm gebühret,
mit wunderbarem Rat
das Werk hinausgeführet,
das dich bekümmert hat. 

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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