Donnerstag, 2. Juni 2016

Nur nachgehen hilft hl

Losung: So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben? Hesekiel 33,11

Lehrtext: Es wird Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen. Lukas 15,7

Eigentlich hätte er nicht auf den Gipfel steigen sollen. Das Wetter war zu wechselhaft. Der ortskundige Wirt hatte ihn gewarnt. Aber nun war er schon mal von weit her angereist und wollte nicht unverrichteter Dinge wieder abfahren. Es wird schon gut gehen, dachte er. Der Wirt ärgerte sich und dachte: ‚Soll er doch in sein Unglück rennen, wenn er nicht auf mich hören will.‘
Das Wetter wurde schlechter. Um 18:00 Uhr sollte der Gast wieder zurück sein. Um 20:00 Uhr waren er noch immer nicht da. Der Wirt machte sich Sorgen, mehr noch, er machte sich auf den Weg, ihn zu suchen. Es wurde 22:00 Uhr. Nur noch ein Rest Tageslicht lag auf der Westflanke des Berges. Schon wollte er umkehren, da hörte er eine Antwort auf sein Rufen. Er fand den Gast  abseits vom Weg. Er hatte sich im Nebel verlaufen und war gestürzt. Sein Knöchel tat weh und war geschwollen. Mit Müh und Not brachte der Wirt ihn ins Tal zurück. Inzwischen war es Nacht…
Das Problem, liebe Leserin, lieber Leser, ist, dass sich mancher nicht abhalten lässt, einen Weg zu gehen, der böse endet. Der uneinsichtige Bergwanderer hätte im unwegsamen Gelände auch abstürzen und sterben können. Leider nützt eben ein Appell an die Vernunft oft nichts und auch keine Aufforderung zur Buße, zur Umkehr. Das war zur Zeit der Bibel nicht anders. Auch der Appell im Losungswort, von den „bösen Wegen“, von den Wegen ohne Gott umzukehren, ist ungehört verhallt.
Das Einzige, was im Ernstfall am ehesten hilft, ist das, was der Wirt getan hat. Er hat sich aufgemacht, um den Uneinsichtigen zu suchen und zu retten. Davon erzählt auch Jesus in seinem Gleichnis vom „Verlorenen Schaf“. Der Hirte ruft ihm keine Warnungen hinterher, sondern macht sich auf, sein verirrtes Tier zu suchen.
Darum geht es im Evangelium, dass Gott seinen Sohn sendet, um zu suchen und zu retten, was verloren ist, um den Sündern nachzugehen und sie zurückzuholen auf den Weg des Lebens. Der Satz im Lehrtext aber wurde später dem Gleichnis von Jesus ‚angeklebt‘. Er passt so gar nicht zur vorausgehenden Geschichte. Nein, Jesus wartet nicht mit verschränkten Armen ab, ob ein Sünder von sich aus umkehrt. Er macht sich selbst auf den Weg. Aber ob ich glaube, dass er mich retten will, ob ich auch bereit bin, zu meinem Heil mit ihm zu gehen, – das bleibt meine Entscheidung. Und wenn ich es tue, dann stimmt der heutige Lehrtext wieder, dann wird Freude sein im Himmel. Anders gesagt: Dann freut sich Gott.
Übrigens, der Wirt war, soweit bekannt, kein Christ. Und Jesus war Jude. Und Gott?

Gebet: Herr, ich bewundere deine Geduld, dass du mir nicht nur einmal nachgegangen bist, um mich auf den Weg mit dir zurückzuholen. Ich kann es gar nicht verstehen, dass ich dir so wertvoll bin. Aber ich will es glauben. Und ich will mich darüber freuen, dass du mich nicht im Stich lässt, mich nicht mir selbst überlässt und mein guter Hirte bist. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

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