Montag, 29. August 2016

»Lasst euch nicht vom Rang und Ansehen der Menschen beeindrucken!« hl

Losung: Du sollst den Geringen nicht vorziehen, aber auch den Großen nicht begünstigen. 3.Mose 19,15

Lehrtext: Haltet den Glauben an Jesus Christus, unsern Herrn der Herrlichkeit, frei von allem Ansehen der Person. Jakobus 2,1

Liebe Leserin, lieber Leser,

also mir ist beim besten Willen nichts eingefallen, wo man in unserer Gesellschaft versucht wäre, »den Geringen« vorzuziehen (Losung). Vielleicht weißt du ja was. Dann lass es mich bitte wissen. Nun ja, ein, wenn auch banales Beispiel gibt es vielleicht: die Supermarktkasse. Da ist es mir schon recht, wenn die Geringen und die Großen schön brav in der Reihe bleiben. Obwohl, auch da kann man mal jemanden vorlassen, der nur wenig eingekauft oder Probleme mit dem Stehen hat.
     Doch dass man die Großen begünstigt, dafür gibt es zu allen Zeiten zahllose Beispiele. Wenn's nicht so wäre, müsste es nicht in der Bibel stehen. Vielleicht heißt es auch deshalb in den Evangelien: „Die Ersten werden die Letzten sein und die Letzten werden die Ersten sein.“
     Bedenkenswert ist auch der Lehrtext: »Wenn ihr an den Herrn Jesus Christus glaubt, dem allein alle Herrlichkeit zusteht, dann lasst euch nicht vom Rang und Ansehen der Menschen beeindrucken!« (Jakobus 2,1).
     Ausgerechnet in der Kirche Jesu Christi hat man schon sehr bald wieder klerikale Ränge eingeführt. Kaum war Jesus in den Himmel gefahren, hat sich schon der Erste einen komischen Hut aufgesetzt und gesagt: Ich bin jetzt Bischof! Und die meisten haben sich das gefallen lassen. Warum? Vielleicht liegt es in der Natur des Menschen, dass er gern andere über sich hat, die er verehren kann und deren Wohlwollen ihm schmeichelt.
     Irgendwie kommen viele mit dem Satz nicht zurecht »Allein Gott in der Höhe sei Ehr!«. Und da man ihn nicht sieht, ehrt man halt die, die von sich sagen oder wenigstens den Eindruck erwecken, dass sie seine Stellvertreter auf Erden seien. Und damit sie nicht verwechselt werden, hängen sie sich Bischofskreuze und Dekanskreuze um oder stecken sich irgendwelche Abzeichen an.
     Nun gut, in der katholischen Kirche war das schon immer so. Das steckt offenbar in ihren Genen. Aber dass meine evangelisch-lutherische Kirche wieder im Krebsgang in die alten Hierarchien zurückgekrochen ist, befremdet mich schon sehr. So gibt es den Titel Landesbischof in Bayern erst seit 1933 in Anlehnung an das Führerprinzip von Adolf Hitler. 1945 war der „Führer“  verschwunden, aber der Titel ‚Landesbischof‘ ist geblieben. Und den Titel Regionalbischof gibt es gar erst seit 20 Jahren, weil der bisherige Titel ‚Kreisdekan‘ zu sehr an die Kreisliga erinnerte. Dafür dürfen diese Damen und Herren nun in der kirchlichen Regionalliga spielen. Ob das so viel bringt?
     Ein bisschen mehr Schamgefühl würde unserer Kirche gut anstehen, erst recht, da sie ab 31. Oktober ein Jahr lang die Reformation Martin Luthers feiern will.

Gebet: Herr Jesus Christus, deine Demut soll in deiner Kirche Vorbild sein. So hast du es selbst gewollt. So willst du es noch heute. Wehre der Versuchung zur Überheblichkeit auch in mir. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

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