Dienstag, 31. Januar 2017

Warum ich trotzdem von Gott rede hl

Losung: Gott, du bleibst, wie du bist, und deine Jahre nehmen kein Ende. Psalm 102,28

Lehrtext: Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige. Offenbarung 1,8

Liebe Leserin, lieber Leser,

was Gott betrifft, gilt im Prinzip, was der Philosoph Wittgenstein gesagt hat: »Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.« Wo es um Gott geht, versagt alle menschliche Rede. Wie soll man auch den Heiligen, den Ewigen, den Allmächtigen in Worte fassen? Und doch sprechen wir von Gott, weil er sich uns bekannt machen will und dabei sich des Glaubens bedient. Der Glaube ist umfassender und enthält mehr Ausdrucksmöglichkeiten als Vernunft und Verstand. Trotzdem muss ich mir klarmachen: Alles was ich von Gott hören, lesen oder sagen kann, ist Gleichnis und Bild, sind Geschichten und Mythen, ist sogenannte „uneigentliche Rede“, denn wer oder was diese alles bestimmende Macht eigentlich ist, was Gott an und für sich ist, bleibt unsagbar.
In der heutigen Losung versucht der Verfasser von Psalm 102 etwas von Gottes Zeitlosigkeit zu sagen. Aber das gelingt ihm nur halb. Der erste Halbsatz: »Gott, du bleibst, wie du bist« ist ein Glaubenssatz, in dem sich menschliche Erfahrung spiegelt. Aber schon der nächste Halbsatz ist im Grunde unsinnig, denn im Blick auf Gott und sein Wesen macht es keinen Sinn, von Zeit und somit von „Jahren“ zu reden. Gott hat kein Alter. Er, der Schöpfer der Zeit, steht selbst über der Zeit. Angemessener spricht der Lehrtext von Gott, wo es heißt: »Ich bin der Anfang und das Ende (= das A und O)« und der Mensch Johannes fügt hinzu: »spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt.« So denke auch ich von Gott in meinem Glauben, denn auch der Glaube braucht das Denken: Gott umgibt mich nicht nur räumlich von allen Seiten (Psalm 139), sondern auch zeitlich. Er war vor mir, er ist mit mir, er ist meine Zukunft, derjenige, der auf mich zukommt
Was wir von Gott sagen können erschöpft sich darin, was die Menschen der Bibel von Gott gesagt haben, was vor allen anderen Jesus von Gott gesagt hat und wie er ihn zur Sprache gebracht hat durch das, was er getan hat, wie er gelebt hat und wie er gestorben ist. Hätte es einen besseren Weg gegeben als diesen, hätte Jesus wohl ein Buch über Gott geschrieben. Wir können nur immer wieder das, was in der Bibel steht mit unseren Lebenserfahrungen heute zusammensehen und im Licht des Glaubens mitteilen. Und so möchte ich den Satz von Wittgenstein folgendermaßen abändern: Von wem man geliebt wird, von dem soll man reden nicht als Wissender, sondern als Glaubender.

Gebet: Herr, ich spreche von dir in den engen Grenzen meiner menschlichen Möglichkeiten. Ich bin mir bewusst, dass ich dich weder mit meinen Gedanken fassen kann noch gar in Worte. Aber was ich aus Glauben von dir denke und sage, reicht, dass ich weiß, wie du zu mir stehst. Und darauf kommt alles an. An deinem Sohn Jesus lese ich ab, dass du uns Menschen und unter ihnen auch mich liebst. Das wirft einen hellen Schein auf mein Leben trotz all meiner Schattenseiten. Und so lebe ich im Vertrauen, dass du für mich da bist und ich dir gehöre für immer. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

2 Kommentare:

  1. Gott an sich - klingt das nicht nach dem "Ding an sich"? Soviel hat uns doch auch Gott gezeigt, daß Er kein einsamer Gott sein will.

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  2. Sie berühren mit dem Verweis auf das „Ding an sich“ ein Problem der Erkenntnistheorie. Falls es Sie interessiert, können Sie unter diesem Link mehr dazu lesen: http://www.textlog.de/32917.html Was Gott betrifft, verschärft sich das Problem noch einmal, weil er nicht nur „Gegenstand“ von Erkenntnis und Glaube ist, sondern die Bedingung deren Möglichkeit.

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