Sonntag, 19. Februar 2017

Der Glaube - Kette des Segens hl

LosungDer HERR wird sich wieder über dich freuen, dir zugut, wie er sich über deine Väter gefreut hat. 5.Mose 30,9 

LehrtextPaulus schreibt an Timotheus: Ich erinnere mich an den ungeheuchelten Glauben in dir, der zuvor schon gewohnt hat in deiner Großmutter Lois und in deiner Mutter Eunike; ich bin aber gewiss, auch in dir. 2.Timotheus 1,5 

Liebe Leserin, lieber Leser,

von wem hast du den Glauben gelernt? 
     Bei mir waren es fast ausschließlich Frauen. Das begann, wie nicht anders zu erwarten, mit meiner Mutter. Ich erinnere mich noch gut, wie sie mit mir an meinem Gitterbett gebetet hat, meistens vorformulierte Gebiete wie „Breit aus die Flügel beide" oder "Müde bin ich, geh zur Ruh". Oder sie hat mir Gesangbuchlieder vorgesungen. Später bin ich mit ihr am Sonntagabend ab und zu in die sogenannte Vesper gegangen, einen Kurzgottesdienst für Neuendettelsauer Schwestern, der auch für andere offen war.  
     Meine Großmutter, eine fränkische Bäuerin, hat mir ein Bild geschenkt, auf dem ein großer Engel zu sehen war, der Kinder  beschützt hat, die an einem Abgrund spielten. Dieses Bild hing über meinem Bett. Ich habe es heute noch. Aber da war auch noch eine Näherin aus dem Betrieb meines Vaters, die extra Überstunden gemacht hat, um mir fromme Geschichten aus der Mission zu erzählen.
     Und schließlich meine Patin, die mir zur Konfirmation eine Bibel mit Goldschnitt und Ledereinband geschenkt hat. Als Widmung hat sie mir das Losungswort vom Tag meiner Geburt hineingeschrieben: »Mose trat in das Tor des Lagers und sprach: 'Her zu mir, wer dem Herrn angehört!'« (2. Mose 32,26) Dieses Losungswort wirkt in mir nach bis heute.
     Als ich später als Pfarrer Taufgespräche mit jungen Eltern geführt habe, versuchte ich sie zu ermutigen, wenigstens den Glauben weiterzugeben, den sie selbst empfangen hatten und mit ihrem Kind vertraute Gebete zu beten und aus Kinderbibeln Geschichten vorzulesen. Vielleicht haben es manche getan. Es würde mich freuen.
     Ich meine, dass es gut ist, sich der Menschen zu erinnern, von denen man einen hoffentlich gesunden Glauben ohne mahnenden Zeigefinger gelernt hat. Ich jedenfalls bin ihnen dafür dankbar. Ich bin aber auch denen dankbar, die meinen Eltern, Großeltern und Urgroßeltern usw. den Glauben gelernt haben. Das ist eine lange Kette, die weit in die Vergangenheit zurückreicht, viel weiter als die Erinnerung, eine Kette des Segens, die nicht abgerissen ist und die hoffentlich bei meinen Kindern und Enkeln weitergeht.
     Und vom wem hast du den Glauben gelernt? Vielleicht magst du ja diesen Menschen mal ein kleines Dankeschön dafür sagen und, falls sie nicht mehr am Leben sein sollten, dass du dann Gott für sie dankst. Und vielleicht magst du ja von deinem Glauben auch anderen erzählen und mit ihnen beten, mit deinen Kindern, mit deinen Eltern oder auch mit deinem Partner.

Soeben habe ich eine Werbung für eine sündhaft teure Uhr gesehen. Man muss nur den Namen der Uhr durch das Wort ‚Glauben‘ ersetzen und dann ist das ein richtig guter Spruch:
»Der Glaube gehört einem nie ganz allein. Man erfreut sich ein Leben lang an ihm, aber eigentlich bewahrt man ihn schon für die nächste Generation.« (Süddeutsche Zeitung Magazin', 17.2.2017, Rückseite)

Gebet: Herr, ich bin so froh, dass ich den Glauben gelernt habe. Und wenn er sich auch seit meiner Kindheit geändert hat, so sind es doch die Wurzeln, die ihn, die mich bis heute tragen. Danke, dass ich Menschen begegnet bin, die mir wichtige Anstöße gegeben haben. Das war deine Gnade, dein großes Geschenk an mich. Lass mich trotz aller Schwankungen im Glauben bleiben. Stärke auch andere darin; denn was hilft uns mehr, als dir zu vertrauen? Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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