Donnerstag, 23. Februar 2017

Evangelischer Glaube in Reinkultur hl

LosungSchaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist. Psalm 51,12 

LehrtextDer Sohn im Gleichnis sprach: Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen. Lukas 15,18 

Liebe Leserin, lieber Leser,

David, ausgerechnet König David, ein Liebling Gottes und der Menschen, dessen Name über so vielen Psalmen steht und zu dessen Nachkommen auch Jesus zählt. Ausgerechnet David holt sich die attraktive Batseba ins Bett und lässt, weil sie verheiratet ist, ihren Mann töten. Als König kann er sich das doch herausnehmen, so denkt er. Da hat er schon recht, was Menschen betrifft. Aber bei Gott kann er sich das nicht herausnehmen. Darum wird ihm vom Propheten Nathan die Ungeheuerlichkeit seines Verbrechens vorgehalten.
     König David lässt sich das gefallen anders als viele altorientalischen Könige, die ihren Kritikern gleich den Kopf abgeschlagen haben. Er ist sich seiner Schuld bewusst und betet die Worte aus der heutigen Losung: »Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen und willigen Geist.« Schließlich will David trotzalledem König bleiben. 
     Er weiß, es genügt nicht, wenn er an seinem Herzen ein bisschen rumradiert. Er braucht eine grundsätzlich neue Einstellung zu Gott und den Menschen. Und weil er sich nicht selbst ein reines Herz und einen neuen Geist schaffen kann, bittet er seinen Schöpfer darum und sagt sinngemäß: ‚Herr, du weißt was los ist. Du siehst, dass ich mit mir nicht zurechtkomme. Ich will's auch gar nicht erst versuchen. Sondern bitte dich, das du mir hilfst, damit ich neu anfangen kann.‘ 
Sauber, jetzt hat Gott wieder den Ball. Doch er 'spielt' ihn nicht zurück, sondern nimmt ihn an. David hat hinfort mit den Folgen seiner Untat zu leben. Aber er darf Batseba behalten und König bleiben. Bei Gott gilt nicht „Schwamm drüber“, sondern Gnade. Das ist etwas anderes.
     Ich kenne einige, die sich in einer ähnlichen Lage nicht mehr an Gott wenden. Sie brauchen Hilfe, das ist wahr. Aber sie haben die Vorstellung von einem moralisierenden Zeigefinger-Gott. Vor dem wollen sie nicht zu Kreuze kriechen und sich eine Strafpredigt abholen, in der ihnen gesagt wird, was sie doch für schlechte Menschen sind. Gott, wie ich ihn aus der Bibel kenne, hat ein solches Interesse ebenfalls nicht, aber manche Menschen, die sich daran weiden, wenn andere scheitern und nun moralisch fertiggemacht werden. 
     Und wie reagiert Gott? Darauf antwortet Jesus mit seinem Gleichnis vom ‚Verlorenen Sohn‘. Nachdem dieser sein Erbe verjubelt hat und bis zum Schweinetrog herabgesunken ist, nimmt er sich vor, wieder zu seinem Vater zurückzugehen (Lehrtext). Und warum? Aus Reue? Aus Schuldbewusstsein? Um zu beichten? Nein. Schlicht und einfach, weil er Hunger hat. Und als der Vater ihn kommen sieht, wartet er nicht mit verschränkten Armen ab, bis sich sein Sohn vor ihm gedemütigt und er ihm den Kopf gewaschen hat. Stattdessen rennt (!) er ihm mit offenen Armen entgegen, übergeht (!) sein Schuldbekenntnis und drückt ihn an sich. Die ganze Moral ist dem Vater herzlich egal. Hauptsache, er hat sein Kind wieder. Und das muss gefeiert werden. So also, sagt Jesus, ist Gott zu dir und zu mir.
     Das, liebe Leserin, lieber Leser, ist evangelischer Glaube in seiner reinsten Form, ein Glaube, der sich strikt am Evangelium orientiert, nicht an Buchstaben, sondern am Geist der Liebe, der Freiheit und der Barmherzigkeit.

Gebet: Herr, du bist kein Gott, der hinrichtet, sondern die Gescheiterten aufrichtet. Keiner, der verurteilt, sondern der Gnade vor Recht ergehen lässt. Keiner der Menschen vernichtet, sondern vergibt. Denn du kennst mich ja durch und durch, besser als ich mich. Du verstehst meine Gedanken und Motive. Du weißt, dass ich nicht Strafe braucht, sondern Hilfe, um wieder neu beginnen zu können. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr 

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