Freitag, 3. Februar 2017

Leise Freude hl

Losung: Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, dass es die Elenden hören und sich freuen. Psalm 34,3

Lehrtext: Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! Philipper 4,4-5

Liebe Leserin, lieber Leser,

so sind sie herausgekrochen unsere Vorfahren damals um das Jahr 1648 aus dem 30-jährigen Krieg: verletzt, verstört, verelendet,  versehrt an Leib und Seele.  Sie hatten ihre Städte brennen sehen und ihre Dörfer, ihre Felder und Wälder. Sie hatten gesehen, wie unterschiedslos Männer, Frauen und Kinder hingemetzelt worden waren. Sie mussten fliehen und hungern und sich verstecken. Und dann hat sich Paul Gerhardt hingesetzt und dieses Lied gedichtet:
»Lobet den Herren, alle die in ehren, lasst uns mit Freuden seinem Namen singen und Preis und Dank zu seinem Altar bringen. Lobet den Herren!«
Und auch vor ihm haben immer wieder Menschen Loblieder gedichtet, obwohl sie doch so viel Schreckliches erlebt hatten, Lieder wie den Psalm 34, aus dem die heutige Losung kommt. Und nicht anders war es nach ihm zum Beispiel 1945 als unsere Eltern und Großeltern aus dem Zweiten Weltkrieg gekrochen sind mit einem ähnlichen Schicksal wie 300 Jahre zuvor.
Bis heute singt man in den Kirchen Paul Gerhardts Lied trotz allem, was ein jeder auch an persönlichen Schicksalsschlägen erfahren hat. Warum tut man das? Warum singt man dieses Lied, auch wenn einem gar nicht zum Singen zumute ist?
Wenn am Sonntagmorgen Menschen aus ihren Häusern zur Kirche kommen, um Gottesdienst zu feiern, dann ist oft dieses Morgenlied das erste, was sie gemeinsam singen. Und die da kommen, sind nicht unbedingt die Gewinner in unserer Gesellschaft und wenn sie es aufgrund ihrer beruflichen und finanziellen Erfolge doch sind, so sagt das noch nichts darüber aus, wie es in ihnen ausschaut. 
Da sitzen sie nun in den Bänken, anständig angezogen, aber mit Narben auf ihrer Seele, mit alten und frischen Verletzungen. Und doch oder gerade deswegen singen sie: »Lobet den Herren, alle die in ehren, lasst uns mit Freuden seinem Namen singen und Preis und Dank zu seinem Altar bringen. Lobet den Herren!« Und mit einem Mal verändern sie sich. Die Verse bringen sie auf andere Gedanken. Die Melodie erhebt sie über den Alltag. Und sie machen sich bewusst, was trotz alledem in ihrem Leben gut ist, wenn sie singen:
»Der unser Leben, das er uns gegeben, in dieser Nacht so väterlich bedecket und aus dem Schlaf uns fröhlich auferwecket. Lobet den Herren!
Dass unsere Sinnen wir noch brauchen können und Hände und Füße, Zung‘ und Lippen regen, das haben wir zu danken seinem Segen. Lobet den Herren!«
Und dann zieht in den einen oder anderen von ihnen eine leise Freude ein, nicht lärmend, nicht auftrumpfend, sondern leise, gerade so viel, dass sie hinterher sagen können: Das hat mir jetzt gut getan.

Gebet: Du treuer Hüter, Brunnen aller Güter! Ach lass doch ferner über unser Leben bei Tag und Nacht dein Huld und Güte schweben. Lobet den Herren! Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr


Hier das Lied auf YouTube zum Anhören oder Mitsingen: Lobet den Herren (EG 447)

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