Losung: Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, dass es die Elenden hören
und sich freuen. Psalm 34,3
Lehrtext: Freuet euch in dem
Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Eure Güte lasst kund sein
allen Menschen! Der Herr ist nahe! Philipper 4,4-5
Liebe Leserin, lieber
Leser,
so sind sie
herausgekrochen unsere Vorfahren damals um das Jahr 1648 aus dem 30-jährigen
Krieg: verletzt, verstört, verelendet, versehrt an Leib und Seele.
Sie hatten ihre Städte brennen sehen und ihre Dörfer, ihre Felder und
Wälder. Sie hatten gesehen, wie unterschiedslos Männer, Frauen und Kinder
hingemetzelt worden waren. Sie mussten fliehen und hungern und sich verstecken.
Und dann hat sich Paul Gerhardt hingesetzt und dieses Lied gedichtet:
»Lobet den Herren,
alle die in ehren, lasst uns mit Freuden seinem Namen singen und Preis und Dank
zu seinem Altar bringen. Lobet den Herren!«
Und auch vor ihm haben
immer wieder Menschen Loblieder gedichtet, obwohl sie doch so viel
Schreckliches erlebt hatten, Lieder wie den Psalm 34, aus dem die heutige
Losung kommt. Und nicht anders war es nach ihm zum Beispiel 1945 als unsere
Eltern und Großeltern aus dem Zweiten Weltkrieg gekrochen sind mit einem
ähnlichen Schicksal wie 300 Jahre zuvor.
Bis heute singt man in
den Kirchen Paul Gerhardts Lied trotz allem, was ein jeder auch an persönlichen
Schicksalsschlägen erfahren hat. Warum tut man das? Warum singt man dieses
Lied, auch wenn einem gar nicht zum Singen zumute ist?
Wenn am Sonntagmorgen
Menschen aus ihren Häusern zur Kirche kommen, um Gottesdienst zu feiern, dann
ist oft dieses Morgenlied das erste, was sie gemeinsam singen. Und die da
kommen, sind nicht unbedingt die Gewinner in unserer Gesellschaft und wenn sie
es aufgrund ihrer beruflichen und finanziellen Erfolge doch sind, so sagt das
noch nichts darüber aus, wie es in ihnen ausschaut.
Da sitzen sie nun in
den Bänken, anständig angezogen, aber mit Narben auf ihrer Seele, mit alten und
frischen Verletzungen. Und doch oder gerade deswegen singen sie: »Lobet den
Herren, alle die in ehren, lasst uns mit Freuden seinem Namen singen und Preis
und Dank zu seinem Altar bringen. Lobet den Herren!« Und mit einem Mal
verändern sie sich. Die Verse bringen sie auf andere Gedanken. Die Melodie
erhebt sie über den Alltag. Und sie machen sich bewusst, was trotz alledem in
ihrem Leben gut ist, wenn sie singen:
»Der unser Leben,
das er uns gegeben, in dieser Nacht so väterlich bedecket und aus dem Schlaf
uns fröhlich auferwecket. Lobet den Herren!
Dass unsere Sinnen wir
noch brauchen können und Hände und Füße, Zung‘ und Lippen regen, das haben wir
zu danken seinem Segen. Lobet den Herren!«
Und dann zieht in den
einen oder anderen von ihnen eine leise Freude ein, nicht lärmend, nicht
auftrumpfend, sondern leise, gerade so viel, dass sie hinterher sagen können:
Das hat mir jetzt gut getan.
Gebet: Du treuer Hüter, Brunnen aller Güter! Ach lass doch ferner über
unser Leben bei Tag und Nacht dein Huld und Güte schweben. Lobet den Herren!
Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
Hier das Lied auf
YouTube zum Anhören oder Mitsingen: Lobet den Herren (EG
447)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen