Sonntag, 12. Februar 2017

Was ist und was werden soll. hl

LosungIhr werdet Völker rufen, die ihr nicht kennt; und Völker, die euch nicht kennen, werden begierig zu euch kommen, wenn sie sehen, was ich an euch tue. Jesaja 55,5

LehrtextEs werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes. Lukas 13,29 

Liebe Leserin, lieber Leser,

»Ihr werdet Völker rufen, die ihr nicht kennt …« – Was für ein Satz in einer Zeit von Abschottung, Einreiseverboten und geschlossenen Grenzen! Wer ist das: „ihr“? Also wir hier in Deutschland sind es nach dem Ende der Willkommenskultur nicht mehr so recht. Und andere Völker schon gleich gar nicht. Nun gut, die heutige Losung weist auch auf das Ende der Zeit voraus, wenn die Zeiten des Unheils auf der Erde für immer vorbei sind und Gottes Heilszeit begonnen hat. Dann soll, so der Prophet Jesaja, Israel ein leuchtendes Beispiel für alle Völker sein, dass sie kommen werden, um zu sehen, wie großartig Gott zu seinem Volk ist. 
Doch die heutige Losung verheißt, dass Gott nicht ein einziges Volk zum Nachteil aller anderen erwählt. Sondern sein Volk soll für andere ein Beispiel sein, dass auch diese sich ihm zuwenden und alle gemeinsam ihn anbeten und ehren. Das also ist nach den Verheißungen der Bibel die Zukunft der Menschheit, an der wir uns jetzt schon orientieren können, auch wenn sie noch in weiter Ferne liegt.
Der Lehrtext erinnert mich an ein sogenanntes Hungertuch des katholischen Hilfswerks „Misereor" aus dem Jahr 1982. Es hat ein Maler aus Haiti gemalt, einem der ärmsten und am meisten geschundenen Länder der Erde. Am unteren Rand sieht man die Verhältnisse, wie sie sich seit damals nicht geändert haben und vielleicht in dieser Weltzeit auch nicht grundsätzlich ändern werden, man sieht Krieg und ein Flüchtlingsboot mit Jesus an Bord. Man sieht, wie er gefesselt am Boden liegt und von einem Soldaten mit einem Knüppel geschlagen wird. Man sieht Ausbeutung und Zerstörung der Erde. Man sieht wie einer auf Kosten der anderen nach oben zu kommen versucht, während ihm Geldscheine aus der Tasche fallen. Man sieht, wie Jesus die aus der Kirche vertreibt, die mit Gott Geschäfte machen wollen. 
Aber inmitten dieser Verhältnisse sieht man auch Anzeichen von Menschlichkeit: Eine Rotkreuzschwester, die einen Verletzten behandelt, zwei, die Flüchtlinge vor dem Ertrinken retten, während andere unbeteiligt und ungerührt zu sehen. 
Und mittendrin das Kreuz Jesu, welches zum Lebensbaum geworden ist und dessen Wurzeln in unsere Zeit und Vergangenheit hinabreichen, dessen Krone sich in den Himmel erstreckt, dessen Früchte aber jetzt schon allen Menschen zugute kommen sollen: die Früchte der Gerechtigkeit und des Friedens, der Liebe, der Versöhnung und der Bewahrung der Schöpfung. Und daran hängt der, durch dessen Leiden und Liebe aus dem Kreuz dieser Baum geworden ist. Man sieht links oben in der Ecke die Zehn Gebote als Menschenrechte, oben in der Mitte Adam, Eva und das künftige Paradies. Aber rechts davon sieht man Menschen, die die Früchte des Lebensbaumes ernten und servieren. Und damit sind wir beim heutigen Lehrtext. Denn im Schatten des Lebensbaum steht der Tisch an dem diejenigen sitzen, die aus allen Himmelsrichtungen, allen Rassen, allen Religionen, allen Nationen kommen werden und mittendrin wieder Jesus. Sie essen gemeinsam, sind eine Tischgemeinschaft, in der jeder satt werden kann, wo keiner dem anderen neidisch ist, wo keiner vor dem anderen Angst hat, wo sie endlich das geworden sind, wozu Gott sie geschaffen und bestimmt hat: Brüder und Schwestern einer großen Menschenfamilie, deren Vater er ist.
An diesem Tisch wird auch ein Platz für dich und für mich freigehalten. Wir sind eingeladen.

Gebet: Vater im Himmel, dein ist das Reich und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr


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