Sonntag, 25. Juni 2017

Was dir der Johannistag sagt hl

Liebe Gemeinde,

der Johanni-Gottesdienst hier auf dem Reisachfriedhof bewegt mich immer wieder auf besondere Weise. Meine Gedanken wandern zurück zu den Beerdigungen, die wir hier gehabt haben. Ich sehe vor mir die Angehörigen, wie sie verstört und schweren Herzens am offenen Grab stehen. Ich denke an die Menschen, die ich zu ihren Lebzeiten gekannt habe und die nun hier unter der Erde ruhen.
                
Und jetzt seh ich euch, die ihr bei so mancher Beerdigung hier dabei gewesen wart, sei es als Gäste, sei es als Angehörige. Nicht wenige von euch kommen oft hierher, um die Gräber zu pflegen und damit ihre Toten zu ehren. Einst war der Gang auf den Friedhof vielleicht bitter und schwer. Aber im Lauf der Zeit kann sich das ändern. Dann tut es gut, ein paar Augenblicke hier zu sein, weg vom Alltag und seinen Sorgen, weg vom Getriebe und der Unruhe unserer Tage.

Hier ist der Ort, wo du dir Zeit nehmen kannst das, was vergangen ist, noch einmal zu bedenken. Hier ist aber auch der Ort, wo ein Hauch von Ewigkeit zu spüren ist. Auf dem Friedhof gelten andere Maßstäbe als sonst. Da verliert manches, was sonst so wichtig zu sein scheint, an Bedeutung. Und der Glaube, der in deinem Leben eher eine Nebenrolle gespielt hat, gewinnt an Gewicht.

Es hat schon seine besondere Bewandtnis, dass wir diesen Gottesdienst an Johanni feiern, um den Zeitpunkt, von dem an die Tage wieder kürzer und die Nächte wieder länger werden. Johanni - dieser Tag hat seinen Namen von Johannes dem Täufer, an dessen Geburtstag wir am 24. Juni denken. Nach der Bibel ist Johannes ein Vetter von Jesus, ein halbes Jahr älter als dieser. Er gilt als Vorläufer und Wegbereiter unseres Herrn. Sein Name wurde seinem Vater Zacharias durch einen Engel offenbart und heißt auf Deutsch: Gott ist gnädig. Alle, die Johann oder Johannes heißen, Hans oder Hannes, oder John, Jan, Ivan, Giovanni, Juan oder Jean – sie alle haben ihren Namen von diesem Johannes dem Täufer und tragen damit die Botschaft in die Welt: Gott ist gnädig! Sie tun das, ob sie es wissen oder nicht.

"Gott ist gnädig" - das ist die Botschaft dieses Tages. Aber das war nicht immer so. In vorchristlicher Zeit wurden zur Sonnenwende Feuer angezündet, um böse Dämonen zu vertreiben. Menschen hatten Angst vor zornigen Göttern und Geistern, hatten Angst vor den Mächten der Finsternis die an Macht und Kraft zu nehmen würden je kürzer nun die Tage und je länger die Nächte werden.
 Heute heißt die Botschaft "Hab keine Angst, denn unser Gott ist ein gnädiger Gott": Nicht die Mächte der Finsternis regieren, sondern das Licht, von dem Johannes der Täufer kündet. Am dunkelsten Tag des Jahres, wenn die Nacht am tiefsten und der Tag am kürzesten ist, am Heiligen Abend, wird Christus geboren, das Licht der Welt. Die finsterste Nacht des Jahres, ist für uns Christen die heilige Nacht, in der der Stern der Gottesliebe über dem Stall steht und am Christbaum die Kerzen brennen.
 Gestern vor einer Woche war ich noch in Palästina und habe an der Stelle, an der Johannes Jesus getauft hat, selbst einen Mann im Jordan getauft. Das war für alle, die dabei waren, ein bewegendes Erlebnis. Mitten durch den Jordan geht die Grenze zwischen den vom israelischen Militär besetzten Palästinensergebieten und Jordanien. Gegenüber am jordanischen Ufer und somit für uns nicht erreichbar, war eine orthodoxe Kirche, die an Jesu Taufe erinnerte. Ich dachte mir: Was für eine zerrissene Welt, in der wir leben, zerrissen durch Politik und Religion, durch Gewalt und Unterdrückung, durch Vorurteile und Fanatismus.
 Wir, die Menschen, zerreißen diese Welt, die doch Gott für alle geschaffen hat, die er allen geschenkt hat als den Lebensort, an dem wir im Frieden miteinander auskommen sollen. Er ist gnädig zu allen. Und wir? Wir Menschen sind oft so gnadenlos. Er ist barmherzig zu allen. Und wir? Wir Menschen sind oft so unbarmherzig. Er liebt alle seine Geschöpfe. Und wir? Wir machen uns das Leben schwer mit Streit und Hass.
 Jesus hat uns diesen gnädigen Gott gezeigt und hat zum Zeichen dafür Kranke geheilt, Schuldigen vergeben, Hungernde gespeist und die Menschen mit Gottes Liebe getröstet. Und zum Dank dafür hat man ihn ans Kreuz geschlagen, weil er damit die Interessen der Machtgierigen und Habgierigen gestört hat.
 Ja, Gott ist gnädig. Das ist die Botschaft des Johannitages, das ist die Botschaft, die der Name Johannes, Johann, Hans oder Hannes enthält. Ihm, unserem Schöpfer, verdanken wir alles, was wir sind und haben, alles! Denn ohne ihn würden wir nicht leben. Ohne ihn gäbe es diese Welt nicht, die wir alle hier trotz ihrer dunklen Seiten lieben und die wir nicht verlassen möchten.
 Und so rufe ich euch zu: Liebt nicht nur die Gabe, liebt auch den Geber. Liebt nicht nur die Welt, liebt auch ihren Schöpfer. Liebt nicht nur das Leben, sondern auch den, der euch am Leben erhält bis zu diesem Augenblick. Und fürchtet euch nicht vor dem Tod, sondern vertraut dem, der euch daraus erretten wird.
 Und jetzt schaut auf die Gräber, die euch umgeben. Bedenkt, wie kurz unser Leben ist. Und seid darum selber gnädig mit anderen und mit euch selbst. Überfordert niemanden und macht euch nicht schuldig. Vergebt einander, wie auch Gott euch vergeben hat. Seid großzügig und freundlich. Helft auch den Unsympathischen. Vor allem aber seid dankbar, dass ihr in dieser Zeit und in diesem Land leben dürft, in Frieden, Gerechtigkeit und Wohlstand. Denn Dankbarkeit wird euch zufrieden machen und Gottvertrauen gibt euch Zuversicht. Die größte Gnade aber ist Gottes Liebe. Die sollen wir annehmen und einander weitergeben und sollen ihn wieder lieben wie uns selbst. Amen
Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Hinweis: Bis 6. Juli bin ich mit dem Motorrad in den französischen Alpen und an der Coté d'Azur unterwegs. Die nächsten Losungsauslegungen erscheinen, wenn alles gut geht, ab 7. Juli. Danach bin ich erst mal wieder längere Zeit sesshaft - vielleicht 😉

Samstag, 24. Juni 2017

Vor sich selbst auf der Hut sein hl

LosungGott, schweige doch nicht! Gott, bleib nicht so still und ruhig! Denn siehe, deine Feinde toben, und die dich hassen, erheben das Haupt. Psalm 83,2-3 

LehrtextZacharias sprach: Der Gott Israels hat mit einem Eid versprochen, uns aus der Macht der Feinde zu befreien, damit wir keine Furcht mehr haben müssen und unser Leben lang ihm dienen können. Lukas 1,73-75 

Liebe Leserin, lieber Leser,

waren im letzten Krieg die Feinde von uns Deutschen auch Gottes Feinde? Zum Beispiel die Franzosen, die Engländer, die Amerikaner und auch die Russen? Waren und sind auch unter ihnen nicht Christen, die damals zu Gott um Hilfe gefleht haben gegen unser Volk? Natürlich verstehe ich das, dass man Gott gerne auf seiner Seite hätte und dass die eigenen Widersacher auch seine Feinde wären. 
     Vielleicht war man da früher unbefangener vor allem zur Zeit der Bibel. Heute kann ich nicht mehr so denken und reden. Heute muss ich mich fragen, wie es kommt, dass andere Völker als Feinde angesehen werden? Sind denn beispielsweise die Russen nach wie vor unsere Feinde? Oder machen wir sie nicht vielmehr dazu, indem man ihnen alles mögliche Böse andichtet und gegen sie wieder aufrüstet? Es ist so leicht, den bösen Splitter im Auge des anderen zu sehen und den Balken der Bosheit im eigenen Auge nicht wahrhaben zu wollen.
     Manchmal habe ich den Eindruck, dass der Mensch sich selbst der ärgste Feind ist. All die negativen Gedanken und Gefühle in mir, - sie schaden doch mir selbst am meisten. Jede eigene Sünde und Schuld, – sie hat doch Folgen für mich, auch wenn sie mir vergeben ist. Jede schlechte Angewohnheit, jede ungesunde Lebensweise, – das alles fällt doch wieder auf mich selbst zurück.
     Muss ich darum nicht vor mir selbst auf der Hut sein?
Es ist so einfach, den Feind außen zu suchen und zu finden, ihm die Schuld für alles Schlechte zu geben und sich mit Selbstgerechtigkeit reinzuwaschen.

Gebet: Herr, ich möchte dich nicht für meine Interessen gegen andere Menschen einspannen. Ich möchte nicht andere herabsetzen müssen, damit ich selbst ein bisschen besser dastehe. Ich möchte nicht, dass du mir gegen die hilfst, mit denen ich nicht zurechtkomme. Ich möchte aber die Kraft haben, auch zu denen gut zu sein, die ich nicht mag und die mich nicht mögen. So willst du es von mir. Darum bitte ich dich um diese Kraft, um die Bereitschaft zu vergeben und mich zu versöhnen.

Herzliche Grüße 

Hans Löhr 

Freitag, 23. Juni 2017

Die Dachflächen seiner Verheißung hl

LosungHERR, sei unser Arm alle Morgen, ja unser Heil zur Zeit der Trübsal! Jesaja 33,2 

LehrtextDem, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus zu aller Zeit. Epheser 3,20-21 

Liebe Leserin, lieber Leser,

das Dachwasser leite ich über die Regenrinne direkt in einen großen Bottich. Dann können wir damit die Blumen im Hof gießen und müssen nicht erst umständlich um das ganze Haus herumgehen, um die Gießkanne zu füllen. Und wenn es einmal viel regnet und der Bottich voll ist, läuft das Wasser in einem Schlauch zu unserem Gartenteich und füllt ihn mit auf. Natürlich könnte ich nur den Bottich hinstellen. Auch dann würde bei Regen Wasser hineinkommen. Aber das wäre so wenig und würde so lange dauern, dass sich das nicht lohnt.
     Damit bin ich beim heutigen Lehrtext der in einer neueren Übersetzung heißt: Gott aber kann viel mehr tun, als wir jemals von ihm erbitten oder uns auch nur vorstellen können. 
     Wie machst du das mit Gott? Sind deine Bitten und Wünsche so bescheiden, dass ein kleiner Topf reicht? Oder nutzt du die Dachflächen seiner Verheißung und leitest von da seinen Segen in dein Leben?
     Wenn ich etwas von Jesus gelernt habe, dann dies, dass ich Gott gegenüber richtig unbescheiden sein soll. Ich darf und soll ihn geradezu unverschämt mit meinen Bitten bedrängen und so groß von ihm denken wie es nur geht. Also, worum willst du ihn bitten? Um ein bisschen Segenswasser in einem kleinen Topf oder um einen Wolkenbruch des Segens für den großen Bottich? 
     Er ist der Schöpfer der Welt. Er hat alle Kraft, alle Möglichkeiten, alle Gaben. Er ist nicht knauserig, sondern gnädig, nicht geizig, sondern großzügig. Jesus sagt: Er lässt regnen und seine Sonne scheinen über Gerechte und Ungerechte. Er muss nicht rechnen und abzählen. Er wirft seine Liebe mit beiden Händen unter die Leute. Aber wenn das Herz verschlossen ist oder nichts mehr Platz darin hat als der Egoismus, wenn der Glaube so dürftig und die Gebete so bescheiden sind, - wie soll man dann seinen Segen und seine Liebe  empfangen können? 
     Ja, »Gott kann überschwänglich tun über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen« (Lehrtext). Es wäre nicht verkehrt, wenn auch unser Glaube überschwänglich wäre und nicht so kontrolliert, so nüchtern, so eng.

Gebet: HERR, auf dich allein setze ich meine Hoffnung. Schütze und stärke mich jeden Tag neu! (Losung) Wer sonst hat die Kraft, dies zu tun? Wer sonst ist so reich, mir all das zu schenken, wovon ich lebe? Du bist die Fülle und von dir nehme ich Gnade um Gnade, Segen um Segen, Kraft um Kraft. Denn du bist alles; und was ich bin, bin ich durch dich. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr 

Donnerstag, 22. Juni 2017

Das freut Gott. Und mir tut es gut hl

LosungWenn du nun isst und satt wirst, so hüte dich, dass du nicht den HERRN vergisst. 5.Mose 6,11-12 

LehrtextOb ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre. 1.Korinther 10,31 

Liebe Leserin, lieber Leser,

was meinst du, hat Gott es nötig, dass du ihn nicht vergisst (Losung) oder dass du ihn ehrst (Lehrtext)? Komische Frage. Natürlich hat Gott das nicht nötig. Aber ich habe es nötig, dass er mich nicht vergisst und dass ich ihn ehre, also im Gebet mit ihm in Kontakt bleibe und ihm für all das Gute in meinem Leben danke, das er mir bisher erwiesen hat. Denn das rückt meine Maßstäbe zurecht. Das hilft mir, mein Leben in dieser Zeit und in diesem Land zu schätzen und auf all das Jammern, Nörgeln und Wimmern zu verzichten, dass man allenthalben an deutschen Stammtischen hören kann. 
     Jetzt, nachdem ich wieder aus Israel und Palästina nach Deutschland zurückgekommen bin, weiß ich mehr als zuvor, wie sehr ich mich glücklich schätzen kann, hier zu leben. Und so gut wie alle anderen in unserem Land könnten sich ebenfalls glücklich schätzen. Du bestimmt auch. Dass ich hier zu dieser Zeit geboren wurde und leben kann, habe ich mir nicht ausgesucht. Dass ich hier in Wohlstand und Frieden leben kann, habe ich mir nicht ausgesucht. Dass ich mich hier jeden Tag satt essen kann, habe ich mir nicht ausgesucht. Ist es Schicksal? Ist es Glück? Ist es Zufall? 
     Zunächst einmal ist es weder mein Verdienst noch meine Leistung. Ich meine, es ist Gnade, ein ganz und gar unverdientes Geschenk, von dem ich nicht weiß, warum Gott es gerade mir und allen, die in dieser Zeit hier leben, schenkt. Ich weiß aber, dass auch wieder andere Zeiten kommen werden, in denen man sich in unsere Zeit zurücksehnen wird.
     Natürlich haben auch wir hier unsere Probleme, ist nicht alles Gold, was glänzt. Auch in unserem Land fließen Tränen, sind Menschen unglücklich und verzweifelt, sind körperlich oder seelisch krank. Das alles gibt es in jedem anderen Land auch, zusätzlich zu den Problemen, die wir hier nicht haben. Aber bei uns wird jeder satt, bekommt jeder ein Dach über dem Kopf, ein Bett, in dem er schlafen kann, medizinische Versorgung und eine soziale Grundsicherung. Und das, was ich habe, geht noch weit darüber hinaus.
     Darum meine ich, wenigstens beim Mittagessen könnte man an Gott in einem kleinen lauten oder stummen Gebet denken und ihm danken für das, was jetzt ist. Das macht zufriedener und gelassener. Das freut ihn und mir tut es gut.

Gebet
Danke für diesen guten Morgen, 
danke für jeden neuen Tag. 
Danke, dass ich all meine Sorgen auf dich werfen mag. 

Danke für manche Traurigkeiten, 
danke für jedes kleine Glück. 
Danke für alles Frohe, Helle und für die Musik. 

Danke für meine Arbeitsstelle, 
danke für jedes gute Wort. 
Danke, dass deine Hand mich leiten will an jedem Ort. 

Danke, dein Heil kennt keine Schranken,
danke, dass deinen Geist du gibst. 
Danke, dass in der Fern und Nähe du die Menschen liebst. 

Danke, dass ich dein Wort verstehe, 
danke, ich halt mich fest daran. 
Danke, ach Herr, ich will dir danken, dass ich danken kann.

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Mittwoch, 21. Juni 2017

Wenn einer, dann er. hl

LosungMein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne. Psalm 22,2 

Lehrtext Da Christus selber gelitten hat und versucht worden ist, kann er helfen denen, die versucht werden. Hebräer 2,18 

Liebe Leserin, lieber Leser,

hast du das auch schon mal gedacht, was in der heutigen Losung steht? Hast du vielleicht auch schon einmal diese Worte gebetet wie David im Psalm 22 oder wie Jesus am Kreuz (Matthäus 27,46)? Dann hast du wohl schon einmal oder auch mehrmals eine persönliche Katastrophe erlebt: Den Verlust eines Menschen durch Tod oder Trennung, eine schwere Krankheit, den Zusammenbruch der beruflichen Existenz oder sonst ein Unglück.
     Aus dem Losungswort heute lerne ich, dass in solchen Fällen Beten allemal besser ist als Verstummen und wenn es nur noch ein Schrei nach Gott ist oder eine bittere Anklage. In jedem Ruf nach Gott ist immer noch ein Funken Hoffnung, dass er hört und hilft. Und gerade in solchen Notsituationen ist es besser, laut zu beten als nur still und in Gedanken. Denn das laute Beten verändert die Lage. Dann bist du nicht mehr hilflos und ohnmächtig. Dann kannst du wenigstens etwas tun. Und selbst wenn du dann wie im Losungswort betest »Mein Gott, warum hast du mich verlassen?« bist du nicht einsam und verloren, weil du ihn immer noch als deinen Ansprechpartner hast.
     Schon manchen hat es geholfen, dann auf ein Kreuz, noch besser auf ein Kruzifix (ein Kreuz mit dem Gekreuzigten) zu schauen und zu erkennen: Ich bin in meinem Leid mit Jesus verbunden. 
- Wenn einer die Tiefen des Leidens durchschritten hat, dann er. 
- Wenn einer versucht worden ist, in seiner menschlichen Not zu zweifeln oder gar von Gott abzufallen, dann er. 
- Wenn einer dann trotzdem treu geblieben ist, dann er. 
- Und wenn da einer ist, der dich in deinem Leid versteht, der dir zuhört und bei dir aushält, dann er.

Gebet: Herr, wenn es einmal soweit ist, dass ich mich von Gott und der Welt verlassen fühle, dann komm du zu mir und halte bei mir aus. Wer außer dir kann dann mit mir durch die Feuer der Schmerzen und die Wasser der Angst gehen? Ich schaue auf dich, denn du lässt mich nicht im Stich. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Dienstag, 20. Juni 2017

Ein Glaubens-'Trick' hl

LosungMein Gott, betrübt ist meine Seele in mir, darum gedenke ich an dich. 
Psalm 42,7 

LehrtextJesus spricht: Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch. Johannes 14,18 

Liebe Leserin, lieber Leser,

was macht man heute, wenn die Seele betrübt ist, wenn du niedergeschlagen und verzweifelt bist? Viele gehen dann in die Apotheke. Manche ertränken ihren Kummer im Alkohol. Andere lenken sich ab mit Shoppen oder Fernsehen.
     Der Mann, von dem unser heutiges Losungswort kommt, betet. Er denkt an Gott. Er sagt ein paar Verse weiter: »Warum nur bin ich so traurig? Warum ist mein Herz so schwer? Auf Gott will ich hoffen, denn ich weiß: ich werde ihm wieder danken. Er ist mein Gott, er wird mir beistehen!«
     Ich weiß nicht, warum er traurig war. Offensichtlich wusste er das selbst nicht so genau. Manchmal ist man eben in einer depressiven Stimmung. Aber er gibt sich ihr nicht hin. Er betäubt sie nicht mit Medikamenten und Schnaps. Vielleicht muss er sich zwingen, seine Hände zu falten. Aber er tut's. Er denkt an Gott und daran, dass der ihm bisher schon immer wieder herausgeholfen hat aus seinen Tiefs. Und so hofft er, dass das auch dieses Mal der Fall sein wird.
     Dabei wendet er einen kleinen ‚Trick‘  an, den ich mir von ihm abschauen will: Er bleibt nicht in der augenblicklichen Situation gefangen, sondern geht aus der belastenden Gegenwart hinaus in die Zukunft. Er sagt sich: „Es wird wieder anders werden. Das weiß ich. Es wird wieder die Zeit kommen, in der ich Gott danken werde, wenn er mich aus meinem gegenwärtigen Tief herausgeholt haben wird. Denn er ist nicht irgendein Gott, sondern mein Gott. Er hilft nicht nur allgemein, sondern wird mir ganz persönlich beistehen.“
     Nein, auch ich bin nicht verlassen und allein, wenn es mir schlecht geht. Vielleicht mögen mir dann Menschen nicht helfen können. Aber, so sagt es der Lehrtext, Jesus kann es. Das hat er versprochen. In ihm kommt Gott zu mir wie er auch zu dir kommen wird. Nehmen wir ihn beim Wort.

Gebet: Herr, schon immer kommen Menschen zu dir, wenn sie Hilfe brauchen. Schon immer hoffen sie dann auf dich. Und sie tun das, weil sie mit dir zuvor schon gute Erfahrungen gemacht haben. So will auch ich zu dir kommen, an dich denken und zu dir beten, wenn es mir nicht gut geht. Ich rechne fest mit deiner Hilfe. Ich nötige dich mit meinem Vertrauen, dass du dein Wort halten und mir beistehen wirst. Amen

Herzliche Grüße, Hans Löhr 

Montag, 19. Juni 2017

Fürwahrhalten oder vertrauen? hl

LosungWas können die Weisen Weises lehren, wenn sie des HERRN Wort verwerfen? Jeremia 8,9 

LehrtextEuer Glaube stehe nicht auf der Menschen Weisheit, sondern auf Gottes Kraft. 1.Korinther 2,5 

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute bin ich mit meiner Reisegruppe wieder aus Israel und Palästina zurückgekommen. Es waren acht intensive, interessante, bewegende aber auch schöne Tage. Ich bin von den verschiedensten Eindrücken noch ganz erfüllt und es wird etwas dauern, bis ich sie verarbeitet habe.
    Doch so viel will ich schon jetzt sagen, wenn ich die heutige Losung und den Lehrtext auslege: Ich habe, vor allem in Jerusalem, bei den drei großen Weltreligionen, den Christen, den Juden und den Muslimen viele Beispiele gefunden, an was Menschen glauben, zum Beispiel an die Himmelfahrt Marias, an die Himmelfahrt Mohammeds, an die rettende Kraft von zahlreichen Gesetzen, Riten und Vorschriften. usw. Und sie tun das dort mit einer Inbrunst, die man sonst so schnell nicht wiederfindet. Aber, so frage ich, ist das auch Glaube? Ist das nicht nur ein „Fürwahrhalten“ von möglichen und unmöglichen Ereignissen und Dogmen statt ein schlichtes Vertrauen auf Gottes Liebe?
     Dieses „Fürwahrhalten“ treibt merkwürdige Blüten. Da findet man Bauwerke aller Art, die an alle möglichen Wunder und Erscheinungen erinnern. Da findet man viele Traditionen und Legenden, die mit der Bibel nichts zu tun haben, und doch geglaubt werden müssen. Da findet man auch viel Fanatismus, dass man selbst die absolute Wahrheit besitze und alle anderen irrten und verloren seien. Da wird dann Religion mit politischen Ansprüchen vermischt und dann kann es passieren, dass sich dieses explosive Gemisch in Gewalttaten entlädt.
     Auch wenn es nicht so weit kommt, das „Fürwahrhalten“ ist meines Erachtens eine große Last. Denn sie zwingt dazu, möglichst alle religiösen Vorschriften zu erfüllen, möglichst alles richtig zu machen und richtig zu glauben. 
     Demgegenüber ist der heutige Lehrtext eine große Entlastung. Nicht ich muss alle meine Kraft und Weisheit aufwenden, um herauszufinden, an was ich glauben muss und wie ich Gott zufriedenstelle. Sondern er selbst ist die große Kraft, mit der er alles trägt, auch meinen schwachen Glauben. Auf ihn kann ich mich verlassen. Ihm kann ich glauben. Dazu braucht es keine große Wissenschaft, keine besonderen Weisheiten, sondern ein schlichtes Vertrauen auf den Gott, der sich mir in der Bibel, in Jesus gezeigt hat.

Gebet: Herr, ich danke dir, dass es nicht darauf ankommt was wir Menschen alles glauben und tun, sondern auf dich, auf deine Kraft. Du willst keine komplizierten religiösen Gebilde, keine menschengemachten Lehren und Dogmen, auch keine besonderen Bauwerke und Riten. Du willst mein schlichtes Vertrauen. Dann, so sagst du, darf ich deine Kraft spüren, weil es nicht auf mich ankommt, sondern auf dich. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Sonntag, 11. Juni 2017

Von der Kraft des Geistes hl


LosungEr sendet seine Rede auf die Erde, sein Wort läuft schnell. Psalm 147,15 

LehrtextIhr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde. Apostelgeschichte 1,8 

Liebe Leserin, lieber Leser,

als die Bibelworte aus Losung und Lehrtext damals zum ersten Mal aufgeschrieben wurden, gab es nicht den geringsten Beweis, dass sie noch 2000 Jahre später »bis an das Ende der Erde« verkündigt werden. Damals hat Jesus dieses Wort (Lehrtext) seinen Jüngern gesagt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ohne „die Kraft des Heiligen Geistes“ sich immer noch Menschen finden, die bereit sind, seine Zeugen zu sein, manchmal unter großen Entbehrungen, ja sogar unter Verfolgung oder im Gefängnis. Und derselbe Geist ist es auch, der dadurch viele zum Glauben gebracht hat.
Heute fliege ich mit einer Gruppe dorthin, wo damals alles begonnen hat. Wir wünschen uns, dass auch wir an Ort und Stelle etwas von diesem Geist erleben, der damals die Jünger erfasst hat. Wir können das nicht erzwingen. Aber wir können uns vornehmen, dafür offen zu sein und darum zu bitten. Jedenfalls hoffen wir, dass uns diese Reise im Glauben stärken wird und wir wieder bereichert zurückkommen.
Aus diesem Grund wird die nächste Losungsauslegung erst wieder am 19. Juni erscheinen. Ich bitte dafür um Verständnis.

Gebet:  Herr, ich bitte dich um die Kraft deines Geistes, die Enttäuschte wieder zuversichtlich macht, Kranke wieder gesund, Ängstlichen wieder neuen Mut einflößt, Zweifelnde wieder zum Glauben bringt und die Toten auferstehen lässt ins ewige Leben. Ich bitte dich um diese Kraft für mich, dass ich dein Wort recht verstehe und in deinem Sinn weitergebe. Ich bitte dich für die Menschen in Israel und Palästina, dass sie sich deinem Geist des Friedens und der Versöhnung öffnen können. Amen

Herzliche Grüße  / Shalom / Salam

Hans Löhr

Samstag, 10. Juni 2017

Mein ganzes Glück hl

LosungDu bist ja der Herr! Ich weiß von keinem Gut außer dir. Psalm 16,2 

LehrtextIch vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus. Philipper 3,13-14 


Liebe Leserin, lieber Leser,

die heutige Losung muss man unbedingt in einer neueren Übersetzung lesen, um ihre Schönheit zu erkennen. Denn dann heißt das Bibelwort: »Ich bekenne: Du bist mein Herr und mein ganzes Glück!« 
Und ein paar Verse weiter heißt es im Psalm 16, aus dem die Losung kommt: 
Gebet: »Du, HERR, bist alles, was ich habe; du gibst mir, was ich zum Leben brauche. In deiner Hand liegt meine Zukunft. ... Ich sehe immer auf den HERRN. Er steht mir zur Seite, damit ich nicht falle. Darüber freue ich mich von ganzem Herzen, alles in mir bricht in Jubel aus. Bei dir, HERR, bin ich in Sicherheit. Denn du wirst mich nicht dem Totenreich überlassen und mich nicht der Verwesung preisgeben, ich gehöre ja zu dir. Du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt. Du beschenkst mich mit Freude, denn du bist bei mir; aus deiner Hand empfange ich unendliches Glück
David hat so gesprochen, dessen Name über diesem Psalm steht. Und du? Kannst du auch so sprechen? 
Falls nein, was hindert dich daran? Was an diesen Versen stimmt für dich nicht? 
Und falls ja, was hindert dich daran, das jetzt tatsächlich gemeinsam mit David zu tun? 
Ich jedenfalls will mir diese Worte zu eigen machen, denn es stimmt einfach für mich, wenn es heißt »Du, Herr, bist alles, was ich habe; du gibst mir was ich zum Leben brauche. In deiner Hand liegt meine Zukunft.«
Doch, das stimmt: manchmal macht mich diese Einsicht glücklich. Ich wünschte, das wäre öfter der Fall. Aber ich bin schon froh, dass es überhaupt hin und wieder so ist. Dann »vergesse ich, was dahinten ist« (Lehrtext), was hinter mir liegt an Enttäuschungen und Niederlagen. Dann wandere ich nicht weiter durch das Museum meiner Verletzungen, betrachte nicht länger alte Geschichten und vernarbte Wunden. Dann strecke ich mich aus nach meinem Glück, nach Gott selbst und »freue mich von ganzem Herzen« (Psalm 16,9a)

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Freitag, 9. Juni 2017

Allen alles gemeinsam hl

LosungVor dir freut man sich, wie man sich freut in der Ernte. Jesaja 9,2 

LehrtextDie Menge der Gläubigen war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam. Apostelgeschichte 4,32 

Liebe Leserin, lieber Leser,

im Herbst ist Erntezeit. Niemandem würde es einfallen zu sagen, den Herbst gibt es nur für mich. Und genauso wenig gibt es auch die Erntezeit nur für eine Person. Im Grunde gilt das für die Ernte allgemein: Sie gehört allen. Die Erntefrüchte sind Gottesgabe für seine Menschen. Der Bauer tut seine Arbeit dazu und soll dafür gerecht entlohnt werden. Gott aber segnet das Feld, dass es Frucht trage und die Menschen froh sein können, dass wieder etwas gewachsen und gereift ist, was sie essen können.
Aber wer freut sich schon noch vor dem Supermarktregal? Und wie viele sind es, die sich in einem Erntedankgottesdienst freuen?
     Den ersten Christen war, wie der Lehrtext sagt, bewusst, dass alles, was sie sind und haben, von Gott kommt, alles. Und darum teilten sie ihre Güter untereinander und pochten nicht gierig auf ihr Eigentumsrecht.
     Davon sind die meisten Christen heute meilenweit entfernt. Nur in ein paar kleinen, radikal-christlichen Gruppen versucht man noch so zu leben. Aber viele sind daran längst gescheitert, weil wir Menschen eben eigentumfixiert sind und Nachteile fürchten, wenn unser Hab und Gut anderen zur Verfügung stünde.
     Eigentlich schade. Aber ich sehe keine Chance, dass wir jemals zu dieser Form des Zusammenlebens wieder zurückfinden. Oder hat jemand eine Idee?

Gebet: Herr, dir gehört alles, die ganze Schöpfung, unser Hab und Gut, unser Leben. Denn ohne dich ist nichts, was ist. Wenn es uns schon nicht gelingt, so wie die ersten Christen zu teilen, so wollen wir immerhin dankbar sein für das, was wir uns mit der Kraft, mit der du uns gesegnet hast, erworben haben. Und davon können wir wenigstens einen kleinen Teil für andere abgeben, die bedürftig sind. Amen

Herzliche Grüße 
Hans Löhr


p.s.  Ich möchte heute einmal um Entschuldigung bitten, dass die Auslegungen immer wieder mal Rechtschreib- und Kommafehler enthalten. Das hat verschiedene Ursachen. Unter anderem hat es damit zu tun, dass ich die Texte mit einem Spracherkennungsprogramm diktiere und sich dadurch immer wieder Erkennungsfehler einschleichen. Außerdem sind die Zeitumstände, in denen die Auslegungen zustande kommen, nicht immer konzentrationsförderlich, sodass ich dann nicht sorgfältig genug Korrektur gelesen oder auch mal aus Versehen ohne Prüfung den Text gleich abgeschickt habe. Und dann kommt hinzu, dass ich durch die Rechtschreibreformen bisweilen unsicher bin, wie denn nun etwas korrekt geschrieben gehört. In der Version meines Blogs http://glaubenswachstum.blogspot.de kann ich die meisten Fehler nachträglich korrigieren.. HL

Donnerstag, 8. Juni 2017

Sich selbst ermuntern hl

LosungLobe den HERRN, der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen. Psalm 103,2.3 

LehrtextDer Gelähmte sprang auf, konnte stehen und gehen und ging mit ihnen in den Tempel, lief und sprang umher und lobte Gott. Apostelgeschichte 3,8 

Liebe Leserin, lieber Leser,

mit dem heutigen Losungswort bist du nicht angesprochen. Da spricht David, dessen Name über dem Psalm 103 steht, zu sich selbst, genauer, zu seiner Seele. Doch dieser Psalm stünde nicht in der Bibel, wenn er nicht auch für dich und für mich eine Bedeutung hätte. Gott vergibt nicht nur David alle (!) seine Sünde, sondern auch dir. Er heilt nicht nur Davids Krankheiten (Gebrechen), sondern auch deine. Das kannst, das sollst du zu dir selbst sagen und dich somit deines Glaubens vergewissern und in deinem Gottvertrauen bestärken.
     Natürlich kann man jetzt anfangen herumzufieseln, ob denn das bis in alle Einzelheiten stimmt, ob Gott beispielsweise wirklich alle Krankheiten heilt. Wer das tut, hat den Sinn dieses Psalms nicht verstanden. Im Glauben kommt es meines Erachtens immer auf eine allgemeine innere Einstellung an, auf ein grundsätzliches Urvertrauen zu Gott und nicht darauf, ihm einen Rechenfehler nachzuweisen. Denn das gilt grundsätzlich, dass es Gott ist, der die Krankheiten heilt und dazu Ärzte und die Medizin in seinen Dienst nimmt. Und darum soll jeder, der glaubt, darauf hoffen, dass ihm in seinen Nöten geholfen wird. 
     In diesem Glauben aber muss ich mich üben. Er fällt nicht einfach vom Himmel, wenn ich ihn gerade mal brauche. Aber er stützt, trägt und stärkt mich, wenn er im Lauf der Zeit zu meinem Leben dazugehört wie Essen und Trinken. Und dazu kann ich etwas tun, wenn ich immer wieder einmal, so wie David, zu mir, zu meiner Seele spreche und mich selbst ermunterte, Gott zu loben und mir klarzumachen, was er für mich tut.
     Denn so wie sich Gott durch seinen Sohn verherrlicht hat in allen, die durch ihn und in seinem Namen gesund geworden sind (Lehrtext), so verherrlicht er sich heute auch in dir und mir, wenn es uns wieder gut geht, nachdem Leib und Seele gelitten haben.

Gebet (Psalm 103,1-5.10-12) :
Von David. Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: 
der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit, der deinen Mund fröhlich macht und du wieder jung wirst wie ein Adler. 
Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat. Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten (= ehren). So fern der Morgen ist vom Abend, lässt er unsre Übertretungen von uns sein. 
Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten (= ehren).

Herzliche Grüße 

Mittwoch, 7. Juni 2017

Fröhlicher Sünder hl

LosungDie Gerechten freuen sich und sind fröhlich vor Gott und freuen sich von Herzen. Psalm 68,4 

LehrtextDas Reich Gottes ist Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist. Römer 14,17 

Das, liebe Freunde, ist Glaube, dass ich mich freuen und fröhlich sein kann vor meinem Gott. 
     Aber kann ich das wirklich? Viele meinen, sie müssten vor Gott ein schlechtes Gewissen haben, weil sie nicht so sind, wie er es von ihnen erwartet. Wie sollen sich diese Menschen vor Gott freuen und fröhlich sein? Ich habe vor Gott kein schlechtes Gewissen mehr und du hast auch keinen Grund dazu. Denn nicht wir müssen für unsere Gerechtigkeit sorgen. Gott hat dafür gesorgt, indem er uns Jesus in die Krippe gelegt hat. Er hat so gelebt wie es Gott recht ist und sein Leben für unseres gegeben. 
     Bin ich also in Ordnung? Nein, das bin ich nicht. Er, Jesus ist in Ordnung. Und nur über ihn, über diesen "Umweg" bin auch ich in Ordnung bei Gott. Das hilft mir, nicht selbstgerecht und eingebildet zu werden. Vor Gott also kann ich mich nicht auf mich berufen, sondern auf Jesus und sagen: 

Gebet: Ja, Herr, das stimmt, ich bin dir und meinen Mitmenschen und auch mir selbst manches schuldig geblieben. Das tut mir leid. Aber zugleich vertraue ich darauf, dass du deshalb mit mir nicht abrechnest. Denn dir ist ein fröhlicher Sünder, der weiß, dass ihm um Jesu willen vergeben ist, lieber als ein sauertöpfischer „Gerechter“. Du hast ja alle deine Geschöpfe geschaffen, damit sie sich vor dir freuen können. Denn da wo du bist, sind dir alle recht. Da schnurrt der Friede, und beißt kein Gewissen. Da herrscht der Geist der Freude und nicht der Ungeist der schlechten Laune (Lehrtext).  Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Dienstag, 6. Juni 2017

Mit ausgebreiteten Armen hl

LosungHERR, sei du mit mir um deines Namens willen; denn deine Gnade ist mein Trost: Errette mich! Psalm 109,21 

LehrtextAls der Sohn noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Lukas 15,20 

Liebe Leserin, lieber Leser,

schon die Menschen des Alten Testaments haben Gott als die gute Macht erlebt, an die sie sich in ihrer Not wenden, auf die sie hoffen, der sie vertrauen konnten. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass es nichts bringt, Gott mit Opfern erst gnädig stimmen zu wollen, weil er schon immer ein gnädiger Gott war und ist und bleibt. Und darum wendet sich auch der Mensch vertrauensvoll an ihn, von dem die heutige Losung aus Psalm 109 stammt.
     Bei Jesus gibt es aber noch einen, wie ich meine, bedeutsamen Unterschied. Da muss der „verlorene“ Sohn aus seiner gleichnamigen Geschichte nicht erst um Gnade bitten, muss nicht erst Reue zeigen, nicht erst ein Sündenbekenntnis ablegen, nicht erst seinen von ihm so lieblos behandelten Vater um Entschuldigung bitten. Nein, das muss er alles nicht. Und warum? Das lesen wir im heutigen Lehrtext:
    Der Sohn ist »noch weit entfernt«. Aber in dem Augenblick, da »ihn sein Vater sieht«, ist bereits alles entschieden. Da bebt dem Vater das Herz vor Mitgefühl (jammerte ihn). Und was macht er? Stellt er sich mit verschränkten Armen hin und wartet, bis sein Sohn zu Kreuze kriecht? Nein, er geht nicht nur, er rennt seinem Sohn entgegen, und noch ehe der etwas sagen kann, fällt ihm der Vater um den Hals und küsst (!) ihn.
     So ist Gott, sagt Jesus, so wie dieser Vater.
     Hast du das bisher schon geglaubt? Dann kann ich dir nur gratulieren. Oder hast du dir Gott irgendwie anders vorgestellt. Dann ändere um Gottes und um deinetwillen schleunigst deine Vorstellung. Und wenn dir ein anderer etwas anderes von Gott erzählen will, wenn er abschwächt, was Jesus von ihm erzählt hat, dann glaube ihm nicht, er sei Papst, Bischof, Professor, Pfarrer oder sonstwer. 
     Gott ist und bleibt dein barmherziger Vater, jederzeit bereit, dich in seine Arme zu nehmen, jederzeit bereit, dir entgegenzulaufen, jederzeit bereit, dich bei sich aufzunehmen, was immer auch vorher zwischen dir und ihm gewesen sein mag.
     Und da er bereit ist, dich in seine Arme zu nehmen, nimm auch du ihn in deine. Da er bereit ist, dir entgegenzulaufen, laufe auch du ihm entgegen. Da er bereit ist, dich bei sich aufzunehmen, nimm auch du ihn auf in dir.

Gebet
Herr, manche sagen, mit meinem Glauben würde ich deine Barmherzigkeit ausnützen. Recht haben sie. Ja ich nütze deine Barmherzigkeit aus, soweit es nur irgend geht, weil du sie mir gerade dafür schenkst. Ich zweifle nicht an deiner Liebe, aber an meiner, ob sie groß genug ist für dich. Du bist der große Rückhalt in meinem Leben. Zu dir will ich immer wieder umkehren, wenn ich mich verlaufen habe. Niemals schlägst du mir die Tür vor der Nase zu, sondern breitest deine Arme aus und heißt mich willkommen bei dir. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Montag, 5. Juni 2017

Das rechte Wort zur rechten Zeit hl

LosungGott der HERR hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Jesaja 50,4 

Lehrtext:  Auch wir können trösten, die in allerlei Bedrängnis sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott. 2.Korinther 1,4 

Liebe Leserin, liebe Leser,

was ist Trost? Das richtige Wort zur richtigen Zeit. Ich hoffe, dass der Satz, den ich heute Morgen über WhatsApp meinem frisch operierten Freund geschrieben habe, ein solcher Trost ist: »… Denk an die Menschen, die dich lieben. Sie freuen sich mit dir, wenn es dir wieder besser geht …« Und am Samstag hatte ich ihm kurz nach der OP geschrieben: »… hab an dich gedacht und, wie versprochen, für dich gebetet …«
Mein Freund ist nicht gläubig. Trotzdem meine ich, dass ihm diese Sätze gut getan haben.
Mir tut es ja auch gut, wenn andere in einer schwierigen Zeit an mich denken und für mich beten.

Gebet: Herr, dass ich dich Tag und Nacht bei mir weiß, das gibt mir ein gutes Gefühl und hilft mir in schwierigen Stunden. Denn du umgibst mich von allen Seiten und hältst deine schützende Hand über mich. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr


p.s. Die andere Tageslosung, die Sie / du irrtümlich für heute bekommen hast, ist erst eine Woche später dran.

Sonntag, 4. Juni 2017

achten, lieben und vertrauen hl

  
Liebe Freunde,

gestern Morgen bin ich mit dem Motorrad von München zurückgefahren. Ich suche mir dann immer Nebenstrecken mit möglichst kleinen Straßen und wenig Verkehr. Die Fahrt dauert dann zwar etwas länger, aber ich komme durch Gegenden, die ich sonst nicht kennen lernen würde. Und was soll ich sagen? Unser Land, liebe Freunde, unsere bayerische, schwäbische und fränkische Heimat – sie ist wunderschön.
     Wenn ich dann so dahinfahre, durchaus ambitioniert, denn es soll ja auch Spaß machen, sich in die Kurven zu legen, wenn ich auf schattigen Waldwegen fahre oder durch sonnenüberflutete Täler, durch kleine Dörfer in denen Menschen die Straße kehren, vorbei an fruchtbaren Feldern, an uralten Dorfkirchen und zahllosen Maibäumen, wenn ich dann über die Donau fahre bei Marxheim oder die breite Donaustaustufe bei Bertoldsheim und schließlich den Hahnenkamm erreiche, Hechlingen am See, Kloster Heidenheim, den Spielberg und zuletzt die Altmühl bevor ich daheim bin, wenn ich diese herrliche Strecke fahre, dann geschieht es, dass ich unwillkürlich laut in meinen Helm hinein sage: „Herr, ich liebe mein Leben, das du mir geschenkt hast und diese Welt, die du geschaffen hast und ich liebe dich. Du bist ein wunderbarer Gott!“
     Warum sage ich das? Niemand schreibt mir das vor. Niemand fordert mich dazu auf. Ich kriege nichts dafür und ich verfolge damit auch keine bestimmte Absicht. Ich sage das einfach so. Es kommt unwillkürlich, spontan aus mir heraus. All die Sinneseindrücke, wenn man durch die Landschaft fährt, verwandeln sich in mir zu einem Lob Gottes.
     Und dabei ist es nicht so, dass in meinem Leben alles in Ordnung wäre und ich keinerlei Sorgen oder Enttäuschungen hätte. Aber ich bin so froh und dankbar, dass die Freude, die ich an meinem Leben habe und an dieser Welt und auch die Freude an Gott stärker und größer ist als das Negative, das es leider auch gibt.
     Vielleicht hat das damit zu tun, dass ich bei so einer Fahrt durch den Frühsommer nicht ständig in mich hineinschaue oder hineinhöre, mich nicht ständig mit mir selbst beschäftige und dem, was vielleicht anders sein könnte. Vielleicht hat das damit zu tun, dass, wenn ich mit offenen Augen durchs Land fahre, ich mal nicht nur immer „ich“ sage und denke, sondern „du“: Du, mein Gott.
     Das, liebe Freunde, was ich jetzt gesagt habe, ist für mich Glaube, diese unwillkürliche Freude an Gott, die spontane Begeisterung für seine Schöpfung, das in mir aufsteigende Gefühl, geliebt zu sein und Gott wieder lieben zu können.
     Das hat so gar nichts mit dem zu tun, was man oft unter Religion und Kirche versteht. Da geht es nicht um Gebote und Verbote. Nicht um Vorschriften, die befolgt werden müssen. Nicht um die Angst, etwas falsch zu machen. Nicht um die Furcht, Gott vielleicht nicht recht zu sein. Um das alles geht es nicht. Das hat meines Erachtens auch mit dem Glauben nichts zu tun. Denn der Glaube, so empfinde ich das, ist nur dann echt, wenn ich gern und von Herzen glaube, wenn es mir ein Bedürfnis ist, zu Gott zu beten, ihm ein Lied zu singen, über ein Bibelwort nachzudenken, einen Gottesdienst zu besuchen.
     Wir Menschen machen uns das Leben doch so schon schwer genug, in dem wir ständig meinen, irgendetwas machen zu müssen, um vor uns selbst oder anderen zu bestehen. Wir setzen uns selbst und andere unter Druck, damit wir die Dinge so hinbiegen, wie wir meinen, dass sie sein sollen. Wir überfordern uns gegenseitig mit Ansprüchen aller Art. Und darüber hinaus machen wir uns Sorgen über Dinge, die entweder schon vergangen sind oder von denen wir gar nicht wissen können, ob sie jemals eintreten.
     Gott aber überfordert niemanden. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Nicht umsonst sagt Jesus: „Ihr Menschen, die ihr euch so abplagt, kommt zu mir. Gebt mir eure Last. Ich will es euch leicht machen.“
     Aber verlangt denn Gott gar nichts von mir? Gibt es denn gar kein Gebot, das ich befolgen sollte?
     Martin Luther hat die Zehn Gebote der Bibel erklärt. Das erste Gebot heißt bekanntlich: »Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst nicht andere Götter haben neben mir.« Und dazu schreibt Luther: „Was ist das? Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen.“
Ich hab mich mit dieser Erklärung immer ein bisschen schwer getan, weil ich nicht damit klar gekommen bin, dass ich Gott fürchten soll. Inzwischen weiß ich, dass es dabei nicht um Angst vor Gott geht, sondern um Ehrfurcht vor Gott. Wir sagen heute Respekt oder Achtung. Und deshalb kann man heute so sagen: „Wir sollen Gott über alle Dinge achten, lieben und vertrauen.“
     Ja, das ist es, was er von uns erwartet. Das ist sein Gebot, das uns auch Jesus ans Herz gelegt hat. Natürlich geht so etwas nicht auf Kommando. Aber dieses Gebot zeigt die Richtung, in die sich mein Glaube entwickeln, in die er wachsen kann. Alles andere, was Religion oder Kirche fordert, ist demgegenüber nachrangig und von geringer Bedeutung. Die Religionen erkennt man ja zunächst an den Forderungen, die sie stellen.
     Der Islam zum Beispiel fordert von den Gläubigen, dass sie fünfmal am Tag beten, im Fastenmonat Ramadan von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts essen und trinken, dass sie für Bedürftige Almosen geben, einmal im Leben eine Wallfahrt nach Mekka unternehmen und laut und öffentlich bekennen: „Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet.“.
     Die Juden wiederum haben genau 365 Verbote und 248 Gebote. Darunter fällt das Gebot, dass ein männliches Baby beschnitten wird. Auch Juden dürfen kein Schweinefleisch essen, mehr noch, für sie gibt es genaue Speise- und Kochvorschriften. Am Sabbat dürfen sie nicht arbeiten, nicht einmal spazieren gehen. Bei Juden wie bei Muslimen greift die Religion tief in das alltägliche Leben der Menschen ein.
     Und bei Christen? Für Katholiken gibt es exakt 245 unverrückbare Wahrheiten, auch Dogmen genannt, die geglaubt werden müssen. Dazu kommt zum Beispiel die Pflicht, am Wochenende eine Messe zu besuchen, zu beichten oder das Verbot der Empfängnisverhütung.
Und die Evangelischen? Da kommt es wiederum darauf an, zu welcher Kirche oder Glaubensgemeinschaft man gehört. In unserer Volkskirche gibt es im Grunde nur die Pflicht, dass man getauft ist und seine Kirchensteuer bezahlt. Aber dann gibt es eben auch andere Gruppierungen, die strenge Moralvorschriften haben, die zum Beispiel jungen Leuten Sex vor der Ehe verbieten.
     Ich werde mich hüten, all diese Vorschriften, Gebote und Verbote der Religionen und Glaubensgemeinschaften lächerlich zu machen. Ich weiß ja, dass es viele Menschen gibt, auch unter uns hier, die sich feste Regeln wünschen, die wissen wollen, was sie tun dürfen und was nicht, die sich gerne an jemandem orientieren, der ihnen sagt, wie man glauben und leben soll. Wenn jemand dieses Bedürfnis hat, dann will ich es ihm nicht ausreden.
     Ich will mir aber umgekehrt auch nicht einreden lassen, dass ich auch dieses Bedürfnis haben müsse. Auch in solchen Dingen sind wir Menschen unterschiedlich. Und das müssen wir akzeptieren.
     Wer also Freude daran hat, zu beichten und zu fasten, sich an moralische Vorschriften zu halten, regelmäßig Gottesdienste zu besuchen, auf Wallfahrten zu gehen oder sonstige religiösen und kirchlichen Gebote zu beachten, der möge das tun.
     Solange ein solcher Mensch wirklich Freude an diesen Dingen hat, solange er es freiwillig tut und solange er das alles nicht auch von anderen fordert, so lange ist das in Ordnung. Aber er soll auch wissen, dass er das für sich selbst macht. Gott kann er damit nicht beeinflussen und wenn er noch so viele Bibelseiten liest und Gebete spricht. Gott verlangt alle diese Dinge nicht. Es sind Menschen, die sich das ausgedacht, die daraus Gebote und Gesetze gemacht haben, Vorschriften und Regeln. Gott aber will nur das Eine, dass wir ihn über alle Dinge achten, lieben und vertrauen. Oder mit den Worten Jesu gesagt:
»›Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand!‹ Dies ist das größte und wichtigste Gebot. Ein zweites ist ebenso wichtig: ›Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst!‹ Mit diesen beiden Geboten ist alles gesagt, was das Gesetz des Mose und die Propheten fordern.« 
     Das war‘s schon. Mehr verlangt er nicht. Keine weiteren Vorschriften oder Gesetze. So einfach ist der Wille Gottes. Und doch ist dieses Einfache alles andere als leicht. Denn wer liebt schon Gott von ganzem Herzen und mit ganzer Hingabe und auch noch mit ganzen Verstand? Und wer liebt schon seine Mitmenschen wie sich selbst?
     Wie soll das auch gehen, dass ich Gott liebe? Ich glaube, entscheidend ist, dass ich mir von der Bibel wieder und wieder sagen lasse, dass Gott mich zuerst liebt und zwar bedingungslos und voraussetzungslos. Und er tut das nicht, weil ich liebenswürdig wäre, sondern weil ich seine Liebe brauche. Nein, ich brauche keine Vorschriften, Gesetze und Pflichten. Ich brauche zuallererst Liebe. Ich habe sie als Baby und Kleinkind gebraucht. Ich brauche sie auch jetzt. Schön, wenn es Menschen gibt, die mich lieben. Das tut mir richtig gut. Doch die Liebe von Menschen kann sich ändern und sterben. Gottes Liebe bleibt. Sie ist Quelle und Grund, weshalb ich ihn wieder lieben kann.
Das ist es. Mehr wird nicht verlangt, aber auch nicht weniger.

Amen

Samstag, 3. Juni 2017

Hören, was er sagt hl

LosungEr weckt mich alle Morgen; er weckt mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören. Jesaja 50,4 

LehrtextLydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; der tat der Herr das Herz auf, sodass sie darauf Acht hatte, was von Paulus geredet wurde. Apostelgeschichte 16,14 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Gott weckt mich alle Morgen. Ja, das glaube ich auch. Und darum bete ich manchmal, wenn ich die Augen aufschlage: Gebet: „Guten Morgen, lieber Gott, schön dass du da bist. Danke für den neuen Tag. Sei du auch heute bei mir und meinen Lieben. Amen“
     Aber weckt er mir auch das Ohr, dass ich höre, wie ein Jünger hört? Das wünsche ich mir, weil ich viel zu oft auf die vielen anderen Stimmen höre, die Tag für Tag an mein Ohr dringen. Ich wünsche mir, dass ich in all den Geräuschen, in all dem Lärm des Alltags immer wieder auch seine Stimme höre. 
     Und dann kommt es vor, dass er zu mir spricht in meinem Herzen durch einen blühenden Hollunderstrauch, durch die Libellen überm Froschteich, durch die Musik von Johann Sebastian Bach, durch die strahlten Augen meiner Tochter und durch Losung und Lehrtext so wie er damals durch den Apostel Paulus zu Lydia gesprochen hat. 
     Und was spricht er zu mir? „Du, Hans, das alles schenke ich dir und noch mehr als das. Ich schenke dir mein Versprechen, dass ich heute bei dir bin so wie ich es gestern war und morgen sein werde.“

Herzliche Grüße 

Hans Löhr 

Freitag, 2. Juni 2017

Die Hand in der Nacht hl

Losung: In der Zeit meiner Not suche ich den Herrn; meine Hand ist des Nachts ausgereckt und lässt nicht ab. Psalm 77,3 

LehrtextDer Herr richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus. 2.Thessalonicher 3,5 

Liebe Leserin, lieber Leser,

von den Menschen der Bibel kann man den Glauben lernen, aber nicht nur, was man glauben kann, sondern auch wie. Und dazu gehören auch Gesten, die den Glauben unterstützen.
In der heutigen Losung findet sich eine solche Geste, wie ein Mensch in seiner Not nachts im Bett liegt, in der Dunkelheit seine Hand Gott entgegen streckt und sagt »Wo ist ein so mächtiger Gott wie du bist? Du bist der Gott, der Wunder tut.« (Vers 14 +15) Es ist so, als wolle er Gott zu sich ziehen, damit er ihm helfe, als strecke er seine Hand aus, dass Gott gar nicht umhin kann, sie zu ergreifen. Nicht nur in Gedanken, sondern mit einer körperlichen Geste richtet sich dieser Mensch auf Gott aus und zeigt ihm so, wie sehr er auf ihn wartet, auf seine helfende Hand.
   Ergänzend dazu sagt der Lehrtext, dass ich mein Herz auf Gottes Liebe ausrichten soll und darauf, dass er in Christus zu mir kommt. Denn einen anderen Gott haben wir nicht als den, der uns liebt.
   Darum wird er auch meine Hand greifen, wenn ich sie ihm in meiner Not entgegenstrecke. Darum wird er das tun, was für mich alles in allem am besten ist. Das glaube ich und bitte:

Gebet: Herr, du bist mein liebender Gott. Wehre allem, dass mich daran zweifeln lassen will. Stärke mich in meinem Glauben und in meinem Vertrauen auf dich. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr