Mittwoch, 16. August 2017

Der Bach, der nie versiegen darf hl

Losung: Gott spricht durch den Propheten Amos: »Ich hasse und verachte eure Feste und mag eure Gottesdienste (Versammlungen) nicht riechen und euer Geld (= fettes Schlachtopfer) sehe ich nicht an. Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag deine Musik (Harfenspiel) nicht hören! Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.« Amos 5,24 

LehrtextDer aber Samen gibt dem Sämann und Brot zur Speise, der wird auch euch Samen geben und ihn mehren und wachsen lassen die Früchte eurer Gerechtigkeit. 2.Korinther 9,10 

Liebe Leserin, lieber Leser,

viele tun die Bibel als ein belangloses Buch ab. Manche meinen sogar, sie enthalte nur Lügen und Märchen. Nun ja, manche meinen auch, die Erde sei eine Scheibe. Gegen Dummheit ist halt kein Kraut gewachsen. Aber für mich ist und bleibt sie das Buch der Bücher, weil sie mir den wunderbaren Gott nahe bringt, der mich segnet, liebt und mir hilft. 
     Aber es gibt noch andere Gründe, weshalb ich stolz auf dieses Buch bin. Es bringt mir auch den Gott nahe, der von den Mächtigen in Staat und Kirche Recht und Gerechtigkeit für die kleinen Leute einfordert. Es ist einzigartig in der gesamten Weltgeschichte, dass bereits vor 2700 Jahren einfache, machtlose Menschen wie Amos im Namen dieses Gottes den Religionsbetrieb verurteilt und Richter wie Pfarrer wegen Korruption angeklagt haben und ebenso die politischen Machthaber wegen Ausbeutung der Landbevölkerung. 
     Die Frage der Kultkritik und der sozialen Gerechtigkeit ist also keine Erfindung der Neuzeit, sondern Kirchenkritik, Sozialpolitik und Rechtsstaat haben ihre Wurzeln in der Bibel. Dieses Buch ist keineswegs nur ein Erbauungsbuch für die einzelne fromme Seele, sondern fordert auch dazu auf, sich mit den ungerechten Zuständen in dieser Welt nicht abzufinden.
     Den Kritikern damals, die man Propheten genannt hat, weil sie im Namen Gottes sprachen, ist diese Kritik oft nicht gut bekommen. Sie wurden verfolgt, eingesperrt und auch getötet. Jesus selbst sieht sich in der Tradition der Propheten. Sie sind seine Vorläufer. Und so wusste er, dass ihm wohl ein ähnliches Schicksal blühen würde wie jenen, wenn er sich mit den Mächtigen in Staat und Kirche anlegt.
     Der Lehrtext sagt dazu: Gott hat in das Herz eines jeden gläubigen Menschen den Wunsch eingesät, dass Gerechtigkeit sein möge im Kleinen wie im Großen, in der Familie wie in Staat und Gesellschaft. Keiner soll den anderen übervorteilen oder unterdrücken. Niemand soll erniedrigt und verachtet sein. Doch es soll nicht nur bei einem Wunsch bleiben. Aus dem Samen sollen Früchte wachsen, damit es wenigstens dort, wo Christen leben, gerechter zugehe. Damit der Bach der Gerechtigkeit ströme und nicht versiege.

Gebet: Herr, wie kann ich dich anbeten und zugleich vor den Zuständen dieser Welt die Augen verschließen? Du forderst mich heraus, da, wo es angebracht ist, den Mund aufzumachen und für die einzutreten, denen Unrecht getan wird. Gib mir dazu den Mut und die Kraft. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Matthäus 23, 29-34. Jesus spricht: Weh euch, Theologieprofessoren (Schriftgelehrte) und fromme Bürger (Pharisäer), ihr Heuchler, die ihr den Propheten Grabmäler baut und schmückt die Gräber der Märtyrer (Gerechten) 30 und sprecht: Hätten wir zu Zeiten unserer Väter gelebt, so wären wir nicht mit ihnen schuldig geworden am Blut der Propheten! 31 Damit bezeugt ihr von euch selbst, dass ihr Kinder derer seid, die die Propheten getötet haben.
32 Wohlan, macht auch ihr das Maß eurer Väter voll! 33 Ihr Schlangen, ihr Otterngezücht! Wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen? 34 Darum: Siehe, ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; von ihnen werdet ihr einige töten und kreuzigen, und einige werdet ihr geißeln in euren Synagogen und werdet sie verfolgen von einer Stadt zur andern.

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