Samstag, 16. September 2017

Wie wir beten können hl

LosungSei nicht schnell mit deinem Munde und lass dein Herz nicht eilen, etwas zu reden vor Gott; denn Gott ist im Himmel und du auf Erden; darum lass deiner Worte wenig sein. Prediger 5,1 

LehrtextHerr, lehre uns beten. Lukas 11,1 

Liebe Leserin, lieber Leser,

betest du? Betest du auch frei oder sprichst du immer wieder dieselben Gebete, die du mal als Kind gelernt hast? 
     Ich habe mitbekommen, dass sich mehr Menschen als man denkt nicht frei zu beten trauen. Sie wissen nicht, wie das geht. Sie haben Angst, nicht die richtigen Worte zu finden. Sie schämen sich deswegen vor Gott. Und wenn sie dann überhaupt beten, sprechen sie solche Gebete wie „Breit aus die Flügel beide, o Jesu meine Freude“ oder „Müde bin ich geh zur ruh, schließe meine Augen zu“ oder auch das Vaterunser... 
     Gegen solche Gebete ist nichts einzuwenden. Habe ich sie doch selbst lange Zeit gebetet. Aber dabei läufst du Gefahr, dass du sie bald nur noch mechanisch abspulst und gar nicht mehr weißt, was genau du eigentlich betest. Und dann versäumst du, dass Gott bereits etwas zu deinen Gunsten tut, während du ihn noch darum bittest.
     Darum möchte ich dir Mut machen, mit deinen eigenen Worten zu beten und Gott das zu sagen, was du auf dem Herzen hast: Deinen Dank für das, was in deinem Leben gut ist und deine Bitten für das, was dir wichtig ist. Fang einfach damit an. Auch wenn du stecken bleibst, dich versprichst oder stammelst – Gott ist nicht dein Deutschlehrer, sondern dein Vater. Er freut sich über jedes deiner Gebete. Und sei beim Beten bloß nicht zu bescheiden! Geh groß ran. Bitte gegebenenfalls auch für das, was im Augenblick noch unmöglich scheint. Gott freut sich auch darüber, wenn du ihm Großes, ja Unmögliches zutraust.
     Was von der heutigen Losung ist mir nur der letzte Satz wichtig. In einer neuen Übersetzung heißt sie: »Denk erst nach, bevor du betest, sei nicht zu voreilig! Denn Gott ist im Himmel, und du bist auf der Erde – also sei sparsam mit deinen Worten!« Ja, beim Beten muss man nicht viele Worte machen. Jesus sagt, dass Gott sowieso schon weiß, was man braucht. Deshalb genügt es ihm zufolge, dass man so lange und so viel betet wie ein Vaterunser (Lehrtext). 
     Doch nicht einverstanden bin ich damit, dass man erst nachdenken soll, bevor man betet. Natürlich soll man mit Herz und Hirn beten. Soll klar werden, worum man bittet, wofür man sich bedankt. Und je genauer ich sagen kann, was ich von Gott will, desto besser kann er darauf eingehen. Doch bevor man vor lauter Nachdenken überhaupt nicht zum Beten kommt, ist es besser, einfach mal anzufangen. Ich habe die gleiche Erfahrung wie der Apostel Paulus gemacht, wenn er im Brief an die Römer schreibt: »(Manchmal) wissen wir nicht, wie wir beten sollen, damit es Gott gefällt! Deshalb tritt Gottes Geist für uns ein.« (Römer 8,26) Ja, manchmal muss mir Gott selbst noch beim Beten helfen. Und er tut es dann auch.

Gebet: Herr, wenn einer weiß, was ich brauche und was mir gut tut, dann du. Darum wende ich mich mit meinen Anliegen auch an dich. Ich müsste das nicht, weil du sowieso für mich da bist. Aber wenn ich bete, fühle ich mich dir besonders nahe. Dann wird mir klar, was genau ich von dir will und welchen Beitrag ich selbst dazu leisten kann. Du hast es nicht nötig, dass ich zu dir bete. Du brauchst auch mein Lob und meinen Dank nicht. Aber ich. Denn meine Gebete sind wie Inseln im Strom der Zeit, wo ich mich ausruhen kann und darauf besinnen, wie es weitergeht. Wo ich mich vergewissere, dass ich nicht allein unterwegs bin, sondern du mich begleitest. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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