Dienstag, 21. November 2017

Zwischen den Polen hl

LosungWohl dem, der barmherzig ist und gerne leiht und das Seine tut, wie es recht ist! Psalm 112,5 

LehrtextWie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch! Lukas 6,31 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ist denn das gar so schwer, dass wir Menschen auf dieser Erde miteinander auskommen? Ist denn das gar so schwer, dass wir am Arbeitsplatz, in der Familie oder in der Partnerschaft miteinander auskommen? Ist das denn gar so schwer, dass ich mit mir selbst auskomme?
     Ja und nein. Ja, es ist schwer, weil, wie der Apostel Paulus schreibt, »ich ja selbst nicht verstehe, was ich tue. Das Gute, das ich mir vornehme, tue ich nicht; aber was ich verabscheue, das tue ich... Zwar habe ich durchaus den Wunsch, das Gute zu tun, aber es fehlt mir die Kraft dazu.« (Römer 7,15.18) So gesehen, ist es schwer, das Richtige zu tun. 
     Aber doch ist es auch wieder leicht, weil es eben nicht kompliziert ist. Ich muss mich nicht erst durch ein Handbuch für die richtige Lebensführung durcharbeiten. Ich muss nicht erst die Betriebsanleitung lesen, wie ich denn mit anderen auskommen kann. Ich muss nur tun, was Jesus im Lehrtext sagt: darin meinen Mitmenschen zuvorkommen, was ich mir von ihnen für mich erwarte. Ich schreibe bewusst „zuvorkommen“, weil es nicht im Sinne Jesu ist, zu warten, bis andere den ersten Schritt getan haben. Und weil dieses Warten die Beziehungen erst recht vergiftet.
     So bin ich hin und hergerissen zwischen diesen beiden Polen: Einerseits fehlt mir die Kraft, das Gute zu tun; siehe Paulus. Andererseits macht es mir Freude, einen anderen Menschen zu überraschen mit einer Gefälligkeit, einem Gruß, einem Besuch, einem Kompliment...
     Ja, schwer ist es mit anderen auszukommen, wenn ich nur meinen augenblicklichen Gefühlen und Gedanken folge, mich von den Impulsen treiben lasse, die ich gerade spüre. Wenn ich also nur mich im Blick habe. Die Bibel nennt das Sünde. Leichter ist es, wenn ich mich frage, was meinem Mitmenschen gut tut. Wenn ich mich bemühe, ihn zu verstehen und ich ihn nicht gleich aufgebe, wenn es zwischen uns beiden mal verkantet ist. Schwer ist es, wenn ich sage: Der ist für mich gestorben. Leichter, wenn ich mit ihm leben will.
     Meine Motivation, das Meine für das Zusammenleben mit anderen zu tun, ist, dass Gott das Seine für das Zusammenleben mit mir getan hat (siehe Losung). Er ist zu mir barmherzig und leiht nicht nur gern, sondern schenkt gern und kommt mir in allem, was er sich von mir Gutes erwartet, zuvor.
     Ist denn das gar so schwer, dass wir Menschen miteinander auskommen, im Großen wie im Kleinen, mit anderen Staaten und Völkern und ebenso in Familie und Partnerschaft? Eigentlich nicht. Weil das, was Jesus im Lehrtext sagt, die „Goldene Regel“ für das Zusammenleben genannt wird, - auch in anderen Religionen. Wer also Frieden will, sollte auch Frieden anbieten.

Gebet: Herr, ich bitte dich um die Kraft, das Gute, das ich mir vornehme, auch tun zu können. Ich bitte dich um die Kraft zum ersten Schritt, um gerade auch auf den zugehen zu können, mit dem ich mich schwer tue. Ich danke dir, dass du das alles bei mir getan hast und auf mich zukommst, immer wieder, mit deiner Barmherzigkeit und Liebe. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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