Dienstag, 16. Januar 2018

Leben und leben lassen hl

Losung: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus noch alles, was sein ist. 5.Mose 5,21 

LehrtextJesus spricht: Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat. Lukas 12,15 

Liebe Leserin, lieber Leser,

beim Nachdenken über die beiden Bibelworte ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass fünf von den zehn Geboten direkt oder indirekt von der Gier handeln: 
-  Das dritte Gebot „Du sollst den Feiertag heiligen“ handelt davon, einfach mal Ruhe zu geben und nicht durch Arbeit aller Art den Besitz zu mehren.
-  Das fünfte Gebot „Du sollst nicht töten“ handelt unter anderem auch von Raubkriegen wie vom Mord aus Habgier.
-  Das sechste Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“ handelt auch von der Gier nach Sex und dem Körper eines anderen.
-  Das siebte Gebot „Du sollst nicht stehlen“ versteht sich von selbst.
-  Das neunte Gebot ist das heutige Losungswort und ist eine Vorstufe zu den genannten Geboten. Diebstahl, Ehebruch und Mord beginnen im Kopf, wo die Gier wohnt.
-  Das zehnte Gebot „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh oder alles, was sein ist“ wiederholt das neunte Gebot und konkretisiert es.
     Offenbar ist die Gier das Gefährlichste überhaupt, was es für das Leben, das Zusammenleben und den Frieden der Menschen gibt. Sonst würde in den zehn Geboten nicht so intensiv vor ihr gewarnt werden. Sie ist sozusagen die Atombombe unter all den anderen problematischen Trieben und Beweggründen. Immer wieder hat die Gier zu entsetzlichen Kriegen und Katastrophen geführt. Millionen und Abermillionen Menschen sind ihr im Lauf der Geschichte zum Opfer gefallen. Doch offenbar ist sie nicht so richtig in den Griff zu bekommen. Das wird auch künftig  katastrophale Folgen haben.
     Unser kapitalistisches Wirtschaftssystem, das vielen in unserem Land einen gewissen Wohlstand ermöglicht, ist auf der Gier aufgebaut. Man nennt sie nur nicht so, sondern hängt ihr den Tarnmantel mit der Aufschrift „Wachstum“ um. Wir alle wissen, dass es immerwährendes Wachstums nicht geben kann. Trotzdem wählen wir Politiker, die alles daran setzen, dass das Wirtschaftswachstum weitergeht. Dabei wird gern übersehen, dass dieses Wachstum nur deshalb möglich ist, weil es auf Kosten anderer geschieht, auf Kosten der Länder, denen für ihre Produkte der Zugang zu unseren Märkten erschwert wird oder deren Rohstoffe zum Nutzen der reichen Länder ausgebeutet werden, ohne einen angemessenen Gegenwert dafür zu bezahlen. Der Reichtum der Wenigen wächst auch in unserem Land zu Lasten der Vielen, die angesichts ihrer Leistung zu schlecht bezahlt werden. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich mehr und mehr. So gefährdet die Gier auch den sozialen Frieden bei uns. Und dabei habe ich noch gar nicht davon gesprochen, welche desaströsen Folgen die Gier für unsere Umwelt hat, für das Trinkwasser, für Insekten und Vögel, für die Artenvielfalt bei Pflanzen und für das Weltklima...
     Im Lehrtext fordert uns Jesus dazu auf, dass wir uns vor der Habgier hüten sollen. Sie ist mit dem Christsein nicht vereinbar. Vielleicht gehört das mit zum Schwersten, was er von uns verlangt, dass wir unsere eigene Gier zügeln und in die Schranken weisen. Vielleicht gibt es nur ein probates Mittel gegen sie, nämlich die Goldene Regel, die uns Jesus gegeben hat: Was du dir von anderen wünscht, das tue ihnen zuerst. Demnach sollen wir auch unsere Mitmenschen in den fernen Ländern wie auch die Tiere und Pflanzen nicht ausbeuten, sondern ihnen ihr Lebensrecht gönnen und mit ihnen die von Gott gegebenen Güter dieser Erde teilen. Leben und leben lassen, heißt die Devise. Das hilft mir mich vor der eigenen Gier zu hüten, die ich bei anderen verurteile.

Gebet: Vater unser im Himmel, erlöse uns vom Übel der Gier bevor wir daran zugrunde gehen. Gib uns deine Kraft, dass wir uns vor ihr hüten. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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