Dienstag, 27. März 2018

Der tiefere Sinn des Karfreitags hl


LosungMächtig waltet über uns seine Güte, und die Treue des HERRN währt in Ewigkeit. Halleluja. Psalm 117,2 

LehrtextGott hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben - wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Römer 8,32 

Liebe Leserin, lieber Leser,

gibt es jemanden, den du zu 100 Prozent liebst? Bei meinen großen Töchtern habe ich den Eindruck, dass sie ihre Kinder so lieben. Und ich wünsche mir, dass meine Kinder sich von mir so geliebt fühlen. Aber ich weiß auch, dass ich ein unvollkommener Mensch bin. Wie soll ich da vollkommen, also hundertprozentig lieben können?
     Soviel vorab. Und jetzt zum Lehrtext: Seit 2000 Jahren, schon zur Zeit des Neuen Testamentes, zerbrechen sich Theologen den Kopf, welchen Sinn Jesu Tod hat. Eigentlich hatte diese Hinrichtung am Kreuzgalgen aus menschlicher Sicht nur den einen Sinn, dass die damaligen Kirchenführer ihren schärfsten Kritiker beseitigt haben, um so ihre Macht und ihren Einfluss erhalten zu können. 
Aber könnte der Kreuzestod Jesu aus Gottes Sicht vielleicht einen anderen Sinn haben? 
     Der Evangelist Johannes (Joh 3,16) wie auch der Apostel Paulus (Lehrtext) wollten mit ihrem Verständnis verdeutlichen, dass Gott die Welt (Johannes) bzw. uns alle (Paulus) ganz und gar, also hundertprozentig geliebt habe. Welch größeres Opfer sollte er bringen, als dafür seinen Sohn »dahinzugegeben«? Auf welch anderem Weg hätte er zeigen können, wie groß, wie unübertrefflich seine Menschenliebe ist?
     Der Sinn von Jesu Tod am Kreuz liegt also nicht im blutigen Opfer, wie nicht wenige meinen. Er liegt nicht darin, dass Gottes Zorn über die sündigen Menschen gestillt werde. Der Kreuzestod soll vielmehr zeigen, wie umfassend Gottes Liebe zu allen Menschen ist, dass er dafür sogar das Opfer bringt, seinen einzigen Sohn sterben zu lassen.
     Nicht Gott hat seinen Sohn umgebracht, sondern die damalige Kirche (siehe auch Evang. Gesangbuch S. 189). Nicht er war grausam, sondern sie. Aber im Glauben sehen wir schärfer und erkennen durch den heiligen Geist: Der tiefe Sinn dieses Todes ist, dass Gott seine sündigen Menschen bedingungslos liebt, um ihnen, um dir und mir, zu vergeben und uns alle zu erlösen.
     Auf diesem Hintergrund wird deutlich, dass das Schwergewicht auch im Lehrtext des Paulus nicht auf dem Wort „dahingegeben“ liegt, sondern auf dem Satz, auf den alles zuläuft: „Wie sollte Gott uns mit ihm (seinem Sohn) nicht alles schenken?“ Das ist aus meiner Sicht der Sinn des Karfreitags, dass wir in jeder Hinsicht von Gott beschenkte Menschen sind. Beschenkt mit seiner vollkommenen und voraussetzungslosen Liebe. Was sich an Weihnachten andeutet, vollendet sich am Karfreitag: Gott lässt seine Menschen mit ihren Problemen, ihrer Schuld und ihrem Versagen nicht im Stich. Er kommt in Jesus, um zu vergeben, zu retten und zu erlösen. (Siehe auch 1. Johannes 4,10)
     Jetzt verstehe ich auch die heutige Losung, wo es heißt: »Mächtig waltet über uns seine Güte, und die Treue des Herrn währt in Ewigkeit.« Ja, Gott bleibt uns in Jesus treu bis in den Tod und darüber hinaus. 
     Wahrscheinlich gibt es niemanden, den du hundertprozentig lieben kannst. Aber es gibt den einen, der dich so liebt.

Gebet: Mein Gott, du bist das Geheimnis der Welt. Und dein Geheimnis ist Liebe.* Aus ihr heraus hast du alles geschaffen, auch mich, und willst nichts verloren geben, was du ins Leben gerufen hast. Aus ihr heraus kommst du in Jesus zu mir, damit ich mich selbst erkenne als einen Menschen, der von dir geliebt wird, für den du da bist und den du erlösen wirst. Das gibt mir meine Würde. Das macht mich frei in den Bindungen dieser Welt. Das lässt mich getrost und fröhlich sein. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

* siehe 1. Johannes 4,16 

Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden, sie werden im Internet-Blog korrigiert.
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Alle bisherigen Losungsauslegungen kann man hier im Internet-Blog nachlesen: <http://glaubenswachstum.blogspot.com/>
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Kleine Übung: Nachdem du das gelesen hast, nimm dir noch ein paar Sekunden Zeit und frage dich: Welchen Gedanken will ich behalten? Dann atme ruhig und tief, schließe die Augen und mach dir bewusst: Jetzt, in diesem Augenblick umgibt mich Gott wie die Luft, die ich atme. Er hält mich mit seiner Kraft, wie die Sonne die Erde in ihrer Bahn hält. Er will auch in mir leben, um mir ganz nah zu sein. Ich öffne mich und lass ihn in mir wirken. So von ihm umhüllt und erfüllt, gehe ich meinen Weg.
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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach


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