Montag, 7. Januar 2019

Erwachsen sein. Geduld haben. hl

Losung: Siehe, ich will mein Volk schmelzen und prüfen. Jeremia 9,6 

Lehrtext: Selig ist, wer Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die Gott verheißen hat denen, die ihn lieb haben. Jakobus 1,12 

Liebe Leserin, lieber Leser,

im Alten Testament werden die großen Katastrophen der Juden als Gottes Prüfung verstanden. Statt wie andere immer rumzuheulen: ‚Die bösen Feinde sind an unserem Unglück schuld!‘, fragen die Propheten wie Jeremia: „Haben wir uns unser Unglück, die Zerstörung Jerusalems samt Tempel nicht vielleicht selbst zuzuschreiben? Haben wir uns mit unserem Verhalten und Unglauben vor Gott nicht auch selbst schuldig gemacht?“
     Für mich ist es ein Zeichen von Reife, von Erwachsensein, wenn man wegen seiner Probleme nicht immer andere beschuldigt, sondern nach seinem eigenen Anteil fragt. Wir Deutschen haben nach dem Zweiten Weltkrieg einen schmerzlichen Reifeprozess durchgemacht und wurden erwachsen genug, zur eigenen Schuld für die Verbrechen der Vergangenheit zu stehen. Sie wären nicht möglich gewesen, wäre nicht ein großer Teil unseres Volkes den Nazi-Verbrechen gefolgt und hätte mitgemacht. Ich selbst bin heilfroh, dass ich damals nicht gelebt habe und so davor bewahrt worden bin, falsche Entscheidungen zu treffen. Ich kann nicht wissen, wie ich mich damals verhalten hätte.
     Inzwischen schauen die Erwachsenen anderer Nationen mit Respekt auf unsere Erinnerungskultur und fragen sich, wie es denn bei ihnen damit steht und um die Bereitschaft, nach der eigenen Schuld zu fragen. Doch so viele „Erwachsene“ gibt es offenbar nicht. Und auch bei uns scheint ihre Zahl wieder abzunehmen. Mein Eindruck ist: Unter der Oberfläche bürgerlichen Benehmens gärt wieder der nationalistische Selbsthass, den man gegen andere kehrt. So hofft man, eigene Minderwertigkeitsgefühle unterdrücken zu können. - Man wird sehen, welche giftigen Dämpfe nach der Europawahl im Mai aufsteigen werden. Hoffentlich täusche ich mich.
     Ich selber glaube nicht, dass Gott den Einzelnen oder die Völker wegen ihrer Schuld schmilzt und prüft. Ich glaube aber, dass wir uns mit unserem Fehlverhalten im Großen wie im Kleinen selbst bestrafen und manchmal auch noch unsere Kinder und Enkelkinder dazu. Ich bin weit davon entfernt, Gott die Schuld in die Schuhe zu schieben, wenn es mir oder uns allen schlecht geht. Meine Anfechtung heißt nicht „Gott, warum tust du mir das an?“, sondern „Warum lässt du das zu? Warum verhindertest du das Unheil nicht und warum dauert es so lang, bis du hilfst, wenn überhaupt?“
     Ob ich einmal Geduld und Ausdauer im Glauben aufbringen werde, wenn über mich oder meine Angehörigen langes Leid kommen sollte? Nein, mir geht es nicht darum, dass ich mich heldenhaft bewähre und in der Zukunft die „Krone des Lebens“ (Lehrtext) bekomme. Mir geht es um die Gegenwart, darum, dass ich dann mitten im Leid mein Gottvertrauen nicht verliere und an ihm festhalte bis zuletzt. Und darum bete ich für die Schwerkranken in meiner Umgebung auch nicht: „Herr, lass sie durchhalten im Glauben, damit du ihnen einst die Krone des Lebens aufsetzen kannst.“ Sondern:

Gebet: Herr, du kennst das Leid mancher meiner Mitmenschen. Du kennst ihre Krankheiten und ihre Schmerzen, ihre Sorgen und ihre Verzweiflung. Ich bitte dich für sie: Sei du jetzt bei ihnen und lass sie deine heilende Nähe spüren. Hilf ihnen durch die Ärzte, Pflegekräfte und die Medizin. Hilf ihnen durch andere Menschen, die mit ihnen durch ihre Leidenszeit gehen. Hilf ihnen aber auch dadurch, dass sie glauben und auf dich vertrauen können. Segne sie und lass sie daraus Kraft schöpfen, ihr Leid zu tragen bis es vergeht. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden, sie werden im Internet-Blog korrigiert.
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Alle bisherigen Losungsauslegungen im Internet-Blog<http://glaubenswachstum.blogspot.com/
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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

1 Kommentar:

  1. "... gärt der nationalistische Selbsthass ..."?? Was soll denn damit gesagt werden? Nebenbei: Das Ausland schaut auch oft genug kopfschüttelnd auf uns. Vielleicht gibt es in gewisser Weise Hass (besser ausgedrückt, man hat nun genug) auf Politiker, die nur noch am eigenen Machterhalt interessiert sind anstatt an sachgerechten Gestaltungen. Ähnliches gilt für eine viel zu teuere und trotz Europawahl eher undemokratische (nationale Parlamente werden oft übergangen, obwohl lt. unserem GG "alle Macht vom deutschen Volk auszugehen hat") Überbürokratie in Brüssel. Ein Großteil der Briten (wie auch etliche Andere Nationen) haben deren Überheblichkeit längst erkannt und die Franzosen sind grad dabei. Das hat aber weder etwas mit den Nazi-Verbrechen zu tun noch mit angeblich aufkeimenden Nationalismus - eher mit gesundem Menschenverstand, bevor noch mehr angerichtet wird.

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