Freitag, 18. Januar 2019

Notschrei und Stoßgebet hl

Losung: Als mir angst war, rief ich den HERRN an und schrie zu meinem Gott. Da erhörte er meine Stimme. Psalm 18,7

Lehrtext: Jesus berührte ihre Augen und sprach: Euch geschehe nach eurem Glauben! Und ihre Augen wurden geöffnet. Matthäus 9,29-30

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich habe eine Vermutung. Wäre schön, du könntest sie mir widerlegen. Ich vermute, dass die meisten, die beim Autofahren einem Unfall nicht mehr ausweichen können oder die sonst ein Unheil auf sich zukommen sehen, das sich nicht mehr abwenden lässt, - dass die dann in ihrer Angst laut „Scheiße“ schreien. Für den einen oder anderen war das dann wohl das letzte Wort, mit dem er sich aus diesem Leben verabschiedet hat.
     Wie ich dazu komme, das zu vermuten? Nun, in manchen Filmen, vor allem in Krimis, kann man das immer wieder sehen. Und darum nehme ich mal an, dass das auch in der Wirklichkeit bei vielen der letzte Notschrei ist.
     Der Mensch, der in der heutigen Losung spricht, schreit etwas anderes. Er schreit zu Gott. Vielleicht schreit er nur „O Gott!“ oder „Mein Gott!“ Zu viel mehr als zu einem solchen Stoßgebet hat man in einer Notsituation auch nicht Zeit. Dieser Mensch hat das Unheil, das ihn getroffen hatte, überstanden. Er ist überzeugt, dass Gott sein Stoßgebet gehört und ihn gerettet hatte.
     Sorry, wenn ich das jetzt einfach noch mal so sage: „Scheiße!“ ist kein Stoßgebet. Aber wer weiß, vielleicht hört Gott in seiner grenzenlosen Güte es als ein solches. Er ist nicht der Herr Knigge. Auf gute Manieren sollten wir selbst achten. Wir sind sie unserer Selbstachtung schuldig.
     Und Gebet bleibt Gebet. Wer betet verbindet damit immer eine vielleicht letzte Hoffnung, dass Gott ihm helfen werde. Oft geschieht das auch. Manchmal nicht. Warum nicht? Ich weiß es nicht. Merkwürdigerweise oder vielleicht auch bezeichnenderweise fragen wir selten „Warum hat Gott geholfen?“, dafür aber umso eher „Warum hat er nicht geholfen?“
     So viel ist für mich klar, wenn Gott hilft oder nicht hilft, geht es bei ihm weder um Gut und Böse noch um Lohn und Strafe. Ja, ich glaube, dass er allmächtig ist. Ich glaube auch, dass er für seine Menschengeschöpfe das Beste will. Diesen Glauben lasse ich mir, solange es irgendwie geht, nicht nehmen. 
     Aber ich weiß nicht, warum manches geschieht. Mein Kopf ist für dafür zu klein. Ich verstehe mich doch manchmal selbst nicht. Wie sollte ich da Gott verstehen? Ich weiß nur, dass ich jetzt in dieser Welt bin, die nun mal so ist wie sie ist. Eine andere kenne ich nicht. Eine andere gibt es nicht. Und ich habe dieses Menschenleben, das ich nun mal habe. Ein anderes kenne ich nicht. Ein anderes gibt es nicht.
     Ich weiß seitdem ich denken kann, dass auch ich sterben muss wie alles andere auch. Das ist sozusagen die Geschäftsgrundlage meiner Existenz. Aber es wäre doch sinnlos, wenn ich deshalb aufhören würde, leben zu wollen. Wenn ich aufhören würde, mich an den vielen Dingen dieser Welt und dieses Lebens zu freuen. Wenn ich aufhören würde, zu hoffen, zu vertrauen und zu lieben.
     Es ist nicht zuletzt mein Glaube, der mir hilft, zuversichtlich und dankbar zu sein. Er soll mir auch helfen, das anzunehmen und zu tragen, was einmal an Schwerem auf mich zukommt. Nein, ich will nicht „Scheiße“ sagen, auch wenn mir dieses Wort manchmal rausrutscht und ich mich dann darüber ärgere. Letzten Endes hängt es ja von mir ab, wie ich denke und wie ich etwas in meinem Kopf bewerte. Bevor ich etwas abwerte, verurteile oder in den Himmel hebe, sage ich erst einmal, was seit einiger Zeit mein Lebensmotto ist:
     »Es ist, was es ist, sagt die Liebe.« (Erich Fried)

Gebet: Herr, ob ich dankbar bin oder verzweifelt, du bist und bleibst meine erste und letzte Adresse. An wen sollte ich mich denn sonst wenden? Höre meine Stoßgebete und höre auch die aller anderen. Wenn irgend möglich, so bewahre mich und sie vor dem, was uns böse erscheint. Bewahre mich und sie aber noch mehr in allem Unglück, dass wir daran nicht zerbrechen und darin nicht untergehen. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden, sie werden im Internet-Blog korrigiert.
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Alle bisherigen Losungsauslegungen im Internet-Bloghttp://glaubenswachstum.blogspot.com/
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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

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