Sonntag, 17. März 2019

Trotzdem ist alles gut (Predigt) hl

Predigt von Hans Löhr im Lichtblickgottesdienst in Burgoberbach.

Liebe Freunde,

was hast du eigentlich für eine Meinung über unsere Welt? Und was hältst du von dir selbst?
     Bevor ich auf diese Fragen näher eingehe, werfe ich mit euch einen kurzen Blick in den Film „Der kleine Lord“ der seit 1982 jedes Jahr in der Weihnachtszeit im Fernsehen gezeigt wird. Alle, die diesen Film kennen, mögen doch jetzt bitte einmal die Hand heben. Ja, das habe ich mir gedacht. Fast jeder hier kennt die Geschichte vom kleinen Lord und seinem zunächst hartherzigen Großvater Earl von Dorincourt. Als Enkel darf der kleine Lord Cedric den Adelstitel tragen und sich Lord Fauntleroy nennen. Eines Tages reitet sein Großvater mit ihm über die Besitzungen und durch die Dörfer der Grafschaft. „Das alles wird einmal dir gehören“, sagt der Großvater. Darüber staunt der kleine Lord. Und allmählich wird er sich seiner besonderen Stellung bewusst.
     Nun frage ich dich, was glaubst du, mit welchen Augen der kleine Lord oder sonst ein junger Graf früher die Welt gesehen hat, die ihm durch Geburt gehörte, die Felder, Wiesen und Wälder, die Dörfer, die Bauern und natürlich das Schloss samt dem ganzen Vermögen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er seine Welt verachtet hat. Er hat wohl mit großem Wohlgefallen auf das alles geblickt. Und sich selbst wird er auch nicht verachtet haben. Er wird sich seiner gehobenen Stellung als Graf bewusst gewesen sein und entsprechend vornehm von sich gedacht haben.
     Und wie ist das nun mit dir? Welche Meinung hast du über die Welt, in der du lebst? Ist sie eher gut oder eher schlecht? Und was hältst du von dir selbst? Findest du dich gut oder hast du Probleme mit dir?
     Ein Sprichwort sagt: So, wie man die Welt anschaut, so schaut sie zurück. Und das gilt genauso für dich selbst: So, wie du in den Spiegel schaust, so schaust du zurück. Und, wie hast du dich heute Morgen im Badezimmerspiegel angeschaut? Hast du dir freundlich zugelächelt oder dich finster angeblickt? Hast du dir zugewinkt oder dir die Zunge rausgestreckt?
     So oder so, an dem Sprichwort ist was dran: Wie ich die Welt anschaue, so schaut sie zurück. Und das bestimmt darüber, wie ich die Welt finde. Das bildet meine Meinung über sie.
     In der Regel hängt meine Weltanschauung davon ab, welche Erfahrung ich mit der Welt gemacht habe und mache. Bin ich enttäuscht oder seelisch verletzt, dann sehe ich die Welt in düsteren Farben. Bin ich aber glücklich, dann strahlt auch die Welt, in der ich lebe, in hellen, frohen Farben. Und genauso verhält es sich mit dem Bild, das du von dir hast.
     Ich will dir in dieser Predigt sagen, dass du eine gute Meinung von unserer Welt haben kannst und ebenso von dir selbst. Und ich will dir sagen, dass das nicht von dir oder anderen Menschen abhängt und auch nicht von deinen guten oder schlechten Erfahrungen, die du gemacht hast. Freilich kannst du davon dein Urteil abhängig machen. Aber ich sage dir, mach dein Urteil von Gott abhängig, dann siehst du diese Welt und dich selbst mit anderen, mit seinen Augen.
     Dazu predige ich heute über ein Bibelwort aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Christen in Korinth im Kapitel 8 Vers 6. Da heißt es:  
Wir haben nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm, und einen Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn. (Lehrtext vom 7.3.2019)
     Ich hatte früher dieses Wort schon öfter gelesen und mir ist daran nichts Besonderes aufgefallen. Doch dieses Mal ist es anders. Sagt doch der Apostel Paulus: „Alles was ist, alles hat Gott geschaffen.“ Soweit, so gut. Das ist für euch nichts Neues. Dem können wohl die meisten hier zustimmen. Doch dann fährt er fort: Und alles was ist, hat Gott durch Jesus Christus geschaffen von Anbeginn der Welt bis heute und in Zukunft.
     Jetzt wird‘s schwierig. Kann man das denn glauben? Hat denn Gott die Welt nicht allein, sondern wirklich durch Jesus Christus geschaffen?
     Nun, was Paulus da schreibt, ist keine Aussage darüber, wie Gott die Welt geschaffen hat, schon gar keine wissenschaftliche. Die Entstehung der Welt als solcher interessiert ihn nicht. Was ihn aber brennend interessiert ist die Frage, wer denn alles geschaffen hat, was ist, und – jetzt kommt‘s – was das alles für dich bedeutet.
     Er sagt mit anderen Worten: Alles, was geschaffen ist, hat einen positiven Wert: Jeder Stein, jeder Berg, jede Blume, jeder Baum, jeder  Floh, die Erde, die Sonne, die Milchstraße, das ganze Universum und jeder Mensch trägt den Stempel „Made by God“, „Gemacht von Gott“. Das gibt allem einen positiven Wert, auch dir.
     Und warum? Weil der Schöpfer von allem der Vater Jesu Christi ist, der Gott der Liebe. Er hat durch seinen geliebten Sohn alles geschaffen, alles gesegnet aus Liebe – auch dich. So lese ich die Bibel.
     Denke doch bitte einmal darüber nach, warum unser Glaubensbekenntnis mit der Aussage beginnt: »Ich glaube an Gott den Vater«. Das heißt doch nichts anderes als: „Ich glaube an Gott, der eine liebevolle Beziehung zu seinen Kindern hat, zu dir und zu mir.“ Und erst dann heißt es im Glaubensbekenntnis, dass dieser Gott der Allmächtige ist, der Schöpfer des Himmels und der Erde. 
     Liebe Freunde, hier geht es jetzt um was ganz Grundsätzliches, worüber du Klarheit haben solltest. Es geht nicht darum, wie die Welt im Einzelnen entstanden ist. Das ist Sache der Naturwissenschaften. Es geht um etwas Wichtigeres. Es geht um ihren Wert. Es geht um die Frage: Was hast du für eine Meinung über unsere Welt? Und was hältst du von dir selbst?
      Die Antwort findest du nicht, wenn du die Welt und dich selbst befragst oder hörst, was andere dazu meinen. Die Antwort steht von vorneherein fest, noch bevor du gefragt hast. Sie geht aller Erfahrung voraus. Die Antwort heißt: Die große Welt und deine kleine ist von Gott gut geschaffen und gesegnet. Und du selbst bist von Gott gut geschaffen, bist gesegnet und - geliebt. Das gilt von Anfang an. Daran kann niemand etwas ändern.
          Es hängt also nicht von dir ab, nicht von deiner Erfahrung und nicht von deiner Meinung, ob diese Welt gut oder schlecht ist. Dieses Urteil über sie hat Gott längst gesprochen. Er sagt: „Was ich durch meinen Sohn Jesus Christus geschaffen habe, ist gut. Als Vater liebe ich meinen Sohn und darum kann ich auch alles, was ich durch ihn schaffe, nur aus meiner göttlichen Liebe tun. Aus ihr habe ich die Welt geschaffen und dich auch.“     
     Wir mögen auf dieser Erde noch so schlechte Erfahrungen machen, wir selbst mögen noch so viele Fehler machen, noch sooft versagen und schuldig werden. Das alles ändert nichts daran, dass wir von Anfang an von Gott gesegnet und geliebt sind und bleiben.
     Und darum kann und will ich mir schlechterdings nicht vorstellen, wie ein Mensch, der an Jesus Christus glaubt, die Welt verachten kann, die Gott geschaffen hat. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, wie ein solcher Mensch andere Menschen oder gar sich selbst verachten kann, da er doch auch von Gott geschaffen ist.
     Der Mensch, jeder Mensch, ist nicht zuerst Sünder, sondern Gottes geliebtes Kind! Und die Welt ist nicht zuerst eine „gefallene, böse“ Welt, sondern Gottes gute Schöpfung, aus Liebe gemacht. Würde ich es anders sehen, würde ich den Schöpfer und Vater aller Dinge beleidigen. Und darum gehört zum Zentrum meines Glaubens, dass ich Gott immer wieder danke und preise, ihn den Schöpfer und Vater aller Dinge, für seine Liebe und Güte.
     Nun gut, wer will, kann dagegen jetzt mit Fug und Recht sagen: „Gibt es nicht so viel Negatives um mich herum und auch in mir? Was ist mit den Kriegen? Mit dem Holocaust? Was ist mit dem Terrorangriff in Neuseeland, mit dem Klimawandel, mit dem wachsenden politischen und rassistischen Hass in Europa? Ich muss doch nur die Zeitung aufschlagen, dann weiß ich, was das für eine problematische Welt ist, in der ich lebe. Und was ist mit Krebs und Demenz? Mit Unfällen, Leid, Verlust, Schuld und Tod?“
     Ja, so ist es. Und ich selbst habe auch meine leidvollen Erfahrungen gemacht, wenn auch nicht so schlimm, wie manch anderer.
     Aber, aber, aber alle diese negativen Einzelheiten können das große Ganze nicht infrage stellen. Es bleibt dabei: Der Vater Jesu Christi und der Vater seiner Menschenkinder hat alles aus Liebe geschaffen, auch dich und mich.
     Daran halte ich fest. Das gehört für mich zum Fundament des Glaubens. Das soll meine Sicht der Dinge und mein Selbstbild bestimmen. Und diese Sichtweise wird mir in meinen kleinen und uns in unseren großen Schwierigkeiten mehr helfen, als wenn ich von vornherein mit einer negativen Einstellung an die Probleme herangehe und immer nur schimpfe und kritisiere, jammere und andere beschuldige.
     Was folgt nun daraus, wenn ich diese Welt und mich selbst mit Gottes Augen sehe? 
     Der kleine Lord Fauntleroy hat sich über die etwas versteckte Liebe seines Großvaters zu ihm gefreut und ebenso über den großen Besitz, den er einmal erben würde. Ihm waren seine Privilegien bewusst. Aber er hatte auch begriffen, dass er nun Verantwortung haben würde für seine Güter und insbesondere für die Menschen in seiner Grafschaft. Ihr Wohlergehen hing davon ab wie der Graf für sie sorgte. Und so veranlasste der kleine Lord seinen ehemals hartherzigen Großvater, die Lebensbedingungen seiner Untergebenen zu verbessern.
      Und du? Du bist kein kleiner Lord. Du bist nicht das Kind eines Barons oder Grafen. Du bist ein Sohn und eine Tochter des höchsten Königs. Von ihm gesegnet und geliebt. Er hat dir diese Welt geschenkt, dass du hier zusammen mit deinen Mitmenschen im Frieden lebst. Dein Auftrag ist es, dass du dich deines himmlischen Vaters würdig erweist als sein Kind. Halte trotz aller negativen Erfahrungen, die auch dir nicht erspart bleiben, trotz Enttäuschungen, Sorgen und Leid daran fest, dass Gott der Vater die Welt gut geschaffen hat durch seinen Sohn Jesus Christus. Halte daran fest, dass aus diesem Grund und nur aus diesem die Welt von ihm geliebt und gesegnet ist und du auch. Sieh deine Mitmenschen mit seinen Augen an. Auch sie sind gesegnet und geliebt.
     Und vergiss nicht, der Vater im Himmel braucht Söhne und Töchter, die seine Schöpfung und seine Geschöpfe ebenfalls lieben. Die sie nicht vor die Hunde gehen lassen, sondern schützen und bewahren. Die angesichts der Probleme nicht resignieren und nicht verzweifeln, sondern auf Gott vertrauen und sich um sauberes Wasser und gesunde Luft, um Pflanzen und Tiere und um ihre Mitmenschen kümmern.
     Vergiss nicht, der Vater im Himmel braucht dich. Amen



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