Sonntag, 28. April 2019

Immer und überall hl

Predigt von Hans Löhr am Sonntag Quasimodogeniti in den Kirchen von Sommersdorf und Thann

Predigtwort = Monatsspruch: »Jesus Christus spricht: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende Matthäus 28,20 
  
Liebe Gemeinde,

hat jemand von euch zu Hause ein Bibelwort als Wandspruch?
     Früher habe ich das Wort für die heutige Predigt in manchem Bauernhaus an der Wand gesehen. Es heißt: »Jesus Christus spricht: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.« Matthäus 28,20 In neueren Häusern scheint ein Bibelwort an der Wand selten geworden zu sein. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, in den letzten Jahren eines gesehen zu haben. Dabei würde doch unser heutiges Bibelwort auch in einen Neubau oder in eine moderne Wohnung gut passen. Denn die Zusage, dass Jesus Christus immer bei uns ist, tut einfach gut und kann in schwierigen Zeiten ermutigen und trösten. Oder braucht die jüngere Generation etwa keine Ermutigung und keinen Trost mehr?
     Dieses Wort von Jesus hing auch in meinem Elternhaus in der Ess-Ecke. Es war kunstvoll auf eine Holzplatte geschrieben, und ich hatte es während meiner Kindheit und Jugendzeit bei jeder Mahlzeit vor Augen. Irgendjemand musste es uns geschenkt haben, als wir damals in unser neues Haus gezogen sind. Ich habe meinen Onkel Schorsch aus Windsbach in Verdacht. Der war ein frommer, fränkischer Bauer und hat aus seinem Glauben kein Hehl gemacht. Jetzt, da ich über jenes Bibelwort predige, fällt mir das wieder ein. Aber wo ist dieser Wandspruch hingekommen? Keine Ahnung. Ich muss mal meinen Bruder fragen. Als meine Eltern aus Altersgründen ausgezogen sind, habe ich darauf nicht achtgegeben.
     Ihre letzten Lebensjahre haben sie dann in einem Wohnstift verbracht. Da hing neben ihrer Tür ein Bibelwort, das ihnen in dieser Zeit seelische Kraft gegeben hat. Jedenfalls hoffe ich das. Als sie gestorben waren, habe ich das eingerahmte Wort mitgenommen und jetzt ist es in meinem Zimmer. Hier ist es: »Der Herr wird mit dir sein und wird seine Hand nicht abtun noch dich verlassen.« 5. Mose 31,8. Dieses Wort erinnert mich an meine Eltern. Und zugleich sagt es so ziemlich dasselbe, was auch das heutige Predigtwort sagt: „Gott ist für dich da und bleibt für dich da, was auch immer geschieht.“ Das verspricht er und das hält er. Darauf, liebe Gemeinde, will ich vertrauen. Und wie ist das mit dir?
     Manche meinen, gerade in ihren schweren Zeiten hätten sie nichts von Gott gespürt. Da hätten sie sich allein durchkämpfen müssen. Und das sei ganz schön hart gewesen. Ja, das glaube ich, dass es hart ist, seine Sorgen und Probleme allein tragen zu müssen, ohne Gottvertrauen, ohne den Glauben, dass er da ist und mitträgt. Aber ich möchte die, die das sagen, mal fragen: „Was meint ihr, warum habt ihr eure schlechten Zeiten überstanden? Warum seid ihr unter dem Leid nicht zerbrochen, das ihr tragen musstet? Warum seid ihr wieder gesund geworden? Warum haben sich die Probleme gelöst, die damals unlösbar schienen? Vielleicht wart ihr gar nicht allein? Vielleicht war Gott die ganze Zeit unerkannt bei euch und hat euch geholfen? Und vielleicht tut er das auch jetzt?
     Und du in deiner Kirchenbank, glaubst du, dass Gott da ist? Jetzt hier im Gottesdienst ist es gar nicht so schwer das zu glauben. Aber wie ist es dann wieder daheim? Wie ist es morgen und in all den Tagen der nächsten Woche? Ist er auch dann bei dir, wenn du auf der Arbeit bist? Wenn du mit dem Auto unterwegs bist? Wenn du einkaufst oder beim Arzt im Wartezimmer sitzt? Kannst du glauben, dass auch dann das Wort Jesu stimmt: »Siehe, ich bin bei dir alle Tage bis ans Ende der Welt.«?
     Ich frage mich das natürlich auch. Und dann lasse ich mich in meinem Glauben auch dadurch bestärken, was ich von anderen weiß. Da war der Mann, der sich darauf verlassen hat, dass Jesus auch in der Gefängniszelle bei ihm ist. Da war die alte Dame, für die er auf der Palliativstation war bis sie gestorben ist. Da ist die Frau, die auf ihrem Schreibtisch in der Firma ein gerahmtes Bibelwort stehen hat. Und wenn es stressig wird, dann hilft ihr ein Blick auf dieses Wort, den Kopf nicht zu verlieren. Ein Lkw-Fahrer hat eine Spruchkarte mit einem Bibelwort am Armaturenbrett seines Trucks angebracht. Ein Versicherungsbeamter hat ein solches Wort in seinem Geldbeutel. Eine Verkäuferin in ihrer Handtasche. Ein Politiker in seiner Schreibtischschublade ...
     Warum machen die das alle? Keiner hat das von ihnen verlangt. Und trotzdem wissen sie, dass du dir bestimmte Worte nicht selber sagen kannst. Dass es gut tut, wenn Gott so ein Wort zu dir spricht und damit deinen Glauben stärkt. Und dass es dir Kraft gibt, wenn du weißt und darauf vertraust: Ich bin nicht allein. Gott ist da. Er hält seine schützende Hand über mir. Jesus ist da, er segnet mich. Sein guter Geist ist in mir und gibt mir neue Kraft.
     Vielleicht vertraust auch du darauf. Aber dann rutscht dir sein Versprechen wieder weg und du denkst nicht mehr daran. Früher hat man sich einen Knoten ins Taschentuch gemacht, wenn man etwas nicht vergessen wollte. Das geht heute mit den Papiertaschentüchern nicht mehr. Aber Erinnerungshilfen sind immer möglich. Ich lege zum Beispiel vor dem Einschlafen etwas auf den Boden vor meinem Bett, was da nicht hingehört, meinen Geldbeutel zum Beispiel. Und am nächsten Morgen erinnere ich mich an das, was ich nicht vergessen wollte. Am besten aber ist es, wenn dir das Gebet nach dem Aufwachen und vor dem Einschlafen zur Gewohnheit geworden, wenn es dir sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen ist. Und was immer du dann betest, sage auch „Danke, Herr, gut dass du da bist. Du umgibst mich von allen Seiten und hältst deine Hand über mir. Bleibe bei mir mit deinem Schutz und Segen auch an diesem Tag, auch in dieser Nacht.“
     Darum, liebe Predigthörerin und lieber Predigthörer, grüble erst gar nicht darüber nach, ob das stimmt und ob ein solches Gebet sinnvoll ist. Tu’s einfach und fang noch heute damit an. Du wirst Gottes Nähe am ehesten spüren, wenn du mit ihm redest. Sag ihm mit deinen eigenen Worten, was du auf dem Herzen hast. Sage ihm deine Freuden und deine Sorgen, deine Bitten und deinen Dank. Das stärkt dein Gottvertrauen. Er ist ja nur ein Gebet weit von dir entfernt. Immer und überall. Und damit du das bis morgen nicht wieder vergisst, lege noch heute vor dem Einschlafen deinen Geldbeutel auf den Fußboden. Amen

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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

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