Sonntag, 28. Juli 2019

Hilfe für die Ohnmächtigen hl

LosungDie ihr Gott sucht, euer Herz lebe auf! Psalm 69,33 

Lehrtext: Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu. Lukas 10,39 

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn du in der Bibel liest, willst du vermutlich Gottes Wort lesen. Aber sehr oft wirst du Worte von Menschen lesen. So auch die heutige Losung und die Verse, die ihr vorausgehen. Was du da liest, sind die Rachegefühle eines Einzelnen, der Gott anfleht, ihn für das ihm zugefügte Unrecht zu rächen. Und so sagt er: 
     »Herr, erbarmungslos verfolgen mich meine Widersacher, der du mich doch schon gestraft hast. Schadenfroh erzählen sie von meinen Schmerzen. Vergib ihnen nichts! Rechne ihnen jede einzelne Schuld an, damit sie nicht vor dir bestehen können! Lösche ihre Namen aus dem Buch des Lebens, damit sie nicht bei denen aufgeschrieben sind, die zu dir gehören!  Beschütze mich, Gott, und hilf mir wieder auf! Dann will ich dich loben mit meinem Lied und dir danken! Wenn die Unterdrückten das sehen, werden sie froh. Ihr, die ihr nach Gott fragt, fasst neuen Mut!« HFA 
     Was mir an diesen Worten gefällt, ist, dass sie ehrlich sind. Da lässt einer seinen negativen Gefühlen freien Lauf und macht aus seinem Hass und seinem Rachedurst kein Hehl. Ja, so sind wir Menschen damals wie heute. Auch die Psalmbeter sind keine Unschuldsengel und schon gar keine Heiligen. Sie sind Menschen wie du und ich mit ihren Charakterfehlern, Verletzungen und Aggressionen. Auch solche Menschen glauben. Auch solche Menschen beten zu Gott. Doch ob er solche Gebete erhört, steht auf einem anderen Blatt.
     Wenn ich in der Bibel lese, will ich Gottes Wort lesen. Und wenn ich Menschenworte lese, dann sollen sie von der frohen Botschaft sprechen, von Gottes Liebe in Jesus Christus für alle Welt.
     Und als Maria, die Schwester von Martha und von Lazarus, Jesus zu Füßen saß, um zu hören, was er ihr zu sagen habe (Lehrtext), da hat sie aus seinem Mund keine Verwünschungen, keinen Hass und keine Rachsucht gehört. Da hat sie Worte gehört, die segnen und heilen. Da hat er ihr Gott ins Herz gesprochen und sie damit glücklich gemacht.
     Und doch konnte Jesus auch anders. Gegenüber den Mächtigen in Staat und Kirche hat er mit seiner Kritik nicht hinterm Berg gehalten. Das ist ihm auch übel bekommen. Und so hat man mit ihm kurzen Prozess gemacht.
     Alles hat seine Zeit, die Verkündigung von Gottes Liebe hat ihre Zeit und die Kritik an den Mächtigen hat ihre Zeit. Das heilende Wort hat seine Zeit und das Wort, das andere herausfordert. Doch Jesus ging es dabei nicht um sich. Es ging ihm um seinen Vater im Himmel und um sein Reich, dass es komme und sein Wille geschehe.

Gebet: Herr, die Ohnmächtigen wünschen sich, dass du ihren Unterdrückern das Leid heimzahlst. Und auch ich verstehe nicht, warum in dieser Welt die Stärkeren so oft über die Schwächeren triumphieren, sie demütigen und quälen. Warum schlägst du nicht drein und stellst wieder Gerechtigkeit her? Doch du willst nicht, dass wir zur Selbstjustiz greifen. Du gehst deine eigenen Wege, die ich manchmal nicht verstehe. Trotzdem bitte ich dich, dass du die Erniedrigten und Gequälten nicht im Stich lässt, sondern ihnen auf deine Weise zu Hilfe kommst. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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