Samstag, 31. August 2019

Dir hilft, der Himmel und Erde gemacht hat hl

LosungUnsre Hilfe steht im Namen des HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. Psalm 124,8 

Lehrtext: Euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet. Matthäus 6,8 

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Pfarrer oder die Pfarrerin beginnt den Gottesdienst mit dem ersten Teil der Losung: "Unsere Hilfe stehet im Namen des Herrn" und die Gemeinde antwortet mit dem zweiten: "Der Himmel und Erde gemacht hat." So sieht es die Ordnung unserer bayerischen Landeskirche für die Kirchengottesdienste vor.
     Das ganze klingt zwar formelhaft, weil nahezu jeder traditionelle Gottesdienst so anfängt. Aber mir gefällt dieser Beginn mit dem heutigen Losungswort aus Psalm 124 Vers 8. Bringt doch dieses Wort sofort auf den Punkt, worum es in einem Gottesdienst geht: Gott dient uns Menschen mit seiner Hilfe, darum feiern wir in seinem Namen. Und das tut nicht irgendein Gott, sondern der Schöpfer des gigantischen Universums und dein und mein Schöpfer. Uns hilft der größte Helfer überhaupt, dem nichts und niemand gleichkommt, der Allmächtige, der zugleich unser Herr und liebender Vater ist. Mehr geht nicht.
     Das ist doch mal ein Statement, eine Ansage! So unbescheiden dürfen wir ruhig sein - vor allem uns selbst und unserem Kleinglauben gegenüber.
Und so unbescheiden dürfen, nein sollen wir beten (Lukas 11,5-8; Lukas 18,2-8), auch wenn zugleich stimmt, was Jesus im Lehrtext sagt: "Euer Vater weiß, was ihr braucht, noch bevor ihr ihn darum bittet." Er will schon auch hören, was ich ihm zu sagen haben. Und er hilft nicht zuletzt auch dadurch, dass ich genau weiß, was ich will und dafür bete und dafür tue, was in meinen Kräften steht.

Gebet: Herr, warum soll ich noch Bedenken haben, zweifeln oder mutlos sein, wenn du doch für mich da bist und mir hilfst. Ich weiß, du erfüllst nicht alle meine Wünsche. Aber du tust, was für mich das Beste ist. Darum will ich geduldig auf dich vertrauen; denn du kennst die Folgen von dem, was geschieht. Du überblickst Zeit und Ewigkeit und darum auch mein kleines Leben. Dir vertraue ich mich an mit allem, was ich bin und habe. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Freitag, 30. August 2019

Das böse Märchen vom Zorn Gottes hl

Losung: Wer weiß, ob Gott nicht umkehrt und es ihn reut und er sich abwendet von seinem grimmigen Zorn, dass wir nicht verderben. Jona 3,9 

Lehrtext: Gott hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde. 2.Petrus 3,9 

Liebe Leserin, lieber Leser,

»Es sollen weder Mensch noch Vieh, weder Rinder noch Schafe etwas zu sich nehmen, und man soll sie nicht weiden noch Wasser trinken lassen; und sie sollen sich in den Sack hüllen, Menschen und Vieh, und heftig zu Gott rufen« heißt es unmittelbar vor unserem heutigen Losungswort. So sagte und befahl es der König von Ninive als der Prophet Jona den Bewohnern das Strafgericht Gottes wegen ihrer Bosheit angekündigt hatte.
     Also so ganz gerecht finde ich das ja nicht, dass sogar die Tiere wegen der Sünden der Menschen fasten und in Sack und Asche gehen mussten. Aber nun ist ja das Buch Jona aus dem Alten Testament kein historischer Bericht. Eher sowas wie ein Lehrgedicht, ein Psychogramm des Jona mit märchenhaften Zügen. Denn der Prophet wollte erst nicht tun, was Gott ihm aufgetragen hatte. Er wollte nicht nach Ninive gehen und eine Strafpredigt halten müssen. So floh er zu Schiff in die entgegengesetzte Richtung. Doch dann schnappte ihn sich der berühmte Wal und brachte ihn zu seinem Bestimmungsort. Aber Jona war gleich wieder beleidigt. Er kannte Gott und wusste schon, dass er doch wieder vergeben würde statt das Strafgericht wahrzumachen. Und Jona behielt recht. 
     Also, um im Bild beziehungsweise in der Jona-Geschichte zu bleiben, wegen der Tiere in Sack und Asche wird Gott sich nicht "von seinem grimmigen Zorn" abgewandt haben. Eher hat er darüber gelacht, was für komische Einfälle der König von Ninive hatte. Aber leider, wie gesagt, ist das ja keine historische Geschichte, hat also so nicht stattgefunden. 
Leider? Eher Gott sei Dank. Denn sonst müsste ich ja "den grimmigen Zorn Gottes" glauben und gegebenenfalls vor ihm Angst haben.
     So ist das weltweit noch immer bei sehr vielen Christen, die zwar lesen können, aber die Bibel nicht zu lesen verstehen. Die zwischen dem geistlichen Sinn und einem wortwörtlichen Verständnis nicht zu unterscheiden wissen. Die hoffen, sie wären auf der sicheren Seite und würden einen festen Halt haben, wenn sie sich an die Buchstaben hielten. Aber nun heißt es ja in der Bibel selbst: »Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig. (2. Korinther 3,6)« sowie »Wir sind vom Gesetz frei geworden, sodass wir dienen im neuen Wesen des Geistes und nicht im alten Wesen des Buchstabens. (Römer 7,6)«
     Ich habe aus der Bibel gelernt, sie im Geiste Jesu Christi zu lesen, im Geist der Liebe und der Freiheit, der Freude und der Barmherzigkeit. Einen Gott mit grimmigem Zorn, so wie ihn der Prophet gern gehabt hätte, gibt es nicht und hat es nie gegeben. 
     Dass Menschen ihren Gott und ihre Götter so verstanden haben und zum Teil noch immer so verstehen, hat auch damit zu tun, dass sie von sich und ihren Emotionen auf Gott schließen. Doch damit machen sie ihn nur zu einem Götzen ihrer selbst.
     Stattdessen heißt es im Lehrtext aus dem Neuen Testament: »Gott hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zu ihm (zurück-) finde (=Buße). 2.Petrus 3,9« Dem brauche ich nichts mehr hinzuzufügen.

Gebet:  Herr, du hast dich in deinem Sohn Jesus endgültig als der Gott zu erkennen gegeben, der für seine Geschöpfe und Menschenkinder da ist, um ihnen zu helfen. Vergib uns die negativen Emotionen, die man dir angedichtet hat. Sie sind ja nichts weiter als unsere eigenen, mit denen wir nicht fertig werden. Mach uns, mach mich davon immer wieder frei, damit ich etwas von deiner Menschenfreundlichkeit ausstrahlen kann. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Donnerstag, 29. August 2019

Wie man Gott erkennt hl

LosungDie Furcht des HERRN ist Unterweisung zur Weisheit. Sprüche 15,33 

Lehrtext: Wenn jemand meint, er habe etwas erkannt, der hat noch nicht erkannt, wie man erkennen soll. Wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt. 1.Korinther 8,2-3  

Liebe Leserin, lieber Leser,

weißt du eigentlich, was du alles von Gott wissen musst? Und ist deine Gotteserkenntnis ausreichend? Ehrfurcht vor Gott gehört dazu, sagt die Losung. Aber im Lehrtext steht noch etwas Wichtigeres. Wir erkennen Gott nicht nur mit unserem Kopf, sondern vor allem mit unserem Herzen. Anders gesagt, so wichtig unser Verstand bei der Gotteserkenntnis ist, wichtiger ist die Liebe. Erst als Menschen, die erfahren, dass sie von ihm geliebt sind und die ihn wieder lieben, erkennen wir Gott wirklich, wie er sich uns in Jesus gezeigt hat.
     Pfarrer Wilhelm Löhe wollte ein Mädchen nicht konfirmieren, weil es ihm an grundlegenden Katechismus-Kenntnissen mangelte. Da brach das Mädchen in Tränen aus und sagte zu ihm: „Aber ich liebe doch den Herrn Jesus!“. Da hat er sie konfirmiert.

Gebet: Herr, was hat man schon über dich für hochtrabenden Worte gemacht. Was hat man schon über dich für Bücher geschrieben, Doktorarbeiten und Habilitationen! Das alles geht an dir und deinem Wesen vorbei, wenn nicht das Zentrum aller Gotteserkenntnis, das Zentrum aller Theologie die Liebe ist. Schenke mir diese Liebe, damit ich dich erkenne und weiß, wer du für mich bist. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Mittwoch, 28. August 2019

Du Gotteskind hl


LosungMose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten? Gott sprach: Ich will mit dir sein. 2.Mose 3,11-12 

Lehrtext: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit. 2.Korinther 12,9 

Liebe Leserin, lieber Leser,

jetzt mal ehrlich: Wer bist du schon. Einer unter Milliarden Menschen. Einer mit einer vergleichsweise geringen Kraft. Einer von den Sterblichen. Eine Blume bist du, die bald verblüht und verdorrt. Ein Lufthauch, der im nächsten Augenblick vergangen ist. Ein Funke, der kurz aufleuchtet und verlischt.
     So mag sich auch Mose vorgekommen sein, als er sich vorstellte, vor den großen und mächtigen Pharao hintreten zu müssen, um ihm zu sagen, dass er die Israeliten freilassen solle. „Wer bin ich, Mose, schon.“
     Er war der, der auch du bist: Ein Mensch, zu dem Gott sagt „Ich will mit dir sein!“. Ein schwacher Mensch, zu dem Gott sagt: „Hab keine Angst, meine Kraft ist in dir mächtig.“ 
Das bist du. Und noch etwas: Du bist ein Sohn, eine Tochter des Höchsten. Das müsste doch für ein gesundes Selbstwertgefühl reichen, oder?

Gebet: Herr, ich bin nicht, was ich aus mir mache und was andere von mir halten. Was ich bin, bin ich durch dich: Dein Geschöpf, dein Menschenkind, ein Gotteskind. Lass mich das nicht vergessen. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Dienstag, 27. August 2019

Engelsbotschaft hl


LosungSiehe, ich will meinen Engel senden, der vor mir her den Weg bereiten soll. Maleachi 3,1 

Lehrtext: Der Engel sprach zu den Hirten: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Lukas 2,10 

Liebe Leserin, lieber Leser,

was der Engel im Buch des Propheten Maleachi für Gott ist, das war Johannes der Täufer für Jesus: Ein Wegbereiter, ein Vor-Läufer. Und Jesus selbst war und ist für Gott zwar kein Vor-Läufer, aber der Weg selbst, auf dem Gott zu dir und zu mir kommt und auf dem wir auch zu ihm finden.
Und die Engel von Bethlehem? Sie sind aus der Weihnachtsgeschichte nicht wegzudenken und es wäre schade, wenn man sie aus rationalen Gründen daraus verbannen würde. Sind sie doch echte Freudenbringer. 
Nein, ich glaube nicht an Engel wie ich an Gott glaube. Das wird ja auch nirgendwo in der Bibel verlangt. Aber ich lese gern, was die Bibel von Engeln erzählt. Sind sie doch so etwas wie Boten aus einer anderen Welt für unsere Welt mit einer göttlichen Botschaft für Menschen. Die Botschaft ist entscheidend, das Evangelium, dass wir uns nicht fürchten sollen, sondern freuen dürfen, weil Gott selbst in seinem Sohn gekommen ist und nicht wieder geht.

Gebet: Herr, wenn ich nur auf das schaue, was in der Welt geschieht, wenn ich nur auf mich schaue, wie ich für mich sorgen kann - dann, Herr, dann kann ich nicht gut schlafen. Dann ist meine Seele voll Unruhe und mein Herz voll heimlicher Furcht. Doch ich schaue auf dich. Du bist die Quelle meiner Zuversicht. Du schenkst mir wieder aufs Neue Freude. Was für ein Glück, dass du zu mir kommst. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Montag, 26. August 2019

Jetzt ist die Zeit der Gnade hl

LosungSo spricht der HERR: Ich habe dich erhört zur Zeit der Gnade und habe dir am Tage des Heils geholfen. Jesaja 49,8 

Lehrtext: Es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen. Römer 10,12  

Liebe Leserin, lieber Leser,

Zeit der Gnade, Tag des Heils? Wann ist das wohl? Und hast du schon einmal eine solche Zeit erlebt?
     Ich meine, Zeit der Gnade ist immer, wenn mich Gott beschenkt mit seiner Nähe, mit seiner Hilfe, mit meinem Glauben. Und wann wäre ich denn nicht beschenkt? Freilich kenne ich auch schwere Zeiten, in denen ich mich belastet und weniger beschenkt fühle. Und trotzdem beschenkt er mich auch dann mit der nötigen Kraft, solche Zeiten durchzustehen. Darüber hinaus ist trotz manchem, was mich bedrückt, gleichzeitig so viel Positives in meinem Leben. Das will ich nicht vergessen. Dann kann ich auch das, was mir auf der Seele liegt, leichter tragen.
     Und ja, das glaube ich auch, Gott, wie er mir in Jesus begegnet, ist derselbe Herr über alle Menschen. Das gilt, auch wenn viele ihn nicht kennen können oder kennen wollen. Frau Merkel ist doch auch Bundeskanzlerin derer, die sie nicht kennen. Und davon gibt es in Deutschland einige. Was sie mit ihrem Kabinett beschließt, betrifft alle, die in unserem Land wohnen, egal, ob sie die Bundeskanzlerin kennen oder nicht, ob sie sie ablehnen oder ihr zustimmen. 
     Ich persönlich finde es schade, wenn jemand keinen Zugang zum Glauben hat und wenn er Jesus nicht kennt oder ablehnt. Er selbst mag das gar nicht so empfinden. Für mich aber wäre es ein Verlust. Ich kann versuchen durch meine Losungsauslegungen und Predigten Menschen zum Glauben einzuladen. Doch habe ich es nicht in der Hand, ob ich für sie glaubwürdig bin und ob sie diese Einladung annehmen. Aber von dir, der du das liest, nehme ich an, dass dir unser gemeinsamer Herr wichtig ist und dass du ihn „anrufst“, also im Gebet vor ihn bringst, was dich bewegt

Gebet: Herr, ich bitte dich dass du einen Zugang findest zu den Menschen, die dich nicht kennen. Und wenn du mich dazu gebrauchen kannst, nimm mich in deinen Dienst. Erhalte aber auch mir den Glauben, dass ich ihn nicht wieder verliere. Denn auf wen sonst kann ich mich ganz und gar verlassen? Wer sonst kennt und liebt mich so wie du? Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Sonntag, 25. August 2019

Was dir die Spatzen sagen (Predigt) hl

Predigt von Hans Löhr am 10. Sonntag nach Trinitatis um 9:00 Uhr in der Kirche Sankt Kunigund in Reuth und um 10:00 Uhr in Sankt Nikolai in Neuendettelsau.

Predigtwort: Es freue sich der Himmel, und die Erde sei fröhlich, und man sage unter den Völkern: Der HERR regiert! 1. Chronik 16,31

Liebe Gemeinde,
vor 50 Jahren veröffentlichten die Beatles ihre erfolgreichste Single, also Einzelschallplatte, mit dem Lied: Hey Jude [Aussprache: Dschuhd. Gemeint ist Julian Lennon]. Darin heißt es sinngemäß:
Und immer, wenn du den Schmerz fühlst
Hey Jude, lade dir nicht die Last der ganzen Welt auf deine Schultern.
Du weißt, dumm ist, wer so tut, als ginge ihn alles nichts an.
Damit macht er die Welt nur noch kälter.
Mich hatte dieses Lied damals mitten ins Herz getroffen, weil es genau die Gefühle wiedergab, die auch mich bewegten. Angeregt durch diesen Song malte ich ein Bild von einem jungen Mann mit langen Haaren und blutendem Herzen. Auf seinen Schultern trug er die Weltkugel, unter der er zusammenbrach.
Das Bild war nicht gut und auch kitschig. Ich habe es deshalb nicht aufgehoben. Aber ich brachte damit zum Ausdruck, was mich umtrieb. Damals tobte noch immer der Krieg der Amerikaner in Vietnam. Kurz bevor ich mein Bild malte, sah ich ein Foto aus My Lai. Ein Kampfjet hatte das Dorf mit Napalm aus den USA angegriffen. Getroffen wurde eine Schar Kinder, die entsetzt aus dem brennenden Dorf rannten. Ein Foto zeigt ein neun Jahre altes Mädchen, komplett nackt, die Arme weit von sich gespreizt. Das Napalm hatte ihre Kleider und einen großen Teil ihrer Haut verbrannt. Das Mädchen lief schreiend auf den Fotografen zu. Dieses Bild ging damals um die Welt und trug mit dazu bei, dass die Stimmung in Amerika kippte und die US-Armee ein paar Jahre später sieglos und planlos aus Vietnam abzog:
Und immer, wenn du den Schmerz fühlst
Hey Jude, Lade dir nicht die Last der ganzen Welt auf deine Schultern
Du weißt, dumm ist, wer so tut, als ginge ihn alles nichts an.
Damit macht er die Welt nur noch kälter.
Nein, ich konnte nicht so tun, als ginge mich das alles nicht an. Aber ich konnte auch nicht die Last der ganzen Welt auf meine Schultern laden. Ich habe dann den Kriegsdienst verweigert und bin seitdem ein entschiedener Gegner von jeder Art Krieg und Militär. Du hier magst das vielleicht anders sehen. Ich sehe es so. Meine Abscheu gegen den Vietnamkrieg damals trug entscheidend dazu bei, dass ich Theologie studierte und heute hier auf der Kanzel stehe.
Warum erzähle ich das alles? Weil sich im Grunde nicht viel geändert hat. Heute haben wir andere Probleme wie den Klimawandel und sind betroffen von dem, was sich mit den Flüchtlingen im Mittelmeer abspielt. Doch hinter allem lauert nach wie vor die unterschätzte Kriegsgefahr. Wie soll man sich da verhalten?
Jeder von uns hier reagiert auf seine Weise. Der eine schaut weg. Der andere zuckt mit den Schultern. Der dritte ist angesichts der eigenen Hilflosigkeit nahezu verzweifelt. Ein vierter unterstützt die jungen Menschen mit ihrer Fridays For Future Bewegung. Ein Fünfter spendet für die Seenotrettung von Flüchtlingen. Ich finde es gut, wenn uns die Probleme unserer Zeit nach wie vor etwas angehen und wir nicht mit Gleichgültigkeit die Welt noch kälter machen.
Doch, und jetzt komme ich zum entscheidenden Punkt, es hilft niemandem, wenn wir glauben, wir alleine hätten alles in der Hand und müssten die Last der Welt tragen. Es bringt nichts, wenn wir ständig auf die Probleme starren wie das Kaninchen auf die Schlange. Das lähmt nur und nimmt die Hoffnung. Stattdessen brauchen wir immer wieder mal Abstand und eine andere Sichtweise, sonst werden wir scheitern.
Abstand und eine andere Sichtweise - das ist der springende Punkt. Nicht wir sind‘s doch, auf die alles allein ankommt, die alles allein schaffen müssen. Nicht wir regieren die Welt. Sondern es gilt, was im Bibelwort für diese Predigt aus dem ersten Buch der Chronik steht: Es freue sich der Himmel, und die Erde sei fröhlich, und man sage unter den Völkern: Der HERR regiert! (1. Chronik 16,31)
Der Herr regiert! – Das muss ich mir immer wieder einmal klarmachen, um nicht mutlos zu werden. Nicht Donald Trump regiert, nicht Vladimir Putin, nicht Xi Jinping. Auch nicht Frau Merkel. Gott hat auch die Staats- und Regierungschefs des G7 Treffens in der Hand, die seit Freitag in Biarritz beraten. Gut, wenn diese das auch wüssten und sich danach richten würden?
Am 10. Dezember 1968 starb im Alter von 82 Jahren der bedeutendste Theologe des 20. Jahrhunderts, der Schweizer Karl Barth. Am Vorabend seines Todes telefonierte er noch mit einem Freund. Sie sprachen über die damals bedrohliche Weltlage. Da sagte Barth: »Bleiben wir doch zuversichtlich auch in den dunkelsten Augenblicken! Lassen wir die Hoffnung nicht sinken, die Hoffnung für alle Menschen, für die ganze Völkerwelt! Gott lässt uns nicht fallen. Keinen einzigen von uns und uns alle miteinander nicht. Es wird regiert!«
Genau darauf kommt es meines Erachtens an. Vielleicht war das, was ich bisher gesagt habe nicht dein Thema. Vielleicht interessierst du dich nicht für Politik und auch nicht für Umweltfragen und gesellschaftliche Probleme. Aber was im Großen gilt, gilt auch im Kleinen. Gott regiert nicht nur das gesamte Universum. Er regiert auch dein und mein kleines Leben.
Jeder von uns macht sich ja auf die eine oder andere Weise Sorgen. Sei es um die eigene Gesundheit oder um Familienmitglieder. Seien es finanzielle, berufliche und sonstige Probleme. Und auch da gilt, dass ich nicht ständig um meine Sorgen kreisen darf wie der Mond um die Erde. Nicht nur die Himmelskörper, auch die Sorgen haben eine starke Anziehungskraft, sodass wir versucht sind, unsere Aufmerksamkeit ständig auf sie zu richten. 
Ich kenne ein paar durchaus gute Christen in unserer Gemeinde, die, sobald wir uns begegnen, ständig von ihren Krankheiten und ihren familiären Problemen reden. Natürlich sollen sie auch die Dinge zur Sprache bringen dürfen, die sie beschäftigen und belasten. Und dafür ist ja ein Pfarrer auch da, dass er sich dann für solche Leute Zeit nimmt und zuhört. Aber wenn es gar nicht mehr aufhört, wenn immerzu nur gejammert und geklagt wird als gäbe es sonst nichts Schlimmeres als die eigenen Sorgen, dann frage ich mich schon, wo denn da der Glaube und das Gottvertrauen bleiben. Auch im persönlichen Leben gilt dieselbe Feststellung wie im öffentlichen: Es wird regiert!
Dazu passt dieses kleine Gedicht, das ich sehr mag. Vielleicht gefällt es dir ja auch:
Ich komm’, weiß nicht woher / ich bin, und weiß nicht wer / ich leb’, weiß nicht wie lang / ich sterb’ und weiß nicht wann / ich fahr’, weiß nicht wohin / Mich wundert’s, dass ich fröhlich bin. ///////  Da mir mein Sein so unbekannt / geb' ich es ganz in Gottes Hand / die führt es wohl, so her wie hin / Mich wundert's, wenn ich noch traurig bin. (Hans Thoma)
Wir alle zusammen sind von Jesus eingeladen, immer wieder unsere Lasten und Sorgen an ihn abzugeben. »Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch!«, heißt es im ersten Petrusbrief. Tut Gott denn das nicht? Hat er denn das bisher nicht getan? Gilt denn plötzlich nicht mehr, was wir alle einmal gelernt haben: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“?
Neulich habe ich gelesen: Jeder Spatz ist eine Predigt gegen die Sorgen. Schließlich sagt Jesus: »Verkauft man nicht fünf Spatzen für zwei Groschen? Dennoch ist vor Gott nicht einer von ihnen vergessen. Fürchtet euch nicht! Ihr seid kostbarer als viele Spatzen.« (Lukas 12,6-7) Liebe Freunde, erinnert euch an dieses Wort, wenn ihr das nächste Mal einen Spatz seht und lasst euch von ihm sagen: „Gott denkt an dich und sorgt für dich! Er regiert dein kleines Leben und diese große Welt.“
Ich meine, wir sollten beides tun: Uns den kleinen und großen Probleme stellen und tun, was in unserer Macht steht. Wir sollten aber auch auf Gott schauen, der alles in der Hand hat. Nur beides zusammen bringt uns weiter. In einer kleine Geschichte heißt es dazu: 
Einige Fischer sind mit ihrem Boot draußen beim Fang. Da kommt ein großer Sturm auf. Sie fürchten sich so sehr, dass sie die Ruder loslassen und den Himmel anflehen, sie zu retten. Aber das Boot wird immer weiter abgetrieben. Da sagte ein alter Fischer: „Was habt ihr auch die Ruder losgelassen! Zu Gott beten und gleichzeitig rudern – nur das kann uns helfen.“
Rudern und beten, das Eine tun und das Andere nicht lassen – darauf kommt es an. Dann haben wir keinen Grund, uns von unseren Sorgen und Ängsten ins Bockshorn jagen zu lassen. Nein, wir müssen nicht die Last der ganzen Welt auf unseren Schultern tragen. Wir sind’s doch nicht, die alles so herrlich regieren. Er ist’s, der den Spatz nicht vergisst und dich auch nicht. Der die großen und die kleinen Leute in seiner Hand hat. Auf ihn dürfen wir unsere Sorgen werfen, weil er für uns sorgt. Von ihm können wir sagen: Es freue sich der Himmel, und die Erde sei fröhlich, und man sage unter den Völkern: Der Herr regiert! Das tun wir und so sagen wir zum Schluss jetzt alle gemeinsam: Der Herr regiert!
Alle: "Der Herr regiert!"
Amen

Samstag, 24. August 2019

gefunden und beschenkt hl

​​LosungWenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR. Jeremia 29,13-14 

Lehrtext: Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. Kolosser 3,2 

Liebe Leserin, lieber Leser,

hast du von ganzem Herzen Gott gesucht? Ich nicht. Stattdessen hat er mich gefunden wie der Hirte sein verlorenes Schaf in der Geschichte von Jesus (Lukas 15,3-7). Stattdessen hat er sich mir geschenkt, nicht zuletzt auch durch Menschen, die mir von ihm erzählt haben. Stattdessen tritt er mir auch heute noch in den Weg, wenn ich gedankenverloren und glaubensmüde dahintrotte. Plötzlich ist er mir wieder im Sinn, und ich weiß nicht, wie das geschehen ist. 
     Die Nonnen und Mönche in ihren Klöstern haben darum ein geregeltes geistliches Leben entwickelt. Sie lassen sich durch sechs Gebetszeiten am Tag an Gott erinnern: 5 Uhr Vigil, 6:25 Uhr Laudes, 7 Uhr hl. Messe, 12 Uhr Mittagshore, 17:30 Uhr Vesper, 19 Uhr Komplet. Diese Zeiten können von Kloster zu Kloster variieren. 
     Ich bin kein Mönch, lebe nicht im Kloster und bete auch nicht sechsmal am Tag bestimmte Sätze aus bestimmten Büchern zu bestimmten Zeiten. Doch mir tut es gut, wenn ich mindestens dreimal am Tag mit eigenen Worten (kurz) bete: Nach dem Aufwachen, vor dem Mittagessen, vor dem Einschlafen. Und manchmal sage ich spontan ein Stoßgebet oder bedanke mich, wenn ich etwas Schwieriges bestehen muss oder überstanden habe. Aber hin und wieder vergesse ich auch mal zu beten. Dann bedauere ich die versäumte Gelegenheit, mir helfen zu lassen.
     Was im Lehrtext steht, ist mir zu einseitig. Besser gefällt mir die Ordensregel der Benediktiner: „Ora et labora“. Sinngemäß heißt das: „Bete für deine Arbeit und arbeite für dein Gebet.“ Ich brauch doch Gott für das, „was auf Erden ist“ (Lehrtext). Brauche ihn in meinem Alltag. Und ich glaube, dass er mir da auch begegnen will und nicht nur in Gottesdiensten und bei besonderen Gebetszeiten. 
Dass so ein Satz wie der Lehrtext in der Bibel steht, hat höchstwahrscheinlich damit zu tun, dass die ersten Christen täglich mit der Wiederkunft Jesu Christi rechneten. Darum spielten die irdischen Dinge für sie keine große Rolle mehr. Das hat sich im Lauf der Zeit schnell wieder geändert. Wir müssen in unserer Zeit und in dieser Welt mit unserem Leben und unserem Glauben klarkommen. Und da ist das Gebet eine große Hilfe.

Gebet: Herr, ich bitte dich für die Menschen, die mir nahe stehen und für mich, dass du uns diesen Tag behütest wie auch die Tage zuvor. Ich bitte dich für die Kranken, die ich kenne, dass du ihnen auch heute wieder die Kraft gibst, die sie brauchen, um ihr Leiden tragen zu können. Schenke auch ihren Angehörigen diese Kraft, damit sie in dieser schweren Zeit mittragen können. Ich bitte dich für die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, dass du sie leitest und dein Wille geschehe. Ich bitte dich für mich: Suche mich immer wieder, wenn ich dich aus den Augen verliere. Erhalte meinen Glauben und lass mich leben im Vertrauen auf dich. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Freitag, 23. August 2019

Warum es dich gibt hl

LosungDein, HERR, ist die Größe und die Macht und die Herrlichkeit und der Ruhm und die Hoheit. Denn alles im Himmel und auf Erden ist dein. 1.Chronik 29,11 

LehrtextHerr, unser Gott, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen waren sie und wurden sie geschaffen. Offenbarung 4,11 

Liebe Leserin, lieber Leser,

was soll ich noch viel zu Losung und Lehrtext sagen? Ich sehe das ganz genauso. Ja, alles im Himmel und auf Erden gehört Gott. Die riesigen Galaxien mit ihren Milliarden Sonnen und Planeten im Universum gehören ihm genauso wie du und ich. Egal ob wir das glauben oder nicht. Und ja, durch seinen Willen wurden sie geschaffen. Leider verschweigt die Offenbarung (Lehrtext) den Grund, warum Gott die Welt und das Leben schaffen wollte. Kann man das denn wissen? Nun, im wissenschaftlichen Sinn nicht. Aber man kann das aus dem Glauben erschließen.
     Unser Glaubensbekenntnis beginnt mit dem Satz: „Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde …“ Mir ist erst vor nicht allzu langer Zeit klar geworden, was diese Reihenfolge bedeutet: erst der Vater, dann der Allmächtige, und dann erst der Schöpfer. Gott ist deshalb Vater, weil er einen Sohn hat, den er liebt. Mit ihm ist er durch den Heiligen Geist auf das Engste verbunden ist. Konsequent weitergedacht heißt das: Gott ist ein liebender Gott, das ist sein Wesen. Seine Allmacht ist die Kraft der Liebe. Und er hat aus Liebe die Welt und dich und mich geschaffen. Diese Erkenntnis scheint durch die verschiedenen Bibelworte und biblischen Geschichten hindurch und bringt sie zum Leuchten.
     Für dich und für mich heißt das: Auch wir beide sind von ihm aus Liebe geschaffen. Das allein ist der Grund, warum es uns gibt. Und wir haben im Glauben die Möglichkeit, nicht nur uns selbst, sondern auch die Welt um uns herum mit ihren hellen und dunklen Seiten so zu sehen. Auch unsere Mitmenschen, auch die Tiere, auch die Pflanzen, die ganze Natur hat Gott aus Liebe geschaffen und schafft sie noch. Dieser Blick kann dein Leben grundlegend verändern. Das geht nicht von jetzt auf gleich. Aber wir können uns darin einüben, die Welt und uns selbst immer öfter und immer mehr so zu sehen. Ob du das willst? Du kannst es ja mal versuchen.

Gebet: Herr, wie auch immer es mir geht, lass mich nicht mehr vergessen, dass ich von dir geliebt bin genauso wie meine Mitmenschen und die Welt. Manchmal ist das schwer zu glauben. Doch meistens bin ich zu nachlässig, um dir jeden Morgen aufs Neue dafür zu danken und mit diesem Blick durch den Tag zu gehen. Viel zu oft sehe ich auf mich. Viel zu selten auf dich. Erlöse mich aus dieser Selbstbezogenheit und mache mich frei, dich zu loben und dir zu danken für alles, was dir gehört und was du aus Liebe geschaffen hast. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Donnerstag, 22. August 2019

Das Größte und das Edelste hl

LosungEr ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat seines Volks geplagt war. Jesaja 53,8 

Lehrtext: Gedenkt an den, der so viel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, dass ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst. Hebräer 12,3 

Liebe Leserin, lieber Leser,
viele Christen denken bei dem Losungswort seit jeher an Jesus. Dieses Wort hat der sogenannte "Zweite Jesaja" ein halbes Jahrtausend vor Christi Geburt aufgeschrieben. Ganz prosaisch sagt dieses Bibelwort: 'Er, der Gottesknecht, wurde umgebracht, nachdem er für die Vergehen seines Volkes gefoltert worden war.' Wen der Zweite Jesaja damit gemeint hat, ist bis heute unklar.
     Doch schauen wir den Zusammenhang etwas genauer an. Da heißt es:
7 Er, der (geheimnisvolle) Gottesknecht , wurde misshandelt, aber er duldete es ohne ein Wort. Er war stumm wie ein Lamm, das man zur Schlachtung führt. 8 Er wurde verhaftet, zum Tode verurteilt und grausam hingerichtet. Niemand glaubte, dass er noch eine Zukunft haben würde. 
Man hat sein Leben auf dieser Erde ausgelöscht. Wegen der Sünden meines Volkes wurde er zu Tode gequält! 9 Man begrub ihn bei Gottlosen, im Grab eines reichen Mannes, obwohl er sein Leben lang kein Unrecht getan hatte. 10 Doch es war der Wille des HERRN: Er musste leiden und blutig geschlagen werden. Wenn er mit seinem Leben für die Schuld der anderen bezahlt hat, wird er Nachkommen haben. Er wird weiterleben und den Plan des HERRN ausführen. 11 Wenn er dieses schwere Leid durchgestanden hat, sieht er wieder das Licht und wird für sein Leiden belohnt. Der Herr sagt: »Mein Knecht kennt meinen Willen, er ist schuldlos und gerecht. Aber er lässt sich für die Sünden vieler bestrafen, um sie von ihrer Schuld zu befreien. 12 Deshalb wird er belohnt, weil er den Tod auf sich nahm und wie ein Verbrecher behandelt wurde. Er hat viele von ihren Sünden erlöst und für die Schuldigen gebetet.«  (Jesaja 53,7-12, leicht gekürzt. Übersetzung: HFA)
     Die Parallelen zu Leiden, Tod, Grablegung und Auferstehung Jesu sind unübersehbar. Mit diesem Jesaja-Wort wurde dann viel später in den Evangelien und Briefen des neuen Testamentes Jesu Tod gedeutet und gewertet. Diese Deutung hat sich in der Kirche durchgesetzt und bis heute behauptet. Wer sich dieser Deutung anschließt, ist mit seinem Glauben offiziell auf der sicheren Seite.
     Die dahinterstehende Vorstellung ist: Gott ist gerecht. Wenigstens er muss es sein in einer oft so ungerechten Welt. Deshalb gilt, dass die Sünder, die gegen sein Gesetz, wie es im Alten Testament steht (10 Gebote u.s.w.), verstoßen haben, bestraft werden müssen. Ein Unschuldiger, der Gottesknecht, aus dem später der Gottessohn wurde, nimmt diese Todesstrafe auf sich. Er erfüllt damit Gottes Willen und erlöst so die Sünder von ihrer Schuld. Danach wird er von Gott dafür belohnt und "sieht wieder das Licht". So bleibt Gott gerecht und der Mensch verschont.
     Hm, was denkst du dazu? Ist das der Gott, an den du glaubst, dem du vertraust? Schwierig, nicht wahr?
     Ich finde in der Bibel, was ich für das Evangelium und das Gold des Glaubens halte: Ja, Gott ist gerecht. Aber anders als wir Menschen, sonst wäre er nicht Gott, sondern nur ein Übermensch. Seine Gerechtigkeit ist seine Liebe. Ja, wir Menschen, wir alle, gehen an unserer Sünde und Schuld zu Grunde. Doch Gott will seine Geschöpfe nicht verlieren. Er liebt uns seit jeher. Er rettet uns durch seinen Sohnes Jesus, der Gottes Liebe bis zuletzt nicht verrät. Er liebt sogar seine Feinde, die ihn foltern und grausam hinrichten und betet für sie. Das ist göttlich. Das ist das Größte und Edelste im ganzen Universum. Mehr geht nicht. 

Gebet: Herr, wir haben unsere Gerechtigkeit und du hast deine. Wir urteilen und strafen nach unseren Gesetzen und unserem „gesunden“ Menschenverstand. Wir tun, was einsichtig ist und vernünftig. Was recht und billig ist. Aber du handelst nach dem Maßstab deiner Liebe. Du sagst nicht: „Strafe muss sein“. Du handelst nicht nach einem allgemeinen Prinzip von Gerechtigkeit und scherst uns Menschen über diesen Kamm. Du wirst jedem einzelnen von uns gerecht, weil du weißt, warum wir so sind wie wir sind. Du kennst unsere tiefsitzenden Ängste, die uns immer wieder schuldig werden lassen. Und du weißt, dass uns nur das Vertrauen auf dich heilt. Stärke unser Vertrauen. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

Mittwoch, 21. August 2019

Gnade statt Religionskrampf hl

LosungIch will des HERRN Zorn tragen, denn ich habe wider ihn gesündigt. Micha 7,9 

Lehrtext: Demütigt euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen. Jakobus 4,10  

Liebe Leserin, lieber Leser,

natürlich kannst du den Worten in Losung und Lehrtext glauben, weil sie halt in der Bibel stehen und weil man dir vielleicht beigebracht hat, dass man alles glauben muss, was  in diesem Buch aufgeschrieben ist. Ob es dir aber mit diesem Glauben an einen zornigen Gott, vor dem du dich demütigen musst, gut geht, ist eine andere Frage. 
     Vielleicht denkst du jetzt: Es geht doch nicht darum, dass es mir mit dem Glauben gut geht, sondern dass ich glaube was dasteht. Wirklich? Ist das das Evangelium, die gute Nachricht von Jesus Christus? Ich denke schon, mehr noch ich glaube, dass Gott in Jesus zu uns Menschen gekommen ist, damit es uns mit ihm gut geht so wie es dem betrügerischen Zachäus, den Kranken, den Kindern, den Frauen, den Verlorenen, den Hoffnungslosen, den Sündern mit Jesus gut gegangen ist. Schließlich hat Gott unser Wohl und Heil im Blick und nicht sein eigenes.
     Ich vermute, hinter der Forderung des Jakobus (Lehrtext) steht ein problematisches Kalkül: 'Wenn ich mich nur vor Gott genug demütige, wird er mich schon erhöhen.' Aber diese Rechnung geht nicht auf. Gott lässt sich nicht manipulieren, schon gar nicht mit zweifelhafter Demut. Dass er dich und mich annimmt und zu sich zieht, also erhöht, ist reines, unverdientes Geschenk, also Gnade. Sie wirft den Menschen nicht erst in den Staub, um ihn dann wieder aufzurichten. Sie richtet jeden auf, der sowieso schon am Boden liegt, damit er wieder auf die Beine kommt und Gott preisen kann.

Gebet: Herr, ich lass mich nicht an dir irremachen, dass ich vor deinem angeblichen Zorn Angst habe oder der Forderung nachkomme, mich zu demütigen. Weder bist du so ein negativer Gott noch will ich so einen negativen Glauben. Vielmehr freue ich mich, weil es mir mit dir gut geht, weil du meine Seele belebst und mich immer wieder aufrichtest, wenn ich niedergeschlagen bin. Danke, dass ich diesen Religionskrampf hinter mir lassen und mich voll Vertrauen und Zuversicht dir zuwenden kann. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Dienstag, 20. August 2019

Militär und Krippenkind hl

LosungEr heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst. Jesaja 9,5 

Lehrtext: Jesus fragte die Jünger: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? Matthäus 16,15 

Liebe Leserin, lieber Leser,

hast du schon mal einen Soldatenfriedhof besucht? Als junger Mann hatte ich daran kein Interesse. Das hat sich geändert. Auf Soldatenfriedhöfen lernt man so einiges über den Krieg und die Verblendung der Menschen, über sinnlos geopfertes, junges Leben und das entsetzliche Leid von Müttern, Frauen und Kindern. 
     Ihr Mütter, Frauen und Schwestern – wollt ihr, dass eure Söhne, Männer und Brüder in einer Soldatenuniform sterben? Wollt ihr, dass sie vielleicht zuvor anderen Müttern, Frauen und Schwestern großes Leid zugefügt haben? Ihr Söhne, Männer, Väter und Brüder, wollt ihr solche Soldaten sein? Wenn ihr das erstmal seid, werdet ihr nicht mehr gefragt. Wollt ihr, dass eure Mütter, Frauen, Kinder und Schwestern leiden müssen euretwegen? Wollt ihr eure Brüdern auf der anderen Seite der Front ermorden? Sie sind genauso wenig Feinde wie ihr, sondern nur Menschen mit Ängsten und Hoffnungen - wie ihr. Darum sagt Nein, jetzt schon und nicht erst, wenn es zu spät ist!

Soldat Soldat in grauer Norm
Soldat Soldat in Uniform
Soldat Soldat, ihr seid so viel
Soldat Soldat, das ist kein Spiel
Soldat Soldat, ich finde nicht
Soldat Soldat, dein Angesicht
Soldaten sehn sich alle gleich
Lebendig und als Leich.

Soldat Soldat, wo geht das hin
Soldat Soldat, wo ist der Sinn
Soldat Soldat, im nächsten Krieg
Soldat Soldat, gibt es kein Sieg
Soldat, Soldat, die Welt ist jung
Soldat Soldat, so jung wie du
Die Welt hat einen tiefen Sprung
Soldat, am Rand stehst du.

(Wolf Biermann)
  
     Du denkst vielleicht, das sei alles weit weg. Wirklich? Das haben die Menschen nach dem Ersten Weltkrieg auch gedacht. Sind denn die gigantischen Waffenberge und die bis an die Zähne bewaffneten Truppen in unserer Zeit nur Spielzeug? Über unser Pfarrhaus fliegen täglich (!) die dröhnenden Kampfhubschrauber der US-Armee, auch nachts, und erinnern an Leid und Tod. „Sie üben ja nur“, heißt es beschwichtigend. Aber wozu?
     Wie stolz sind Soldaten in Friedenszeiten auf ihre Uniform! Früher noch mehr als heute. Da mussten die Burschen die Stiefel ihrer Offiziere polieren und die Schneider ganze Arbeit leisten. Kein Stäubchen durfte auf der Uniform sein, kein Fleck. Und dann, nach einer Schlacht, nach dem verlorenen Krieg – was blieb da noch übrig von all der uniformierten Pracht und Herrlichkeit? Die stolzen Offiziere warfen ihre verdreckten Stiefel weg, verbrannten ihre blutverschmierten und zerrissenen Uniformen. Stattdessen zogen sie schäbige Zivilkleider über, damit sie unerkannt blieben und nicht in Gefangenschaft kamen.
     So ist es seit tausenden von Jahren. Und so wird es auch in Zukunft sein. Die jetzt wieder marschieren und in ihren Uniformen stolzieren – warum sollten sie ein anderes Schicksal haben als frühere Soldatengenerationen? „Uns wird es schon nicht so ergehen.“ Ja, dieser Irrtum ist unausrottbar und wurde und wird vielen zum Verhängnis. 
     Zu alledem sagt unser heutiges Bibelwort:
»
Die Soldatenstiefel, die beim Marschieren so laut dröhnen, und all die blutverschmierten Uniformen werden ins Feuer geworfen und verbrannt. Denn uns ist ein Kind geboren! Ein Sohn ist uns geschenkt! Er wird die Herrschaft übernehmen. Man nennt ihn »Wunderbarer Ratgeber«, »Starker Gott«, »Ewiger Vater«, »Friedensfürst«. Er wird seine Herrschaft weit ausdehnen und dauerhaften Frieden bringen.« (Jesaja 9,4-6a)
     Wohlgemerkt: Die Zeit der Stiefel und Uniformen soll vorbei sein, DENN ein Kind ist geboren und kein "starker Mann" ergreift die Macht. Ein Sohn ist uns geschenkt und kein General  vor die Nase gesetzt. Er herrscht mit seinem Rat und nicht mit Gewalt. Er ist unser starker Gott und kein charakterschwacher Mensch. Er ist ein liebender Vater von Ewigkeit her und kein selbstsüchtiger Diktator. Er ist der Friedensfürst und kein Kriegsminister. Diesem Kind geht es um dauerhaften Frieden und nicht um die dauerhafte Sicherung seiner Macht. Von diesem Kind redete der Prophet Jesaja, ohne zu wissen, von wem er da sprach. Vor diesem Kind knieten später Könige (Weise) im Stall. Dieses Kind, der König am Kreuz, ist für mich die einzige Hoffnung und Rettung. Und ich glaube, für uns Menschen insgesamt.
     Viele meinen, das seien Träume. Das sei eine Utopie, etwas, das (noch) keinen Ort hat. Vielleicht. Aber Träume und Utopien können Wegweiser sein zu dem Ziel, das wir gemeinsam ansteuern können.
     "Für wen haltet ihr mich?", fragt Jesus (Lehrtext). Für wen hältst du ihn? Petrus antwortete ihm damals: »Du bist der Sohn des lebendigen Gottes!« Das glaube ich auch. Und dies: In seinem geliebten Sohn kommt der Gott des Friedens zu dir und zu mir und zeigt sich, wer und wie er ist.

Gebet: O Gott, wir sind uns selbst die schlimmsten Feinde, solange wir uns auf Waffen und nicht auf dich verlassen. Heile uns von der Angst, dass andere unsere Feinde sind und mache uns fähig, besonnen und unbeirrt für den Frieden einzutreten. Gieße dazu deinen Geist in unser Herz, damit wir auch im Kleinen friedensfähig werden. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Nachtrag: Heute Abend, 20. August 2019, kam ein Themenabend auf ARTE-TV über den Vietnamkrieg (9 Folgen in der Mediathek. Hier Folge 7 von 9). Ich bitte dich inständig, wenigstens diese Folge anzusehen. Wenn man da noch einmal vor Augen geführt bekommt, welche Versager und Schurken in Politik und Militär auf allen Seiten aus Machtgier und Eitelkeit tausende von jungen Menschen und das Leid deren Familien auf dem Gewissen haben, kann man eigentlich nur noch verzweifeln. Doch das hilft nicht. Wir beide, du und ich, müssen uns nur um so entschiedener gegen die militärischen und machtpolitischen Lügen in Vergangenheit und Gegenwart  zu Wort melden. Im Unterschied zu früheren Generationen gilt für uns im Zeitalter von Internet und unbegrenztem Zugang zu Informationen: Wer wirklich wissen will, kann wissen, wenn er denn bereit ist, den Fakten mehr zu trauen als den eigenen Vorurteilen und Ängsten. Ich bin zutiefst überzeugt: Es gibt keine Alternative zum Gebot von Jesu Feindesliebe - oder wir versinken immer wieder in der Hölle des Krieges.

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