Dienstag, 20. August 2019

Militär und Krippenkind hl

LosungEr heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst. Jesaja 9,5 

Lehrtext: Jesus fragte die Jünger: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? Matthäus 16,15 

Liebe Leserin, lieber Leser,

hast du schon mal einen Soldatenfriedhof besucht? Als junger Mann hatte ich daran kein Interesse. Das hat sich geändert. Auf Soldatenfriedhöfen lernt man so einiges über den Krieg und die Verblendung der Menschen, über sinnlos geopfertes, junges Leben und das entsetzliche Leid von Müttern, Frauen und Kindern. 
     Ihr Mütter, Frauen und Schwestern – wollt ihr, dass eure Söhne, Männer und Brüder in einer Soldatenuniform sterben? Wollt ihr, dass sie vielleicht zuvor anderen Müttern, Frauen und Schwestern großes Leid zugefügt haben? Ihr Söhne, Männer, Väter und Brüder, wollt ihr solche Soldaten sein? Wenn ihr das erstmal seid, werdet ihr nicht mehr gefragt. Wollt ihr, dass eure Mütter, Frauen, Kinder und Schwestern leiden müssen euretwegen? Wollt ihr eure Brüdern auf der anderen Seite der Front ermorden? Sie sind genauso wenig Feinde wie ihr, sondern nur Menschen mit Ängsten und Hoffnungen - wie ihr. Darum sagt Nein, jetzt schon und nicht erst, wenn es zu spät ist!

Soldat Soldat in grauer Norm
Soldat Soldat in Uniform
Soldat Soldat, ihr seid so viel
Soldat Soldat, das ist kein Spiel
Soldat Soldat, ich finde nicht
Soldat Soldat, dein Angesicht
Soldaten sehn sich alle gleich
Lebendig und als Leich.

Soldat Soldat, wo geht das hin
Soldat Soldat, wo ist der Sinn
Soldat Soldat, im nächsten Krieg
Soldat Soldat, gibt es kein Sieg
Soldat, Soldat, die Welt ist jung
Soldat Soldat, so jung wie du
Die Welt hat einen tiefen Sprung
Soldat, am Rand stehst du.

(Wolf Biermann)
  
     Du denkst vielleicht, das sei alles weit weg. Wirklich? Das haben die Menschen nach dem Ersten Weltkrieg auch gedacht. Sind denn die gigantischen Waffenberge und die bis an die Zähne bewaffneten Truppen in unserer Zeit nur Spielzeug? Über unser Pfarrhaus fliegen täglich (!) die dröhnenden Kampfhubschrauber der US-Armee, auch nachts, und erinnern an Leid und Tod. „Sie üben ja nur“, heißt es beschwichtigend. Aber wozu?
     Wie stolz sind Soldaten in Friedenszeiten auf ihre Uniform! Früher noch mehr als heute. Da mussten die Burschen die Stiefel ihrer Offiziere polieren und die Schneider ganze Arbeit leisten. Kein Stäubchen durfte auf der Uniform sein, kein Fleck. Und dann, nach einer Schlacht, nach dem verlorenen Krieg – was blieb da noch übrig von all der uniformierten Pracht und Herrlichkeit? Die stolzen Offiziere warfen ihre verdreckten Stiefel weg, verbrannten ihre blutverschmierten und zerrissenen Uniformen. Stattdessen zogen sie schäbige Zivilkleider über, damit sie unerkannt blieben und nicht in Gefangenschaft kamen.
     So ist es seit tausenden von Jahren. Und so wird es auch in Zukunft sein. Die jetzt wieder marschieren und in ihren Uniformen stolzieren – warum sollten sie ein anderes Schicksal haben als frühere Soldatengenerationen? „Uns wird es schon nicht so ergehen.“ Ja, dieser Irrtum ist unausrottbar und wurde und wird vielen zum Verhängnis. 
     Zu alledem sagt unser heutiges Bibelwort:
»
Die Soldatenstiefel, die beim Marschieren so laut dröhnen, und all die blutverschmierten Uniformen werden ins Feuer geworfen und verbrannt. Denn uns ist ein Kind geboren! Ein Sohn ist uns geschenkt! Er wird die Herrschaft übernehmen. Man nennt ihn »Wunderbarer Ratgeber«, »Starker Gott«, »Ewiger Vater«, »Friedensfürst«. Er wird seine Herrschaft weit ausdehnen und dauerhaften Frieden bringen.« (Jesaja 9,4-6a)
     Wohlgemerkt: Die Zeit der Stiefel und Uniformen soll vorbei sein, DENN ein Kind ist geboren und kein "starker Mann" ergreift die Macht. Ein Sohn ist uns geschenkt und kein General  vor die Nase gesetzt. Er herrscht mit seinem Rat und nicht mit Gewalt. Er ist unser starker Gott und kein charakterschwacher Mensch. Er ist ein liebender Vater von Ewigkeit her und kein selbstsüchtiger Diktator. Er ist der Friedensfürst und kein Kriegsminister. Diesem Kind geht es um dauerhaften Frieden und nicht um die dauerhafte Sicherung seiner Macht. Von diesem Kind redete der Prophet Jesaja, ohne zu wissen, von wem er da sprach. Vor diesem Kind knieten später Könige (Weise) im Stall. Dieses Kind, der König am Kreuz, ist für mich die einzige Hoffnung und Rettung. Und ich glaube, für uns Menschen insgesamt.
     Viele meinen, das seien Träume. Das sei eine Utopie, etwas, das (noch) keinen Ort hat. Vielleicht. Aber Träume und Utopien können Wegweiser sein zu dem Ziel, das wir gemeinsam ansteuern können.
     "Für wen haltet ihr mich?", fragt Jesus (Lehrtext). Für wen hältst du ihn? Petrus antwortete ihm damals: »Du bist der Sohn des lebendigen Gottes!« Das glaube ich auch. Und dies: In seinem geliebten Sohn kommt der Gott des Friedens zu dir und zu mir und zeigt sich, wer und wie er ist.

Gebet: O Gott, wir sind uns selbst die schlimmsten Feinde, solange wir uns auf Waffen und nicht auf dich verlassen. Heile uns von der Angst, dass andere unsere Feinde sind und mache uns fähig, besonnen und unbeirrt für den Frieden einzutreten. Gieße dazu deinen Geist in unser Herz, damit wir auch im Kleinen friedensfähig werden. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Nachtrag: Heute Abend, 20. August 2019, kam ein Themenabend auf ARTE-TV über den Vietnamkrieg (9 Folgen in der Mediathek. Hier Folge 7 von 9). Ich bitte dich inständig, wenigstens diese Folge anzusehen. Wenn man da noch einmal vor Augen geführt bekommt, welche Versager und Schurken in Politik und Militär auf allen Seiten aus Machtgier und Eitelkeit tausende von jungen Menschen und das Leid deren Familien auf dem Gewissen haben, kann man eigentlich nur noch verzweifeln. Doch das hilft nicht. Wir beide, du und ich, müssen uns nur um so entschiedener gegen die militärischen und machtpolitischen Lügen in Vergangenheit und Gegenwart  zu Wort melden. Im Unterschied zu früheren Generationen gilt für uns im Zeitalter von Internet und unbegrenztem Zugang zu Informationen: Wer wirklich wissen will, kann wissen, wenn er denn bereit ist, den Fakten mehr zu trauen als den eigenen Vorurteilen und Ängsten. Ich bin zutiefst überzeugt: Es gibt keine Alternative zum Gebot von Jesu Feindesliebe - oder wir versinken immer wieder in der Hölle des Krieges.

Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden, sie werden im Internet-Blog korrigiert.
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Alle bisherigen Losungsauslegungen im Internet-Blog<http://glaubenswachstum.blogspot.com/
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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

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