Mittwoch, 18. September 2019

Goldene Worte aus Gottes Schatz hl

LosungHERR, ich freue mich über den Weg deiner Zeugnisse wie über allen Reichtum. Psalm 119,14 

Lehrtext: Darum gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt. Matthäus 13,52 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ist das Christentum wirklich eine schwarz-weiß Religion, in der es Jahrhunderte darum ging, die Gläubigen zu knechten und die Ungläubigen zu verbrennen?
     Das könnte man manchmal meinen, wenn man die Verse liest, die dem heutigen Lehrtext vorangehen: »Am Ende der Welt werden die Engel kommen und die gottlosen Menschen von denen trennen, die nach Gottes Willen gelebt haben. Dann werden sie die Gottlosen in den brennenden Ofen werfen, wo es nur noch Heulen und ohnmächtiges Jammern gibt. Habt ihr das alles verstanden?«, fragte Jesus seine Jünger. »Ja«, erwiderten sie.« (Matthäus 13,49-51)
     Die Kirche hatte sich solche Bibelworte vom Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit zu eigen gemacht. Sie hatte sich damit Macht über die Menschen angemaßt und als angebliche Stellvertreterin Gottes auf Erden die verbrannt, die sie für gottlos hielt, zum Beispiel die sogenannten Hexen. "Gottlos“ waren aber auch ihre Kritiker, die das schändliche Treiben vieler Päpste und Kirchenfürsten, ihre Gier nach Reichtum und politischer Macht sowie ihren Lebenswandel angeprangert haben. 
     Ja aber hat nicht Jesus selbst das mit den Gottlosen und dem brennenden Ofen gesagt? Nein! Auch wenn es im Matthäusevangeliums so steht. Das sage ich als ausgebildeter Theologe oder, wenn man so will, als „Schriftgelehrter“, obwohl ich diese Bezeichnung nicht gerne höre. Waren die Schriftgelehrten doch zumeist erbitterte Gegner von Jesus, die mit dazu beigetragen haben, dass er am Kreuz umgebracht worden ist.
     Im heutigen Lehrtext aber kommen die Schriftgelehrten gut weg, sofern sie „zu Gottes himmlischem Reich gehören und das, was sie darüber gelernt haben, weitergeben.“ (Lehrtext)
     Doch der Reihe nach. Warum glaube ich, dass Jesus den Satz mit dem „brennenden Ofen“ nicht gesagt hat? Ganz einfach, weil er dann nicht in der Krippe hätte liegen und am Kreuz hängen müssen. Wenn es so primitiv wäre wie in den oben genannten Sätzen vom brennenden Ofen, dann könnte ich auch radikaler Moslem sein. Dann wäre Jesus auch nur so ein Prediger, der den Menschen die Hölle heiß gemacht und sie in Angst und Schrecken versetzt hat. Die Taliban lassen grüßen.      
     Aber warum steht dann dieser Satz im Matthäusevangelium? Ich schreibe mal, was ich vermute: Der Evangelist Matthäus hat erst ein halbes Jahrhundert nach Jesu Tod viele Geschichten und einzelne Worte, die Jesus zugeschrieben wurden, gesammelt und daraus sein Evangelium zusammengestellt. So hat er auch jenes scharfe Wort vom brennenden Ofen vorgefunden. Vielleicht wurde es in den ersten Christengemeinden dazu benutzt, um bei den Juden Eindruck zu machen, um zu zeigen, wie ernst sie  den Willen Gottes nehmen. 
     Genaues kann man nicht mehr sagen. Doch man kann der Bibel Maßstäbe entnehmen, was mit dem Evangelium von Jesus vereinbar ist, was ihm entspricht, und was nicht. Und dieser Satz vom brennenden Ofen hat mit Jesu göttlichem Gebot, auch die Feinde zu lieben, nichts, aber auch gar nichts zu tun. Und noch weniger damit, dass er die Sünde der Welt getragen und am Kreuz alle (!) Menschen von ihrer Schuld erlöst hat. Wie sonst soll man sein letztes Gebet verstehen: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“? Dass das bis heute einige Superfromme nicht gerne hören – geschenkt. Doch diejenigen, die gerne jenen Ofen schüren, gehen selbstverständlich davon aus, dass er immer nur für die anderen brennt und nicht für sie selbst.
     Unseren Lehrtext aber halte ich für ein echtes Jesuswort, da er sagt: »Jeder Schriftgelehrte, der zu Gottes himmlischem Reich gehört und das, was er darüber gelernt hat, weitergibt, ist wie ein Hausherr, der aus seiner Vorratskammer Neues und Altes hervorholt.«  (Matthäus 13,52) 
     Ich verstehe diesen Satz so: Jeder, der die Bibel studiert, um weiterzugeben, was er gelernt hat, soll das im Einflussbereich Gottes (= Gottes himmlisches Reich) tun, geleitet von seinem Geist. Dann hat er einen Schatz von nahrhaften, biblischen Geschichten und goldenen Bibelworten, den er unter seinen Mitmenschen wie Brot verteilt, damit ihre Seele davon lebe. Dann kann er sie trösten und ermutigen, aufrichten und stärken, kann sie einladen, Gott zu vertrauen und Jesus zu lieben, kann sie motivieren, auch ihrerseits barmherzig und gütig zu sein, freundlich und hilfsbereit. 
     Dazu gehört aber auch, dass ich nicht nur ständig wiederhole, was schon immer gesagt worden ist, sondern mich auch bemühe, die Bibel in meiner Zeit neu zu verstehen. Dann mache ich neue Entdeckungen und gewinne neue Einsichten. Dann sprechen mich manche Bibelworte ganz neu und unmittelbar an und ich kann mich darüber freuen, weil sie mich bereichern wie ein Schatz (vergleiche Losung).
     Also, ist das Christentum wirklich eine schwarz-weiß Religion? Ja, das war es oft und ist es teilweise noch bis heute. Doch die Menschen in allen Religionen sind nicht dazu da, Vorschriften zu beachten und Gesetze zu befolgen, sondern Gottes Liebe zu erkennen, anzunehmen und weiterzugeben. Denn der Mensch ist nicht für die Religion da, sondern die Religion für den Menschen. Sie soll ihm dienen, damit er sich gemeinsam mit anderen seines Lebens freue.
     
Gebet: Herr, dein Evangelium, deine guten Worte bereichern und ermutigen mich. Mit dem, was du sagst, verletzt du nicht, sondern heilst; verurteilst du nicht, sondern vergibst; tötest du nicht, sondern schenkst neues Leben. Darum ist dein Wort Balsam für meine Seele und Licht für meinen Geist. Lass mich dein Wort immer besser und tiefer verstehen. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden, sie werden im Internet-Blog korrigiert.
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Alle bisherigen Losungsauslegungen im Internet-Blog<http://glaubenswachstum.blogspot.com/
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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach


2 Kommentare:

  1. Guten Morgen,
    vielen Dank für die tägliche Bibelauslegung. Ich versuche sie jeden Morgen zu lesen und profitiere sehr davon.
    Heute stimmt aber etwas nicht im 2. Absatz.

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  2. Danke für den Hinweis. Das Diktiermikrophon war noch offen, als ich mit meiner Tochter geredet habe.

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