Losung: Siehe, meine Tage sind eine Handbreit bei dir, und mein Leben ist wie nichts vor dir. Ach, wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben! Psalm 39,6
Lehrtext: Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium. 2.Timotheus 1,10
Liebe Leserin, lieber Leser,
kurz und zerbrechlich ist das Menschenleben und wenn es 90 Jahre währt. War es nicht vorgestern, dass ich ein Kind war und gestern, dass ich jung war und voller Lebensenergie? Der Morgen ist vorüber. Der Tag hat sich geneigt. Die Schatten werden länger. Bald ist es Nacht: »Siehe, meine Tage (!) sind eine Handbreit bei dir.« Eine Handbreit.
Ich habe an meine Urgroßeltern keine Erinnerung. Und meine Urenkel werden sich nicht an mich erinnern. Vielleicht bleibt ein Foto, eine Notiz. Aber das bin dann nicht mehr ich.
Meine zweite Tochter
hat vor kurzem ein Paket Wäsche mit einem Zettel von meiner Mutter hervorgekramt.
Darauf waren mit ihrer akkuraten Handschrift die Wäschestücke verzeichnet,
die sie ihr einst vermacht hatte. Für meine Mutter waren Bett- und Tischwäsche noch
kostbar. Doch der Geschmack hat sich geändert. Jetzt wird sie nicht mehr
gebraucht. Meine verheirateten Kinder haben genug, um sich eigene Bett- und
Tischwäsche zu kaufen. Aber was sie sich nicht kaufen können, ist die
Erinnerung an ihre geliebte Oma, die der Zettel wieder geweckt hat. Für ihre
Kinder aber hat er keine Bedeutung mehr.
Die beiden Bibelworte und die Gedanken, die ich mir dazu mache, sagen mir: Hans, sei realistisch und nimm dich nicht so wichtig. Wenn du kannst, mach anderen das Leben leichter, aber sei ihnen keine Last. Lass sie jetzt machen und nimm dich zurück. Sie sollen dich einmal nicht als Nörgler in Erinnerung behalten. Jetzt, da deine Zeit abnimmt, soll Gott in deinem Leben zunehmen. Aber auch, wenn ich winziger Lebensfunke vor dem Ewigen »gar nichts« bin, wie die Losung sagt, so bin und bleibe ich für den Barmherzigen doch sein Kind, das er nicht vergisst.
Gebet: Herr, was einmal mit mir wird, wenn ich gestorben bin, weiß ich nicht. Doch ich tröste mich damit, dass du es weißt. Dir gehöre ich in der Zeit und dir gehöre ich in der Ewigkeit. Ich bin dir dankbar für das Leben, das du mir gegeben hast trotz aller Brüche und Enttäuschungen. Für den Segen, den ich von dir bekommen habe. Für meine Kinder und Enkel und nicht zuletzt für meinen Glauben. Und wenn es nach deinem Willen soweit ist, möchte ich es dir wieder dankbar zurückgeben können. Amen
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr.
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