Montag, 2. November 2020

Lass dich einfach beschenken hl

Losung: Der HERR schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, dass er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage. Aber sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer. Psalm 14,3 

Lehrtext: Da ist kein Unterschied: Alle haben ja gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verspielt. Gerecht gemacht werden sie ohne Verdienst aus seiner Gnade durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist. Römer 3,22-24 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

neulich erzählte mir jemand von einem Elfjährigen, der seine Familie terrorisiert. Wenn es nicht nach seinem Willen geht, schreit er minutenlang, dass man es noch auf der Straße hört. Er schmeißt mit Gegenständen nach seinen Angehörigen und zerstört in seiner Wut, was er gerade in die Finger bekommt. Die Familie ist hilflos und leidet.

     Früher sagte man, „Das ist aber ein böses Kind!“ Manche sagen das in so einem Fall noch heute. Sie verstehen nicht, dass dieses Kind nicht „terrorisiert“, sondern auf seine Weise nach Hilfe ruft. Es braucht keine Strafe, sondern Therapeuten, die  sich um eine passende Behandlung bemühen. Es steckt in diesem Alter in einem komplizierten Entwicklungsprozess, in dem die biochemischen Prozesse im Gehirn neu abgestimmt werden, was bei jedem Menschen in diesem Alter mehr oder weniger problematisch verläuft.

     Doch auch wenn sie manchmal am Ende ihrer Kraft sind, schlagen die Eltern ihr Kind nicht. Sie schenken ihm nach wie vor ihre Zuwendung und Aufmerksamkeit und bringen für ihren kleinen Sohn viel Geduld auf.

     Und jetzt zu den beiden Bibelworte und zu dir: Bist du verdorben und tust überhaupt nichts Gutes (Losung)? Und hast du die Herrlichkeit Gottes verspielt (Lehrtext)? Kurz: Bist du ein böser Mensch? Schließlich sprechen Losung und Lehrtext heute von „allen“ Menschen, zu denen du doch wohl auch gehörst. Aber das ist zu kurz gegriffen.

Ich spreche jetzt mal von mir: Ja, es stimmt schon, ich muss mir immer wieder mal meine negativen Gefühle und Gedanken verbieten. Und wenn nahezu alle in meiner Umgebung Schadenfreude geäußert hatten über die Corona-Infektion des problematischen Donald Trump, dann musste ich zu mir sagen: „Hans, da machst du jetzt nicht mit. Schadenfreude ist nicht angebracht.“ Aber dann ertappe ich mich doch immer wieder bei solchen Gefühlen und Gedanken und versuche, wenigstens meine Worte und Taten im Zaum zu halten.

     Ja, ich bleibe hin und wieder meinen Mitmenschen die Liebe schuldig, die ich von Gott bekommen habe und an sie weitergeben soll. Das ist in den Worten der Bibel Sünde. Dann wären da noch ein weltweites, ungerechtes Wirtschaftssystem, unter dem Menschen in anderen Ländern leiden, von dem ich aber in unserem wohlhabenden Land profitiere. Oder eine rücksichtslose Tierhaltung zur Produktion von Billigfleisch oder der Klimawandel. In all das bin ich mit hineinverstrickt, ob ich das will oder nicht.

     Aber bin ich deswegen schon verdorben und tue nichts Gutes? Nein, so sehe ich mich nicht. Ich weiß aber andererseits auch, dass ich mich bei Gott nicht lieb Kind machen kann, auch wenn ich mich noch so bemühe. Alle Bekehrungsversuche und Lebensübergaben bewirken bei ihm nichts. Ebenso wenig wie Spenden, Gebete, gute Taten, Bibellesen, Gottesdienstbesuche oder ein moralisch einwandfreies Leben. Mit alledem kann ich auf Gott keinen Eindruck machen und ihn auch nicht dazu bewegen, irgendetwas zu meinen Gunsten zu tun. Das alles tue ich nicht, um ihm einen Gefallen zu erweisen, sondern mir und vielleicht meinen Mitmenschen. Gott aber ist nicht zu beeinflussen. Ja nicht einmal mein Glaube ist eine „Eintrittskarte ins Himmelreich“. Was ist denn schon mein Glaube? Kann ich mir denn sicher sein, dass ich es richtig mache und dass ich genug glaube?

     Ja, ich werde »gerecht gemacht ohne Verdienst aus seiner Gnade durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist«, schreibt der Apostel Paulus im Lehrtext. Und zu Gottes Gnadengeschenk gehört auch mein Glaube, auf den ich mir nichts einbilden kann. Warum aber dann die Rede von davon, dass alle Menschen verdorben sind, sündigen und nichts Gutes tun?

Oft lag in den Kirchen und Glaubensgemeinschaften das Gewicht genau darauf: Erst hat man mit solchen Worten die Leute fertiggemacht und niedergedrückt, ihnen gedroht, Pflichten und Bußleistungen auferlegt, um sie dann mit dem Versprechen von Gottes Gnade wieder hochzukitzeln. Doch im Lehrtext liegt das Gewicht nicht auf meinem Versagen, sondern ganz auf Gottes Gnade. Mit anderen Worten: Ich soll einsehen, dass ich nichts beitragen kann, um Gott recht zu sein, sondern ich bin ihm recht weil ich sein Kind bin. Er liebt mich nicht, weil ich seiner Liebe würdig wäre, sondern weil ich sie brauche. Das ist sein Gnadengeschenk, das mich gelassen und dankbar macht.

     Wenn schon jene Eltern trotz aller Probleme ihrem schwierigen Kind Liebe und Geduld schenken, um wie viel mehr tut das Gott. Er hat Geduld mit mir und straft nicht. Er heilt von der Infektion böser Gedanken und Gefühle. Und weil ich sein Kind bin und du auch, darum sind wir ihm recht.    

Gebet: Herr, du hast alles für mich getan, alles. Das ist deine umfassende Gnade. Ich will sie nicht kleiner machen, indem ich meine, selbst etwas dazu beitragen zu müssen. Ich lasse ich mich von dir beschenken, jeden Tag aufs Neue. Was für ein Glück, dich in meinen guten und schweren Zeiten als meinen Gott und Vater zu haben! Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr.

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2 Kommentare:

  1. Schadenfreude bei was auch immer, ist grundsätzlich ziemlich daneben - und wenn schon, dann bitte doch wenigstens gleichmäßig verteilen: der Gesundheitsminister Spahn hatte auch Corona und das trotz (hoffentlich) penibler Maskenbenutzung! Das belegt doch, dass der (gesundheitsschädliche!) Maskenglaube eben nichts bewirkt. Das wussten Politiker und Fachleute ja sogar schon im März und inzwischen sogar die WHO. Mit diesen Fakten sollten die offenbar vergesslichen Politiker mal konfrontiert werden! Warum traut sich kaum jemand dieser Verantwortung nachzukommen? Wieder mal machen alle ohne zu überlegen einfach mit.

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