Dienstag, 19. Januar 2021

Trauer und Trost hl

Losung: Der HERR hat mich gesandt, zu trösten alle Trauernden. Jesaja 61,1.2 

Lehrtext: Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. Matth. 5,4 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

es passieren so abgrundtief traurige Sachen, dass man nicht mehr von Trost reden möchte oder kann. Wenn ein Kind stirbt, was willst du da der Mutter noch sagen? Am besten ist dann wohl, dass ich sie in den Arm nehme und vielleicht noch ihren Namen sage. Mehr geht im ersten Moment nicht. Ich muss ihre Trauer, ihren Schmerz unter allen Umständen respektieren, darf das nicht kleinreden und nicht wegtrösten. Ich muss es gegebenenfalls akzeptieren, dass sie mich weggeschickt, weil sie in ihrem Schmerz erstmal allein sein muss. Ich muss meine Hilflosigkeit selbst aushalten. Und vielleicht ist das sogar so etwas wie ein erster, leiser Trost, dass die Trauernde spürt, andere sind ebenfalls hilflos und trostlos wie ich. Vielleicht.

Jeder Mensch trauert anders. Darum gibt es keine Patentrezepte für Trost. Und jeder muss seinen ganz persönlichen Trauerweg gehen, muss mit dem Verlust leben lernen. Das gilt auch, wenn eine Freundschaft oder Partnerschaft zerbricht. Vor allem gilt es, wenn einem eine nicht heilbare Krankheit den Boden unter den Füßen wegzieht und der Tod unausweichlich ist.

Ja, jeder trauert anders. Doch die meisten durchlaufen auf diesem Weg ähnliche Stationen, die die Psychotherapeutin Elisabeth Kübler-Ross entdeckt hat:

1. Leugnen
In der ersten Phase bekommst du die Nachricht, dass du an einer unheilbaren Krankheit leidest. Du willst die Nachricht absolut nicht wahrhaben und auch die trauernden Angehörigen leisten oft starken Widerstand, sich der Tatsache zu stellen. "Wahrscheinlich handelt es sich um eine Verwechslung oder eine Fehldiagnose!“, so die Gedankengänge.

2. Wut
In der zweiten Phase rücken die Gefühle in den Vordergrund. Zorn und Wut stellen sich ein! Der Schmerz eines bevorstehenden Todes lässt uns in verschiedene Richtungen klagen und anklagen. Die Ärzte, Gott, das Universum – wir versuchen den Frust an einem Schuldigen festzumachen. Wir neigen in dieser Phase zu unüberlegten Kurzschlussreaktionen wie Hass-Mails oder wilden Vorwürfen an unsere Mitmenschen.

3. Verhandeln
Diese Phase ist oft eng verzahnt mit Phase Eins und beschreibt den Wunsch, das eigene Schicksal mit bestimmten Handlungen abwenden zu können. Zum Beispiel versprichst du dir, ab jetzt immer gesund zu essen, das Rauchen einzustellen oder schlechte Angewohnheiten abzustellen. Getreu dem Motto: "Ich tue etwas Gutes und bekomme dafür etwas Gutes zurück." Die Krankheit wird als eine Art Strafe für schlechtes Benehmen aufgefasst.

4. Depression
Ab jetzt gibt es kein Zurück mehr. Nachdem man sich längere Zeit erfolglos gewehrt hat, wird die Wucht der Bedrohung jetzt als unvermeidbar angesehen. Dies lässt uns resignieren. Du fühlst dich schwach, allein und hilflos. Trauernde Angehörige können oft selber mit der Situation nicht umgehen und sind ebenfalls depressiver Stimmung.

5. Annahme 
Mit der Zeit machst du deinen Frieden mit der Diagnose und versuchst, deinen Alltag angenehm zu bewältigen. Du lernst, das Leben zu schätzen und nutzt die verbleibende Zeit -  so gut es geht! Auch bist du jetzt in der Lage, trauernde Angehörige, die noch nicht so weit sind, mit deiner reifen Einstellung zu beruhigen und Trost zu spenden. - Aber natürlich gibt es auch bei dir immer mal wieder Momente, in denen du sehr traurig und verzweifelt bist. Das ist menschlich und auch besser für deine Seele, als alles in dich hineinzufressen. (übernommen aus brigitte.de)

Ich finde es gut zu wissen, dass die Depression nicht die letzte Station ist, sondern dass viele dahin kommen, den Lebensverlust anzunehmen. Ob das Trost ist, weiß ich nicht. Aber es ist zumindest so etwas wie innerer Friede.

Nein, ich will niemanden, der einen schweren Verlust erlitten hat, auf irgendein Jenseits vertrösten. Aber nach meiner Erfahrung tut es einem Sterbenden gut, wenn ich für ihn bete, ihm die Hand auflege und ihn segne. Doch dazu will ich mir Zeit lassen, ersteinmal an seinem Bett sitzen, ihm, wenn möglich, zuhören, seine Hand halten und ihn spüren lassen: Ich bin jetzt für dich da. Und wenn ich ihn kenne und weiß, dass ihm der Glaube etwas bedeutet, dann singe ich noch ein oder zwei Lieder, zum Beispiel das Kinderlied EG 593 „Weil ich Jesu Schäflein bin“ oder vom Morgenlied EG 455 „Gott des Himmels und der Erden“ die Verse 1, 5 und 6.

Und vielleicht ist auch das ein Trost, dass ich bei ihm bin in dem festen Vertrauen, dass er auch im Tod nicht verloren geht, sondern in Gott bleibt und bei ihm geborgen ist. Ich muss das nicht sagen, aber ich möchte ihn das durch meine eigene Ruhe und Zuversicht spüren lassen. Ob das gelingt, ist dann Gottes Sache.

Und diejenigen, die um ihn trauern? Sie sollen sich dafür so viel Zeit nehmen dürfen und so viel Verständnis bekommen wie sie brauchen. Und dann wird auf die Dauer der Zeit unmerklich das Leben wieder nach ihnen greifen und sie zurückholen in den Alltag. Dann werden sie früher oder später wieder lachen und sich freuen können. Und werden doch etwas von der Trauer in ihrem Herzen bewahren als einen kostbaren Schatz, der ihnen hilft, in Frieden und Dankbarkeit an den Verstorbenen zu denken.

Gebet: Herr, ich möchte beizeiten lernen, dass ich auch wieder hergeben muss, was mir kostbar ist. Und ich möchte bis zuletzt darauf vertrauen können, dass du für mich da bist zu jeder Zeit und an jedem Ort. Wenn ich gehe, dann gehe ich in deine Arme. Da bin ich daheim. Amen 

Herzliche Grüße, 

Ihr / dein Hans Löhr 

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