Montag, 25. Januar 2021

Vom Kopf auf die Füße hl

Losung: Aber mit dir will ich nicht ein Ende machen. Ich will dich mit Maßen züchtigen, doch ungestraft kann ich dich nicht lassen. Jeremia 30,11 

Lehrtext: So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. 1.Petrus 5,6

Liebe Leserin, lieber Leser,

immer, wenn ich das Bibelwort aus dem Lehrtext lese, muss sich an meinen Studienfreund Karl denken. Als er das erste Mal Beichte und Abendmahl  feiern sollte, war er sehr aufgeregt. „Hoffentlich mache ich alles richtig“, ging es ihm durch den Kopf. Dann war es soweit. Er stand in seinem neuen Talar vor der Gemeinde mit dem Buch für die Beichtfeier in der Hand und sagte: »Demütigt euch vor mir mit dem lebendigen Gott!«

Fällt dir etwas auf? Falls nicht, dann vergleiche seinen Satz mit dem Lehrtext. Richtig hätte es also heißen müssen: „Demütigt euch mit mir vor dem lebendigen Gott.“ Karl jedenfalls wurde schamrot, als ihm dieser Satz entglitten war. Ob im Gottesdienst außer ihm das jemand gemerkt hat? Gerade bei liturgischen Formeln hören viele nicht so genau hin, weil sie entweder kompliziert oder allzu geläufig sind. Wir, seine jungen Kollegen damals, haben jedenfalls schallend gelacht, als er uns das erzählte, zumal Karl sonst sehr gewissenhaft ist.

Ich kann inzwischen damit nichts mehr anfangen, dass ich mich vor Gott oder »unter seine gewaltige Hand« demütigen soll, damit er mich erhöhe. Ist das denn überhaupt noch Demut, wenn ich bereits darauf schiele, dass ich dafür »erhöht“ werde?

Wenn ich schon andere auffordere, sich vor Gott zu demütigen, dann muss ich selbst ein Musterexemplar von Demut sein. Aber kann ich dann andere überhaupt noch dazu auffordern? Kann ein Demütiger fordern?

Wenn, dann so wie Jesus, der sagt: »Kommt her zu mir alle, die ihr belastet seid. Ich will es euch leichter machen. Lernt von mir: Ich bin von Herzen demütig.« (Matthäus 11,28)

Was ich von ihm lernen soll, kann ich an seinem Leben ablesen oder in Johannes 13 nachlesen, wo er seinen Jüngern die Füße wäscht und dazu sagt: »Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.« (Johannes 13,15) Er fordert nicht andere auf, sondern dient selbst, trägt meine Lasten, erleichtert mein Herz und gibt mir so ein Beispiel, was es heißt, demütig zu sein. 

Und im Matthäusevangelium sagt er zum selben Thema: »Ihr wisst: Die Herren der Welt unterdrücken ihre Leute und lassen sie ihre Macht spüren. Bei euch muss es anders sein! Wer unter euch groß sein will, soll euer Diener sein, und wer an erster Stelle stehen will, soll euch dienen wie ein Knecht. Auch ich, der Menschensohn, bin nicht gekommen, um mich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen.« (Matthäus 20,25-28)

Der ursprüngliche Sinn des alten deutschen Wortes „Demut“ heißt Dienemut, also Mut und Bereitschaft zum Dienen. In diesem Sinn war Jesus demütig. So will auch ich mich von ihm auffordern lassen, ihm zu dienen in denen, die meine Hilfe brauchen.

Übrigens 1, ein Minister, ein Bischof, ein Arzt, ein Richter, ein Pfarrer etc. und auch die Frauen in diesen Funktionen sind in erster Linie nichts anderes als „Dienstleister“. Ihre Aufgabe ist es, den Menschen, für die sie da sind und von denen sie bezahlt werden, nach besten Kräften zu dienen statt über sie zu herrschen. 

Übrigens 2, im Evangelium werden die herrschenden Verhältnisse nicht bekräftigt, sondern vom Kopf auf die Füße gestellt. In der Realität ist es anders. Darum sollen Christen »fröhliche Partisanen des lieben Gottes« (Karl Barth) sein, auch in der Kirche. Wäre das auch was für dich?

Gebet: Herr, du sagst, du bist mein Diener. Dich so zu sehen, fällt mir schwer. Und doch trifft es zu, da du Tag und Nacht für mich da bist. Du dienst mir mehr als eine fürsorgliche Mutter ihrem Kind. Darum habe ich allen Grund, dir dankbar zu sein. Gib auch mir die Bereitschaft und Kraft dir in meinen Mitmenschen zu dienen, die Hilfe brauchen. Amen 

Herzliche Grüße, 

Ihr / dein Hans Löhr 

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