Sonntag, 9. Januar 2022

Jesus, die NATO und der Krieg hl

Losung: Weh denen, die sich verlassen auf Rosse und vertrauen auf Wagen, weil ihrer viele sind! Aber sie schauen nicht auf den Heiligen Israels, und den HERRN befragen sie nicht. Jesaja 31,1

Lehrtext: Darum sollen wir desto mehr achten auf das Wort, das wir hören, damit wir nicht am Ziel vorbeitreiben. Hebräer 2,1

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich kenne viele Christen aus meinem Umfeld, die es beruhigt und sicher macht, dass wir ein Militär  haben und alle möglichen Vernichtungswaffen: nicht mehr, wie zu Jesajas Zeiten, Schlachtrosse und Streitwagen, sondern Schlachtschiffe, Bomber, Panzer, Raketen und jede Menge Artillerie. Übrigens, auf ihnen allen ist das Kreuz Jesu als sogenanntes "Balkenkreuz" gemalt. Was für eine Blasphemie! Welche Kirche hätte dagegen protestiert? Ich kenne keine.

Warum machen Waffen sicher? Kannst du mir darauf eine Antwort geben, wenn du zu jenen Christen gehörst? "Aber man muss sich doch verteidigen können!" Ja, das ist eine Antwort. Doch nun frage ich dich wieder: "Was hatte die deutsche Wehrmacht in Russland und Frankreich, in Norwegen und Griechenland verteidigt? Was hat die Bundeswehr in Afghanistan verteidigt? Und was soll sie in der Ukraine verteidigen? In der jüngsten Geschichte wollten die USA in Vietnam, Irak, Libyen, Syrien und Afghanistan angeblich Demokratie, Wohlstand, Menschenrechte "verteidigen" und den Terror bekämpfen. Was bitte ist daraus geworden? 

Völkerrechtswidriger Angriffskrieg mit der Bundeswehr

Deutschland gehört zum Militärbündnis NATO. Diese dürfte ihren eigenen Statuten zufolge nur ihre Mitgliedsstaaten verteidigen. Aber sie hält sich nicht daran wie im Frühjahr 1999 der völkerrechtswidrige Angriffskrieg der NATO und der Bundeswehr (!) auf Serbien (Der Link führt zu Informationen des Deutschlandfunks über die Hintergründe) gezeigt hat. Ich erinnere mich noch gut, wie damals in Kroatien deutsche Tornado Kampfjets von Italien kommend über meinen Kopf hinweg nach Serbien geflogen sind. Dieser Bombenkrieg ohne UN-Mandat hat das  Vertrauen in ein friedliches Deutschland tief erschüttert. Bei vielen ist er leider wieder vergessen.

Pulverfass Ukraine

Jetzt wird laut darüber nachgedacht, dass NATO und Bundeswehr in die Ukraine marschieren, direkt vor die Haustür von Putin und den Russen. Hat man denn in Washington, Brüssel und Berlin vergessen, welche ungeheuren Greueltaten deutsche Soldaten vor gerade mal 80 Jahren in der Ukraine verübt haben? Sind die Kesselschlacht von Kiew und die Verbrechen von Babi Jar (Babyn Jar) vergessen? Bei uns, wie es scheint. Bei den Russen und Ukrainern nicht.

Wenn schon das Bedürfnis besteht, dass unser Land heute verteidigungsfähig sein soll, warum bleibt dann die Bundeswehr nicht im eigenen Land?

Nun, wir in Deutschland sind nicht die ersten und nicht die letzten, die sich auf "Rosse und Wagen" verlassen. Die Juden haben das zur Zeit Jesajas getan und tun es heute wieder. Ebenso wie wie alle Länder, die zwei Jahrtausende "christlich" geprägt wurden.

Dass da im Buch des Propheten Jesaja etwas anderes steht, nämlich sich auf den HERRN und nicht auf Militär verlassen - da lacht man in den USA, in Russland, in Deutschland und Israel: "Wir sind doch Realisten und keine religiösen Spinner!" Wohin dieser "Realismus" in den letzten 2500 Jahren  geführt, wozu er verführt hat, kann jeder selbst nachlesen, falls er diese Geschichte des Horrors erträgt.

Die Alternative zu Krieg und Gewaltanwendung

Und die Alternative? Jesus! Er lehnte Gewalt ab und lehrte, die Feinde zu lieben, also mit ihnen zu reden, ihre Befürchtungen und Interessen zu verstehen, ihnen entgegenzukommen und ihnen zu helfen, das Gesicht zu wahren statt ihnen zu drohen und sie zu bekämpfen. Zum Frieden fähig in seinem Sinn ist, wer im Feind den Menschen sieht, seinen Bruder und seine Schwester. Wer vor dem ersten Schuss Mitleid und Erbarmen hat mit den künftigen, den potentiellen Opfern auf beiden Seiten, insbesondere mit den wehrlosen Kindern, den Frauen und alten Menschen. Jesus hat die Feindesliebe selbst vorgelebt. "Auf ihn sollt ihr hören", heißt es in der Bibel (Lehrtext; Matthäus 17,5)

Doch wer ist ihm, diesem "religiösen Spinner" schon gefolgt? Welcher Papst, welcher Bischof, welcher Dekan, welche Pfarrerin und welcher Pfarrer? Ihm ging es nie nur um den Seelenfrieden. Seit seiner Geburt gilt das Wort vom "Frieden auf Erden!"

Wenigstens gab und gibt es ein paar Christen, wie die Quäker in den USA und die sonst problematischen Zeugen Jehovas, die lieber ins Gefängnis gehen als in Uniform zu marschieren und zu den Waffen zu greifen. Und es gibt ein paar kluge Köpfe wie Leo Tolstoi, Kurt Tucholsky, Rosa Luxemburg, Albert Einstein, Gandhi, Martin Luther King und Prominente wie John Lennon, den Dalai Lama, Jane Fonda, Muhammed Ali, Joan Baez und andere, die den Irrsinn von Militär und Krieg verabscheuen. Und es gibt das ermutigende Beispiel der deutsch-französischen Freundschaft nach der sogenannten Erbfeindschaft und Millionen Kriegstoten auf beiden Seiten.

"Wehe!"

"Wehe!", ruft Jesaja. Und Jesus weint (!) über Jerusalem. Er klagt: "Warum hast du nicht erkannt, was zu deinem Frieden dient? Nun werden die Feinde kommen und sie werden dich samt deinen Kindern zerschmettern und keinen Stein auf dem andern lassen.(Lukas 19,42-44) So ist es geschehen. "Wehe!", rufen Millionen Kriegsopfer, Kinder, Frauen und Soldaten aus ihren Gräbern, "wehe den Leichtfertigen und Vergesslichen, den Unversöhnlichen und Feindseligen, den  Gewaltbereiten und Geschäftemachern des Todes und allen, die ihnen folgen!"

Krieg, das heißt immer, dass hilflose Kinder auf bestialische Weise umgebracht werden: erschossen, zerfetzt, verbrannt ... Früher aus nächster Nähe, heute oft aus großer Höhe mit Bomben, Raketen und Drohnen. Von wem? Von den anderen, den Bösen. Wir aber sind natürlich immer die Guten. Wir "verteidigen" nur und waschen unsere Hände in Unschuld.

Gebet: Herr, ich habe große Sorge, dass aus dem neuen kalten Krieg zwischen West und Ost ein heißer werden kann. Ohne deinen Geist, ohne den Geist des Friedens und der Versöhnung werden wir in Europa wieder aufeinander losgehen. Ja, natürlich bitte ich dich um Frieden wie so viele Menschen in so vielen Ländern und Jahrhunderten zuvor. Doch ich muss selbst einen Beitrag leisten. Muss mich entfeinden, friedfertig und versöhnlich werden. Ich will mich bemühen so gut ich kann. Du musst mir dabei helfen. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr



3 Kommentare:

  1. Die Frage, wie Christentum und Dienst in einer Armee zusammenpassen, stellt sich mir seit Langem. Wenn man mich mit 17 gezogen hätte, wäre ich gegangen, weil ich noch nicht viel darüber nachgedacht hatte. Dann stand die sog. NATO-Nachrüstung an, und ich habe mich in der christlichen Friedensbewegung engagiert und hätte zu diesem Zeitpunkt verweigert. Zwei Jahre später hätte ich dann wieder meinen Wehrdienst geleistet. Ich habe die Aufstellung von Mittelstreckenraketen in Westeuropa zwar nach wie vor für einen Fehler gehalten, war aber mittlerweile der Meinung, dass es in der Welt, wie sie nun einmal ist, nicht ohne Armeen geht.

    Es ist immer bequem, als Christ seine Hände in Unschuld zu waschen. Aber was wäre denn gewesen, wenn die Alliierten damals nicht gegen Hitler gekämpft hätten? Helmut Schmidt hat es für mich auf den Punkt gebracht mit der Aussage: Mit der Bergpredigt kann man nicht regieren.

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  2. Genau auch meine Meinung. Leider gibt es in der neuen Regierung keinen der gesagt hat......Lässt uns mehr Frieden wagen...

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  3. "die Feinde zu lieben, also mit ihnen zu reden, ihre Befürchtungen und Interessen zu verstehen, ihnen entgegenzukommen und ihnen zu helfen, das Gesicht zu wahren statt ihnen zu drohen und sie zu bekämpfen. Zum Frieden fähig in seinem Sinn ist, wer im Feind den Menschen sieht, seinen Bruder und seine Schwester."

    Überraschende Worte, wenn an anderer Stelle gegen alle möglichen Kritiker als Rechte gewettert wird. Fangen wir doch auch da mal an, etwas mehr Zuhören und Verständnis zu wagen. Als Übung sozusagen. :)

    Aber wenn wir schon vor unserer Haustür versagen, wie soll ein Vermitteln eine Stufe höher in einem bewaffneten Konflikt gelingen?

    Oder ist uns gar nicht an einem Überwinden der Spaltungen - vor Ort oder weit entfernt - gelegen? Fühlen wir uns etwa wohl, wenn wir uns in den tradierten, klar abgesteckten Feldern bewegen? Könnte es etwa unbequem werden, wenn wir sie verlassen, um der anderen Seite die Hand der Versöhnung zu reichen?

    Gewalt umfasst nicht nur Waffen. Gewalt hat viele Gesichter. Gewalt kann verbal und psychisch sein. Missachtung. Neid. Missgunst. Verleumdungen...

    Auch sich selbst auf die Schulter klopfen, weil der Dienst verweigert wurde, ist etwas einfach gedacht. Nur, wenn Strukturen unterwandert werden, bieten sich auch ungeahnte Lösungen. Schindler lässt grüßen.

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