Losung: Hilf uns,
HERR, unser Gott; denn wir verlassen uns auf dich. 2.Chronik
14,10
Lehrtext: Der Herr wird mich erlösen
von allem Übel und mich retten in sein himmlisches Reich. 2.Timotheus
4,18
Liebe Leserin, lieber Leser,
ist Ihnen / dir bewusst, wo das himmlische Reich ist, von
dem Paulus in seinem Brief an Timotheus schreibt (Lehrtext)?
Ist es im Himmel ‚überm Sternenzelt‘ wie es bei Friedrich Schiller heißt? Liegt
es in der Zukunft? Oder wo sonst könnte es sein?
Ich glaube, das Reich Gottes ist einerseits schon da, »mitten
unter euch« wie Jesus sagt (Lukas 17,21), andererseits
ist es aber noch in der Zeit verborgen, noch nicht „mit Händen zu greifen“. Erst
wenn du das Packpapier ‚Zeit‘ entfernst, kommt es gänzlich zum Vorschein. Jesus
sagt, das Reich Gottes ist wie ein Schatz, dessen Fundort man kennt, der aber
noch in der Ackererde verborgen ist. An anderer Stelle sagt er: Es ist wie eine
besonders kostbare Perle, die es tatsächlich gibt, die aber bei einem Juwelier
in einem Tresor verborgen liegt. Doch damit es auch für dich da ist und eine
Bedeutung für dich hat, musst du diesen Schatz ausgraben mit der Schaufel des
Glaubens und die Perle kaufen mit dem Gold des Vertrauens.
Und was ist das „Reich Gottes“ oder, wie man auch sagt, die
„Gottesherrschaft“, wovon in den Evangelien sooft die Rede ist? Ich nenne sie die
alles bestimmende Kraft, vergleichbar mit der Schwerkraft (Gravitation), die
ständig und überall im Universum auf alles eingewirkt. Ohne sie wäre nichts was
ist. Durch sie (und die drei anderen Grundkräfte)
entstanden und entstehen Sonnen und Planeten, Galaxien und Galaxiengruppen. Sie
ist eine der unabdingbaren Voraussetzungen dafür, dass es Leben auf der Erde
gibt.
Aber auch die Schwerkraft ist nur ein Werkzeug in Gottes Schöpferhand.
Seine alles bestimmende Kraft ist die Liebe. Durch sie hat er die Welt ins
Dasein gerufen ebenso wie dich und mich. Sie ist und wirkt in allem. Ohne sie
ist nichts, was ist, auch nicht die Schwerkraft. Es wäre für den Glauben alles gewonnen,
wenn man in dem ständigen Bewusstsein leben könnte, dass einem Gottes Liebe auf
Schritt und Tritt begegnet, nicht nur in den Blumen, sondern auch im Stein.
Nicht nur in der Freude, sondern auch im Schmerz. In Hitze und Kälte, Licht und
Dunkelheit, im Leben und im Tod, in jedem anderen Menschen, gerade auch in dem,
den du nicht magst, und nicht zuletzt in dir selbst. Wie würde sich alles zum
Guten wandeln, wenn es gelänge, die Welt und sich selbst so zu sehen!
Nein, Gott ist nicht in der Blume, im Stein, im Menschen, im
Schmerz… Sondern das und überhaupt alles ist in Gott, von seiner Kraft geschaffen
und durchdrungen. Anders gesagt: Alles ist jetzt schon in seinem himmlischen
Reich (wo denn sonst?), von Gottes Herrschaft regiert und bestimmt (von wem
denn sonst?), von der Grundkraft der Liebe. Auch du, auch ich, gestern wie
heute und morgen. Deshalb macht es auch Sinn, so zu beten wie im heutigen
Losungswort und damit zu rechnen, dass Gott hilft so wie jeder von uns damit
rechnet, dass die Schwerkraft den Stein anzieht, wenn man ihn aufhebt und
fallen lässt, ständig und überall.
Und was ist mit all dem Übel, wovon der Lehrtext spricht?
Ich kann es nicht erklären. Aber ich sehe es an als ein Vorletztes, als Meilensteine
auf dem Weg zur Erlösung, auf dem Weg zur Erfahrung, dass ich trotz allem Bösen
auch jetzt schon im Kraftfeld von Gottes Liebe bin und bleibe. So verstehe ich
Jesus, wenn er vom Himmelreich oder vom Gottesreich oder von der Herrschaft
Gottes spricht, was alles dasselbe ist. Er hat in dieser Kraft der Liebe
geglaubt, gelitten und gelebt, ist in ihr gestorben und durch sie auferstanden,
damit ich es ihm gleichtue und du auch.
Gebet: Herr, dein ist die Kraft und die
Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
Die Herrnhuter Losungen
bestehen aus einer Sammlung von kurzen Bibeltexten des Alten und des Neuen
Testamentes. Für jeden Tag des Jahres wird ein Bibelwort aus dem Alten
Testament aus einer Sammlung von 1.824 Versen ausgelost (= Losung), das dem
Leser als Leitwort oder guter Gedanke für den Tag dienen kann. Aus dem Neuen
Testament wird durch einen Mitarbeiter der Herrnhuter Brüdergemeine ein so
genannter „Lehrtext“ gewählt, der üblicherweise in einem Bezug zu dem gelosten
alttestamentlichen Vers steht. Die ‚Losungen‘ gehen auf Nikolaus Graf von
Zinzendorf zurück und erscheinen seit 1721. Sie gelten als überkonfessionell,
da sie für alle Christen, egal welcher Konfession, erstellt werden. Sie werden
in 61 Sprachen übersetzt und erscheinen als Druckausgabe im deutschen
Sprachraum in einer jährlichen Auflage von über einer Million Exemplaren. Hans
Löhr und Elfriede Bezold-Löhr schreiben seit 2010 zu den ‚Losungen‘ kurze
Auslegungen und Gebete. Sie werden auch in einem Internet-Blog veröffentlicht
(klick): Nachdenken
über die Bibel
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