Mittwoch, 28. Dezember 2016

Gotteswort oder Menschenwort? hl

Losung: Der HERR sprach zu Jeremia: Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund. Jeremia 1,9

Lehrtext: Eine Stimme geschah aus der Wolke: Das ist mein lieber Sohn; den sollt ihr hören! Markus 9,7

Liebe Leserin, lieber Leser,

was ist Gotteswort und was ist Menschenwort? Manche meinen, die Bibel sei Gottes Wort. Aber wenn man jeden einzelnen Satz der Bibel für Gottes Wort hielte, kämen die Wortgläubigen bald in allergrößte Schwierigkeiten. Darum heißt es schon in der Bibel: »Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig (2. Korinther 3,6)«. Nein, die Bibel ist nicht Gottes Wort. Aber sie enthält Gottes Wort. Und das ist ein großer Unterschied.
Denn zu Gottes Wort werden die Worte der Bibel erst durch seinen Geist, den Heiligen Geist, der sich in seiner ganzen Fülle in Jesus gezeigt hat. Da, wo alle anderen Worte der Bibel denselben Geist atmen, der in Jesus war, da sind sie Gottes Wort. Wo das aber nicht der Fall ist, sind sie vielleicht interessante Worte, Geschichten, Gesetze, Regeln, Gebote, aber nicht Gottes Worte, Geschichten, Gesetze, Regeln und Gebote. Wer also die Bibel als Glaubensbuch verstehen will, und wir tun gut daran, wenn wir das tun, der muss so gut wie möglich Jesus kennen. Muss sich von dem Geist leiten lassen, der aus seinen Worten, Taten und Leben spricht, vom Geist der Liebe und Barmherzigkeit. Erst dieses Bibelverständnis macht die Bibel zur Bibel der Christen. Erst diese vom Glauben erleuchtete Er-Kenntnis von Jesus macht einen Christen zum Christen.
Zugestanden, das klingt etwas schroff. Was mich betrifft, habe ich das erst im Laufe der Jahre in seiner ganzen Tragweite erfasst. Und dann war es für mich wie eine Offenbarung. Seitdem habe ich endlich einen Maßstab zur Hand, mit dem ich die Worte der Bibel beurteilen und verstehen kann. Seitdem weiß ich, was vorrangig ist, wenigstens für mich und meinen Glauben.
Auch die Worte, von denen es im Jeremiabuch heißt, dass Gott sie dem Propheten in den Mund gelegt hat (Losung), müssen sich von diesem Maßstab messen lassen. Der Lehrtext aber sagt genau das, worauf es mir ankommt, nämlich auf wen wir zu allererst und unter allen Umständen hören sollen, wenn wir Gott und somit auch uns selbst verstehen wollen.
Ich werde auf niemanden Druck ausüben, dass er das alles genauso sieht wie ich. Aber ich werde mir auch von niemand mehr dieses Verständnis der Bibel als Gottes Wort nehmen lassen. Denn jetzt erst weiß ich, was wirklich Evangelium, auf Deutsch: Gute Nachricht ist, nämlich dass Gott unter allen Umständen für mich ist und genauso für jeden anderen, der ihm und seiner Liebe traut.

Gebet: Herr, ich lebe in dem Bewusstsein und in dem Vertrauen, dass du in jedem Augenblick meines Lebens für mich da bist auch und gerade dann, wenn ich davon nichts zu spüren meine. Du bist es, der seine Hand schützend über mir hält. Du bist es, der mein Leben segnet. Du bist es, der mir vergibt und immer wieder einen neuen Anfang schenkt. Du bist es, der mich liebt, umso mehr, wenn ich aufgrund eigenen Versagens deiner Liebe bedürftig bin. Es mag ja sein, dass ich nicht immer verstehe, warum ich auch leidvolle Erfahrungen machen muss, da du mich doch liebst. Aber ich vertraue darauf, dass du es verstehst, dass du es weißt und mir alle Dinge, auch die negativen zum Besten dienen müssen. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Was Dietrich Bonhoeffer zum Thema des heutigen Tages meint:

Es ist das größte Missverständnis, wenn man die Gebote der Bergpredigt etwa selbst wieder zum Gesetz macht, indem man sie wörtlich auf die Gegenwart bezieht. Das ist nicht nur sinnlos, weil undurchführbar, sondern erst recht gegen den Geist Christi, der die Freiheit vom Gesetz brachte. Es gibt im Neuen Testament keine ethische Vorschrift, die wir buchstäblich zu übernehmen hätten oder auch nur übernehmen könnten. Der Buchstabe tötet, der Geist macht lebendig, sagt bekanntlich Paulus (2 Korinther 3, 6); das bedeutet: Geist gibt es nur im Vollzug des Handelns, in der Gegenwart, der festgelegte Geist ist kein Geist mehr. So gibt es auch Ethik nur im Vollzug der Tat, nicht in Buchstaben, d. h. im Gesetz. Der Geist aber der im ethischen Handeln an uns wirksam ist, soll der Heilige Geist sein. Heiligen Geist gibt es nur in der Gegenwart, in der ethischen Entscheidung, nicht in der festgesetzten Moralvorschrift, im ethischen Prinzip. Darum können die neuen Gebote Jesu niemals als neue ethische Prinzipien aufgefasst werden, sie sind in ihrem Geist nicht buchstäblich zu verstehen. Und das ist keine Ausrede, weil die Sache sonst zu unbequem wäre, sondern die Idee der Freiheit und der Gottesgedanke Jesu fordert das.

1 Kommentar:

  1. De Bibel kann nicht das WORT Gottes sein ohne Gottes Stimme zu hören.
    Wer hörte Gottes Stimme? Laut Jesus niemand. Falls die Bibel Gottes Wort ist dann ist Gott ein Mörder,Sklavenbefüeworter usw. usw.

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