Montag, 7. Juli 2025

Mitgefühl und Tat hl

Losung: „Der HERR dachte an uns, als wir unterdrückt waren, denn seine Güte währet ewiglich; und er erlöste uns von unseren Feinden, denn seine Güte währet ewiglich.“ Psalm 136,23–24

Liebe Leserin, lieber Leser,

in weiten Teilen unseres Landes wird seit 80 Jahren niemand mehr offen politisch unterdrückt, in ganz Deutschland seit 1989 nicht mehr. Die Losung scheint also auf uns heute nicht zuzutreffen. Doch ein zweiter Blick zeigt: Unterdrückung gibt es weiterhin – nur eben oft im Verborgenen.

Etwa in Familien, Beziehungen oder Institutionen, wo Macht missbraucht wird, wo Menschen klein gemacht oder seelisch verletzt werden. Das geschieht häufig hinter verschlossenen Türen – und wird deshalb selten wahrgenommen.

Was aber sehr wohl auf uns zutrifft, ist ein Wort aus dem Buch der Sprüche, das die heutige Losung auf beklemmende Weise ergänzt:

»11Errette, die man zum Tode schleppt, und entzieh dich nicht denen, die zur Schlachtbank wanken. 12Sprichst du: »Siehe, wir haben’s nicht gewusst!«, fürwahr, der die Herzen prüft, merkt es, und der auf deine Seele achthat, weiß es und vergilt dem Menschen nach seinem Tun.« (Buch der Sprüche Salomos 24,11+12)

Ob es in den Schriften anderer Religionen ähnliche Mahnungen gibt, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dieser Satz steht in deiner und meiner Bibel.

Und nun? Was kann ich tun – konkret, in meinem Alltag? Vordergründig vielleicht wenig. Aber ich kann mich innerlich positionieren und mit Gott auf die Seite der Unterdrückten und Misshandelten stellen.
Ich kann mich für ihr Schicksal interessieren, mich informieren.
Kann Unterdrückern und ihren Helfershelfern jede Form von Zustimmung und Respekt entziehen.
Kann zu anderen darüber sprechen, wo Unrecht geschieht.
Kann das Leid der Gequälten vor Gott bringen – nicht, weil er es nicht weiß, sondern weil ich mich so im Gebet solidarisch an ihre Seite stelle.
Ich kann eine Menschenrechts- oder Gefangenenhilfsorganisation unterstützen.
Kann mich für das verbriefte Recht auf Asyl einsetzen.
Kann Deserteuren Schutz geben und Kriegsflüchtlingen helfen.
Alle diese Möglichkeiten sind mehr als nur Behauptungen.

Vielleicht kennst du noch andere Wege. Dann teile sie gern – unten in den Kommentaren.

Und: Mein Mitgefühl für die Opfer verhindert, dass ich nur noch um mich selbst kreise. Gerade der Egoismus erscheint mir als ein besonders schlimmes, moralisches Versagen.

Wie es anders geht, hat Jesus eindrucksvoll in seiner Geschichte vom barmherzigen Samariter gezeigt. Und viele, die ihm folgen, erzählen ähnliche Geschichten – mit Taten statt Worten.

Ich glaube fest: Wenn viele kleine Leute viele kleine Lichter anzünden, wird es heller und wärmer in einer manchmal dunklen und kalten Welt.

Dann erfahren auch die Opfer und Entrechteten: Gottes Güte wirkt – und bleibt.

Gebet: Herr, du bist auf der Seite der Opfer von Krieg und Gewalt. Lass mich nicht wegsehen, wo Menschen leiden – nicht aus Angst, Bequemlichkeit oder Gleichgültigkeit. Schenke mir Mitgefühl, Klarheit und Mut. Du bist ja selbst  bei denen, die unterdrückt, vergessen oder allein sind. Amen.

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. ***************************************************
Hinweis für Smartphone-Nutzer: So finden Sie frühere Auslegungen: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und Tag aufrufen. *************************************************** 
Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail etc. weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden. Der Text ist teilweise diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert. 
Danke  *************************************************** 

Sonntag, 6. Juli 2025

verloren - gefunden hl

Wochenspruch: Jesus sagt von sich (!): Der Menschensohn* ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. Lukas 19,10

Liebe Leserin, lieber Leser,

worum ging es Jesus eigentlich? Die Antwort auf diese Frage gibt das Bibelwort für die neue Woche - der Wochenspruch (siehe oben).

Jesus wusste sich von Gott zu denen gesandt, die nach den damaligen Vorstellungen als „Verlorene“ galten. Sie waren sozusagen für die jüdische Religionsgemeinschaft (Gesellschaft) und darum auch für Gott verloren. Man nannte sie auch einfach nur "Sünder", unreine Außenseiter. Mit ihnen wollte man damals möglichst wenig zu tun haben.

Doch Jesus wollte das. Diese Menschen am Rand der Gesellschaft waren ihm besonders wichtig. Er ließ sie nicht ‚antanzen‘ wie ein unbarmherziger Morallehrer, um sie zu verurteilen und zu bestrafen. Er suchte sie regelrecht auf, damit er bei ihnen sein konnte. Bei ihm sollten sie erfahren, dass sie für Gott keine Außenseiter sind, sondern ebenfalls seine Kinder, die er liebt und denen er die Sünden vergibt. So wollte er sie froh und selig machen**, frei und unbeschwert.

Und wie soll nun ich mich zu solchen Menschen verhalten, die nicht so recht in die gute Gesellschaft passen? Die oft genug ohne Halt und Orientierung dahinleben und sich bisweilen auf schreckliche Weise verlieren und verirren?

An Weihnachten singe ich wieder das Lied ‚O du fröhliche‘ mit der Zeile: „Welt ging verloren / Christ' ist geboren / freue dich o Christenheit”. Welt? Da bin ich doch mitgemeint. Könnte es sein, dass auch ich mit meinen problematischen Seiten und erst recht mit denen, auf die ich gerne stolz wäre, zu jener verlorenen Welt gehöre? Könnte es sein, dass mich Jesus so sieht und er gerade deshalb auch zu mir kommt? Ja, das könnte sein; denn ich bin kein Heiliger - und du vermutlich auch nicht. Wir sind darauf angewiesen, dass er uns entgegenkommt. 

Vor ihm muss ich nicht reumütig zu Kreuze kriechen. Er ist es, der dir und mir mit offenen Armen begegnet, wie der Vater dem verlorenen Sohn. Diese Geste sagt alles. Da braucht es nicht noch viele Worte.

Doch ich glaube, wenn wir ohne unsere ‚Randsiedler‘ zu ihm kommen wollen, haben wir ein Problem. Dann werden wir ihn nicht finden, weil er bei ihnen ist.

Gebet: Herr, du findest mich am Wegrand, wo ich auf eigene Faust mein Glück suche. Wo ich mich mitten unter Menschen manchmal selbst verliere und dann nicht der bin, der ich in deinen Augen sein will. Du wirst auch an mir nicht vorübergehen. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr 

* Ein mehrdeutiger Begriff: ‚Menschensohn‘ war in der damaligen Sprache eine indirekte, bescheidene Form, über sich selbst zu sprechen, statt ,ich‘ zu sagen.

‚selig machen‘: ein alter Ausdruck für heilen, retten, erlösen

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 1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 
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Donnerstag, 3. Juli 2025

begleitet und geführt hl

Losung: Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt. Sprüche 16,9

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ich bitte um Verständnis, dass es mir gestern zu heiß war, um eine ausgearbeitete Auslegung zu schreiben. Deshalb in aller Kürze ein paar Gedanken zur Losung:

Wenn du auf deinen eigenen Lebensweg zurückblickst, welcher Eindruck ist dann vorherrschend: Bist du bisher die Wege gegangen, die du dir ausgedacht hattest? Oder war es Gott, der dich auch auf verschlungenen Pfaden durch gute und durch schlechte Zeiten geführt hat? Bist du dein eigener Steuermann oder begleitet dich dein guter Hirte (Psalm 23)?

Bei mir ist das kein Entweder - Oder. Meine Antwort fällt unterschiedlich aus, je nachdem wie ich auf mein Leben blicke. Im Gespräch mit anderen spreche ich meistens davon, was ich gemacht habe, welche Entscheidungen ich getroffen habe, was mir gelungen ist und woran ich gescheitert bin. Dann klingt es so, als hätte ich mein Schicksal selbst in der Hand und wüsste, wo es langgeht. 

Aber ehrlich gesagt, ich weiß noch nicht einmal, was morgen sein wird. Und ich kann auch nicht mit Gewissheit sagen, was die nächste Stunde bringt. Deshalb vertraue ich darauf, dass Gott auch morgen bei mir sein wird, so wie er es bisher war und heute ist, ob im finsteren Tal oder auf den sonnigen Höhen meines Lebens.

Ja, ich verantworte mein Leben und darum auch meine Entscheidungen selbst. Und doch staune ich immer wieder, wie sich vieles ohne mein Zutun gefügt hat oder, besser gesagt, wie es gefügt worden ist. Gott sei Dank! So hatte ich beispielsweise mein Theologiestudium hauptsächlich aus Neugier begonnen. Pfarrer aber wollte ich auf keinen Fall werden. Und dann bin ich es doch geworden und war es gerne.

Einer meiner Lieblingsverse aus dem evangelischen Gesangbuch lautet: 

Gebet:
„Führe mich, o Herr, und leite,
Meinen Gang nach deinem Wort.
Sei und bleibe du auch heute
Mein Beschützer und mein Hort.
Nirgends als von dir allein
Kann ich recht bewahret sein.“ *
Amen

Sein Wort war und ist für viele Wegweiser, Leitstern und Licht in der Nacht. Das war bei meinen Vorfahren so, die allesamt Kriegszeiten erlebt haben. Das soll auch für mich so sein. Und dabei geht es nicht in erster Linie um Moral und Gehorsam, sondern um Gottvertrauen und Zuversicht.

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr 

* Verfasser: Heinrich Albert 1642 während des Dreißigjährigen Kriegs, Ev. Gesangbuch Nr. 445,5

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 1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 
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Mittwoch, 2. Juli 2025

Mit warmen Händen hl

Lehrtext: Der reiche Mensch sprach: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Und wem wird dann gehören, was du bereitet hast? Lukas 12,19-20

Liebe Leserin, lieber Leser,

meine fränkische Schwiegermutter hatte ein paar alltagstaugliche Prinzipien und Sprüche, die ich als jüngerer Mann zunächst ein bisschen belächelt habe. Unter anderem sagte sie gelegentlich: Man solle „mit warmen Händen geben“. 

Meine Schwiegermutter war sparsam und großzügig zugleich. Sie besaß so viel, dass sie damit zurecht kam und konnte auch noch ihren Kindern und Enkeln etwas geben. So war sie für uns alle ein Vorbild, ohne dass sie das im Grunde wollte. Es hat etwas gedauert, bis auch ich  ihr Prinzip übernommen habe. Denn Schenken macht Freude – den Beschenkten ebenso wie dem, der gibt. Eine win-win-Situation, wie man heute sagt. Gerade die Freude ist ein Geschenk Gottes. Mit ihr macht er die Beschenkten und die Gebenden reich. So kommt es mir jedenfalls vor. Damit ich das lernen konnte, dazu hat meine Schwiegermutter mit ihrem Verhalten und dem einprägsamen Spruch von den warmen Händen kräftig beigetragen.

Alles ist geliehen

Darin steckt ja die Erkenntnis: Alles, was ich zu besitzen meine, muss ich eines Tages sowieso wieder loslassen und hergeben - dann aber mit kalten Händen. Alles ist mir nur auf Zeit geliehen. Auch mein Leben. Im Grunde gehört mir gar nichts. Warum also nicht freiwillig, gerne und rechtzeitig, also mit warmen Händen geben? Gut, wenn man auch jemanden hat, dem man gerne gibt. Doch irgendwo ist immer jemand, der sich freut, auch wenn er den Geber nicht kennt. 

Dietrich Bonhoeffer schreibt dazu: „Gott wird dem, der ihn in seinem irdischen Glück findet und ihm dankt, schon nicht an Stunden fehlen lassen, in denen er daran erinnert wird, daß alles Irdische nur etwas Vorläufiges ist und dass es gut ist, sein Herz an die Ewigkeit zu gewöhnen.“ (aus ,Widerstand und Ergebung‘)

Ich selbst möchte nicht aus lauter Angst alles festhalten müssen, was mir zu gehören scheint. Ich möchte loslassen und schenken können, was andere freut, nicht nur materielle Dinge. Ich möchte auch meine Zeit verschenken, meine Freundlichkeit und Liebe, – mich selbst. Und das geht nur mit warmen Händen.

Gebet: Herr, du hast dich uns Menschen geschenkt im Kind in der Krippe. Warst dir selbst nicht zu gut, zu uns zu kommen und unser Leben mit seinen Höhen und Tiefen zu teilen. Dir verdanken wir alles, was wir sind und haben. So will auch ich anderen geben und nicht immer nur nehmen. Will für sie ein Segen sein und keine Last. Dazu schaue ich auf dich. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr 

Lied:
Die Erde ist des Herrn
Geliehen ist der Stern
Auf dem wir leben
Drum sei zum Dienst bereit
Gestundet ist die Zeit
Die uns gegeben

Gebrauche deine Kraft
Denn wer was Neues schafft
Der lässt uns hoffen
Vertraue auf den Geist
Der in die Zukunft weist
Gott hält sie offen

Geh auf den andern zu
Zum Ich gehört ein Du
Um Wir zu sagen
Leg deine Rüstung ab
Weil Gott uns Frieden gab
Kannst du ihn wagen

Verlier nicht die Geduld
Inmitten aller Schuld
Ist Gott am Werke
Denn der in Jesus Christ
Ein Mensch geworden ist
Bleibt unsre Stärke

Paul Dennis Thielmann Loewen / Jochen Rieß

Jesu ganzes Gleichnis vom reichen Kornbauern, aus dem der Lehrtext stammt, steht in Lukas 12,15 - 34
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 1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 
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Dienstag, 1. Juli 2025

Wenn Gott in mir beten muss hl

Losung: Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Psalm 73,26

Liebe Leserin, lieber Leser,

könntest du das auch sagen, was die Losung sagt? Dieses Wort aus dem Buch der Psalmen klingt für mich etwas vollmundig. Ich jedenfalls weiß nicht, was ich sagen und beten würde, wenn mir Leib und Seele verschmachteten. Gerade wenn die Seele keine Kraft mehr hat, wenn ich mich von Gott verlassen fühle, ist er dann noch immer und allezeit „meines Herzens Trost und mein Teil“? Gott bewahre, dass es soweit kommt! Und wenn doch?

Antworten

Die Antwort finde ich im Brief des Apostels Paulus an die Christen in Rom. Darin schreibt er: „Ebenso wie wir seufzt auch der Geist Gottes, der uns zu Hilfe kommt. Wir sind schwache Menschen und unfähig, unsere Bitten in der rechten Weise vor Gott zu bringen. Deshalb tritt sein Geist für uns ein mit einem Seufzen, das sich nicht in Worte fassen lässt. Und Gott, vor dem unser Innerstes offen liegt, weiß, was sein Geist in unserem Innern ihm sagen will.“ (Römer 8,26+27a)

Und noch eine zweite Antwort gibt mir die Bibel: In tiefer Not finde ich Gott nicht in irgendeinem Himmel hoch über mir. Da finde ich ihn in Jesus am Kreuz. Dazu kam er auf die Erde und kommt er in meine Welt, um mir, um allen Menschen nahe zu sein. Um auch unsere Schmerzen und Leiden mit uns zu teilen. Nein, ihm ist nichts Menschliches fremd. Er hat es am eigenen Leib erfahren, was Menschen einander antun können. Und dennoch bleibt er uns treu und verrät seine Liebe nicht. Das glaube ich und daran will ich festhalten allen Zweifeln zum Trotz.

Gebet: Herr, wenn ich einmal nicht mehr weiß wie ich beten soll, wenn ich keinen Zugang mehr zu dir finde und nicht mehr spüre, dass du da bist, dann sei dein Geist mein Fürsprecher bei dir. Dann werde ich hoffentlich noch sagen können: ,Ach Gott, ich kann nicht mehr. So bete Du selbst für mich; denn Du bist meine Kraft.‘ Amen

Und dann will ich nicht vergessen, dass Er durch seinen Geist auch in anderen wirkt, wenn sie für mich beten mit Worten und Taten — und ich für sie. 

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr 

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 1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 
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