Montag, 20. Mai 2024

Wo Gott wohnt hl

Losung: So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße! Was ist denn das für ein Haus, das ihr mir bauen könntet? Jesaja 66,1 

Lehrtext: Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? 1.Korinther 3,16 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

vor kurzem habe ich mir die ostdeutschen Dome in Quedlinburg, Halberstadt, Merseburg und Naumburg angesehen. Was für herrliche Bauwerke! Sie haben zT 800 und mehr Jahre überdauert, wurden im Krieg zerstört und wieder aufgebaut und sind auch für spätere Generationen unbedingt erhaltenswert. Sie sind nicht nur Weltkulturerbe. Für mich gehören sie zu den Wurzeln, von denen wir in Deutschland geistig und kulturell leben, oft ohne es zu ahnen. Soweit, so gut. 

Gott lässt uns nicht in Ruhe

Aber Gott braucht sie nicht. Er wohnt nicht in einem Tempel, nicht in einem Dom, nicht in einer Kirche. Manche würden ihn da vielleicht gerne einsperren und aus der Welt und ihrem Leben, aus Politik und Alltag heraushalten, damit man vor ihm Ruhe hat. Doch das ist aberwitzig. Der Schöpfer von Himmel und Erde lässt sich von uns keinen Platz anweisen. Und in Ruhe lässt er uns schon gleich gar nicht.

In der Losung heißt es, dass der Himmel sein Thron und die Erde der Schemel seine Füße sei. Das war für die damalige Zeit, in der Gott oder die Götter Holz– und Steinfiguren waren und in irgendwelchen Tempeln und Schreinen wohnten, eine ungeheure  Behauptung. Das überstieg schon damals das Vorstellungsvermögen der Menschen. 

Unvorstellbare Dimensionen

Inzwischen haben wir noch ganz andere Erkenntnisse von der Größe des Himmels (Universum) und im Vergleich dazu von der Winzigkeit unserer Erde. Unser Heimatplanet ist in den Weiten des Weltalls nicht mehr als ein "glimmender Docht". Und wir erst, wir kurzlebigen Fünkchen! Und trotzdem glauben wir, dass auch wir von Gott gewollt und geschaffen wurden, von ihm geliebt werden und ihm vertrauen können.

Gottes Zuhause

Der einzige Ort auf der Erde, wo er wohnt, ist dein Herz. Wenn du eine Kirche besuchst, trägst du ihn hinein. Du besuchst sie gemeinsam mit ihm. Und wenn du sie verlässt, geht auch er wieder mit. Du bist sein Tempel, und sein Geist wohnt in dir (Lehrtext). Da findest du ihn, in deinem Glauben, in deinem Gottvertrauen. 

Wenn ich ihn da nicht finde, ist die ganze Welt, ja das ganze Universum gottlos - für mich. Aber ich nicht für ihn. 

Gebet: Herr, du bist größer als deine Schöpfung. Das gesamte Weltall kann dich nicht fassen. Und doch wohnst du in mir. Wie soll ich das begreifen? Ich kann nur staunen und glauben. Ich bin deine Krippe und dein Kreuz. Du lebst mit mir. Du teilst mein Glück. Du leidest mit mir und stirbst mit mir. Und ich erwache in dir zum ewigen Leben. Amen 

Herzliche Grüße,     

Ihr / dein Hans Löhr

Nachbemerkung: Die Verfasser der Bibel haben über Gott nachgedacht. Und wir heute denken über die Bibel nach. Wir denken nach über die Einsichten, die sie im Rahmen ihrer Grenzen unter den damaligen Lebensumständen und mit ihrem damaligen Weltverständnis gewonnen und überliefert haben: über ihre guten Erfahrungen mit Gott, aber auch über ihre Irrtümer und problematischen Schlussfolgerungen. 

Unser Nachdenken setzt voraus, dass die Bibel nicht vom Himmel gefallen, sondern das Ergebnis menschlichen Glaubens und Nachdenkens ist. Sie ist in einem Zeitraum von rund 1000 Jahren entstanden, in dem sich das Gottesbild der Israeliten weiterentwickelt und verändert hat bis hin zu Jesus. Aber schon die Evangelisten und Apostel haben wieder ihr jeweiliges, persönliches Jesus-Verständnis weitergegeben, haben ihre Narrative erzählt, die sie voneinander unterscheiden.

Unsere Aufgabe heute ist es, das Evangelium Jesu, also seine gute Nachricht von Gott für uns und unsere Zeit aus der Bibel zu erschließen und zum Leuchten zu bringen. Doch das geht meines Erachtens nur, wenn ich selbst glaube und Jesus Ziel und Mittelpunkt meines Nachdenkens ist. Wie aber alle, die daran arbeiten, Kinder ihrer Zeit sind und somit auch ihre Grenzen haben, kann auch das, was sich aus meinem Nachdenken ergibt, nur vorläufig und unvollständig sein. Ich stehe mit meinem Nachdenken auf den Schultern zahlloser Bibelleser und Ausleger vor mir. Und diejenigen, die vielleicht einmal auf meinen und meiner Zeitgenossen Schultern stehen, haben wiederum einen größeren Überblick und können weiter sehen, als das heute möglich ist. Des Nachdenkens ist kein Ende und des Glaubens auch nicht. Gott sei Dank!

Ich würde das nicht mehr tun, hätten die vielen, meist unbekannten Verfasser der biblischen Schriften nicht wertvolle Erkenntnisse gehabt und Erfahrungen gemacht, die heute noch für meinen Glauben und mein Leben wegweisend sind. Anders gesagt, die mir helfen, diese Welt und Zeit zu deuten und zu werten. Die mir helfen, mich zu verstehen und zu orientieren, so wie es die heutigen Verse aus Losung und Lehrtext tun. 

Die für mich wichtigste Gotteserfahrung, steht im Alten Testament. Jesus hat sie sich zu eigen gemacht und danach geglaubt und gelebt. Sie enthält den Kern der guten Botschaft von Gott und heißt kurz und knapp: "Du (Herr) bist bei mir" (Psalm 23,4) - In den finsteren Tälern und auf den lichten Höhen des Lebens. Du warst bei mir, als ich auf diese Welt gekommen bin. Du bist bei mir in meiner Zeit. Und du wirst auch dann noch bei mir sein, wenn ich wieder gegangen bin.

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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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Hinweis für Smartphone-Nutzer:
 So finden Sie alle seit 2010: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und Tag aufrufen.
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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5 Kommentare:

  1. 🙏👍🙏👍

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  2. Ja, so ist es. Danke.

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  3. Wir haben gestern das Kommunionsfest meines Enkelsohnes gefeiert und ich bin so dankbar und glücklich erfüllt darüber, dass auch er sich dank seiner Eltern, Großeltern und vieler anderen Menschen für den Glauben an Gott und unseren Herrn Jesus entschieden hat und dies hoffentlich beibehält. Aber auch da vertraue ich jetzt ganz auf Gottes Zutun.
    Dank sei unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen
    Herzliche Grüße an Sie, lieber Pfarrer Löhr und an die Pfingstgemeinschaft alles LeserInnen dieses wertvollen Blogs
    Annelie

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  4. Danke für Ihre ausführliche Erklärung der Bibel lieber Herr Löhr. Elke

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