Mittwoch, 28. Mai 2025

Dann gibt es nur eins hl

Losung: Und am Ende wird Gott richten unter den Nationen und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Jesaja 2,2.4

Liebe Leserin, lieber Leser,

was für eine Hoffnung leuchtet aus dem Losungswort, dass die Völker und Nationen endlich kapieren, auf Gewalt zu verzichten! Dass sie alles Kriegsgerät, alle Tötungs- und Vernichtungsinstrumente „umschmieden“ zur friedlichen Nutzung und zum Wohl der Menschen. Was für eine Hoffnung, dass ganze Völker den Frieden lernen könnten!

Doch wie soll ich das glauben, da zurzeit jede Nacht Drohnen in Kiew explodieren, Menschen töten und in Angst und Schrecken versetzen? Da die Medien täglich von immer scheußlicheren Kriegsverbrechen berichten, die die israelische Armee an unbeteiligten Menschen im Gazastreifen verübt?

In meiner Lebenszeit wenigstens – und wohl noch lange danach – werden weiterhin Waffen geschmiedet und eingesetzt. Damit das aufhörte, bräuchte es Mitleid mit sich selbst, seinen Kindern und Enkelkindern – und denen der vermeintlichen Feinde. Wir sind ja auch für sie, das sei nicht vergessen, Feinde, die sie bedrohen und vor denen sie Angst haben. Gegen die sie sich verteidigen müssen, wie sie sagen.

Brandbeschleuniger Selbstgerechtigkeit

Ja, alle wollen sich immer nur verteidigen. Alle glauben immerzu, nur die anderen seien die Bösen. Deswegen gibt es auch nur Verteidigungsminister und keine Angriffs- oder Kriegsminister. Dabei hat jeder Krieg eine Vorgeschichte, an der fast immer beide Seiten beteiligt sind. Gerade die Selbstgerechtigkeit – hier wie dort – ist meines Erachtens einer der schlimmsten Brandbeschleuniger, wenn es zu bewaffneten Konflikten kommt.

„Schwerter zu Pflugscharen“ – dieses Wort, das der heutigen Losung unmittelbar vorausgeht, war in den achtziger Jahren das Motto der Friedensbewegung in der DDR und dann auch in der Bundesrepublik. Christliche Friedensgruppen auf beiden Seiten haben es bekannt gemacht. Aber es ist nicht gelungen, dieses Wort in den Köpfen der Menschen und der Regierenden zu verankern.

Und jetzt, nachdem den Machthabern in aller Welt wieder nichts Besseres einfällt, als Waffen zu schmieden, um kriegstüchtig zu werden – jetzt, wo wieder neue Kriege geführt werden –, sollen wir wenigen christlichen Pazifisten da resignieren?

Die Versuchung ist groß. Ihr nachzugeben wäre ein fatales Versagen, wäre in meinen Augen Verrat an Jesus und den Unschuldigen, die in der Ukraine leiden, und an den Kindern, die in Gaza sterben.

Den Mund aufmachen

„Barmherzigkeit mit den Opfern überall!“, „Die Waffen nieder!“, „Lieber Unrecht leiden als Unrecht tun“, „Leben und leben lassen“, „Schwerter zu Pflugscharen“ und immer wieder „den Frieden suchen und auf Gewalt verzichten“ – das bleibt die Devise. Diese Forderungen dürfen nicht verstummen, auch wenn nach meinem Eindruck immer weniger das hören wollen.

Wir müssen – ja, wir müssen – die Erinnerung daran festhalten, dass „Krieg nach Gottes Willen nicht sein soll.“ So hat es der Weltkirchenrat auf seiner Gründungsversammlung 1948 formuliert. Was ist daraus geworden?

Ich denke, wir Christen müssen das weiterhin sagen und dürfen uns von niemandem den Mund verbieten lassen – auch nicht von unserer eigenen Angst.

GebetHerr, ich will auf dich hören und nicht auf die, die mir einreden wollen, was vernünftig und realistisch sei, verantwortungsvoll und politisch notwendig.

Ich will mich nicht schämen, naiv und weltfremd genannt zu werden. Ich will auf dich hören und dir folgen, so gut ich kann.

Ich will nicht nachreden, was andere mir einreden, sondern weitersagen, was du zu sagen hast. Denn du bist ein Gott des Friedens und nicht des Krieges. Du hast in Jesus, deinem Sohn, selbst gelitten, statt anderen Leiden zuzufügen. Du hast deine Feinde geliebt und tust das noch.

Wo ich nach deinem Willen handle, da bestärke mich. Wo ich mich irre, wehre meinem Irrtum. Wenn ich aufgeben will, gib du mir neuen Mut. Wenn ich andere verletze, lass es mich merken, dass ich mich ändere und verzeihe.

Sei du selbst meine Hoffnung und meine Kraft. Sei du in meinem Fühlen und Denken, Reden und Tun, dass auch durch mich im Kleinen geschieht, was du im Großen willst.

Was ich nicht ändern kann, Herr, will ich hinnehmen. Was ich ändern kann, will ich in deinem Namen tun. Du wirst mir helfen, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Ach Herr, ich hab doch nur dich. Dein Wille geschehe. Amen

Herzliche Grüße, 

Ihr / dein Hans Löhr

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Damit das nicht vergessen wird:

1947, zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa und den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki hat der junge Schriftsteller Wolfgang Borchert wenige Wochen vor seinem Tod geschrieben:

Dann gibt es nur eins: Sag NEIN

Du. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr machen – sondern Stahlhelm und Maschinengewehre, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Mädchen hinterm Ladentisch und Mädchen im Büro. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Granaten füllen und Zielfernrohre für Scharfschützengewehre montieren, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Besitzer der Fabrik. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst statt Puder und Kakao Schießpulver verkaufen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Forscher im Laboratorium. Wenn sie Dir morgen befehlen, du sollst einen neuen Tod erfinden gegen das alte Leben, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Dichter in deiner Stube. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Liebeslieder, du sollst Hasslieder singen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Arzt am Krankenbett. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst die Männer kriegstauglich schreiben, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Pfarrer auf der Kanzel. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst den Mord segnen und den Krieg heilig sprechen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Kapitän auf dem Dampfer. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keinen Weizen mehr fahren – sondern Kanonen und Panzer, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Pilot auf dem Flugfeld. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Bomben und Phosphor über die Städte tragen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Schneider auf deinem Brett. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Uniformen zuschneiden, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Richter im Talar. Wenn sie dir morgen befehlen, Du sollst zum Kriegsgericht gehen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Mann auf dem Bahnhof. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst das Signal zur Abfahrt geben für den Munitionszug und für den Truppentransporter, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Mann auf dem Dorf und Mann in der Stadt. Wenn sie morgen kommen und dir den Gestellungsbefehl bringen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Mutter in der Normandie und Mutter in der Ukraine, du, Mutter in San Francisco und London, du am Hoangho und am Mississippi, du, Mutter in Neapel und Hamburg und Kairo und Oslo – Mütter in allen Erdteilen, Mütter in der Welt, wenn sie morgen befehlen, ihr sollt Kinder gebären, Krankenschwestern für Kriegslazarette und neue Soldaten für neue Schlachten, Mütter in der Welt, dann gibt es nur eins:
Sagt NEIN! Mütter, sagt NEIN!

Denn wenn ihr nicht NEIN sagt, wenn IHR nicht nein sagt, Mütter, dann: dann:

In den lärmenden dampfdunstigen Hafenstädten werden die grossen Schiffe stöhnend verstummen und wie titanische Mammutkadaver wasserleichig träge gegen die toten vereinsamten Kaimauern schwanken, algen-, tang- und muschelüberwest, den früher so schimmernden dröhnenden Leib, friedhöflich fischfaulig duftend, mürbe, siech, gestorben

 die Straßenbahnen werden wie sinnlose glanzlose glasäugige Käfige blöde verbeult und abgeblättert neben den verwirrten Stahlskeletten der Drähte und Gleise liegen, hinter morschen dachdurchlöcherten Schuppen, in verlorenen kraterzerrissenen Straßen

– eine schlammgraue dickbreiige bleierne Stille wird sich heranwälzen, gefräßig, wachsend, wird anwachsen in den Schulen und Universitäten und Schauspielhäusern, auf Sport- und Kinderspielplätzen, grausig und gierig unaufhaltsam

– der sonnige saftige Wein wird an den verfallenen Hängen verfaulen, der Reis wird in der verdorrten Erde vertrocknen, die Kartoffel wird auf den brachliegenden Äckern erfrieren und die Kühe werden ihre totsteifen Beine wie umgekippte Melkschemel in den Himmel strecken

– in den Instituten werden die genialen Erfindungen der großen Ärzte sauer werden, verrotten, pilzig verschimmeln

– in den Küchen, Kammern und Kellern, in den Kühlhäusern und Speichern werden die letzten Säcke Mehl, die letzten Gläser Erdbeeren, Kürbis und Kirschsaft verkommen

– das Brot unter den umgestürzten Tischen und auf zersplitterten Tellern wird grün werden und die ausgelaufene Butter wird stinken wie Schmierseife, das Korn auf den Feldern wird neben verrosteten Pflügen hingesunken sein wie ein erschlagenes Heer und die qualmenden Ziegelschornsteine, die Essen und die Schlote der stampfenden Fabriken werden, vom ewigen Gras zugedeckt, zerbröckeln – zerbröckeln – zerbröckeln

– dann wird der letzte Mensch, mit zerfetzten Gedärmen und verpesteter Lunge, antwortlos und einsam unter der giftig glühenden Sonne und unter wankenden Gestirnen umherirren, einsam zwischen den unübersehbaren Massengräbern und den kalten Götzen der gigantischen betonklotzigen verödeten Städte, der letzte Mensch, dürr, wahnsinnig, lästernd, klagend

– und seine furchtbare Klage: WARUM? wird ungehört in der Steppe verrinnen, durch die geborstenen Ruinen wehen, versickern im Schutt der Kirchen, gegen Hochbunker klatschen, in Blutlachen fallen, ungehört, antwortlos, letzter Tierschrei des letzten Tieres Mensch

– all dieses wird eintreffen, morgen, morgen vielleicht, vielleicht heute Nacht schon, vielleicht heute Nacht, wenn — wenn — wenn ihr nicht NEIN sagt.

Wolfgang Borchert (1921-1947)

Dienstag, 27. Mai 2025

Der Gottesfelsen hl

Losung: Wo ist ein Fels außer unserm Gott? Psalm 18,32

Liebe Leserin, lieber Leser,

kannst du das sagen: "Gott ist mein Fels"? Ich denke ja, auch wenn ich dich nicht kenne. Denn wie sonst wärst du bisher durchs Leben gekommen, wenn er nicht dein verlässlicher Halt gewesen wäre in stürmischen Zeiten? Nicht dein fester Boden unter den Füßen? Nicht dein Fels in der Brandung der Wechselfälle des Lebens?

Ich sehe das jedenfalls für mich so. Oft habe ich mir das selbst zugute gehalten, wenn ich eine Krankheit, eine Krise oder einen Unfall überstanden habe oder mir etwas gelungen ist. Nur hin und wieder war ich dankbar, dass alles in allem in meinem Leben viel gut gegangen ist. Dann sagte ich und sage noch heute: 

Gebet: Mein Gott, auf dich kann ich mich verlassen. Dir vertraue ich mich an mit allen, was ich bin und habe. Denn von dir komme ich. Du bist bei mir. Zu dir gehe ich. Du schenkst mir immer wieder Freude und gibst mir die Kraft, auch das zu tragen, was schwer ist. Du siehst mein Versagen nicht an und bleibst mir treu, komme, was da wolle. Dafür danke ich dir. 
Ich baue auf dich. Du wirst mir auch in Zukunft helfen. Ja, Herr, du stehst felsenfest zu mir. Wenn ich doch auch so fest glauben könnte! Aber darauf kommt es nicht an, sondern dass du mein Gott bist. Und wenn es einmal mit meinem Leben zu Ende geht; wenn ich alles wieder loslassen muss, woran ich mich festgehalten habe; wenn mich auch sonst niemand mehr halten kann, so bleibst du doch mein Halt. Du bist ja mein Schutz und mein Fels. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

Montag, 26. Mai 2025

Was dem Frieden dient hl

Losung: Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth. Sacharja 4,6

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn du öfter meine Auslegungen liest, weißt du: Ich bin Pazifist (vgl. Matthäus 5,9). Ich lehne militärische Gewalt und Aufrüstung ab, weil ich darauf vertraue, was Jesus gelehrt und gelebt hat. Besonders bewegt mich jene Szene, in der er über Jerusalem weint – nicht etwa über die Römer, sondern über sein eigenes Volk und sagt:

»Wenn doch auch du heute erkannt hättest, was dem Frieden dient! Aber jetzt bist du mit Blindheit geschlagen. Es kommt eine Zeit, in der deine Feinde einen Wall um deine Mauern aufschütten und dich von allen Seiten belagern. Sie werden dich dem Erdboden gleichmachen und deine Bewohner töten. Kein Stein wird auf dem anderen bleiben. Denn du hast die Gelegenheit, als Gott dir nahekam, nicht genutzt.« Lukas 19,41-44

Ich frage dich: Was hätten die Juden damals erkennen, was tun sollen als Jesus unter ihn lebte und von Gott und seinem Reich sprach? Hätten sie alle auf ihn hören sollen? Auf ihn, den mittellosen Wanderprediger aus der Provinz Galiläa, der kein Geld hatte und keine Waffe, nur zwölf Männer, die oft selbst nicht so genau wussten, was sie von ihm halten sollten? (vergleiche Johannes 6,65-69). Ja, das hätten sie tun sollen. Aber Hand aufs Herz, hätte ich das getan damals vor 2000 Jahren in Jerusalem? Und du?

Kriege ohne Ende

Seitdem ist die Menschheit um die Erfahrung von tausenden weiteren Kriegen reicher, insbesondere unser Land mit zwei Weltkriegen im letzten Jahrhundert. Und sie ist um unzählige Kriegsopfer ärmer, um Kinder ohne Zahl, um Frauen und Männer. Trotzdem sterben auch jetzt wieder Menschen im Krieg Russlands gegen die Ukraine und noch mehr im Krieg der israelischen Regierung und ihrer Armee gegen die zumeist schutz- und wehrlosen Menschen im Gaza-Streifen.

Was aber soll ich heute erkennen, was tun, das dem Frieden dient? Was soll ich lernen aus all dem Morden und Brennen, aus dem Schlachten und Vernichten?

Alle Antworten auf diese Frage sind höchst umstritten je nachdem, von wo aus und wie man auf die aktuellen Kriege schaut. Auch mein Versuch, eine Antwort zu finden, wird widersprochen werden. Und doch will ich es wagen.

Die Antwort, die sich mir beim Nachdenken über die Losung und die Tränen Jesu geradezu aufgedrängt hat, heißt „verzichten“.

Verzichten können – eine Haltung des Glaubens und der Vernunft

In der Losung spricht Gott zu Serubbabel, dem Statthalter, der nach dem babylonischen Exil den zerstörten Tempel wieder aufbauen soll. Doch nicht durch militärische Gewalt (Heer) oder politische Macht soll das geschehen – sondern durch Gottes Geist (vgl. auch Jesaja 30,15).

Für mich heißt das: Vertrauen statt Machtstreben. Der Wiederaufbau soll in einem Geist des Friedens geschehen – ohne erneute militärische Provokation der Großmächte, ohne Gewalt. Doch bald griffen einige jüdische Gruppen wieder zu den Waffen. Der Aufstand gegen Rom führte zur erneuten Zerstörung Jerusalems und zum Verlust der Heimat.
Was wäre gewesen, wenn man den Weg des Verzichts gewählt hätte? Und was bedeutet das heute?

Für mich heißt es:
                      Verzicht auf Gewalt und Gegengewalt
                      Verzicht auf Rache, Strafe, Demütigung
                      Verzicht auf Drohungen und Feindbilder
                      Verzicht auf ständige Eskalation

Stattdessen:
                      Vertrauen auf Gott
                      Reden – auch mit Gegnern und Feinden
                      Sich in den Gegner hineinversetzen und seine Motive begreifen
                      Den eigenen Anteil am Konflikt erkennen und benennen
                      Verhandeln, Kompromisse, Nachgeben
                      Auch bereit sein, Nachteile zu ertragen.

Und das alles, damit endlich das Leiden und Sterben so vieler Unschuldigen auf allen Seiten aufhört.

Jesus sagt es deutlich: „Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dem biete auch die andere dar.“ „Liebt eure Feinde …“ (Matthäus 5,38–45) Erst der Verzicht auf Vergeltung kann die Gewaltspirale stoppen.

Ich weiß, was man mir entgegnet: Das sei naiv. Weltfremd. Gefährlich. Nicht durchsetzbar in der „wirklichen Welt“. Aber ich sehe auch: Die Kriege nehmen kein Ende. Weil der Mensch nicht verzichten will – auf Macht und Kontrolle, auf Rache und Dominanz.

Doch Gottes Reich funktioniert anders: Es lebt davon, dass man einander vergibt und sich versöhnt. Es lebt aus geistlicher Kraft – nicht von Zwang. Vielleicht wäre es an der Zeit, den Weg des Verzichts wenigstens einmal zu probieren. Ich persönlich mache damit im Kleinen gute Erfahrungen, - wenn ich mich dazu überwinden kann.

Gebet (Franz von Assisi zugeschrieben):

Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich Liebe übe, wo man mich hasst;
dass ich verzeihe, wo man mich beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum herrscht;
dass ich den Glauben bringe, wo Zweifel ist;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich dein Licht entzünde, wo die Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.

Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen; 
und wer da stirbt, der erwacht zum ewigen Leben. Amen.

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

Sonntag, 25. Mai 2025

Ein unzertrennliches Paar hl

Lehrtext: Meine Brüder und Schwestern! Was nützt es, wenn jemand behauptet zu glauben, sich der Glaube aber nicht in Taten zeigt? Jakobus 2,14

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute lade ich dich ein, über das Zwillingspaar Glaube und Liebe nachzudenken.

Was Jakobus im Lehrtext sagt, leuchtet mir unmittelbar ein: Glaube soll sichtbar werden – in Taten. Jesus spricht im Matthäusevangelium (Kapitel 25, Verse 34–46) von den sieben Werken der Barmherzigkeit, die ein solches tätiges Glaubensleben beschreiben:

Hungernde speisen
Dürstenden zu trinken geben
Nackte bekleiden
Fremde aufnehmen
Kranke besuchen
Gefangene nicht im Stich lassen
Tote begraben

Glaube zeigt sich in der Liebe – und Liebe ist mehr als Gefühl. Sie richtet sich:

zu Gott
zum Nächsten
zu sich selbst
zum Feind
zum Frieden
zur Gerechtigkeit
zur Wahrheit

Solche Liebe bleibt nicht abstrakt – sie wird konkret im Handeln. So jedenfalls verstehe ich Jesus in den Evangelien.

Wer seinen Glauben so lebt – im Verhalten, im Mitgefühl, in helfender Tat – ist für mich ein Mensch „nach dem Herzen Gottes“ (vgl. 1. Samuel 13,14). Und dafür muss man nicht einmal alles „richtig“ glauben – siehe der barmherzige Samariter (Lukas 10,29–37).

In der Gegenwart

Wenn ich Jesu Gleichnis heute erzähle, stelle ich mir vor: Der, der unter die Räuber fiel, wäre ein Israeli – und der barmherzige Helfer ein Palästinenser. Das macht die Geschichte  brennend aktuell – und radikal menschlich.

Oder ich übertrage es auf unseren Alltag: Vielleicht ist der Samariter jemand, der mit Glauben wenig anfangen kann – aber handelt, aus Mitgefühl. Und der Hilfsbedürftige? Das könnte ich selbst sein. Ich bin dankbar für all die Menschen – oft namenlos –, die medizinisch helfen, heilen, pflegen. Auch dich, wenn du Hilfe brauchst.

Und der eigene Glaube?

Der Blick geht zuerst nach innen. Bevor ich andere frage, wie gläubig sie sind, frage ich mich selbst. Den „Geigerzähler der Rechtgläubigkeit“ lasse ich lieber in der Schublade. Entscheidend ist das Herz eines Menschen – und das sieht allein Gott. In seiner Liebe.

Ein letzter Gedanke:

Für mich gehören Glaube und Liebe zusammen: Glaube als Vertrauen auf Gott, Liebe als Zuwendung zu den Menschen. Vielleicht gibt es Liebe ohne Glauben. Aber Glaube ohne Liebe? Das ergibt für mich keinen Sinn.

Gebet: Herr, was auch immer geschieht – in der großen Welt oder in meinem kleinen Leben – ich halte daran fest, dass sich in allem deine Liebe zeigt.

Manches bleibt mir verborgen, manches verstehe ich nicht. Aber es kommt nicht auf mein Verstehen an, sondern auf dein Tun – für deine Geschöpfe, auch für mich.

Du kennst Anfang und Ende. Ich sehe nur einen kleinen Ausschnitt – und weiß nicht, was morgen ist. Aber deine Liebe trägt mich – verborgen und manchmal spürbar. Darum will auch ich dich lieben. Und die Menschen, die du mir über den Weg schickst. Amen.


Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Und morgen geht es um die Frage, was dem Frieden dient.

Freitag, 23. Mai 2025

barrierefreier Zugang hl

Wie man sich Jesus zufolge verhalten soll: 

Lehrtext: Wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein, 

14dann wirst du selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten. (Lukas 14,13+14a).

[und weiter in Jesu Gleichnis vom großen Festmahl Lukas 14,15-21:] "... Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen und Verkrüppelten und Blinden und Lahmen herein. Lukas 14,21

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich bin wenigstens nicht arm, blind, verkrüppelt und gelähmt. Das sage ich mir, wenn ich unzufrieden bin oder mir sonst eine Laus über die Leber läuft. Dann kann ich wieder dankbar sein trotz allem, was besser sein könnte. Ich darf eben meine Maulwurfshaufen nicht mit den Bergen der Leiden verwechseln, in denen andere unterwegs sind. Aber gäbe es nicht vielleicht auch Gründe, selbst dann noch dankbar zu sein, wenn ich zu ihnen gehörte?

Alle, die gesundheitlich stärker beeinträchtigt sind, die mit körperlichen oder geistigen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, haben einen barrierefreien Zugang zu Gottes Reich, sagt Jesus, also zu ihm selbst. Vielleicht sogar die mit einer anderen Religion oder Weltanschauung, die ihn nicht kennen. Seine Gnade jedenfalls ist größer als meine Urteile.

Vor Kurzem bin ich mit einem älteren Mann ins Gespräch gekommen. Danach dachte ich mir: 'Gott sei Dank bin ich nicht so wie der.' Die Einzelheiten erspare ich dir. Aber dann fiel mir die Auslegung vom 14. Mai ein und ich habe mich geschämt. Wieso bin ich so arrogant und schaue auf ihn herab? Vielleicht hat er ja längst einen reservierten Platz an der Tafel jenes "Hausherrn", am großen Tisch Gottes, ohne zu wissen, wer ihn da eingeladen hat. 

Und ich? Ich stehe womöglich noch in der Warteschlange vor dem Festsaal, weil bei Gott erstmal die dran sind, die in diesem Leben und in dieser Welt oft genug zu kurz kommen. Könnte doch sein. Aber will ich dann überhaupt mit jenem Mann an einem Tisch, an Jesu Tisch sitzen zusammen mit all den anderen "Armen, Gelähmten, Krüppeln, Blinden"? Und wollen sie mit mir? 

Gebet: Herr, wenn ich einen Menschen innerlich ablehne, so will ich daran denken, dass auch er dein Gast ist. Wir alle haben doch nichts, womit wir deine Einladung  verdienen*. Du musst auch mich so nehmen, wie ich bin, auch mit meinen problematischen Seiten. So hilfst du mir, die anderen mit deinen Augen zu sehen. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

* Lukas 14,14

Mittwoch, 14. Mai 2025

Gefährliche Selbstgerechtigkeit hl

Lies bitte zuerst diese Geschichte:

Jesus erzählte ein weiteres Gleichnis. Er wandte sich damit besonders an die Menschen, die selbstgerecht sind und auf andere herabsehen: 10 »Zwei Männer gingen hinauf in den Tempel, um zu beten. Der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zolleinnehmer. 11 Selbstsicher stand der Pharisäer dort und betete: ›Ich danke dir, Gott, dass ich nicht so bin wie andere Leute: kein Räuber, kein Betrüger, kein Ehebrecher und auch nicht wie dieser Zolleinnehmer da hinten. 12 Ich faste zwei Tage in der Woche und gebe von allen meinen Einkünften den zehnten Teil für dich.‹ Lehrtext: 13 Der Zolleinnehmer dagegen blieb verlegen am Eingang stehen und wagte es nicht einmal aufzusehen. Schuldbewusst betete er: ›Gott, sei mir gnädig und vergib mir, ich weiß, dass ich ein Sünder bin!‹ 14 Ihr könnt sicher sein, dieser Mann ging von seiner Schuld befreit (= gerechtfertigt) nach Hause, nicht aber der Pharisäer. Lukas 18,9-14 (Übersetzung: Hoffnung für alle)

Liebe Leserin, lieber Leser,

immer geht es in dieser Geschichte um einen von den betrügerischen Zolleinnehmern. Jene "Typen", wie man heute abwertend sagen würde, sind von den Leuten damals verachtet worden. Sie arbeiteten für die verhasste, römische Besatzungsmacht. Dabei hauten sie auch noch ihre eigenen Landsleute, die Juden, übers Ohr. 

Aber was ist mit dem selbstgerechten, unsympathischen Pharisäer, dem Anhänger einer religiös-politischen Partei in Palästina zur Zeit Jesu? Stimmt, er trug die Nase ziemlich hoch, sogar noch im Jerusalemer Tempel, sogar noch beim Beten, sogar noch vor Gott. Jesus sagt in seiner Geschichte von ihm: "Dieser ging nicht gerechtfertigt wieder nach Hause." 

Und warum? Hat Gott ihn auf diese Weise für seine zum Himmel stinkende Selbstgerechtigkeit bestraft? Ich glaube vielmehr, er stand sich mit seinem unmöglichen Betragen selbst im Weg - und hat es nichteinmal gemerkt. Vielleicht hat er deshalb nie erfahren, wie es ist, von Gott angenommen und geliebt zu sein, obwohl er das doch, wie jeder andere, auch brauchte. Obwohl er sich doch, wie jeder andere, danach sehnte. Manchmal merkt man eben nicht, wenn man geliebt wird, sei es von Gott oder von Menschen, solange man in sich selbst gefangen ist.

Eigentlich war er der arme Kerl in jener Geschichte. Für mich jedenfalls. Denn er hatte nur sich und seinen Dünkel. Mit dem kam er in den Tempel. Mit dem ging er wieder nach Haus. Mit dem wollte er mit Gott sprechen und führte doch nur ein Selbstgespräch. 

Der Zolleinnehmer ging leichten Herzens wieder nach Hause. Der Pharisäer aber ging, wie er gekommen war: mit einem Herz voll Selbstgerechtigkeit und Verachtung für den Zolleinnehmer. Da war kein Platz mehr für Gottes Liebe und Barmherzigkeit. Schade, wenn man sich mit seinen negativen Gefühl selbst so im Weg steht. Schade, wenn man sich ständig mit anderen vergleicht statt mal bei sich zu bleiben und bei seinem Gott.

Gebet: Herr, hilf mir, dass ich meine negativen Gefühle und Gedanken beherrsche, damit sie mich nicht beherrschen. Mit deiner Hilfe wird es gelingen. Ich weiß, ich kann dir nichts vorweisen, worauf ich stolz sein könnte. Vor dir stehe ich mit einem leeren Herzen. Vor dir bin ich innerlich arm (Matthäus 5,3)Doch gerade so schaffst du Raum, in mir zu wohnen. So muss ich nicht andere herabsetzen, um selbst etwas zu gelten. So kann ich dich lieben, indem ich mich denen zuwende, die in der Welt wenig gelten. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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Dienstag, 13. Mai 2025

Gott lässt deine Hand nicht los hl

Losung: Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. Psalm 139,9-10

Liebe Leserin, lieber Leser,

wo ist dein Gott in diesem Moment? Im Psalm 23 Vers 4  heißt es: "Herr, du bist bei mir." Ich glaube, das gilt auch für mich und für dich. Noch ausführlicher wird der Psalm 139. Da sagt David: Du umgibst mich von allen Seiten", von allen! Und weiter: Wo ich auch war, wo ich auch gerade bin, wo ich auch sein werde - du bist da: An den entlegensten Orten. Am äußersten Meer, selbst in der schwärzesten Finsternis. Ja sogar noch im Grab hältst du meine Hand.

Auch für mich?

Das alles denke ich mir nicht aus. Ich lasse es mir von der Bibel gesagt sein. Und jetzt liegt es an mir, mich darauf zu verlassen: Werde ich mir die Worte Davids zu eigen machen? Werde ich glauben, dass sie auch für mich gelten?

Wenn Gott Gott ist, wenn er der ist, der sich in Jesus Christus zeigt, dann müssen jene Psalmworte auch dann noch gelten, wenn ich nicht glaube. Denn dass er bei mir ist, jederzeit und überall, darauf habe ich keinen Einfluss. Das ist so. Das ist auch dann so, wenn ich davon nichts zu spüren meine. Und warum nicht auch bei dir? 

Im Psalm 139, aus dem das Losungswort kommt, heißt es noch genauer: Gott kennt mich. Er versteht mich. Er sieht mich. Er weiß, was ich sage. Er hält seine Hand über mir. Wie sollte ich das begreifen? - Ja, wie sollte auch ich das begreifen! Und wie du?

Glauben auf Probe

Manchmal, wenn mein Glaube schwindet und die Zweifel wachsen, dann sage ich mir: Hans, glaube doch wenigstens mal auf Probe. Tu so, als ob du dich auf Gott verlassen, als ob du ihm vertrauen könntest. Tu so, als ob die Worte aus dem Psalm 139 und dem Psalm 23 dir persönlich gesagt und für dich wahr seien. Und ebenso die vielen anderen stärkenden und tröstenden Worte der Bibel. Sei mal ein paar Tage oder Wochen Gott einfach nur dankbar, egal was sonst gerade ist, und stelle deine Bitten vorerst zurück. Bete im Geist jener beiden Psalmen und lass in dieser Zeit mal ihn für dich und deinen Glauben sorgen. Und dann, Hans, frage dich nochmal: Wo ist dein Gott jetzt? 

Gebet mit Psalm 139: 

HERR, du erforschest mich und kennest mich. 2 Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. 3 Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. 4 Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht alles wüsstest. 5 Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. 6 Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, ich kann sie nicht begreifen. 7 Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? 8 Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da. 9 Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, 10 so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. 11 Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein –, 12 so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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Sonntag, 11. Mai 2025

verirrt, gesucht, gefunden hl

Losung: Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR. Jeremia 29,13-14

Liebe Leserin, lieber Leser,

so wie in der Losung dachten Menschen zur Zeit des Alten Testaments. So denken viele, vielleicht die meisten bis heute. So habe auch ich lange Zeit gedacht. 

Jesus sagt es in seinem Gleichnis vom Verlorenen Schaf anders. Er stellt solches Denken sozusagen vom Kopf auf die Füße, weil er Gott anders erlebt. Weil Gott in ihm anders ist und wirkt. Er lehrt jenes Wort nicht nur anders. Er lebt es anders. Er selbst ist der gute Hirte, der das entlaufene Schaf sucht und findet. Er bestraft es nicht, dass es weggelaufen ist. Er legt es sich auf die Schulter und trägt es voll Freude nach Haus. Jetzt heißt für mich das heutige Losungswort:

Gebet: Weil du, Herr, mich von ganzem Herzen suchst, will ich mich von dir finden lassen. Hier bin ich. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

Und hier die biblische Geschichte aus Lukas 15,1-6: 

"Immer wieder kamen viele Zolleinnehmer und andere verrufene Leute zu Jesus, um ihn zu hören. 2 Die Pharisäer und Schriftgelehrten ärgerten sich und schimpften: »Mit welchem Gesindel gibt der sich da ab! Er isst sogar mit ihnen!« 3 Da erzählte Jesus ihnen folgendes Gleichnis: 4 »Stellt euch vor, einer von euch hätte hundert Schafe und eins davon geht verloren, was wird er tun? Lässt er nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück, um das verlorene Schaf so lange zu suchen, bis er es gefunden hat? 5 Wenn er es dann findet, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern 6 und trägt es nach Hause. Dort angekommen ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen: ›Freut euch mit mir, ich habe mein verlorenes Schaf wiedergefunden!‹" (Übersetzung: 'Hoffnung für alle')

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Textkritische Erwägungen für Interessierte:

Fortsetzung mit Vers 7: Ich sage euch: So wird auch im Himmel Freude herrschen über einen Sünder, der zu Gott umkehrt – mehr als über neunundneunzig andere, die nach Gottes Willen leben und es deshalb gar nicht nötig haben, zu ihm umzukehren.

Dieser Vers 7 wurde vermutlich später hinzugefügt. Er ändert den Sinn des Gleichnisses und macht aus dem Evangelium, aus der frohen, befreienden Botschaft Jesu wieder ein forderndes Gebot (Gesetz): 'Komm zurück, tu Buße!' - Jetzt findet nicht mehr der Hirte das entlaufene "Schaf". Jetzt muss es selber Buße tun und zurückkommen. 

Solche Verse dienten damals vielleicht zur Disziplinierung der Mitglieder der frühen Christengemeinden: 'Geht nicht wieder weg. Und wenn doch, dann kommt schnell zurück!' Wer sie hinzugefügt hat, ist unbekannt. Die theologische Forschung ist mehrheitlich der Auffassung, dass es sich hierbei um eine "Gemeindebildung" handeln könnte.

Samstag, 10. Mai 2025

Erstaunliche Einsicht hl

Losung für 11.05.2025: Du sollst nicht stehlen. 2. Mose 20,15

"Jede Kanone, die gebaut wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel gelassen wird, jede abgefeuerte Rakete bedeutet letztlich einen Diebstahl an denen, die hungern und nichts zu Essen bekommen, denen, die frieren und keine Kleidung haben. Eine Welt unter Waffen verpulvert nicht nur Geld allein. Sie verpulvert auch den Schweiß ihrer Arbeiter, den Geist ihrer Wissenschaftler und die Hoffnung ihrer Kinder." *

Dwight D. Eisenhower, 1890-1969, 34. Präsident der USA

Liebe Leserin, lieber Leser,

erstaunlich, zu welchen Einsichten der ehemalige Weltkriegsgeneral und spätere Präsident der Vereinigten Staaten doch noch gelangt ist. Ob so etwas in unserem Land auch noch mal möglich sein wird? Nun, auch in den USA hat man diese Einsicht Eisenhowers schnell wieder vergessen.

Und dann noch das 5. Gebot

Immerhin gilt für Christen uneingeschränkt auch noch das 5. Gebot: "Du sollst nicht töten!". Alle Versuche, für das Militär eine Ausnahme zu reklamieren, können mich nicht überzeugen, auch wenn fast alle christllichen Kirchen das gebilligt oder aktiv unterstützt haben. Nur die kleinen, jesustreuen Friedenskirchen bilden eine Ausnahme.

Nicht stehlen, nicht hassen, nicht töten. Wie die Welt wohl aussähe, wenn sich Christen und ihre Kirchen und Gemeinden öfter daran gehalten hätten? Wenn Jesu Gebot, die Feinde zu lieben, mehr befolgt worden wäre? Wenn Petrus das Schwert hätte stecken lassen, damals im Garten Gethsemane? 

Zuerst muss ich mich selbst überwinden

Es bringt meines Erachtens nichts, darauf zu warten, bis andere damit beginnen. Bis ein Papst, ein Bischof oder eine Pfarrerin dazu aufrufen. Ich muss selbst in mir die irrationalen Ängste, etwaige Gewaltfantasien und den Irrglauben überwinden, dass militärische Gewalt Probleme lösen könnte. Über kurz oder lang ist sie nur die böse Saat für neues Verderben.

Meine Großeltern haben den ersten und den zweiten Weltkrieg erlebt. Meine Großväter waren damals an der Front. Mein Vater war im zweiten Weltkrieg Soldat. Ich erinnere mich noch an die Kriegsruinen in Nürnberg, die ich als Kind gesehen, aber nicht begriffen habe. An die Bilder aus dem Vietnamkrieg. Und jetzt habe ich die Bilder aus Gaza vor Augen. Allesamt Dokumente von Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Allesamt Zeugnisse des großen Diebstahls von Heimat und Glück, von Gesundheit und Leben an so vielen Kindern. Wofür? Für mich allesamt Zeugnisse, von der Missachtung Gottes und seiner Gebote.

Ein General und Präsident hatte einmal eine erstaunliche Einsicht. Wie er dazu kam, weiß ich nicht. Vielleicht war er  Christ, einer, für den Jesus mehr war als eine Krippenfigur.

Gebet: Herr, du nennst die selig, die nicht nur vom Frieden reden, sondern ihn machen im Kleinen wie im Großen**. Ich möchte so ein Friedensmacher sein, möchte in mir damit beginnen und damit fortfahren bei den Menschen, unter denen ich lebe. Ich möchte die Kraft dazu aus dem Frieden gewinnen, denn du gelebt hast. Du wirst sie mir geben. Dazu öffne ich mich deinem Geist. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

Eisenhower hielt diese eindringliche Rede im Jahr 1953 vor der American Society of Newspaper Editors. In dieser Zeit des Kalten Krieges warnte er vor den immensen Kosten und dem Verlust an menschlichem Potenzial, die mit der fortwährenden Aufrüstung einhergehen. (Quelle: Gemini)

** Seligpreisung Jesu, Matthäus 5,9

Donnerstag, 8. Mai 2025

Warum? Wozu?

 Losung: Und Gott, der HERR, antwortete Hiob: "Wo warst du, als ich die Erde gründete und zum Meer sprach: »Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!«?" Hiob 38,4.11


Ja, liebe Leserin, lieber Leser,

wo war Hiob damals, der große Leidensmann im Alten Testament? Und wo waren wir, als Gott den Himmel und die Erde erschaffen hat? Als in der Frühzeit der Erdgeschichte ein riesiger Asteroid unseren Planeten getroffen hat und dabei der Mond entstanden ist? Wo waren wir, als zahllose Katastrophen wie Vulkanausbrüche, Erdbeben, sintflutartiger Regenfälle und andere Ereignisse dazu beigetragen haben, dass das Leben wider alle Wahrscheinlichkeit aus kleinsten Anfängen entstanden ist und bis heute besteht?

Der große Zusammenhang

Nein, du musst das alles nicht wissen, um glauben zu können. Aber es schadet auch nicht. Im Gegenteil. Mir hilft es zu ahnen und bisweilen zu verstehen, wie alles zusammenhängt. Alles: Freude und Leid. Krankheit und Gesundheit. Hass und Liebe. Krieg und Frieden. Aber eben auch Entstehen, Wachsen, Blühen, Frucht bringen, Vergehen. Und dass alles zurück in den Urgrund der Schöpfung, in die Hände des Schöpfers geht. Aus denen wir geboren sind. In die hinein wir wieder sterben werden.
Und bei alledem haben wir Menschen seit Jahrtausenden immer wieder Grund zu fragen:

Gebet: Herr, warum darf gerade ich leben und das Licht der Sonne sehen? Und warum muss ich sterben in der Todesnacht? Warum wohnen großes Glück und furchtbares Unglück oft Tür an Tür? Warum darf ich mich freuen? Warum muss ich leiden am Leib und an der Seele? Warum gibt es das Gute nicht ohne das, was ich als böse empfinde? Warum nur? Warum? .....

So hat sich Hiob gefragt und deshalb Gott angeklagt. Er, so sagt die Bibel, ist der Mensch in seinem Glück und zugleich in seinem Schmerz, so wie du und ich: Manchmal himmelhoch jauchzend. Manchmal zu Tode betrübt.
Doch Gott beantwortet in der Hiob-Geschichte unsere Frage nach dem Warum nicht. Er erlöst uns davon. Ja, die Klage und manchmal auch die Anklage ist berechtigt. Aber dass ich ihm danke und ihn lobe für all das Gute, ist mindestens ebenso berechtigt. Und was mich betrifft, habe ich alles in allem mehr, viel mehr Gründe dazu. Hiob selbst sagt am Anfang der Erzählung: "Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?" (Hiob 1,22) Aber dann kommt es doch so knüppeldick, dass ihm nur noch Jammern und Wehklagen bleibt. 

Was ich daraus lernen kann

Was sollten die ersten Hörer und Leserinnen der Hiobsgeschichte aus alledem lernen? Was soll ich heute aus ihr lernen. Vielleicht das:
— Auf manches Warum gibt es einfach keine Antwort. 
— Auch, was mir unerträglich scheint, muss ich schließlich doch tragen. 
— Hinter manchem Leid kann ich keinen Sinn finden. 
— Und bei dem Entsetzlichen, das Menschen einander antun können, darf ich den Verstand nicht verlieren

Und Gott?

Das alles kann ich aus der Hiob-Erzählung für mich lernen. Das Wichtigste aber wird wohl sein, über alledem Gott nicht zu verlieren. Er ist kein Zuschauer, wenn wir leiden. Er ist in Jesus in die Tiefen menschlicher Angst, Leiden und Schmerzen gekommen, in Todesangst und Qualen. Er teilt unser Schicksal - um bei uns zu sein. 

Warum gibt es Leid? Ich weiß es nicht. Wozu? Leid hat keinen Zweck. Es gehört für alle Geschöpfe von Anfang an zum Leben. Wo es nicht anders geht, muss ich es aushalten und zugleich das Leiden anderer lindern so gut ich kann. Und schließlich will ich vertrauen, dass Gott weiß, was ich nicht weiß. Dass er schafft und geschehen lässt, was ich nicht verstehe (Losung). Dass er mich in Jesus durch alle Höhen und Tiefen begleitet bis ich wieder ganz bei ihm bin, wo alles begonnen hat.

Gedicht:
Menschen gehen zu Gott in ihrer Not,
flehen um Hilfe, bitten um Glück und Brot
um Errettung aus Krankheit, Schuld und Tod.
So tun sie alle, alle, Christen und Heiden.

Menschen gehen zu Gott in Seiner Not,
finden ihn arm, geschmäht, ohne Obdach und Brot,
sehen ihn verschlungen von Sünde, Schwachheit und Tod.
Christen stehen bei Gott in Seinen Leiden.

Gott geht zu allen Menschen in ihrer Not,
sättigt den Leib und die Seele mit Seinem Brot,
stirbt für Christen und Heiden den Kreuzestod,
und vergibt ihnen beiden.
Dietrich Bonhoeffer: Christen und Heiden (Juli 1944)

Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr

Dienstag, 6. Mai 2025

Start in den Tag hl

 Mein Morgengebet:

(Hände in Kopfhöhe):

Vater im Himmel, 


(Arme mach oben):

Komm zu mir in deiner Kraft.


(beide Hände auf den Kopf):

Schütze mich mit deiner Macht. 


(Hände in Hüfthöhe öffnen und nach oben): 

Mit deinem Segen fülle mich. 


(Arme um den Oberkörper legen):

In deine Liebe hülle mich. 


(beide Hände auf's Herz legen):

Bleib bei mir in Jesu Namen.


(Arme weit öffnen):

Du bist meine Freude. Amen


Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr