Bibelwort für die Woche vom 6. bis 12. April 2025: Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele. Matthäus 20,28
Liebe Leserin, lieber
Leser,
im Laufe der Jahre ist mir beim
Nachdenken über die Bibel immer
deutlicher geworden, dass Jesus, in dem mir Gott begegnet, unsere Menschenwelt
sozusagen vom Kopf auf die Füße stellt. Er sieht vieles, sehr vieles neu und
anders als die Menschen zu seiner Zeit und zur Zeit des Alten Testaments. Er
sieht anders als die Priester, Schriftgelehrten (Theologen) und Pharisäer
damals, auch anders als wir heute. Denn auch wir sind im Grunde immer noch
dieselben Menschen wie zu seiner Zeit mit denselben Fähigkeiten und Grenzen,
was unser Denken, Verstehen und den Glauben betrifft. Jesus sieht uns und
unsere Welt aus der Perspektive (Sichtweise) Gottes und nicht aus unserer
Menschenperspektive. So stellt er unsere Welt von ihrem eigensinnigen
Kopf auf die Füße. Stellt uns auf den Boden seines grenzenlosen Gottvertrauens
und der bedingungslosen Liebe. Und das, liebe Leserin, lieber Leser, brauchen
wir heute wie damals.
Ich kann es genauso gut auch
so sagen: Gott hätte es nicht Weihnachten und Ostern werden lassen müssen. Er
hätte auch alles so lassen können, wie es bisher gelaufen ist. Aber offenbar
wollte er etwas Anderes. Er wollte nach meinem Verständnis kein Feigenblatt
mehr sein für die Mächtigen Jerusalems in Politik, Tempel und Gesellschaft. Auch
kein unnahbarer, strafender und furchterregender Gott für die sogenannten
kleinen Leute. Er wollte und will erfahrbar und spürbar für alle seine Menschen da sein - damals wie heute.
Also fing er damit in Bethlehem an und ließ Jesus in einem Viehstall auf die Welt kommen als Zeichen seiner Liebe für alle, auch für die ganz unten. „Gottes Sohn“, wie die Christen später sagen, in einem Viehstall??? Damit hatte er schon mal die „bessere“ Gesellschaft vor den Kopf gestoßen. Denn bisher wurden die Könige in Palästen geboren, lagen in goldenen Wiegen, trugen goldene Kronen und saßen auf kostbaren Thronen. Bisher. Doch jetzt: am Anfang der Stall und am Ende der Galgen. Eine Krone aus Dornen und ein Thron aus zwei Kreuzbalken. Das, liebe Leserin, lieber Leser, ist aus meiner Sicht kein Zufall, sondern Programm. Stall, Dornenkrone und Kreuz sprechen eine eindeutige Sprache. Sie sind wider Erwarten eine gute, eine frohe Botschaft, sind Evangelium gerade für die ganz unten. Das begann damals bei den Hirten und geht weiter bis zu uns heute, bis zu mir, wenn ich am Boden bin.
Ausgerechnet bei Hirten hat es angefangen, bei armen Schluckern mit rauen Sitten, ungebildet, unkultiviert, machtlos und wahrscheinlich ohne großes Interesse an Tempelkult und Religion. Und weiter ging es mit einfachen Fischern als Jünger, mit betrügerischen Zöllnern, mit Frauen, deren Ruf zweifelhaft war und mit solchen, die behindert und krank waren und, und, und.
Warum aber begann das Neue nicht bei der einflussreichen, wohlhabenden und gebildeten Oberschicht in der Tempelkirche und im Staat? Vielleicht, ja bestimmt, weil Jesus zur Hoffnung und zur Hilfe werden sollte selbst noch für den Elendesten in der Gosse, für die Geringsten und Letzten im Gefängnis und auf der Pflegestation... So lese ich es in den Evangelien. Oder liest du da etwas anderes?
Ich glaube, Gott ist nicht mit mir irrendem, fehlbarem und kurzlebigem Menschen. Er ist nicht dazu da, mich in meinen Ansichten und Wünschen zu bestätigen. Aber er ist der „Gott bei mir“, der nicht nur tröstet, segnet und heilt, sondern mir auch in den Weg tritt und Nein sagt: Stopp! So nicht! Kein weiter so!
Zu dieser Einsicht verhilft
mir unter anderem der aktuelle Wochenspruch aus Matthäus 20,28. Denn wenn ich
Jesus annähernd verstehe, so sagt er
mir damit:
Was mir der dienende Christus sagt
„Du in deiner Menschenwelt schaust fast immer
nach oben, wenn dich etwas beeindruckt. Schaust auf zu denen, die scheinbar
mehr erreicht haben als du. Du bewunderst diejenigen, die mächtiger sind, die
Herrschenden, die Einflussreichen und Superreichen, die
Sieger, Stars und Helden deiner Zeit … Sie sind deine Vorbilder. Am liebsten
möchtest auch du so sein wie sie. Und dann hättest du gern, dass, was dir
wichtig ist, auch Gott wichtig sein soll; dass deine Meinung über diese
Menschenwelt zugleich die seine sein soll ebenso wie deine Werte und Regeln…
Kurz und gut, dass er einer von deinesgleichen sein soll.
Das würde dir gefallen und
dich in deinen Absichten und Interessen bestätigen. Aber Gott gehört dir nicht.
Du gehörst ihm. Und auch die Menschen, die du nicht magst gehören ihm und sind
seine Geschöpfe, die er segnet und behütet wie dich. Nicht du sollst ihn nach
deinem Bild erschaffen, sondern er will, dass du meinem Beispiel folgst. Ich,
Jesus, bin Mensch geworden wie du, aber nicht, dass ich so denke, glaube und
mich verhalte wie du. Nicht ich gleiche mich dir an, um zu werden wie du.
Vielmehr helfe ich dir, so zu sein wie es sich für ein Kind Gottes gehört: dass
du dich nicht über deine Mitmenschen erhebst, sondern ihnen dienst (Johannes 13,15), egal wie angesehen und
mächtig du bist.
Bei euch kommt es
aufs Herrschen an, bei mir aufs Dienen. Schau auf mich und folge meinem
Beispiel egal ob du scheinbar unbedeutend bist oder bedeutend. Vor mir seid ihr alle gleich.
Also glaube und lebe, was du bist. Ehre Gott, der dir
dient. Diene ihm in deinen Mitmenschen mit Hingabe und grenzenlosem
Vertrauen in einer Welt, die das nicht versteht. Und liebe nicht nur deine
Angehörigen und Freunde, sondern auch die Feinde. Hör auf damit, die Menschen
über dir anzuhimmeln. Schau stattdessen auf die, die unten sind und tue ihnen
Gutes. Halte, wenn es sein muss, auch noch die andere Backe hin statt
zurückzuschlagen. Sei demütig aus freien Stücken, sanftmütig, stifte Frieden, bitte
um Verzeihung und vergib. Sei bescheiden und aufrichtig, barmherzig und gerecht
(siehe die Seligpreisungen
in der Bergpredigt bei Matthäus Kapitel 5) …..“
Das, liebe Leserin, liebe Leser, ist mehr als ein
Kontrastprogramm zu unserer Menschenwelt. Damit stellt er sie vom Kopf auf die
Füße und mich dazu.
Auch wenn ich das gutheiße,
so kann ich das längst nicht alles erfüllen. Ich werde, wie bisher schon, immer
wieder scheitern. Aber als Christ, der aufschaut auf Jesus und ihn zugleich in
denen sieht, die unten sind, könnte ich wissen, wie man sich in dieser Welt
und seinem Leben orientiert. Auch hier gilt: Nicht das Ziel (Ergebnis)
ist entscheidend, sondern der Weg. Und da ist ER nicht mit mir, sondern bei mir
- und bei dir (Psalm 23,4).
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
Heute vor 80 Jahren wurde Dietrich Bonhoeffer von den Nazis aufgehängt. Hier ein Auszug aus seinem bekanntesten Gebet:
Doch willst du uns noch einmal Freude schenken / an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz, /
dann wolln wir des Vergangenen gedenken, / und dann gehört dir unser Leben ganz.
Von guten Mächten wunderbar geborgen, / erwarten wir getrost, was kommen mag. /
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen / und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch
Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit
zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.«
J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus
dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der
Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht.
Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das
Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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