Sonntag, 14. Dezember 2025

Trost im Advent hl

Liebe Leserin, lieber Leser, 

Ich möchte dich etwas fragen: Hast du zu Hause einen Adventskranz? Also, ich kaufe jedes Jahr einen, denn für mich wäre die Adventszeit ohne Kranz trostlos. Mein Kranz hat vier dicke, rote Kerzen, wie wohl die meisten Adventskränze. Aber der erste Adventskranz hatte 24 Kerzen: vier große weiße für jeden Sonntag und 20 kleine rote für jeden Werktag vom 1. Dezember bis zum Heiligen Abend. 

Und dieser „Kranz” war ein schlichtes, großes Wagenrad mit Holzspeichen. Aufgehängt hat es im Jahre 1839 der evangelische Pfarrer und Pädagoge Hinrich Wichern in Hamburg. Er leitete eine Einrichtung für Straßenkinder, die kein rechtes zu Hause hatten. Sie fragten ihn in der Adventszeit ständig, wie viele Tage es noch bis Weihnachten wären. Da kam er auf die Idee mit dem Rad und den Kerzen. 

Damals hat man in solchen diakonischen Einrichtungen jeden Morgen eine Andacht gehalten. Pfarrer Wichern zündete dabei jeden Tag eine weitere Kerze an. Und so erlebten die Kinder, wie es immer heller und heller wurde und der Glanz von Weihnachten sich immer mehr in ihrem Speisesaal ausbreitete. Dazu sangen sie Adventslieder und Pfarrer Wichern erzählte ihnen, was Weihnachten bedeutet.

Der ursprüngliche Adventskranz war also beides: eine  Art Adventskalender und Zählhilfe. Zugleich war er ein sichtbares Zeichen für die Botschaft von Weihnachten, von Jesus Christus, dem Licht der Welt inmitten von Finsternis von Krankheit, Armut und Leid. Das Tannengrün als Zeichen der Hoffnung kam erst ein paar Jahre später hinzu.

Heute nun feiern wir den dritten Advent. Ich zünde die dritte Kerze an und singe für mich ein paar Adventslieder: „Wie soll ich dich empfangen”, „Macht hoch die Tür” und das kleine schlichte Lied:

Seht, die gute Zeit ist nah
Gott kommt auf die Erde,
kommt und ist für alle da,
kommt, dass Friede werde,
kommt, dass Friede werde.

Hirt und König, Groß und Klein,
Kranke und Gesunde,
Arme, Reiche lädt er ein,
freut euch auf die Stunde,
freut euch auf die Stunde.

Seht, er wird geboren als Kind,
Gott kommt auf die Erde.
Kommt und nimmt uns, wie wir sind,
kommt, dass Friede werde,
kommt, dass Friede werde!


(Text: Friedrich Walz 1972 nach einem mährischen Weihnachtslied)


Früher habe ich die Lieder oft nur vor mich hingesungen. Jetzt achte ich mehr denn je auf den Text. Ich brauche einfach die gute Nachricht und den Trost von Weihnachten.

Die meisten Adventslieder kenne ich schon aus meiner Kindheit. Sie sind für mich alles andere als abgedroschen. Sie sind selber so etwas wie Adventskränze mit Licht für die Augen und die Seele.

Unabhängig davon, wie es dir gerade geht, wünsche ich dir in dieser Zeit ein paar Augenblicke der Stille, in denen solche Glaubenssymbole wie der Lichterkranz und in 10 Tagen auch der Christbaum zu dir sprechen. Augenblicke, in denen du auf die Texte der Lieder achtest und aufs Neue die Weihnachtsgeschichte hörst - wie ein Kind.

Und hier als Gebet noch zwei Strophen aus dem Adventslied „Wie soll ich dich empfangen”. Paul Gerhardt hat es 1653, kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg, geschrieben.

Was hast du unterlassen

zu meinem Trost und Freud,

als Leib und Seele saßen

in ihrem größten Leid?

Als mir das Reich genommen,

da Fried und Freude lacht,

da bist du, mein Heil, kommen

und hast mich froh gemacht.


Nichts, nichts hat dich getrieben

zu mir vom Himmelszelt,

als das geliebte Lieben,

damit du alle Welt

in ihren tausend Plagen

und großen Jammerlast,

die kein Mund kann aussagen,

so fest umfangen hast.


Herzliche Grüße und eine gesegnete dritte Adventswoche

Ihr / dein 
Hans Löhr 


Donnerstag, 11. Dezember 2025

Nachdenken über Gottes Liebe hl

Lehrtext: Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Johannes 3,16

Liebe Leserin, lieber Leser,  

Halten wir fest, was im Neuen Testament steht: Gott ist Liebe (1. Johannes 4,8 und 16). Halten wir daran fest - allen unseren negativen Erfahrungen zum Trotz. Ich jedenfalls will daran festhalten, auch wenn andere sagen, Gott sei auch gerecht und deshalb belohne er die Guten und strafe die Bösen. 

So  machen wir Menschen das. Aber Gott ist kein Mensch. Er wird Mensch in Jesus, aber einer, der selbst noch seine Feinde liebt. Er zeigt  damit, was Liebe  bewirkt: dass Menschen menschlich werden. 

Und was ist mit seiner Gerechtigkeit? Sehr lange glaubte ich, dass zwischen seiner Liebe und seiner Gerechtigkeit ein Unterschied bestünde. Doch seine Liebe ist seine Gerechtigkeit. Damit wird Gott jedem Menschen auf seine Weise gerecht.

Ja, mit seiner Liebe wird er uns gerecht, dir auf deine und mir auf meine Weise. Damit sieht er uns so, wie wir in seinen Augen sind und nicht in den Augen anderer oder in unsern eigenen. Er sieht mich auch in meinem Scheitern und meiner Schuld als liebenswerten Menschen.

Er liebt nicht zuerst die Frommen und nicht die Guten - die schon auch. Er liebt die Anderen, die mit ihren problematischen Gefühlen, negativen Gedanken und verletzenden Worten. Die moralischen Versager und Selbstgerechten. Die mit ihrem schwierigen Charakter und ihren Brüchen. Auch mich.

Ihretwegen hat Gott der Welt seinen Sohn Jesus gegeben, nicht damit er ihnen eine Standpauke halte noch sie bestrafe und verdamme. Sondern dass er sie liebe wie den kleinen Zachäus, der ein großer Betrüger war. Wie die Prostituierte, die zu seinen Füßen weinte. Wie den Verräter Judas und den Feigling Petrus, der ihn verleugnete. Wie jene Ehebrecherin, die die selbstgerechten Männer steinigen wollten und die er aus ihren Händen gerettet hat. 

„Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein”, hat er damals gesagt - und sagt es heute zu mir, wenn ich andere verurteilen will.

Gott liebt diese Welt und somit auch dich. Vielleicht sollten wir an den Spiegel einen Zettel hängen, auf dem steht: „Vergiss nicht, du bist von Gott geliebt, jetzt, in diesem Augenblick.” - Das ist so und das bleibt so ob ich das glaube oder nicht.

Gebet: Ja, Herr, so ist es. Darauf will ich vertrauen. Hilf mir, dass ich meine Mitmenschen und mich selbst so sehen kann, wie du mich siehst. Amen

Herzliche Grüße, 

Ihr / dein Hans Löhr 

Lied zum Lehrtext:

Gott liebt diese Welt

1. Gott liebt diese Welt / und wir sind sein Eigen.

Wohin er uns stellt, / sollen wir es zeigen:

Gott liebt diese Welt!

2. Gott liebt diese Welt. / Er rief sie ins Leben.

Gott ist’s, der erhält, / was er selbst gegeben.

Gott gehört die Welt!

3. Gott liebt diese Welt. / Feuerschein und Wolke

und das heilge Zelt / sagen seinem Volke:

Gott ist in der Welt!

4. Gott liebt diese Welt. / Ihre Dunkelheiten

hat er selbst erhellt: / Im Zenit der Zeiten

kam sein Sohn zur Welt!

5. Gott liebt diese Welt. / Durch des Sohnes Sterben

hat er uns bestellt / zu des Reiches Erben.

Gott erneut die Welt!

6. Gott liebt diese Welt. / In den Todesbanden

keine Macht ihn hält, / Christus ist erstanden:

Leben für die Welt!

7. Gott liebt diese Welt. / Er wird wiederkommen,

wann es ihm gefällt, / nicht nur für die Frommen,

nein, für alle Welt!

8. Gott liebt diese Welt / und wir sind sein Eigen.

Wohin er uns stellt, / sollen wir es zeigen:

Gott liebt diese Welt!


Text und Melodie: Walter Schulz 1962/1970.


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Hinweis zu Losung und Lehrtext
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 
 Hinweis für Smartphone-Nutzer
So finden Sie frühere Auslegungen: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr antippen.. Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail etc. weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden. Der Text ist teilweise diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert.
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Dienstag, 9. Dezember 2025

aufgehoben, getragen, gerettet hl

Losung: Ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. Ich habe es getan; ich will heben und tragen und erretten. Jesaja 46,4

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich kenne außer der Bibel kein anderes Buch, in dem es so unmittelbar um mich geht. Und bei dir dürfte es ebenso sein. Und so haben es seit den Tagen der Israeliten viele erfahren. Jeder von uns wird auf seine Weise angesprochen. 
Vielleicht sind dir andere Bibelworte wichtiger als mir. Und doch erfährst auch du aus diesem Buch Anspruch und Zuspruch, Weisung und Trost. 
Gottes Weisungen helfen, einen Weg durch die Zeit zu finden. Das mag nicht der bequemste und leichteste sein. Aber wenn ich den gehe, dann gilt zugleich: „Herr, du bist mein Hirte. Du leitest mich. Auch in finsteren Zeiten bist du bei mir und tröstest mich.” (Psalm 23,4)
Und was ist, wenn ich seinen Weg nicht gehen will? Ist dann etwa mein Wille stärker als sein Wille? Das wäre absurd. Und wenn ich ihn nicht gehen kann, weil er mir zu anstrengend ist? Muss ich dann am Wegrand zurückbleiben?
Die Antwort lese ich in der heutigen Losung, einem meiner Lieblingsworte aus der Bibel.
Ich bin schon länger grau. Aber auch, wenn deine Haare noch ihre natürliche Farbe haben oder gefärbt oder ausgefallen sind - er hat auch dich getragen, bis heute. Und ich glaube ihm, dass er das auch in Zukunft tun will. Denn wenn wir ihm nicht mehr folgen können, warum auch immer, dann trägt er uns.
Manchmal wankt mein Glaube. Aber dann sage ich mir: ,Hans, auf deinen Glauben kommt es nicht an, sondern dass Gott tut, was er zusagt, auch wenn du das gerade nicht glauben kannst. Er hat das bisher getan. Er hat bisher getragen. Er wird das auch weiterhin tun. Solange er will.' 
Und, liebe Leserin, lieber Leser, es gibt keinen Grund, weshalb er das nicht auch bei dir tut.

Gebet 1: Herr, wenn ich am Boden liege, hebst du mich auf. Wenn ich keine Kraft mehr habe, trägst du mich. Wenn ich verloren bin, rettest du mich. Das hast du bisher getan. Das tust du auch heute wieder und wirst du morgen tun. 
Denn du sagst selbst: ich will heben und tragen und erretten. 
Und ich nehme dich beim Wort.
Amen

Gebet 2: Herr, wie auch immer es mir mit meinem Glauben geht, wie auch immer mein Befinden ist – du musst mich tragen, wenn ich nicht mehr kann. Und du wirst das auch tun. Das zeigst du mir mit Jesus, dem guten Hirten, der auch das verlorene Schaf sucht und findet und auf seinen Schultern sicher nach Hause trägt. Darauf vertraue ich. Amen

Herzliche Grüße, 
Ihr / dein Hans Löhr 

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Sonntag, 7. Dezember 2025

Kopf hoch! hl

Wochenspruch: „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (Lukas 21,28)

Liebe Leserin, lieber Leser,

was wird aus dir noch werden – und aus mir? Was wird noch auf uns zukommen in einer Zeit, in der so vieles ins Rutschen geraten ist?

Keine angenehmen Fragen – aber wir sind nicht die Ersten, die sie stellen. Menschen aller Zeiten wussten es: Nichts bleibt, wie es ist. Auch ich wünsche mir einen ruhigen Lebensabend, wie ihn meine Großeltern und Eltern erleben durften. Aber ich habe das nicht in der Hand.

Was also tun? Soll ich mir Sorgen machen? Soll ich mich fürchten? Beides ändert nichts. Aber die vielen negativen Nachrichten gehen auch an mir nicht spurlos vorbei.

In diese Grundstimmung hinein sagt das Bibelwort für die zweite Adventswoche – in meinen Worten: „Kopf hoch!“

Wenn das jemand einfach so sagt, fühle ich mich nicht ernst genommen. Dann höre ich nur eine Floskel. Dann denke ich mir: Der hat gut reden – weiß er denn, wie es mir geht?

Darum braucht es einen wirklichen Grund, warum ich den Kopf heben kann, wenn ich eigentlich allen Grund hätte, ihn hängen zu lassen.

Lukas nennt diesen Grund: Erlösung. Eine, die ich mir nicht selbst schaffen kann. Eine, die von Gott kommt, indem er auf eine Weise eingreift, die noch nicht sichtbar ist – aber verheißen. Es geht nicht um billigen Trost und nicht um vertröstende Jenseitsfloskeln. Es geht darum, dass Gott die Welt nicht sich selbst überlässt. Dass er ihr Ende kennt, wie er ihren Anfang kennt. Gerade in schweren Zeiten halte ich mich an diesem Glauben fest.

Gott hat die Geschichte in der Hand – meine persönliche und die große menschliche. Ihm darf ich meine Sorgen ans Herz legen. Nicht irgendeinem Gott, sondern dem, der sich uns in Jesus gezeigt hat: nah, zugewandt und menschlich.

Und so bete ich:

Herr, wie es mir auch geht und was auch auf mich zukommt – Freude oder Leid –, ich will es aus deiner Hand nehmen. Stärke in mir den Glauben, dass du heilen und zurechtbringen kannst, was wir nicht können. Lass mich standhaft bleiben im Glauben und geduldig im Vertrauen. So will ich den Kopf nicht hängen lassen, sondern aufblicken zu dir, meinem Helfer. Amen.

„Kopf hoch?“ – ja, gerade jetzt. Nicht weil ich wüsste, wo’s langgeht, sondern weil Gott den Weg für mich weiß (D. Bonhoeffer). Er hat mich ohne mein Zutun ins Leben gerufen. Und er wird mich – und diese Welt – zu seinem Ziel führen. Wie und wann, das bleibt seine Sache.

So kann ich heute dir und mir sagen: Kopf hoch – „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.“ (Sacharja 9,9)

Herzliche Grüße zum zweiten Advent

Ihr / dein

Hans Löhr

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Hinweis zu Losung und Lehrtext
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Später kamen noch der Wochenspruch und der Monatsspruch hinzu. Ich lege diese Worte aus, weil das Nachdenken über die  Bibel den Glauben reifen lässt. 
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Dienstag, 2. Dezember 2025

Muss ich mich bekehren? hl

Losung: Bekehre du mich, so will ich mich bekehren; denn du, HERR, bist mein Gott! Jeremia 31,18

Lehrtext: Paulus sprach: Wir predigen euch das Evangelium, dass ihr euch bekehren sollt von diesen nichtigen Göttern zu dem lebendigen Gott, der Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht hat. Apostelgeschichte 14,15

Liebe Leserin, lieber Leser,  

Wie siehst du das? Musst du zu Gott, wie er dir in Jesus Christus begegnet, bekehrt werden? Und wer soll das tun? Ein Pfarrer? Jemand aus der Verwandtschaft? Oder sollst du dich selbst bekehren, wie es im Lehrtext heißt? Sollst du dich also für Gott entscheiden und ihm dein Leben übergeben?

Selten, aber manchmal doch überbietet ein Satz aus dem AltenTestament einen aus dem Neuen. Heute ist so ein Fall:

Paulus hat Lukas* zufolge gesagt: „Ihr sollt euch bekehren zu dem lebendigen Gott im Himmel” (Lehrtext).

Aber ist das die befreiende, gute Nachricht, ist das Evangelium? Oder ist das Gesetz, welches es bei Strafe zu befolgen gilt?

Demgegenüber heißt es in der Losung aus dem Buch des Propheten Jeremia:

„Bekehre du mich, so will ich mich bekehren; denn du, HERR, bist mein Gott!”  (Losung)

Paulus wird hier so zitiert, dass man sich selbst bekehren müsse. Der Prophet Jeremia hingegen bittet Gott, dass er ihn bekehren möge. Er soll ihm die Kraft geben und den Weg zeigen, mit ihm zu leben. 

Der Prophet weiß ja, wie wankelmütig und verzagt das menschliche Herz oft ist. Er weiß aus eigener Einsicht, dass er kein Glaubensheld ist und sich und Gott nichts vormachen kann mit seiner Frömmigkeit. Er ist überzeugt, dass auch die Bekehrung ein Geschenk Gottes ist und keine menschliche Leistung.

Das, so denke ich, entspricht unserer menschlichen Wirklichkeit, jedenfalls meiner. Und so bittet Jeremia Gott, ihn mit Liebe zu beschenken, damit er ihn wieder lieben kann. Was soll denn eine Bekehrung sonst sein? Und so schließe auch ich mich dieser Bitte an. 

Nein, Bekehrung hat nichts mit Druck und schlechtem Gewissen zu tun. Auf diese Weise können sich Menschen auch in anderen Religionen „bekehren” zu wem auch immer, nicht zuletzt zu politischen Weltanschauungen. 

Doch wenn Gott mich bekehrt, entlastet mich das von dem Druck, dass es allein auf mich ankäme. Ich muss nicht ständig darauf bedacht sein, wie ich nach außen wirke; muss andere nicht von mir beeindrucken, schon gar nicht mit meinem Glauben. 

Gott kann ich sowieso nicht beeindrucken. Dazu kennt er mich zu gut. Ihn kann ich nur bitten, mir das zu schenken (= Gnade), was ich brauche, um mit seine Hilfe in dieser Welt zurecht zu kommen. Um zufriedener, dankbarer und unbeschwerter sein.

Gebet: Herr, bekehre du mich, dass ich dich lieben und dir vertrauen kann. Lass mich dich auch in meinen Mitmenschen erkennen, vor allem in jenen, die meine Freundlichkeit und Hilfe brauchen. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

* Lukas war auch der Verfasser der Apostelgeschichte. Er entfaltet darin die Theologie des Paulus, wie sie ihm überliefert worden ist und wie er sie verstanden hat.

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Hinweis zu Losung und Lehrtext
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 
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Sonntag, 30. November 2025

Mein König hl

Liebe Leserin, lieber Leser, 

was Jesus dir bedeutet, weiß ich nicht. Aber was er mir bedeutet, will ich dir mit wenigen Worten sagen. Und das sind zunächst nicht meine eigenen Worte, sondern Sätze aus dem Buch des Propheten Sacharja. In ihnen steht das Bibelwort für die erste Adventwoche:

9Du,Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. 10Denn ich will die Wagen (heute: Panzer) vernichten in Ephraim und die Rosse (heute: Kampfjets) in Jerusalem, und der Kriegsbogen (heute: das Gewehr) soll zerbrochen werden. Denn er wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde. (Sacharja 9,9+10. Wochenspruch 9,9b)

In diesen Worten hat sich Jesus wiedererkannt. Das sollten die Menschen damals nicht nur von ihm hören. Sie sollten ihn auch so sehen können. Deshalb hat er sich auf einen Esel gesetzt und ist nach Jerusalem hineingeritten als König des Friedens. Daran erinnert uns das Evangelium, heute, am ersten Advent.

Er kam nicht auf einem Schlachtross mit dem Schwert in der einen und dem Geldsack in der anderen Hand. Ja, so hätten ihn damals viele gerne gesehen. So möchten ihn zu viele auch heute noch sehen. 

Er kam auf seine Weise nach Jerusalem, nicht um zu erobern, sondern Gottes Willen für uns zu erfüllen. Er blieb uns treu bis in den Tod und liebte seine Freunde und Feinde. Er kam, nicht um zu strafen; nicht um zu verdammen. Der „Heiland aller Welt zugleich” kommt, um zu vergeben und zu versöhnen. 

Das klingt vielleicht harmlos, war es aber nicht. Dafür hat man ihn umgebracht. Denn er widersprach den Autoritäten: „Ich aber sage euch: liebet eure Feinde!” Er hatte seine eigenen Gesetze und forderte so die Mächtigen heraus. Er war ihr Gegenbild. 

Auch wir heute können neu sehen, worauf es Gott ankommt: nicht auf Geschäftemacherei mit dem Glauben in Tempel und Kirche; nicht auf Macht und Geld; nicht auf Gewalt; nicht auf das Wohl der Wenigen zu Lasten der Vielen; nicht auf religiöse Überheblichkeit.

Er sah in den Menschen, er sieht in uns allen, was uns verbindet über alle Unterschiede hinweg. Ausnahmslos alle sind wir zuerst die liebesbedürftigen Kinder des Vaters im Himmel. Von ihm haben alle die gleiche Menschenwürde. Jetzt kommt es darauf an, auch zu leben, was wir sind.

Er sah die Kinder Gottes in den Armen und Reichen, in den Migranten und Einheimischen, in Kranken und Gesunden. Er sah sie in den Juden, Samaritern und Römern. Er sieht sie heute in Israelis und Palästinensern, Russen und Ukrainern. Er sieht die Kinder Gottes in denen, die sich bemühen, anständig zu sein. Aber in den anderen auch.

Er sieht, wie Gott uns alle sieht. Wie er dich sieht in diesem Augenblick. Er sieht uns alle als Menschen, die seine Liebe brauchen.

Das, liebe Leserin, lieber Leser, ist es, was Jesus mir bedeutet, mir ganz persönlich, weshalb ich heute den ersten Advent feiere. 

Nein, es ist nicht alles gut, weder bei mir noch in der Welt. Vieles kann ich nicht verstehen und nur schwer mit meinem Glauben vereinbaren. Doch mitten hinein in alle Not, in alles Leid, in alles Kriegsgeschrei kommt er, der Friedenskönig ohne Rüstung und Geld, um seinem Namen Ehre zu machen: „Jesus”, der „Gott hilft”, der in einem Stall geboren wird und in einer Futterkrippe liegt, der leidet und am Kreuz hängt, weil zu viele von ihm nicht gestört werden wollen. Er kommt und ruft mich auf den Weg des Friedens.

Das bedeutet er mir. Und du? Was bedeutet er dir?

Gebet: Herr, du teilst mit mir Freude und Leid. Du hilfst mir die Lasten tragen und heilst meine wunde Seele. Mache auch mich zu einem Werkzeug deines Friedens, dass ich liebe, wo man sich hasst und vertrauen kann, wo man sich voreinander fürchtet. Dass ich die Faust öffne und den Gegnern die Hand reiche. Amen

Herzliche Grüße und einen gesegneten Advent

Ihr / dein

Hans Löhr

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Hinweis zu Losung und Lehrtext
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 
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Donnerstag, 20. November 2025

Windschiefe Glaubenshütte hl

Lehrtext: Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir; sofern ich jetzt noch im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat. Galater 2,20

Liebe Leserin, lieber Leser, 

so, wie Paulus im Lehrtext schreibt, sollte es auch für mich sein: nicht mehr nach meinem Willen und Verlangen sollte es gehen, nicht mehr meine negativen Gefühle sollten mich immer wieder stören. Stattdessen soll ich mich nach Christus ausrichten und so leben, wie es ihm gefällt. Soll ihm vertrauen und fest daran glauben, dass er mich jetzt und in Zukunft liebt. 

So aber war es nicht für Paulus, noch ist es so für mich.

Oder vielleicht doch? Denn von Jesus her stimmt es ja. Er hat sich ihn und dich und mich ausgesucht. Er lebt in dir und mir, auch wenn unser Glaube eine windschiefe Hütte ist. Und er liebt uns unvollkommene Menschen, die wir immer wieder daran scheitern, wie wir sein sollen. Gerade deshalb brauchen wir ihn. 

Vor allem im Scheitern und Leiden, ist er, der gelitten hat, uns besonders nahe. Er ist nicht davongelaufen, sondern hat ausgehalten. So hat er gezeigt, dass sich Gottes Liebe auch nicht von Unrecht und Gewalt töten lässt. 

Ja, von ihm her stimmt das. Nur was mich betrifft, stimmt es nicht. Ich kann nichts dazutun, dass er in mir lebt, noch dass ich glaube und er mich liebt. Und ich denke, bei dir ist das auch so.
Das hat auch Paulus gewusst und sich deshalb auf seinen Glauben nichts eingebildet. 

Nein, der Glaube soll nicht Stress und Druck machen, auch kein schlechtes Gewissen. Er soll mich und dich davon befreien, weil er ein Geschenk Gottes ist. So kann ich meine leeren Hände öffnen und ihm hinhalten, damit er sie füllt (Matthäus 5,3).

Gebet: Herr, du nennst selig und preist glücklich, wer demütig ist und sich nichts auf seinen Glauben einbildet; wer mit leeren Händen vor dir steht und alles von dir erwartet; wer sich von dir beschenken lassen kann und dir nicht mit eigener, religiöser Betriebsamkeit ins Handwerk pfuscht.
Schenke mir diesen Glauben. So entlastest du mich und befreist mich von aller Angst und Sorge, ob ich es dir recht mache. So werde ich frei für andere und muss nicht mehr ständig um mich selbst kreisen. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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Hinweis zu Losung und Lehrtext
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 
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Donnerstag, 6. November 2025

Was für ein Name! hl

Lehrtext: Der Engel sprach zu Josef: Maria wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden. Matthäus 1,21

Weihnachten wirft sein Licht voraus - auch hier im Lehrtext, liebe Leserin, lieber Leser. 

Wenn ich nur die Wörter lese: Engel, Maria, Josef und Jesus, so sehe ich gleich die ganze Weihnachtsgeschichte vor mir mit den Hirten und der Krippe, mit Ochs und Esel und zuletzt mit dem Stern über dem Stall und den drei Königen.
Und dabei wird mir gleich ein bisschen warm ums Herz.

Und dann sein Name: Jesus, auf Deutsch »Gott hilft«. Was für ein Name! Was für ein Mensch! Was für ein Leben für dich und für mich!

Gott hilft - er, der Höchste, zeigt sich mir in diesem Kind in der Krippe. Im Freund der Kinder und der Armen. Der Kranke heilt und Schuldigen vergibt. Der die Würde der Frauen achtet und die Feinde liebt. Der vor seinen Jüngern kniet, um ihnen wie ein Sklave die Füße zu waschen. Der die Oberpriester scharf kritisiert und auch den König nicht fürchtet. Der Gewalt ablehnt und auf Waffen verzichtet. Der uns Menschen nicht verrät, als es um sein Leben geht, und noch am Kreuz seinen Mördern vergibt. Er rettet auch mich aus allem, was mich von Gott trennt (Sünden) hinein in die Gemeinschaft mit ihm.

In diesem Jesus kommt Gott - zu dir und zu mir und zu allen anderen auch. In ihm kommt Gottes Liebe in unsere verängstigte und von Gewalt verwundete Menschenwelt. 

Und siehe da, Wunder geschehen: Mitten in dieser kaltherzigen Welt beginnen hier und dort Blumen zu blühen: Menschen zeigen Mitgefühl auch für die, die es nicht verdient haben. Verzeihen und bitten um Verzeihung. Helfen einander ohne Hintergedanken und Gewinn. Sind aufrichtig und barmherzig. Sind selbstkritisch statt selbstgerecht ... 

Mitten in Schnee und Eis blüht die Christrose als Zeichen göttlicher Liebe, als Zeichen für Jesus, den »Gott hilft«. 

Was für ein Name!

Gebetslied:
Meine Hoffnung und meine Freude
Meine stärke, mein Licht
Christus, meine Zuversicht
Auf dich vertraue ich und fürcht mich nicht.

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 
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Sonntag, 2. November 2025

Was gut ist hl

Wochenspruch: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. Micha 6,8

Liebe Leserin, lieber Leser,

Du wirst wohl wissen, was gut für dich ist. Und du wirst wohl auch die Erfahrung machen, dass du nicht immer nach diesem Wissen lebst, zum Beispiel was Bewegung und Ernährung betrifft oder das Zusammenleben im Großen wie im Kleinen.

Wir Menschen sind eben inkonsequent. Und wenn du jetzt einwendest: „Aber ich nicht”, dann gratuliere ich dir und bekenne: ich schon.

Doch was ist gut vor Gott? Diese Frage bewegt seit mehr als 2700 Jahren zahllose Menschen, Juden wie Christen. Auch Gläubige anderer Religionen fragen ähnlich.

Diese Frage hat der Prophet Micha (740 vor Chr. – 670 v. Chr.) gestellt und die Antwort gleich mitgegeben:
„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.”

Doch weil so viele auf diesem Ohr taub sind, hat Gott aufgehört, diese Antwort einzufordern. Stattdessen hat er sie selbst in Jesus Christus stellvertretend für uns alle beantwortet: in Liebe und Hingabe. 

Und wir? Und ich? Ich bin nicht perfekt und werde es nie werden. Aber mit dem heutigen Wochenspruch habe ich einen Wegweiser und mit Jesus den Weg, auf dem er mit mir zu Gott gehen will (Johannes 14,16) - so wie ich bin.


Gebet: Ja, Herr, ich habe erfahren, dass es gut für mich ist, mich nach dir zu richten, hilfsbereit und freundlich zu sein, zu vergeben und selbst um Entschuldigung zu bitten. Ja. es braucht Mut, dir in dieser Welt zu dienen*. Und wenn ich auch damit scheitere, so will ich in deinem Namen wieder neu beginnen und vertrauen, dass du mir hilfst. Amen


Herzliche Grüße


Ihr / dein


Hans Löhr


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Hinweis zu Losung und Lehrtext
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 
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Samstag, 1. November 2025

Evangelikale und evangelische Frömmigkeit: Darstellung durch Künstliche Intelligenz hl

Liebe Leserin, liebe Leser,

Gestern, am 31. Oktober, war der Gedenktag zum Beginn der Reformation durch Martin Luther.

Ich nehme dieses Gedenken zum Anlass, um auf die unterschiedliche Entwicklung des evangelischen Bekenntnisses seitdem hinzuweisen. Dazu bringe ich nicht meine eigenen Gedanken, sondern was die KI (Künstliche Intelligenz) herausgefunden hat. Das Ergebnis ist also nicht die persönliche Meinung eines Menschen, sondern die maschinelle Zusammenfassung und Auswertung von vielen Millionen (!) menschlichen Texten im Internet zum Thema.

Meine Anfrage in ChatGPT lautete: „Wie ist die evangelikale Religion in den Südstaaten der USA zu bewerten?“ Ich bekam eine umfangreiche Beurteilung, deren Zusammenfassung durch ChatGPT ich hier veröffentliche. Zugleich habe ich eine Bitte an Sie / dich: Ich würde mich über Ihre Rückmeldung in den Kommentaren freuen. Vielleicht kommt dadurch unter uns ein kleines Gespräch zu Stande.

Hier nun die Zusammenfassung von ChatGPT:

Der Evangelikalismus in den Südstaaten der USA und der von lutherischer Theologie geprägte, evangelische Glaube in Europa:

Der Evangelikalismus der Südstaaten ist kein Randphänomen, sondern ein kulturelles und religiöses System, das Millionen prägt. Er lebt aus Leidenschaft, Gewissheit und Gemeinschaft. Doch seine Stärke ist zugleich seine Schwäche: Er verwechselt die Glut der Frömmigkeit mit der Wahrheit des Evangeliums.

In seiner Grundgestalt hat der Evangelikalismus die reformatorische Einsicht in die radikale Gnade Gottes weitgehend verloren. Wo Luther die Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnade bekennt, fordert der Evangelikalismus die bewusste Entscheidung des Einzelnen. Der Mensch soll „sein Herz für Jesus öffnen“, „Christus annehmen“ oder „wiedergeboren werden“. Damit wird der Glaube zu einem menschlichen Werk, und das Heil hängt am Entschluss des Willens. Das ist – theologisch gesehen – nichts anderes als eine subtile Form des Werkeglaubens, getarnt als Frömmigkeit. Der entscheidende reformatorische Gedanke, dass Gott den Gottlosen gerecht macht, ohne Vorbedingung, wird dadurch unterlaufen.

Ähnlich verhält es sich mit dem Schriftverständnis. Der evangelikale Biblizismus, der die Bibel als wörtlich inspiriertes und fehlerloses Dokument versteht, verkehrt das reformatorische Prinzip sola scriptura (allein die heilige Schrift) in ein dogmatisches Korsett. Was als Ehrfurcht vor der Bibel beginnt, endet oft als geistliche Erstarrung. Der Buchstabe ersetzt den Geist. Luther aber las die Bibel nicht als Gesetzbuch, sondern als Zeugnis des Evangeliums: „Was Christum treibet (= was ihn offenbart).“ Wo der Bibeltext nicht auf Christus weist, bleibt er toter Buchstabe. Der Evangelikalismus verwechselt Autorität mit Buchstabenglaube – und verliert darüber die Freiheit des Wortes.

Besonders deutlich tritt die Verschiebung in der Deutung des Kreuzes hervor. Die evangelikale Theologie versteht den Tod Christi fast ausschließlich als stellvertretendes Strafleiden. Gott wird zum Richter, Christus zum Sühneopfer, das seinen Zorn besänftigt. Doch diese juristische Verkürzung entstellt das Evangelium. Am Kreuz begegnet uns nicht ein Gott, der Sühne verlangt, sondern ein Gott, der sich selbst in Liebe hingibt. Das Kreuz ist kein göttlicher Tauschhandel, sondern Offenbarung des göttlichen Herzens: Gott leidet, um den Menschen zu gewinnen – nicht um einen Schuldschein zu begleichen.

In der gesellschaftlichen Wirkung verbindet sich diese Theologie mit einer eigentümlichen religiösen Kultur. Die Gemeinden bieten Zugehörigkeit, Identität und Halt, besonders in einer von sozialer Unsicherheit und Traditionsverlust geprägten Region. Doch diese Identität ist häufig exklusiv. Evangelikale Frömmigkeit grenzt aus, wo sie befreien sollte. Sie erhebt moralische Gebote zu Grenzmarkierungen des Heils und bindet den Glauben eng an nationale Ideologie. Die Botschaft von der freien Gnade Gottes wird so zum Werkzeug kultureller Selbstbehauptung.

Damit entfernt sich der Evangelikalismus der Südstaaten der USA weit von der reformatorischen Mitte:

von der Freiheit des Glaubens, der Christus als alleinigen Grund kennt,

von der Demut, die alles Heil allein von Gott erwartet,

und von der Weite, die im Evangelium die Versöhnung der ganzen Welt erkennt.

Der Evangelikalismus bekennt Christus mit Inbrunst – aber nicht selten als Besitz, den es zu verteidigen gilt.

Reformation aber meint: Christus ist nicht Besitz, sondern Geschenk.

Darum gilt:

Der Evangelikalismus hält an der Bibel fest – und verliert das Evangelium.
Er ruft zur Entscheidung – und verkennt die Gnade.
Er spricht vom Kreuz – und übersieht den Gott der Liebe, der sich darin verbirgt.
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Soweit die KI (künstliche Intelligenz) nach dem Modell von ChatGPT

Also, was meinen Sie dazu? Sie können jetzt Ihre Gedanken dazu auch anonym weiter unten in den Kommentaren veröffentlichen. Ich freue mich auf eine spannende Diskussion.

Einen guten Abend und morgen einen gesegneten Sonntag,

Ihr / dein Hans Löhr

Nachbemerkung: Ich sehe einen deutlichen Unterschied zwischen der evangelikalen Frömmigkeit in den Südstaaten der USA zu der in Deutschland. Falls Interesse besteht, kann ich die KI auch dazu recherchieren lassen und das Ergebnis hier veröffentlichen.